Richard Reuter: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Richard Reuter]] war ein Lauenburger Sozialdemokrat. Von Beruf Krankenkassen-Kassierer, war er in der Zeit vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten Vorsitzender der Lauenburger Ortsgruppe des [[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold]], die 1930 mit 240 Mitgliedern die stärkste Ortsgruppe im Kreis Herzogtum Lauenburg war. Diese wurde v.a. als Saalschutz für Parteiveranstaltungen eingesetzt.<ref>Bohlmann, Heinz: Die Sozialdemokratie in der politischen Entwicklung der Stadt Lauenburg/Elbe 1918 - 1950, in: SPD-Ortsverein, vertreten durch 1. Vorsitzende R. Peters (Hrsg.): 125 Jahre. SPD Ortsverein Lauenburg. 1890 - 2015, Lauenburg, 2015, S. 16-35, hier: S. 21.</ref>
{{Person
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|Vorname = Richard
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'''Richard Reuter''', * [[12. Februar]] [[1892]] in Lauenburg/Elbe, † [[25. Januar]] [[1968]] in Lauenburg/Elbe; Verwaltungsangestellter, Bürgermeister. Mitglied der SPD.  


Nach dem Krieg wurde Richard Reuter mit einer Anzeige vom 19. September 1933 gegen den Gewerbelehrer Niemeyer, der später im KZ umgekommen ist, in Verbindung gebracht. Dieser Vorwurf seitens der KPD konnte allerdings nicht bewiesen werden. Richard Reuter entging nach Ausssage des ehemaligen Lauenburger Bürgermeisters  Maacke (1941-1945) einer Verhaftung nach den Ereignissen des 20. Juli 1944 nur, weil er 1941 seinen einzigen Sohn im Krieg verloren hatte.<ref>Bohlmann, Sozialdemokratie, S. 33.</ref>
==Leben & Beruf==
Richard Reuter wurde am [[12. Februar]] [[1892]] in Lauenburg geboren. Seine Eltern waren der Arbeiter Adolf Christian Nicolaus Reuter und dessen Ehefrau Caroline Johanna Sophia Reuter, geb. Abel.<ref>Mitteilung von Dr. Claudia Tanck, Archiv des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, 17.3.2025, an [[Benutzerin:Skw|skw]]</ref> Er machte bei der Stadtverwaltung (wohl Lauenburg) eine Verwaltungslehre.<ref name=":1">Zimmermann, Hansjörg: ''Reuter, Richard'', in: Opitz, Eckardt (Hg.): ''Biografisches Lexikon Herzogtum Lauenburg'' (Husum Verlag 2015), ISBN 978-3-89876-778-1, S. 318 f.</ref> Über Militärdienst und Teilnahme am 1. Weltkrieg ist bisher nichts bekannt, sie sind aber wahrscheinlich.


Am 18. Juli 1945 wurde er stellvertretender Bürgermeister Lauenburgs, am 7. November 1945 in das Beamtenverhältnis als Stadtoberinspektor aufgenommen und im Dezember 1945 dann schließlich zum Bürgermeister ernannt. Am 1. März 1946 erhielt er die Bezeichnung Stadtdirektor und am 28. April 1950 wurde er zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt, was er nach mehreren Wiederwahlen bis zum 28. Februar 1957 blieb.<ref>Mührenberg, Dr. Anke: (Stadtarchiv Lauenburg/Elbe): Bürgervertretung in Lauenburg/Elbe von 1599 bis 2016, Stadt Lauenburg/Elbe - Der Bürgermeister (Hrsg.), Lauenburg, 2017, hier: S. 74.</ref> Insbesondere bei seiner ersten Wahl gab es ein Kuriosum: Obwohl die SPD nur 8 Sitze im Stadtrat inne hatte, wurde Richard Reuter mit 12 Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Die anderen Stimmen kamen von Teilen der CDU, die ihn trotz eines eigenen Kandidaten, der wiederum nur 8 Stimmen erhielt, mitgewählt hatten. Zur Begründung hieß es vom damaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden, dass man sich nicht hätte einig werden können und gegen die Arbeit von Richard Reuter nichts einzuwenden sei.<ref>Schwintowsky, Egon: Neuanfang und Wiederaufau, in: SPD-Ortsverein, vertreten durch 1. Vorsitzende R. Peters (Hrsg.): 125 Jahre. SPD Ortsverein Lauenburg. 1890 - 2015, Lauenburg, 2015, S. 37-42, hier: S. 39</ref>
Er war offenbar verheiratet, denn das Ehepaar hatte einen Sohn.<ref name=":0">Bohlmann, Heinz: ''Die Sozialdemokratie in der politischen Entwicklung der Stadt Lauenburg/Elbe 1918 - 1950''. In: [[Ortsverein Lauenburg|SPD-Ortsverein Lauenburg]] (Hrsg.): ''125 Jahre SPD Ortsverein Lauenburg. 1890 - 2015'' (Lauenburg 2015), S. 33</ref>


In die Amtszeit von Richard Reuter als Bürgermeister fiel also v.a. die Phase des Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg. Aufgrund einer großen Anzahl von Flüchtlingen war die Einwohnerzahl auf über 15.000 angewachsen - 1939 waren es nur knapp 6.000 Einwohner gewesen. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln bildete insbesondere am Anfang einen Schwerpunkt, ebenso die Wiederherstellung der Infrastruktur von Strom, Gas und Telefon. In einem Auszug aus Ausführungen der Stadtvertretung vom [[26. April 1946]] heißt es:
Mit der Machtübergabe an die Nazis verlor er - wie viele - seine Arbeit bei der Stadtverwaltung<ref name=":1" /> und auch sein kommunalpolitisches Amt. Möglicherweise bezieht sich der Hinweis, er sei als Krankenkassen-Kassierer tätig gewesen, auf diese Zeit. Nach Aussage des ehemaligen Lauenburger Bürgermeisters Maacke (1941-1945) entging er [[1944]] einer Verhaftung im Rahmen der [[Aktion Gewitter]] nur, weil er [[1941]] seinen einzigen Sohn im Krieg verloren hatte.<ref name=":0" />


''"Daraufhin ergreift Herr Stadtdirektor Reuter das Wort und gibt einen Bericht über die Ernährungslage und Verwaltungsarbeit der Stadt. Es war unendlich schwer, in den ersten Tagen die vielen Probleme zu bewältigen. Nicht nur, daß keine Beamten und Angestellten zur Verfügung waren, es waren auch keine Akten und Unterlagen mehr vorhanden. Die Beamten gehörten zum größten Teil der NSDAP an und mußten sofort entlassen werden. [...] Eine außerordentlich schwer Aufgabe war es, die vielen Menschen zu ernähren. Lauenburg war mit Flüchtlingen überfüllt. Gemeinschaftsküchen wurden eingerichtet. Für diese Küchen mußten Lebensmittel beschafft werden. Die Höchstzahl der Personen, die aus der Küche verpflegt wurden, war 7.499 Personen. Die Arbeit in diesen Gemeinschaftsküchen wurde zum großen Teil von Flüchtlingen geleistet. Man hat Enttäuschungen erlebt und es mußte hart durchgegriffen werden. Es ist aber geschafft worden, daß niemand hat Hunger leiden müssen. Täglich wurden Tausende von Durchreisenden aus der Gemeinschaftsküche verpflegt. Im Laufe der zeit konnten die 4 Gemeinschaftsküchen zusammengelegt werden und heute werden ungefähr noch Eintausend Personen aus der Küche verpflegt.''
Nach Ende der NS-Diktatur brachte ihn die KPD mit einer Anzeige vom [[19. September]] [[1933]] gegen den Gewerbelehrer Niemeyer, der später im KZ umgekommen war, in Verbindung. Diesen Vorwurf konnte die KPD allerdings nicht beweisen.<ref name=":0" />
Ein weiteres Problem war und ist die Wohnraumbeschaffung. Es mußten immer mehr Flüchtlinge untergebracht werden. Es wird bekanntgegeben, daß der Kreis Herzogtum Lauenburg noch weitere 20.000 Flüchtlinge aufnehmen soll. Herr Stadtdirektor Reuter bittet, daß die Unterbringungskommission, die sich aus 3 Stadträten in jedem Bezirk zusammensetzt, aktiver arbeitet."''


Während seiner Amtszeit wurde u.a. umgesetzt:<ref>Schwintowsky, Neuanfang, S. 40.</ref>
[[1945]] nahm er seine Arbeit bei der Stadtverwaltung wieder auf; am [[7. November]] wurde er als Stadtoberinspektor in das Beamtenverhältnis übernommen.<ref name=":1" />
 
==Partei & Politik==
Wann Richard Reuter in die SPD eintrat, ist nicht ermittelt; es dürfte um [[1910]] gewesen sein. Von [[1925]] bis [[1933]] gehörte er dem Kreistag des Kreises Herzogtum Lauenburg an.<ref name=":1" />
 
Vor [[1933]] war er Vorsitzender der Lauenburger Ortsgruppe des [[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold|Reichsbanners]], [[1930]] mit 240 Mitgliedern die stärkste Ortsgruppe im Kreis. Sie wurde v.a. als Saalschutz für Parteiveranstaltungen eingesetzt.<ref>Bohlmann, Heinz: ''Die Sozialdemokratie in der politischen Entwicklung der Stadt Lauenburg/Elbe 1918 - 1950''. In: [[Ortsverein Lauenburg|SPD-Ortsverein Lauenburg]] (Hrsg.): ''125 Jahre SPD Ortsverein Lauenburg. 1890 - 2015'' (Lauenburg 2015), S. 21</ref>
 
Nach dem Ende der NS-Herrschaft wurde er - wie auch der Genosse [[Richard Burmester]] - sofort wieder politisch aktiv. Neben der Verwaltungsfunktion in der Stadt gehörte er von [[1952]] bis [[1962]] wieder dem Lauenburger Kreistag an.<ref name=":1" />
 
=== Bürgermeister ===
Am [[18. Juli]] [[1945]] ernannte ihn die britischen Militärregierung zum stellvertretender Bürgermeister Lauenburgs, im Dezember [[1945]] zum Bürgermeister. Am [[1. März]] [[1946]] wurde er Stadtdirektor (hauptamtlicher Verwaltungschef), und nach der Rückkehr zur Magistratsverfassung wählte ihn die Stadtvertretung am [[28. April]] [[1950]] zum hauptamtlichen Bürgermeister. Dies blieb er nach mehreren Wiederwahlen bis zum [[28. Februar]] [[1957]].<ref>Mührenberg, Anke: ''Bürgervertretung in Lauenburg/Elbe von 1599 bis 2016'' (Lauenburg 2017), S. 74</ref> Insbesondere bei seiner ersten Wahl gab es ein Kuriosum: Obwohl die SPD nur 8 Sitze im Stadtrat hatte, die CDU 13, wurde er mit 12 Stimmen zum Bürgermeister gewählt.<ref>Schwintowsky, Egon: ''Neuanfang und Wiederaufbau''. In: [[Ortsverein Lauenburg|SPD-Ortsverein Lauenburg]] (Hrsg.): ''125 Jahre SPD Ortsverein Lauenburg. 1890 - 2015'' (Lauenburg 2015), S. 39</ref> Der CDU-Fraktionsvorsitzende  erklärte dazu:
<blockquote>"In der CDU-Fraktion hat sich eine einheitliche Auffassung nicht durchsetzen lassen. Ein Teil meiner polit. Freunde hält aus kommunal-polit. Erwägungen und, da gegen die persönlichen Qualitäten des Herrn Stadtdirektors (R.) nichts gesagt werden kann, dessen Wahl für zweckmäßiger. Wir haben daher die Wahl freigegeben."<ref name=":1" /></blockquote>
 
Welcher Art diese persönlichen Qualitäten waren, beschreibt Zimmermann:
<blockquote>"R. hatte sich zu einem Mann mit einem besonderen Charisma entwickelt. Er verstand es, seine Mitmenschen für sich einzunehmen und sie in den Dienst der Allgemeinheit mit einzubeziehen. Er verfügte über einen außergewöhnlichen Ideenreichtum, war jedoch auch stets bereit, die Ideen anderer anzuerkennen und umzusetzen. Er arbeitete mit parteipolit. Andersdenkenden zusammen, um den Menschen und der Stadt zu dienen. Er besaß Durchsetzungsvermögen, war dabei diplomat. und überwand nicht nur bürokratische Hemmnisse, soweit er diese in der Zeit des Aufbaus überhaupt beachtete. Er unterlief die Anordnung der brit. Besatzer, so oft dies nur irgend ging, um zu helfen. R. "organisierte" Küchen, zeitweise waren es vier, um Einheimische und Flüchtlinge zu versorgen, und einen LKW, der Lebensmittel herbeischaffte, ohne die erforderliche Einwilligung der Briten abzuwarten."<ref name=":1" /></blockquote>
 
In die Amtszeit von Richard Reuter fiel also vor allem die Phase des Wiederaufbaus nach NS-Herrschaft und 2. Weltkrieg. Durch Flüchtlinge war die Einwohnerzahl von knapp 6.000 (1939) auf über 15.000 angewachsen. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln bildete insbesondere am Anfang einen Schwerpunkt, ebenso die Wiederherstellung der Infrastruktur der Strom-, Gas- und Telefonversorgung. In einem Protokoll der Stadtvertretung vom [[26. April]] [[1946]] heißt es:
 
<blockquote>"Daraufhin ergreift Herr Stadtdirektor Reuter das Wort und gibt einen Bericht über die Ernährungslage und Verwaltungsarbeit der Stadt. Es war unendlich schwer, in den ersten Tagen die vielen Probleme zu bewältigen. Nicht nur, daß keine Beamten und Angestellten zur Verfügung waren, es waren auch keine Akten und Unterlagen mehr vorhanden. Die Beamten gehörten zum größten Teil der NSDAP an und mußten sofort entlassen werden. [...] Eine außerordentlich schwere Aufgabe war es, die vielen Menschen zu ernähren. Lauenburg war mit Flüchtlingen überfüllt. Gemeinschaftsküchen wurden eingerichtet. Für diese Küchen mußten Lebensmittel beschafft werden. Die Höchstzahl der Personen, die aus der Küche verpflegt wurden, war 7.499 Personen. Die Arbeit in diesen Gemeinschaftsküchen wurde zum großen Teil von Flüchtlingen geleistet. Man hat Enttäuschungen erlebt und es mußte hart durchgegriffen werden. Es ist aber geschafft worden, daß niemand hat Hunger leiden müssen. Täglich wurden Tausende von Durchreisenden aus der Gemeinschaftsküche verpflegt. Im Laufe der Zeit konnten die 4 Gemeinschaftsküchen zusammengelegt werden und heute werden ungefähr noch Eintausend Personen aus der Küche verpflegt.<br>
Ein weiteres Problem war und ist die Wohnraumbeschaffung. Es mußten immer mehr Flüchtlinge untergebracht werden. Es wird bekanntgegeben, daß der Kreis Herzogtum Lauenburg noch weitere 20.000 Flüchtlinge aufnehmen soll. Herr Stadtdirektor Reuter bittet, daß die Unterbringungskommission, die sich aus 3 Stadträten in jedem Bezirk zusammensetzt, aktiver arbeitet."<ref>Auszug aus den Ausführungen der Stadtvertretung, Stadtarchiv Lauenburg/Elbe II 99 und II 567. Zitiert nach: Mührenberg, Anke: ''Bürgervertretung in Lauenburg/Elbe von 1599 bis 2016'' (Lauenburg 2017), S. 53-55</ref></blockquote>
 
Ihm werden in seiner Amtszeit erhebliche Leistungen beim Wiederaufbau der Stadt zugerechnet<ref>Schwintowsky, Egon: ''Neuanfang und Wiederaufbau''. In: [[Ortsverein Lauenburg|SPD-Ortsverein Lauenburg]] (Hrsg.): ''125 Jahre SPD Ortsverein Lauenburg. 1890 - 2015'' (Lauenburg 2015), S. 40</ref>:
*[[1948]] Neubau des EDEKA-Gebäudes
*[[1948]] Neubau des EDEKA-Gebäudes
*[[1950]] Kriegsgeschädigten-Siedlung am Spitzort, neues Verwaltungsgebäude für die Stadtwerke
*[[1950]] Kriegsgeschädigten-Siedlung am Spitzort, neues Verwaltungsgebäude für die Stadtwerke
*[[1951]] Ausbau der Hafenstraße bis zur Berliner Straße als Bundesstraße
*[[1951]] Ausbau der Hafenstraße bis zur Berliner Straße als Bundesstraße
*[[1952]] Einweihung des Mahnmals "Kreuz des Deutschen Ostens" auf dem Hasenberg
*[[1952]] Errichtung des Mahnmals "Kreuz des Deutschen Ostens" auf dem Hasenberg
*[[1953]] Eröffnung der Volksbank, Einweihung des Ehrenfriedhofs am Glüsinger Weg, Übergabe neues Gerätehaus an die Feuerwehr an der Reeperbahn 4a
*[[1953]] Bau der Volksbank, Schaffung des Ehrenfriedhofs am Glüsinger Weg, neues Gerätehaus für die Feuerwehr an der Reeperbahn 4a
*[[1954]] Schwesternheim für das städtische Krankenhaus, Eröffnung einer Zweigstelle der Bundespost in der Oberstadt an der Berliner Straße
*[[1954]] Bau des Schwesternheims für das städtische Krankenhaus, Eröffnung einer Zweigstelle der Bundespost in der Oberstadt an der Berliner Straße
*[[1956]] Eröffnung des Freibads am Kuhgrund, basierend auf einer Idee von [[Max Weise]]
*[[1956]] Schaffung des Freibads am Kuhgrund, basierend auf einer Idee von Max Weise
*[[1957]] Bau der ersten Rentnerwohnungen auf dem Gelände des Krankenhauses
*[[1957]] Bau der ersten Rentnerwohnungen auf dem Gelände des Krankenhauses


== Quellen ==
==Literatur==
*Mührenberg, Anke: ''Bürgervertretung in Lauenburg/Elbe von 1599 bis 2016'' (Lauenburg 2017)
*[[Ortsverein Lauenburg|SPD-Ortsverein Lauenburg]] (Hrsg.): ''125 Jahre SPD Ortsverein Lauenburg. 1890 - 2015'' (Lauenburg 2015)
 
==Einzelnachweise==
<references />
<references />
[[Kategorie:Kreisverband Herzogtum Lauenburg]]
[[Kategorie:Ortsverein Lauenburg]]
[[Kategorie:BürgermeisterIn]]
[[Kategorie:Kommunalpolitik]]

Aktuelle Version vom 17. März 2025, 19:52 Uhr

Richard Reuter
Richard Reuter
Richard Reuter
Geboren: 12. Februar 1892
Gestorben: 25. Januar 1968

Richard Reuter, * 12. Februar 1892 in Lauenburg/Elbe, † 25. Januar 1968 in Lauenburg/Elbe; Verwaltungsangestellter, Bürgermeister. Mitglied der SPD.

Leben & Beruf

Richard Reuter wurde am 12. Februar 1892 in Lauenburg geboren. Seine Eltern waren der Arbeiter Adolf Christian Nicolaus Reuter und dessen Ehefrau Caroline Johanna Sophia Reuter, geb. Abel.[1] Er machte bei der Stadtverwaltung (wohl Lauenburg) eine Verwaltungslehre.[2] Über Militärdienst und Teilnahme am 1. Weltkrieg ist bisher nichts bekannt, sie sind aber wahrscheinlich.

Er war offenbar verheiratet, denn das Ehepaar hatte einen Sohn.[3]

Mit der Machtübergabe an die Nazis verlor er - wie viele - seine Arbeit bei der Stadtverwaltung[2] und auch sein kommunalpolitisches Amt. Möglicherweise bezieht sich der Hinweis, er sei als Krankenkassen-Kassierer tätig gewesen, auf diese Zeit. Nach Aussage des ehemaligen Lauenburger Bürgermeisters Maacke (1941-1945) entging er 1944 einer Verhaftung im Rahmen der Aktion Gewitter nur, weil er 1941 seinen einzigen Sohn im Krieg verloren hatte.[3]

Nach Ende der NS-Diktatur brachte ihn die KPD mit einer Anzeige vom 19. September 1933 gegen den Gewerbelehrer Niemeyer, der später im KZ umgekommen war, in Verbindung. Diesen Vorwurf konnte die KPD allerdings nicht beweisen.[3]

1945 nahm er seine Arbeit bei der Stadtverwaltung wieder auf; am 7. November wurde er als Stadtoberinspektor in das Beamtenverhältnis übernommen.[2]

Partei & Politik

Wann Richard Reuter in die SPD eintrat, ist nicht ermittelt; es dürfte um 1910 gewesen sein. Von 1925 bis 1933 gehörte er dem Kreistag des Kreises Herzogtum Lauenburg an.[2]

Vor 1933 war er Vorsitzender der Lauenburger Ortsgruppe des Reichsbanners, 1930 mit 240 Mitgliedern die stärkste Ortsgruppe im Kreis. Sie wurde v.a. als Saalschutz für Parteiveranstaltungen eingesetzt.[4]

Nach dem Ende der NS-Herrschaft wurde er - wie auch der Genosse Richard Burmester - sofort wieder politisch aktiv. Neben der Verwaltungsfunktion in der Stadt gehörte er von 1952 bis 1962 wieder dem Lauenburger Kreistag an.[2]

Bürgermeister

Am 18. Juli 1945 ernannte ihn die britischen Militärregierung zum stellvertretender Bürgermeister Lauenburgs, im Dezember 1945 zum Bürgermeister. Am 1. März 1946 wurde er Stadtdirektor (hauptamtlicher Verwaltungschef), und nach der Rückkehr zur Magistratsverfassung wählte ihn die Stadtvertretung am 28. April 1950 zum hauptamtlichen Bürgermeister. Dies blieb er nach mehreren Wiederwahlen bis zum 28. Februar 1957.[5] Insbesondere bei seiner ersten Wahl gab es ein Kuriosum: Obwohl die SPD nur 8 Sitze im Stadtrat hatte, die CDU 13, wurde er mit 12 Stimmen zum Bürgermeister gewählt.[6] Der CDU-Fraktionsvorsitzende erklärte dazu:

"In der CDU-Fraktion hat sich eine einheitliche Auffassung nicht durchsetzen lassen. Ein Teil meiner polit. Freunde hält aus kommunal-polit. Erwägungen und, da gegen die persönlichen Qualitäten des Herrn Stadtdirektors (R.) nichts gesagt werden kann, dessen Wahl für zweckmäßiger. Wir haben daher die Wahl freigegeben."[2]

Welcher Art diese persönlichen Qualitäten waren, beschreibt Zimmermann:

"R. hatte sich zu einem Mann mit einem besonderen Charisma entwickelt. Er verstand es, seine Mitmenschen für sich einzunehmen und sie in den Dienst der Allgemeinheit mit einzubeziehen. Er verfügte über einen außergewöhnlichen Ideenreichtum, war jedoch auch stets bereit, die Ideen anderer anzuerkennen und umzusetzen. Er arbeitete mit parteipolit. Andersdenkenden zusammen, um den Menschen und der Stadt zu dienen. Er besaß Durchsetzungsvermögen, war dabei diplomat. und überwand nicht nur bürokratische Hemmnisse, soweit er diese in der Zeit des Aufbaus überhaupt beachtete. Er unterlief die Anordnung der brit. Besatzer, so oft dies nur irgend ging, um zu helfen. R. "organisierte" Küchen, zeitweise waren es vier, um Einheimische und Flüchtlinge zu versorgen, und einen LKW, der Lebensmittel herbeischaffte, ohne die erforderliche Einwilligung der Briten abzuwarten."[2]

In die Amtszeit von Richard Reuter fiel also vor allem die Phase des Wiederaufbaus nach NS-Herrschaft und 2. Weltkrieg. Durch Flüchtlinge war die Einwohnerzahl von knapp 6.000 (1939) auf über 15.000 angewachsen. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln bildete insbesondere am Anfang einen Schwerpunkt, ebenso die Wiederherstellung der Infrastruktur der Strom-, Gas- und Telefonversorgung. In einem Protokoll der Stadtvertretung vom 26. April 1946 heißt es:

"Daraufhin ergreift Herr Stadtdirektor Reuter das Wort und gibt einen Bericht über die Ernährungslage und Verwaltungsarbeit der Stadt. Es war unendlich schwer, in den ersten Tagen die vielen Probleme zu bewältigen. Nicht nur, daß keine Beamten und Angestellten zur Verfügung waren, es waren auch keine Akten und Unterlagen mehr vorhanden. Die Beamten gehörten zum größten Teil der NSDAP an und mußten sofort entlassen werden. [...] Eine außerordentlich schwere Aufgabe war es, die vielen Menschen zu ernähren. Lauenburg war mit Flüchtlingen überfüllt. Gemeinschaftsküchen wurden eingerichtet. Für diese Küchen mußten Lebensmittel beschafft werden. Die Höchstzahl der Personen, die aus der Küche verpflegt wurden, war 7.499 Personen. Die Arbeit in diesen Gemeinschaftsküchen wurde zum großen Teil von Flüchtlingen geleistet. Man hat Enttäuschungen erlebt und es mußte hart durchgegriffen werden. Es ist aber geschafft worden, daß niemand hat Hunger leiden müssen. Täglich wurden Tausende von Durchreisenden aus der Gemeinschaftsküche verpflegt. Im Laufe der Zeit konnten die 4 Gemeinschaftsküchen zusammengelegt werden und heute werden ungefähr noch Eintausend Personen aus der Küche verpflegt.
Ein weiteres Problem war und ist die Wohnraumbeschaffung. Es mußten immer mehr Flüchtlinge untergebracht werden. Es wird bekanntgegeben, daß der Kreis Herzogtum Lauenburg noch weitere 20.000 Flüchtlinge aufnehmen soll. Herr Stadtdirektor Reuter bittet, daß die Unterbringungskommission, die sich aus 3 Stadträten in jedem Bezirk zusammensetzt, aktiver arbeitet."[7]

Ihm werden in seiner Amtszeit erhebliche Leistungen beim Wiederaufbau der Stadt zugerechnet[8]:

  • 1948 Neubau des EDEKA-Gebäudes
  • 1950 Kriegsgeschädigten-Siedlung am Spitzort, neues Verwaltungsgebäude für die Stadtwerke
  • 1951 Ausbau der Hafenstraße bis zur Berliner Straße als Bundesstraße
  • 1952 Errichtung des Mahnmals "Kreuz des Deutschen Ostens" auf dem Hasenberg
  • 1953 Bau der Volksbank, Schaffung des Ehrenfriedhofs am Glüsinger Weg, neues Gerätehaus für die Feuerwehr an der Reeperbahn 4a
  • 1954 Bau des Schwesternheims für das städtische Krankenhaus, Eröffnung einer Zweigstelle der Bundespost in der Oberstadt an der Berliner Straße
  • 1956 Schaffung des Freibads am Kuhgrund, basierend auf einer Idee von Max Weise
  • 1957 Bau der ersten Rentnerwohnungen auf dem Gelände des Krankenhauses

Literatur

  • Mührenberg, Anke: Bürgervertretung in Lauenburg/Elbe von 1599 bis 2016 (Lauenburg 2017)
  • SPD-Ortsverein Lauenburg (Hrsg.): 125 Jahre SPD Ortsverein Lauenburg. 1890 - 2015 (Lauenburg 2015)

Einzelnachweise

  1. Mitteilung von Dr. Claudia Tanck, Archiv des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, 17.3.2025, an skw
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Zimmermann, Hansjörg: Reuter, Richard, in: Opitz, Eckardt (Hg.): Biografisches Lexikon Herzogtum Lauenburg (Husum Verlag 2015), ISBN 978-3-89876-778-1, S. 318 f.
  3. 3,0 3,1 3,2 Bohlmann, Heinz: Die Sozialdemokratie in der politischen Entwicklung der Stadt Lauenburg/Elbe 1918 - 1950. In: SPD-Ortsverein Lauenburg (Hrsg.): 125 Jahre SPD Ortsverein Lauenburg. 1890 - 2015 (Lauenburg 2015), S. 33
  4. Bohlmann, Heinz: Die Sozialdemokratie in der politischen Entwicklung der Stadt Lauenburg/Elbe 1918 - 1950. In: SPD-Ortsverein Lauenburg (Hrsg.): 125 Jahre SPD Ortsverein Lauenburg. 1890 - 2015 (Lauenburg 2015), S. 21
  5. Mührenberg, Anke: Bürgervertretung in Lauenburg/Elbe von 1599 bis 2016 (Lauenburg 2017), S. 74
  6. Schwintowsky, Egon: Neuanfang und Wiederaufbau. In: SPD-Ortsverein Lauenburg (Hrsg.): 125 Jahre SPD Ortsverein Lauenburg. 1890 - 2015 (Lauenburg 2015), S. 39
  7. Auszug aus den Ausführungen der Stadtvertretung, Stadtarchiv Lauenburg/Elbe II 99 und II 567. Zitiert nach: Mührenberg, Anke: Bürgervertretung in Lauenburg/Elbe von 1599 bis 2016 (Lauenburg 2017), S. 53-55
  8. Schwintowsky, Egon: Neuanfang und Wiederaufbau. In: SPD-Ortsverein Lauenburg (Hrsg.): 125 Jahre SPD Ortsverein Lauenburg. 1890 - 2015 (Lauenburg 2015), S. 40