Hans Gerhard Ramler: Unterschied zwischen den Versionen
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Hans Gerhard Ramler machte nach Abschluss der Mittelschule ab [[1946]] eine Ausbildung als Drogist. Er war "stolz darauf, daß er z. B. auch die 'Giftprüfung' abgelegt" hatte.<ref | Hans Gerhard Ramler machte nach Abschluss der Mittelschule ab [[1946]] eine Ausbildung als Drogist. Er war "stolz darauf, daß er z. B. auch die 'Giftprüfung' abgelegt" hatte.<ref>Nitschke, Wolfhard: ''Hans Gerhard Ramler 70 Jahre - zugleich ein Rückblick auf 45 Jahre Berufsbildungspolitik in Schleswig-Holstein'', zitiert in: DAG-Forum, ''[http://dag-forum.de/viewtopic.php?t=277 Stichwort "Hans Gerhard Ramler ?"]'', 18.3.2010</ref> Er erinnerte sich: | ||
<blockquote>"Wir Jüngeren fanden kaum Lehrstellen, schon gar nicht in unserem Wunschberuf. [...] So erging es Tausenden. Wir waren ausgebombt und unser Vermieter hatte eine Drogerie in Schönberg/Holstein. Er sagte zu mir, „wenn du keine Lehrstelle findest, kommst zu mir.“ So wurde ich ohne mein Zutun Drogistenlehrling und bezog ein Zimmer für zehn Reichsmark (RM), das ich von meiner damaligen Lehrlingsvergütung in der Höhe von 25 RM bezahlen musste. Dass das nicht gut gehen würde, lag auf der Hand. So wechselte ich Monate später zur Anschlussausbildung nach Kiel. Nach erfolgreichen Abschluss der Ausbildung betrug das Anfangsgehalt 121 DM, ich aber forderte 125 DM. Dies lehnte mein Chef mit den Worten, „das trüge sein Geschäft nicht“ ab. Ich wollte nicht schuld sein am Untergang seines Geschäfts, kündigte und fand einen Arbeitsplatz in der Berufsberatung des Arbeitsamtes."<ref>SPD Ostholstein: ''[https://www.spd-ostholstein.de/wp-content/uploads/sites/452/2018/02/Ostholsteinbrief_Fruehjahr-2017_digital.pdf Parteijubiläen: Hans Gerhard Ramler]'', ''[[Ostholsteinbrief]]'' Nr. 47 (Frühjahr 2017), S. 4 </ref></blockquote> | <blockquote>"Wir Jüngeren fanden kaum Lehrstellen, schon gar nicht in unserem Wunschberuf. [...] So erging es Tausenden. Wir waren ausgebombt und unser Vermieter hatte eine Drogerie in Schönberg/Holstein. Er sagte zu mir, „wenn du keine Lehrstelle findest, kommst zu mir.“ So wurde ich ohne mein Zutun Drogistenlehrling und bezog ein Zimmer für zehn Reichsmark (RM), das ich von meiner damaligen Lehrlingsvergütung in der Höhe von 25 RM bezahlen musste. Dass das nicht gut gehen würde, lag auf der Hand. So wechselte ich Monate später zur Anschlussausbildung nach Kiel. Nach erfolgreichen Abschluss der Ausbildung betrug das Anfangsgehalt 121 DM, ich aber forderte 125 DM. Dies lehnte mein Chef mit den Worten, „das trüge sein Geschäft nicht“ ab. Ich wollte nicht schuld sein am Untergang seines Geschäfts, kündigte und fand einen Arbeitsplatz in der Berufsberatung des Arbeitsamtes."<ref>SPD Ostholstein: ''[https://www.spd-ostholstein.de/wp-content/uploads/sites/452/2018/02/Ostholsteinbrief_Fruehjahr-2017_digital.pdf Parteijubiläen: Hans Gerhard Ramler]'', ''[[Ostholsteinbrief]]'' Nr. 47 (Frühjahr 2017), S. 4 </ref></blockquote> | ||
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"Insgesamt 45 Jahre habe er sich während seines beruflichen Lebens für die Jugendarbeit eingesetzt," fasste er später zusammen.<ref>''[https://www.ln-online.de/Lokales/Ostholstein/Von-Ostholsteinern-fuer-Ostholsteiner-Schicksalswege Von Ostholsteinern für Ostholsteiner – Schicksalswege]'', ''Lübecker Nachrichten'', 14.10.2017</ref> Zu seinen Ehrenämtern in diesem Bereich gehörten Vorsitzender des Kieler Jugendringes, 2. Vorsitzender des Landesjugendringes, Vorsitzender des Jugendferienwerkes Schleswig-Holstein, Stellvertreter des DAG-Bundesjugendleiters und Mitglied des Bundesjugendringes. Ab [[1968]] wirkte er auch nebenamtlich an der Referendarausbildug in der DAG-Tagungsstätte in Naumburg mit, zum Thema 'Berufsschule und Gewerkschaften - | "Insgesamt 45 Jahre habe er sich während seines beruflichen Lebens für die Jugendarbeit eingesetzt," fasste er später zusammen.<ref>''[https://www.ln-online.de/Lokales/Ostholstein/Von-Ostholsteinern-fuer-Ostholsteiner-Schicksalswege Von Ostholsteinern für Ostholsteiner – Schicksalswege]'', ''Lübecker Nachrichten'', 14.10.2017</ref> Zu seinen Ehrenämtern in diesem Bereich gehörten Vorsitzender des Kieler Jugendringes, 2. Vorsitzender des Landesjugendringes, Vorsitzender des Jugendferienwerkes Schleswig-Holstein, Stellvertreter des DAG-Bundesjugendleiters und Mitglied des Bundesjugendringes. Ab [[1968]] wirkte er auch nebenamtlich an der Referendarausbildug in der DAG-Tagungsstätte in Naumburg mit, zum Thema 'Berufsschule und Gewerkschaften - | ||
berufsbildungspolitische Aspekte'.<ref | berufsbildungspolitische Aspekte'.<ref>Nitschke, Wolfhard: ''Hans Gerhard Ramler 70 Jahre - zugleich ein Rückblick auf 45 Jahre Berufsbildungspolitik in Schleswig-Holstein'', zitiert in: DAG-Forum, ''[http://dag-forum.de/viewtopic.php?t=277 Stichwort "Hans Gerhard Ramler ?"]'', 18.3.2010</ref> | ||
Später kam er über die [[1974]] gegründete DAG-Bundesfachgruppe "Film- und Fernsehschaffen" (BFF) zum "Paul-Klinger-Verein", später "Paul Klinger Künstlersozialwerk e.V.". Er trat als Mitglied Nr. 8 bei und war seitdem förderndes Mitglied. Vor allem setzte er sich für die Altersabsicherung der Künstler*innen ein und unterstützte die spätere Gründung der Künstlersozialkasse ideell. Zum Vorsitzenden der Fachgruppe und Mitbegründer des "Paul-Klinger-Vereins", dem Schauspieler und Kabarettisten [[Jürgen Scheller]], entwickelte er über die Jahre ein engeres Verhältnis.<ref>Paul Klinger Künstlersozialwerk e.V., Report Nr. 43, April 2014, S. 27</ref> | Später kam er über die [[1974]] gegründete DAG-Bundesfachgruppe "Film- und Fernsehschaffen" (BFF) zum "Paul-Klinger-Verein", später "Paul Klinger Künstlersozialwerk e.V.". Er trat als Mitglied Nr. 8 bei und war seitdem förderndes Mitglied. Vor allem setzte er sich für die Altersabsicherung der Künstler*innen ein und unterstützte die spätere Gründung der Künstlersozialkasse ideell. Zum Vorsitzenden der Fachgruppe und Mitbegründer des "Paul-Klinger-Vereins", dem Schauspieler und Kabarettisten [[Jürgen Scheller]], entwickelte er über die Jahre ein engeres Verhältnis.<ref>Paul Klinger Künstlersozialwerk e.V., Report Nr. 43, April 2014, S. 27</ref> | ||
Weitere ehrenamtliche Tätigkeiten waren die Mitgliedschaft im Vorstand der Deutschen Angestellten-Akademie e.V., "die in Großhansdorf 'Staatlich geprüfte Betriebswirte', einige Zeit sogar 'Betriebswirte (grad.)', ausbildete"<ref | Weitere ehrenamtliche Tätigkeiten waren die Mitgliedschaft im Vorstand der Deutschen Angestellten-Akademie e.V., "die in Großhansdorf 'Staatlich geprüfte Betriebswirte', einige Zeit sogar 'Betriebswirte (grad.)', ausbildete"<ref>Nitschke, Wolfhard: ''Hans Gerhard Ramler 70 Jahre - zugleich ein Rückblick auf 45 Jahre Berufsbildungspolitik in Schleswig-Holstein'', zitiert in: DAG-Forum, ''[http://dag-forum.de/viewtopic.php?t=277 Stichwort "Hans Gerhard Ramler ?"]'', 18.3.2010</ref> und deren Mitgründer er war, von [[1959]] bis [[1992]] die Mitgliedschaft im Landesschulbeirat - ab [[1973]] als Vorsitzender -, die Mitgliedschaft im Kuratorium der Berufsakademie sowie nach Verabschiedung des Berufsbildungsgesetzes ab [[1970]] die Mitgliedschaft im Landesausschuß für Berufsbildung und verschiedener Berufsbildungsausschüsse der Kammern. Im Dezember [[1965]] gehörte er der von Kultusminister von Heydebreck berufenen 'Studienkommission für Fragen der Erwachsenenbildung in Schleswig-Holstein' an, deren Ergebnisse im Rahmen der der Schriftenreihe 'Gegenwartsfragen' veröffentlicht wurden (Heft 20).<ref>Nitschke, Wolfhard: ''Hans Gerhard Ramler 70 Jahre - zugleich ein Rückblick auf 45 Jahre Berufsbildungspolitik in Schleswig-Holstein'', zitiert in: DAG-Forum, ''[http://dag-forum.de/viewtopic.php?t=277 Stichwort "Hans Gerhard Ramler ?"]'', 18.3.2010</ref> | ||
Er und seine Frau Agnes lebten ab [[1976]] in [[Ortsverein Sierksdorf|Sierksdorf]]. | Er und seine Frau Agnes lebten ab [[1976]] in [[Ortsverein Sierksdorf|Sierksdorf]]. | ||
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In einem Beitrag eines Forums zur Geschichte der [[DAG]] wird geschildert, wie [[Jochen Steffen]] zur [[Landtagswahl 1971]] im Alleingang der Gewerkschaft einen sicheren Platz auf der SPD-Landesliste zugesichert habe. Die DAG schickte Hans Gerhard Ramler ins Rennen, der allerdings beim [[Landesparteitag 1970, Eutin|Nominierungsparteitag in Eutin]] in der Abstimmung um den vorgesehenen Listenplatz 13 unterlag und den - immer noch aussichtsreichen - Platz 20 erhielt.<ref | In einem Beitrag eines Forums zur Geschichte der [[DAG]] wird geschildert, wie [[Jochen Steffen]] zur [[Landtagswahl 1971]] im Alleingang der Gewerkschaft einen sicheren Platz auf der SPD-Landesliste zugesichert habe. Die DAG schickte Hans Gerhard Ramler ins Rennen, der allerdings beim [[Landesparteitag 1970, Eutin|Nominierungsparteitag in Eutin]] in der Abstimmung um den vorgesehenen Listenplatz 13 unterlag und den - immer noch aussichtsreichen - Platz 20 erhielt.<ref>Nitschke, Wolfhard: ''Hans Gerhard Ramler 70 Jahre - zugleich ein Rückblick auf 45 Jahre Berufsbildungspolitik in Schleswig-Holstein'', zitiert in: DAG-Forum, ''[http://dag-forum.de/viewtopic.php?t=277 Stichwort "Hans Gerhard Ramler ?"]'', 18.3.2010</ref> | ||
In den Landtagswahlen [[Landtagswahl 1975|1975]], [[Landtagswahl 1979|1979]] und [[Landtagswahl 1983|1983]] zog er ebenfalls über die Landesliste in den Landtag ein. Er war Mitglied im Eingabenausschuss, im Volksbildungsausschuss, im Rechtsausschuss, im Wirtschaftsausschuss und später im Ausschuss für Kultur, Jugend und Sport, außerdem im Ausschuss Kommunaler Investitionsfonds und im Landeswahlausschuss. Für viele Ausschüsse wurde er als Stellvertreter benannt. Zudem war er Sprecher seiner Fraktion für berufliche Bildung. | In den Landtagswahlen [[Landtagswahl 1975|1975]], [[Landtagswahl 1979|1979]] und [[Landtagswahl 1983|1983]] zog er ebenfalls über die Landesliste in den Landtag ein. Er war Mitglied im Eingabenausschuss, im Volksbildungsausschuss, im Rechtsausschuss, im Wirtschaftsausschuss und später im Ausschuss für Kultur, Jugend und Sport, außerdem im Ausschuss Kommunaler Investitionsfonds und im Landeswahlausschuss. Für viele Ausschüsse wurde er als Stellvertreter benannt. Zudem war er Sprecher seiner Fraktion für berufliche Bildung. | ||
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<blockquote>"Im Landtag machte die SPD-Fraktion ihn sogleich zum berufspolitischen Sprecher und ist damit gut gefahren. Berufsbildungspolitik verfügt über keine allzu große Lobby im Landtag und ist für die meisten Abgeordneten in ihrer Komplexität 'ein Buch mit sieben Siegeln' [...]. Ramler entfaltete eifrige Aktivitäten im Landtag: [[1974]] stellte er '99 Fragen zur beruflichen Bildung' in einer 'Großen Anfrage' und forderte im gleichen Jahr Sofortmaßnahmen für Schulabgänger - dies war ein Thema, das ihn durchgängig bis zum Ende seiner Landtagszeit in Anspruch nahm. [[1979]] sprach er zur Neugestaltung der Oberstufe an Fachgymnasien und im Jahre [[1980]] zeigte er, daß er dem 'mainstream' der SPD auch zu trotzen bereit war, wenn es ihm angezeigt erschien, als er nämlich den SPD-Entwurf für ein Bildungsurlaubsgesetz ablehnte. | <blockquote>"Im Landtag machte die SPD-Fraktion ihn sogleich zum berufspolitischen Sprecher und ist damit gut gefahren. Berufsbildungspolitik verfügt über keine allzu große Lobby im Landtag und ist für die meisten Abgeordneten in ihrer Komplexität 'ein Buch mit sieben Siegeln' [...]. Ramler entfaltete eifrige Aktivitäten im Landtag: [[1974]] stellte er '99 Fragen zur beruflichen Bildung' in einer 'Großen Anfrage' und forderte im gleichen Jahr Sofortmaßnahmen für Schulabgänger - dies war ein Thema, das ihn durchgängig bis zum Ende seiner Landtagszeit in Anspruch nahm. [[1979]] sprach er zur Neugestaltung der Oberstufe an Fachgymnasien und im Jahre [[1980]] zeigte er, daß er dem 'mainstream' der SPD auch zu trotzen bereit war, wenn es ihm angezeigt erschien, als er nämlich den SPD-Entwurf für ein Bildungsurlaubsgesetz ablehnte. | ||
Nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag ([[1987]]) berief ihn die Ministerin [[Eva Rühmkorf]] am 25.10.1988 zum 'Bevollmächtigten für vordringliche Fragen des beruflichen Schulwesens' im Ministerium und sicherte sich damit seinen großen Sachverstand. Im Jahre [[1993]] schied er aus dem Amt. Zum Teil paßte ihm wohl nicht der neue Zeitgeist: Ramler ist immer Praktiker gewesen, mit 'Systemveränderern', speziell in der beruflichen Bildung, kann er nicht viel anfangen. Mit den Ministerinnen [[Eva Rühmkorf]] und [[Marianne Tidick]] konnte er gut zusammenarbeiten und war sich mit ihnen einig, praxisorientierte Veränderungen anzustreben. Bestimmte Personalentscheidungen der neuen Ministerpräsidentin [[Heide Simonis]] hat er kritisiert und zur neuen Bildungsministerin [[Gisela Böhrk]] [...] fehlte ihm wohl auch 'der gute Draht'."<ref | Nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag ([[1987]]) berief ihn die Ministerin [[Eva Rühmkorf]] am 25.10.1988 zum 'Bevollmächtigten für vordringliche Fragen des beruflichen Schulwesens' im Ministerium und sicherte sich damit seinen großen Sachverstand. Im Jahre [[1993]] schied er aus dem Amt. Zum Teil paßte ihm wohl nicht der neue Zeitgeist: Ramler ist immer Praktiker gewesen, mit 'Systemveränderern', speziell in der beruflichen Bildung, kann er nicht viel anfangen. Mit den Ministerinnen [[Eva Rühmkorf]] und [[Marianne Tidick]] konnte er gut zusammenarbeiten und war sich mit ihnen einig, praxisorientierte Veränderungen anzustreben. Bestimmte Personalentscheidungen der neuen Ministerpräsidentin [[Heide Simonis]] hat er kritisiert und zur neuen Bildungsministerin [[Gisela Böhrk]] [...] fehlte ihm wohl auch 'der gute Draht'."<ref>Nitschke, Wolfhard: ''Hans Gerhard Ramler 70 Jahre - zugleich ein Rückblick auf 45 Jahre Berufsbildungspolitik in Schleswig-Holstein'', zitiert in: DAG-Forum, ''[http://dag-forum.de/viewtopic.php?t=277 Stichwort "Hans Gerhard Ramler ?"]'', 18.3.2010</ref></ blockquote> | ||
== Ehrungen == | == Ehrungen == |
Version vom 26. Dezember 2021, 16:30 Uhr
Hans Gerhard Ramler |
Hans Gerhard Ramler, * 13. Juli 1928 in Kiel; † 11. Dezember 2021 in Sierksdorf; Gewerkschaftssekretär, Landtagsabgeordneter. Mitglied der SPD seit 1952.
Leben & Beruf
Hans Gerhard Ramler machte nach Abschluss der Mittelschule ab 1946 eine Ausbildung als Drogist. Er war "stolz darauf, daß er z. B. auch die 'Giftprüfung' abgelegt" hatte.[1] Er erinnerte sich:
"Wir Jüngeren fanden kaum Lehrstellen, schon gar nicht in unserem Wunschberuf. [...] So erging es Tausenden. Wir waren ausgebombt und unser Vermieter hatte eine Drogerie in Schönberg/Holstein. Er sagte zu mir, „wenn du keine Lehrstelle findest, kommst zu mir.“ So wurde ich ohne mein Zutun Drogistenlehrling und bezog ein Zimmer für zehn Reichsmark (RM), das ich von meiner damaligen Lehrlingsvergütung in der Höhe von 25 RM bezahlen musste. Dass das nicht gut gehen würde, lag auf der Hand. So wechselte ich Monate später zur Anschlussausbildung nach Kiel. Nach erfolgreichen Abschluss der Ausbildung betrug das Anfangsgehalt 121 DM, ich aber forderte 125 DM. Dies lehnte mein Chef mit den Worten, „das trüge sein Geschäft nicht“ ab. Ich wollte nicht schuld sein am Untergang seines Geschäfts, kündigte und fand einen Arbeitsplatz in der Berufsberatung des Arbeitsamtes."[2]
Dies war 1949. 1951 wechselte er als hauptamtlicher Sekretär zur Deutschen Angestellten-Gewerkschaft, zunächst als Landesjugendleiter - was er ehrenamtlich schon seit 1948 war -, ab 1959 als Landesbildungssekretär und Referent für Organisation, Presse und Werbung, ab 1979[3] dann als Referent für berufliche Bildung der DAG.
"Insgesamt 45 Jahre habe er sich während seines beruflichen Lebens für die Jugendarbeit eingesetzt," fasste er später zusammen.[4] Zu seinen Ehrenämtern in diesem Bereich gehörten Vorsitzender des Kieler Jugendringes, 2. Vorsitzender des Landesjugendringes, Vorsitzender des Jugendferienwerkes Schleswig-Holstein, Stellvertreter des DAG-Bundesjugendleiters und Mitglied des Bundesjugendringes. Ab 1968 wirkte er auch nebenamtlich an der Referendarausbildug in der DAG-Tagungsstätte in Naumburg mit, zum Thema 'Berufsschule und Gewerkschaften - berufsbildungspolitische Aspekte'.[5]
Später kam er über die 1974 gegründete DAG-Bundesfachgruppe "Film- und Fernsehschaffen" (BFF) zum "Paul-Klinger-Verein", später "Paul Klinger Künstlersozialwerk e.V.". Er trat als Mitglied Nr. 8 bei und war seitdem förderndes Mitglied. Vor allem setzte er sich für die Altersabsicherung der Künstler*innen ein und unterstützte die spätere Gründung der Künstlersozialkasse ideell. Zum Vorsitzenden der Fachgruppe und Mitbegründer des "Paul-Klinger-Vereins", dem Schauspieler und Kabarettisten Jürgen Scheller, entwickelte er über die Jahre ein engeres Verhältnis.[6]
Weitere ehrenamtliche Tätigkeiten waren die Mitgliedschaft im Vorstand der Deutschen Angestellten-Akademie e.V., "die in Großhansdorf 'Staatlich geprüfte Betriebswirte', einige Zeit sogar 'Betriebswirte (grad.)', ausbildete"[7] und deren Mitgründer er war, von 1959 bis 1992 die Mitgliedschaft im Landesschulbeirat - ab 1973 als Vorsitzender -, die Mitgliedschaft im Kuratorium der Berufsakademie sowie nach Verabschiedung des Berufsbildungsgesetzes ab 1970 die Mitgliedschaft im Landesausschuß für Berufsbildung und verschiedener Berufsbildungsausschüsse der Kammern. Im Dezember 1965 gehörte er der von Kultusminister von Heydebreck berufenen 'Studienkommission für Fragen der Erwachsenenbildung in Schleswig-Holstein' an, deren Ergebnisse im Rahmen der der Schriftenreihe 'Gegenwartsfragen' veröffentlicht wurden (Heft 20).[8]
Er und seine Frau Agnes lebten ab 1976 in Sierksdorf.
2009 verlor das Ehepaar innerhalb von sechs Wochen den einzigen Sohn und die Schwiegertochter durch Krebs. Daraufhin gründeten sie im Rahmen der "Bürgerstiftung Ostholstein" eine Stiftung zur Unterstützung der Aus- und Fortbildung junger Menschen. Agnes Ramler starb 2015.[9] Die Stiftung tritt das Erbe von Hans Gerhard Ramler an.
Auch die historische Bildung unterstützte er, etwa in Schönwalde[10], oder die Freiwillige Feuerwehr Sierksdorf[11].
Partei & Politik
Hans Gerhard Ramler trat 1952 in die SPD ein, zunächst in Kiel. Ab 1976 gehörte er dem Ortsverein Sierksdorf an.
Landtag
In einem Beitrag eines Forums zur Geschichte der DAG wird geschildert, wie Jochen Steffen zur Landtagswahl 1971 im Alleingang der Gewerkschaft einen sicheren Platz auf der SPD-Landesliste zugesichert habe. Die DAG schickte Hans Gerhard Ramler ins Rennen, der allerdings beim Nominierungsparteitag in Eutin in der Abstimmung um den vorgesehenen Listenplatz 13 unterlag und den - immer noch aussichtsreichen - Platz 20 erhielt.[12]
In den Landtagswahlen 1975, 1979 und 1983 zog er ebenfalls über die Landesliste in den Landtag ein. Er war Mitglied im Eingabenausschuss, im Volksbildungsausschuss, im Rechtsausschuss, im Wirtschaftsausschuss und später im Ausschuss für Kultur, Jugend und Sport, außerdem im Ausschuss Kommunaler Investitionsfonds und im Landeswahlausschuss. Für viele Ausschüsse wurde er als Stellvertreter benannt. Zudem war er Sprecher seiner Fraktion für berufliche Bildung.
"Im Landtag machte die SPD-Fraktion ihn sogleich zum berufspolitischen Sprecher und ist damit gut gefahren. Berufsbildungspolitik verfügt über keine allzu große Lobby im Landtag und ist für die meisten Abgeordneten in ihrer Komplexität 'ein Buch mit sieben Siegeln' [...]. Ramler entfaltete eifrige Aktivitäten im Landtag: 1974 stellte er '99 Fragen zur beruflichen Bildung' in einer 'Großen Anfrage' und forderte im gleichen Jahr Sofortmaßnahmen für Schulabgänger - dies war ein Thema, das ihn durchgängig bis zum Ende seiner Landtagszeit in Anspruch nahm. 1979 sprach er zur Neugestaltung der Oberstufe an Fachgymnasien und im Jahre 1980 zeigte er, daß er dem 'mainstream' der SPD auch zu trotzen bereit war, wenn es ihm angezeigt erschien, als er nämlich den SPD-Entwurf für ein Bildungsurlaubsgesetz ablehnte.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag (1987) berief ihn die Ministerin Eva Rühmkorf am 25.10.1988 zum 'Bevollmächtigten für vordringliche Fragen des beruflichen Schulwesens' im Ministerium und sicherte sich damit seinen großen Sachverstand. Im Jahre 1993 schied er aus dem Amt. Zum Teil paßte ihm wohl nicht der neue Zeitgeist: Ramler ist immer Praktiker gewesen, mit 'Systemveränderern', speziell in der beruflichen Bildung, kann er nicht viel anfangen. Mit den Ministerinnen Eva Rühmkorf und Marianne Tidick konnte er gut zusammenarbeiten und war sich mit ihnen einig, praxisorientierte Veränderungen anzustreben. Bestimmte Personalentscheidungen der neuen Ministerpräsidentin Heide Simonis hat er kritisiert und zur neuen Bildungsministerin Gisela Böhrk [...] fehlte ihm wohl auch 'der gute Draht'."[13]</ blockquote>
Ehrungen
Am 29. April 1976 wurde Hans Gerhard Ramler mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt, am 9. August 1983 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Weblinks
- Landtagsinformationssystem: Hans Gerhard Ramler
- Wikipedia: Hans Gerhard Ramler
Einzelnachweise
- ↑ Nitschke, Wolfhard: Hans Gerhard Ramler 70 Jahre - zugleich ein Rückblick auf 45 Jahre Berufsbildungspolitik in Schleswig-Holstein, zitiert in: DAG-Forum, Stichwort "Hans Gerhard Ramler ?", 18.3.2010
- ↑ SPD Ostholstein: Parteijubiläen: Hans Gerhard Ramler, Ostholsteinbrief Nr. 47 (Frühjahr 2017), S. 4
- ↑ So die Selbstauskunft im Landtagsinformationssystem: Hans Gerhard Ramler; im DAG-Forum, Stichwort "Hans Gerhard Ramler ?": Hans Gerhard Ramler 70 Jahre - zugleich ein Rückblick auf 45 Jahre Berufsbildungspolitik in Schleswig-Holstein, 18.3.2010, heißt es 1974.
- ↑ Von Ostholsteinern für Ostholsteiner – Schicksalswege, Lübecker Nachrichten, 14.10.2017
- ↑ Nitschke, Wolfhard: Hans Gerhard Ramler 70 Jahre - zugleich ein Rückblick auf 45 Jahre Berufsbildungspolitik in Schleswig-Holstein, zitiert in: DAG-Forum, Stichwort "Hans Gerhard Ramler ?", 18.3.2010
- ↑ Paul Klinger Künstlersozialwerk e.V., Report Nr. 43, April 2014, S. 27
- ↑ Nitschke, Wolfhard: Hans Gerhard Ramler 70 Jahre - zugleich ein Rückblick auf 45 Jahre Berufsbildungspolitik in Schleswig-Holstein, zitiert in: DAG-Forum, Stichwort "Hans Gerhard Ramler ?", 18.3.2010
- ↑ Nitschke, Wolfhard: Hans Gerhard Ramler 70 Jahre - zugleich ein Rückblick auf 45 Jahre Berufsbildungspolitik in Schleswig-Holstein, zitiert in: DAG-Forum, Stichwort "Hans Gerhard Ramler ?", 18.3.2010
- ↑ Von Ostholsteinern für Ostholsteiner – Schicksalswege, Lübecker Nachrichten, 14.10.2017
- ↑ Steenbeck, Alexander: Hans Gerhard Ramler spendet für das Dorf- und Schulmuseum, Ostholsteiner Anzeiger, 17.12.2020
- ↑ Remshardt, Petra: Hans Gerhard Ramler - seit 65 Jahren in der SPD, der reporter, 22.2.2017
- ↑ Nitschke, Wolfhard: Hans Gerhard Ramler 70 Jahre - zugleich ein Rückblick auf 45 Jahre Berufsbildungspolitik in Schleswig-Holstein, zitiert in: DAG-Forum, Stichwort "Hans Gerhard Ramler ?", 18.3.2010
- ↑ Nitschke, Wolfhard: Hans Gerhard Ramler 70 Jahre - zugleich ein Rückblick auf 45 Jahre Berufsbildungspolitik in Schleswig-Holstein, zitiert in: DAG-Forum, Stichwort "Hans Gerhard Ramler ?", 18.3.2010