Ortsverein Sierksdorf

Der Ortsverein Sierksdorf ist eine Gliederung im Kreisverband Ostholstein. Er wurde im Dezember 1921 zunächst als Ortsverein Oevelgönne gegründet.

Die Bundestagswahl 2021 brachte für den Ortsverein ein erfreuliches Ergebnis: Die SPD lag im Ort nur 28 Stimmen hinter der CDU.

Vorsitz

Seit 19. Juni 2018 ist Jörg Neumann Vorsitzender des Ortsvereins. Sein Vorgänger seit 2015 war Wilhelm Geberbauer, der das Amt bereits in früheren Jahren lange bekleidet hatte. Das Land Schleswig-Holstein verlieh ihm die Freiherr-vom-Stein-Medaille. Sein Ortsverein ehrte ihn zur Weihnachtsfeier 2015 für 50 Jahre Zugehörigkeit zur SPD und bekräftigte dies 2018:

"Für sein jahrzehntelanges Engagement als Kommunalpolitiker wurde Wilhelm Geberbauer vom SPD-Ortsverein Sierksdorf von der stellvertretenden Landesvorsitzenden Bettina Hagedorn geehrt. Auf der Weihnachtsfeier des Ortsvereins wurden ihm die schleswig-holsteinische Ehrenmedaille und der Ehrenbrief der SPD überreicht. Wilhelm Geberbauer war während seiner politischen Karriere unter anderem Bürgermeister, Gemeinde- und Kreistagsabgeordneter, im Amtsausschuss und führte den Ortsverein lange als Vorsitzender."

Kommunalpolitik

OV Sierksdorf: "Mit uns Aufwärts!"

"Karl Odenthal, Hans Maas, Herbert Kamin, Günter Nowikow und vor allem Wilhelm Geberbauer sowie die Familie Fröhlich (nach dem Tode ihres Ehemanns Albert trat seine Frau noch mit 90 Jahren in die SPD ein) waren die Genossen, die maßgeblich die Kommunalpolitik der SPD in Sierksdorf nach der NS-Herrschaft beeinflusst haben."

Auch Hans Gerhard Ramler gehörte dem Ortsverein mehr als 40 Jahre lang an. Selbst während seines Landtagsmandats vertrat er zeitweise die SPD als bürgerliches Mitglied im Tourismus- und Wegeausschuss der Gemeinde.

Nach der Kommunalwahl 2008 bildete sich eine gute Zusammenarbeit zwischen SPD und Freier Wählervereinigung (FWV) heraus.

Der Ortsverein bemühte sich, den Ausfall der städtischen Jugendbetreuung durch eigene Aktivitäten zu überbrücken:

"Im Sozial- und Kulturausschuss ist nun beschlossen worden, der Sierksdorfer Jugend punktuell Angebote zu unterbreiten. Die Arbeitskreismitglieder Andrea Wellm, Cord Nissen und der Ausschussvorsitzende Udo Gosch organisierten nach 2016 nun das zweite Fußballturnier in Roge. Leider fanden in Anwesenheit des Bürgermeisters nur acht Jungen und sechzehn Erwachsene den Weg nach Roge.
Es wurde trotzdem ein vergnügter und unterhaltsamer Nachmittag. Die anwesenden Eltern wünschen sich eine Etablierung dieser Veranstaltung. Der Arbeitskreis möchte die Kinder- und Jugendarbeit wieder ansprechend gestalten und attraktiv machen. Hierzu ist aber die Mitarbeit der Eltern und ihrer Kinder unerlässlich. In erster Linie soll die Leitung dieser anspruchsvollen Aufgabe wieder in verantwortungsvolle Hände gelegt werden. Ein nächster Termin ist der jährliche St. Martins Laternenumzug am 11. November 2017. Im Vorwege können gemeinsam Laternen gebastelt werden.

Nach der Kommunalwahl 2018 löste eine Fraktionsgemeinschaft aus SPD (27,0 %, 4 Sitze, d.i. ein Zuwachs von 10,4 % und zwei Sitzen) und Freier Wählervereinigung (FWV, 27,3 %, 4 Sitze) die bisherige Mehrheit im Gemeinderat ab; die CDU kam auf 45,7 % und 7 Sitze. Bürgermeister wurde zunächst Bernhard Markmann (FWV), der aber schon im März 2020 starb. Der Fraktionsvorsitzende und 2. stellv. Bürgermeister Udo Gosch wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Er ist seit 1999 kommunalpolitisch aktiv, kam 2008 zuerst in den Gemeinderat und übernahm 2013 den Vorsitz im Sozial- und Kulturausschuss. Der mittlerweile pensionierte Gemeinschaftsschullehrer für Mathe, Sport, Geschichte, Wirtschaft-Politik ist "nach Angaben seiner Schüler nie älter als 28 Jahre geworden". Er und seine Frau Ingeborg haben eine Tochter. Seit 1998 ist er Mitglied in der SPD.

Die drei weiteren SPD-Mitglieder des Gemeinderats sind

• Jörg Neumann, der seit ca. 2011 kommunalpolitisch aktiv ist,
• Hans-Jürgen Sell, seit 1978 Mitglied der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), und
• Andrea Wellm, Industriekauffrau, verheiratet und Mutter einer Tochter, in Neustadt aufgewachsen, zur Zeit der Kommunalwahl 55 Jahre und seit 13 Jahren in Sierksdorf ansässig.

• Lars Warnemünde, seit 1997 in der SPD, seit etwa 2002 mit Unterbrechungen kommunalpolitisch tätig, Jg. 1978 oder 1979, Speditionskaufmann und in einer Spedition in Lübeck tätig, verheiratet, 2 Kinder, lebt seit 2015 in Sierksdorf, leitete als wählbarer Bürger bis Mai 2019 den Bauausschuss; sein Nachfolger wurde Jörg Neumann.

Weitere wählbare Bürger*innen sind Wolfgang Klein (stellvertretender Vorsitzender im Bauausschuss), Alexander Langer-Pinto (Finanzausschuss), Monika Ohge (Sozial- und Kulturausschuss) und Frank Pinto (Tourismusausschuss).

Im Kreistag vertritt Thomas Garken die SPD.

Ein zentrales Thema vor Ort ist seit einigen Jahren der Widerstand gegen die feste Fehmarnbeltquerung und ihre Folgen für die Region. Anfang 2021 lehnte das Bundesverwaltungsgericht alle Klagen dagegen ab und machte den Weg für das Projekt frei. Jetzt will der Ortsverein sich verstärkt für notwendige Schutzmaßnahmen gegen Lärm und Erschütterung einsetzen und die engere Zusammenarbeit der betroffenen Gemeinden suchen.

Bürgermeister

1978 wurde Wilhelm Geberbauer erster ehrenamtlicher SPD-Bürgermeister der Gemeinde. 2000 folgte ihm Rainer Schulz, im März 2020 dann Udo Gosch.

Aus der Geschichte

Das Gebiet der heutigen Gemeinde Sierksdorf bestand Ende des 19. Jh. aus der Landgemeinde Sierksdorf, der Landgemeinde Roge, dem Gutsbezirk Oevelgönne und dem Gutsbezirk Wintershagen. Aus dem benachbarten Neustadt ist bereits ab 1875 ein sozialistischer Arbeiterverein bekannt.

Bei der Reichstagswahl 1887 wurden in Oevelgönne zum ersten Mal mehrere sozialdemokratische Stimmen abgegeben. Dies erforderte Mut, denn Arbeitern, die nicht im Sinne des Landbesitzers wählten, drohte der Verlust des Arbeitsplatzes und manchmal auch der Verlust ihrer Wohnung.

1903 gründete sich der Ortsverein Neustadt unter dem Namen "Vorwärts". Dort wurden alle sozialdemokratischen Kräfte auch aus dem Umland gebündelt. Mit dabei waren jeweils zwei Mitglieder aus Oevelgönne und Roge.

Nach dem 1. Weltkrieg kam es 1918 zum Aufstand der Matrosen in Kiel. Überall im Deutschen Reich bildeten sich Arbeiter- und Soldatenräte, auch in Roge unter dem Vorsitz des Gastwirts Johannes Rüß. Gewählte Beisitzer waren der Lehrer Mellmann und der Schuhmacher Möller aus Roge sowie der Arbeiter W. Mielk und der Gärtner Baas aus Oevelgönne.

In dieser Phase des demokratischen Aufbruchs entstand auch in und um Sierksdorf, das damals noch ein kleines Fischerdorf war, ein SPD-Ortsverein, zunächst als "Ortsverein Oevelgönne". Drei Jahre nach dem Ende der Monarchie, am 2. Dezember 1921, erschien im Neustädter Wochenblatt ein Aufruf von Johannes Rüß zur Teilnahme am Stiftungsfest. Am 3. Dezember wurde der Ortsverein Oevelgönne im Roger Dorfkrug gegründet. Seitdem ist Sierksdorf unabhängig vom "großen" Nachbarn Neustadt. Es darf angenommen werden, dass Johannes Rüß auch zum Gründungsvorsitzenden gewählt wurde. Dass er weiterhin aktiv war, ist belegt, denn am 12. April 1925 war er es, der zur Gründung einer Ortsabteilung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold aufrief.

Während der NS-Herrschaft wurde leider vieles an Material und Unterlagen vernichtet, auch weitere Unterlagen über die Gründung des Ortsvereins Sierksdorf.

Gleich 1945 gründete sich der Ortsverein Sierksdorf neu, jetzt unter diesem Namen.

1949 wurde durch einen anonymen Brief und folgende Ermittlungen bekannt, dass der damalige Bürgermeister 1945 zunächst seinen Kastenschlitten und - weil es keinen Friedhof gab - eins seiner Felder für die Bestattung von Opfern des Untergangs der Cap Arcona in einem Massengrab zur Verfügung gestellt, ungeachtet dessen in den folgenden Jahren dort aber wieder Getreide angebaut hatte. Er musste sein Amt aufgeben und machte dies der SPD zum Vorwurf.

In Sierksdorf waren bis zur Umbettung 1954 mehr als einhundert Opfer der Cap Arcona-Katastrophe bestattet; 2010 wurde am Strand ein Gedenkstein gesetzt.

Den "Tag der Ortsvereine" am 4. Mai 2013 im Rahmen des 150. Jahrestages der SPD wurde in Sierksdorf mit einem Sektempfang begangen.

In der Vorweihnachtszeit 2016 erlebte der Ortsverein eine neue Dimension von (politischem?) Vandalismus: Ein Paket mit 1000 Faltblättern für die Weihnachtsverteilung, vom Zusteller vor einer Haustür abgelegt, wurde von dort entwendet. Es tauchte nicht wieder auf, die Weihnachtsgrüße mussten als teurer Eilauftrag noch einmal gedruckt werden.

Schon vor der Covid-19-Pandemie, die ab 2020 auch das politische Leben empfindlich behinderte, veranstaltete der Ortsverein "Freiluft-Stammtische" um eine Fischerhütte am Ostseestrand.

Nach Beginn der Pandemie bot er allen Menschen in Sierksdorf Unterstützung bei Einkäufen und anderen Problemen der Lebensführung, später auch bei der Organisation von Impfterminen an. Das Angebot wurde nur in begrenztem Umfang wahrgenommen, offenbar konnten viele auf anderweitige Hilfe zurückgreifen.

Sein einhundertjähriges Bestehen beging der Ortsverein mit einem "pandemie-konformen" Empfang. Kreisvorsitzender Niclas Dürbrook bescheinigte der SPD Sierksdorf, sie sei

"ein Ortsverein, wie man ihn sich überall wünschen würde. [...] Mit ihren regelmäßigen Veranstaltungen sind sie sichtbar und ansprechbar. Ich [...] bedanke mich im Namen der SPD Ostholstein herzlich für das enorme Engagement vor Ort!"

Links

• Homepage: SPD Sierksdorf

Einzelnachweise

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