Ortsverein Bad Schwartau
Der Ortsverein Bad Schwartau ist eine Gliederung im Kreisverband Ostholstein. Er entstand spätestens 1890. Er umfasste stets auch das damals eigenständige, heute zu Schwartau gehörende Rensefeld.[1]
Kaiserreich
1858: In Rensefeld gründet sich der Arbeitergesangverein „Harmonia“. Diese Gründung könnte man in gewisser Weise auch als eine Art Keimzelle der örtlichen Sozialdemokratie betrachten. In einem Bericht über das „50jährige Stiftungsfest“ des Chores im Mai 1908 wird jedenfalls betont, er habe „nach dem Fall des Sozialistengesetzes den Grundstein“ gelegt „für die politische Organisation der Schwartau-Rensefelder Arbeiterschaft“.[2]
Vor 1890: Schon „unter dem Socialistengesetze“ gibt es in Schwartau Menschen, die sich für die sozialdemokratischen Ideale von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität starkmachen und die Not der Arbeiterklasse zur Sprache bringen. Ihre Versammlungen halten sie in „Lindner's Hotel“ ab.[3]
Zwischen 1890 und 1894: Der Kriegerverein und der Turnverein, die ebenfalls in Lindners Hotel tagen, bewegen den Wirt dazu, den Sozialdemokraten das Lokal zu verweigern. Die finden Ersatz in den Lokalen des „Gastwirthes Harder am Riesebusch“ und „des Gastwirthes Sternberg in Rensefeld“ und gründen gleich darauf den „Socialdemokratischen Verein“. Doch obwohl das mittlerweile wieder legal ist, werden die Sozialdemokraten weiter behindert und schikaniert. „Man denuncirte uns bei unseren Arbeitgebern“, heißt es in einem zeitgenössischen Bericht. Ebenfalls gegründet wird in Schwartau ein „Verein zur Bekämpfung der ‚Socialdemokratie‘“.[3]
18. Februar 1894: Bei einer von den Schwartauer Sozialdemokraten organisierten Volksversammlung in Offendorf am Hemmelsdorfer See spricht der Genosse Theodor Bartels aus Lübeck über „die politische Lage und die Socialdemokratie“. Auf Störversuche reagiert der Redner so geschickt, dass er am Ende „großen Beifall“ vom Publikum erhält, das vorwiegend aus Landarbeitern und Bauern besteht.[3]
23. Februar 1894: Für eine Volksversammlung in Rensefeld, die von „nahe 300 Personen“ besucht wird, ist Clara Zetkin aus Stuttgart angekündigt. Da die prominente Sozialdemokratin aber aus unbekannten Gründen kurzfristig ausfällt, springt als „Retter in der Noth“ „Freund Bartels“ aus Lübeck ein und hält einen „sehr beifälligen Vortrag“ über „die Frauen des Mittelalters“. Seine Schwartauer Gastgeber sind begeistert von dem Ersatzmann: „Da er es gut versteht, den Landleuten es so auseinanderzusetzen, daß sie es leicht fassen können, so findet er in unserm Kreis stets freundliche Aufnahme.“ Zu kritisieren haben die Schwartauer Genossen aber, „daß oft die Landleute auf's Glatteis geführt werden, wie jetzt wieder durch Frau Zetkin; denn solche Referentinnen, sowie auch Referenten (Reichstagsabgeordnete) wollen nur in großen Städten sprechen und wäre es wünschenswerth, daß bald eine andere Handhabung geschaffen würde.“[3]
28. September 1902: Über 1000 Besucher nehmen an der Einweihungsfeier der Bismarcksäule auf dem Pariner Berg teil. Besonders seit 1898, dem Todesjahr Bismarcks, entstanden überall in Deutschland solche Türme. In Schwartau hatte sich seit 1900 ein deutschnationaler Herrenklub um den Rechtsanwalt Hans Christoph Böhmcker (1870-1956) dafür eingesetzt.[4]Der bis heute hartnäckig kolportierten Legende, der Bau des Turmes sei restlos aus den Spenden[5]einer ungeteilt dankbaren und begeisterten Bevölkerung bestritten worden[6], hält die SPD damals entgegen, dass „die Bismarckianer“ zur Deckung einer Finanzierungslücke um die Genehmigung einer Lotterie ersuchen müssen. Die Erlaubnis zur Ausgabe von „5000 Loosen á 1 Mark“ erteilt die Regierung am 16. Oktober 1902[7]. Bismarck, so der Kommentar des sozialdemokratischen Lübecker Volksboten, „würde sich noch im Grabe umdrehen,“ wenn er sähe, „wie einer lumpigen Säule wegen der Bettelsack geschwungen werden muß.“[8]
28. September 1902: Die Schwartau-Rensefelder Sozialdemokraten sind Gastgeber einer Wahlkreiskonferenz für das „Fürstenthum Lübeck“. Erschienen sind Genossen aus Schwartau, Rensefeld, Stockelsdorf und Fissau (heute ein Ortsteil von Eutin) sowie ein „Mitglied der Agitationskommission in Neumünster“. Laut dem hier vorgestellten „Situationsbericht“ gibt es im Fürstentum Lübeck, einem Landesteil des Großherzogtums Oldenburg, vier SPD-Ortsvereine mit insgesamt 472 Mitgliedern. Die Kasse weist einen Bestand von 20,60 Mark aus. Das ist wie der Berichterstatter schreibt, sehr wenig, zumal unter anderem „Reichstagswahlen vor der Thür“ stünden. Zur kurz vorher stattgefundenen Wahl zum Oldenburger Landtag heißt es, dass in Schwartau der „Kampf zwischen dem Bürgerthum aller Schattierungen und unseren Parteigenossen äußerst scharf“ gewesen sei, während in Stockelsdorf und Rensefeld ausschließlich „unsere Parteigenossen an der Wahl Theil“ genommen hätten. In den Landgemeinden habe sich die frühe Ernte hemmend auf die Wahlbeteiligung ausgewirkt. Schlimm lägen die Dinge in Eutin, wo die SPD nicht zur Wahl angetreten sei. Ergebnis der Wahl ist: In das 73-köpfige Wahlmännergremium, das darüber entscheidet, welche vier Abgeordneten das Fürstentum Lübeck im Landtag vertreten werden, kann die SPD 20 Genossen entsenden – aus Stockelsdorf sieben, aus Ratekau sechs, aus Rensefeld fünf und zwei aus Gnissau. Der Ort dieser Konferenz ist das Schwartauer Lokal „Transvaal“. In den bislang ausgewerteten Quellen taucht das Gasthaus mit dem eigentümlichen Namen hier zum ersten Mal auf. Es bleibt fortan über drei Jahrzehnte, bis 1933, der bevorzugte Versammlungsort der Schwartauer Sozialdemokraten. [9]
14. Oktober 1902: Zur Wahl der vier Abgeordneten des Fürstentums Lübeck für den Oldenburger Landtag erscheinen in Eutin 70 Wahlmänner, darunter vollzählig die 20 Sozialdemokraten. Zwei Wahlmänner fehlen untentschuldigt, einem dritten wurde das Mandat entzogen, „weil sich nachträglich ergeben hatte, daß er die oldenburgische Staatsangehörigkeit nicht besitzt.“ Den Sozialdemokraten gelingt es nicht, eine Mehrheit für einen ihrer Kandidaten zu bekommen. Grund dafür ist laut Bericht im Lübecker Volksboten die „Hinterlistigkeit der Liberalen“, die sich nicht an ihren Teil einer Absprache gehalten hätten.[10]
28. November 1902: Bei einer Gemeinderatsersatzwahl in Schwartau erringen die sozialdemokratischen Kandidaten – die Arbeiter F. Muuß, Jarchow, Sagemühl, Springer und Bornholdt sowie der Tischler Voß – alle sechs der neu zu vergebenden Sitze. Zwei der neu gewonnenen Mandate werden der SPD allerdings aberkannt, da nur einer und nicht wie vorgeschrieben drei ihrer Kandidaten „Hausbesitzer der ersten Wahlklasse“ sind[11]. Aus der SPD-Mehrheit im Gemeinderat wird so ein Patt. Bei der Gemeinderatssitzung am 9. Januar 1903 verliert die SPD noch ein weiteres Mandat. Im diesbezüglichen Bericht des Anzeigers für das Fürstentum Lübeck heißt es dazu, dass „der als Hausbesitzer erster Klasse gewählte Arbeiter Sagemühl, wie sich nachträglich herausstellte, zur Zeit der Wahl nicht 15 M. jährlich Steuern zahlte, und infolge dessen gesetzlich ausscheiden mußte.“[12]
Für das Jahr 1905 ergibt eine Volkszählung: Schwartau hat 3147 Einwohner, Rensefeld 2453. Das Fürstentum Lübeck insgesamt hat 38583 Einwohner.[13]
21. Juli 1905: Im Fürstentum Lübeck, einem Landesteil des Großherzogtums Oldenburg, gibt es „571 organisierte Genossen“, in fünf Orten sind Sozialdemokraten im Gemeinderat vertreten. Eine sozialdemokratische Mehrheit gibt es im Gemeinderat von Schwartau.[14]Die Rechte des Kommunalparlaments sind allerdings derart begrenzt, dass zum Beispiel der Schwartauer Gemeindevorsteher noch im Sommer 1905 die Aufforderung der SPD-Fraktion ignorieren kann, den vorgeschriebenen Kassenbericht für das Jahr 1903 vorzulegen.[15]
September 1905: Bei den Wahlen zum Oldenburger Landtag gewinnt die SPD alle Wahlmänner in Stockelsdorf, Schwartau und – damals noch eine selbständige Landgemeinde – Rensefeld. Vom Wahlmännergremium in den Landtag gewählt wird dann als erster sozialdemokratischer Abgeordneter für den Landesteil Lübeck der Dreher Emil Zeidler aus Schwartau.[14]
28. Juli 1907: In Sereetz tagt die Generalversammlung des SPD-Zentralvereins für das Fürstentum Lübeck. Dem Bericht des Vorsitzenden Heinrich Fick für das Jahr 1906/07 ist zu entnehmen: Im Fürstentum sind 897 Genossinnen und Genossen organisiert (im Vorjahr 568!), davon in Schwartau 318, in Stockelsdorf 302. Die Zahl der Orstvereine im Fürstentum ist auf 11 gestiegen, Neugründungen gab es im Berichtsjahr in Neudorf (heute ein Ortsteil von Eutin), Gleschendorf (heute ein Ortsteil von Scharbeutz), Sereetz, Curau (heute ein Ortsteil von Stockelsdorf) und Ahrensbök. Der monatliche Mitgliedsbeitrag beläuft sich in allen Ortsvereinen auf 30 Pfennig für Männer und 15 Pfennig für Frauen. Zum Vergleich: Ein Arbeiter der chemischen Fabrik Schwartau (heute „Schwartauer Werke“) erhält in dieser Zeit 35 Pfennig Stundenlohn[16], ein erfahrener Maurergeselle 55 Pfennig[17]. Aus Schwartau müssen der Landtagsabgeordnete Emil Zeidler und der Genosse F. Muuß von einer „Niederlage bei der letzten Gemeinderatswahl“ berichten. Ein Problem bei dieser Wahl (deren genaues Datum noch zu ermitteln wäre) sei es gewesen, dass „eine ganze Reihe Arbeiter ihre Steuern nicht rechtzeitig entrichtet hatten.“ Als Kandidaten für die Landtagswahl 1908 bestimmt der Zentralverein Emil Zeidler und F. Muuß aus Schwartau sowie Heinrich Fick und Johann Bull aus Stockelsdorf, als Kandidaten für die Reichstagswahl 1912 nominiert er Johannes Stelling aus Lübeck.[18]
7. April 1908: Die Lehrerin Else Schlomer (1876-1927), eine Genossin aus Lübeck, spricht im Schwartauer Gasthaus „Transvaal“ über Die Frau und die Politik. Nach dem Vortrag, der „mit lebhaftem Beifall“ aufgenommen wird, bestellen 27 Frauen die sozialistisch-feministische Zeitschrift Die Gleichheit (1892-1923), zehn Frauen treten in die SPD ein.[19]
28. April 1908: Im Gasthaus „Transvaal“ gründen die Parteigenossinnen von Schwartau und Rensefeld eine SPD-Frauengruppe[20], die sich fortan einmal im Monat trifft.[21]
Juni 1908: Die Schwartauer SPD wählt als Delegierte für eine „General-Versammlung in Eutin“ den Genossen Schwey und die Genossin Käthe Leu. In den bislang ausgewerteten Quellen ist es das erste Mal, dass eine Schwartauer Sozialdemokratin namentlich erwähnt wird.[22]
28. Oktober 1908: Johannes Stelling berichtet im Schwartauer Gasthaus „Transvaal“ über den Parteitag der SPD in Nürnberg. Von der in diesem Rahmen stattgefundenen SPD-Frauenkonferenz in Nürnberg berichtet Käthe Leu.[23]
Herbst 1908: Bei einer erneuten Landtagswahl geht das „Schwartauer“ Mandat der SPD wieder verloren.[14]
24. November 1908: Eine Gemeinderatsersatzwahl in Schwartau, bei der 6 Sitze der 12 Sitze neu vergeben werden, endet erneut mit einer Niederlage der SPD[24]: Keiner ihrer Kandidaten erreicht genug Stimmen für ein Mandat im Kommunalparlament.[25] Der Arbeiter Heinrich Kelling, wohnhaft in der Peterstraße, erreicht mit 241 Stimmen ein Spitzenergebnis für die bürgerliche Liste, obwohl er vor der Wahl mitgeteilt hat, er sei ungefragt aufgestellt worden und wünsche auch nicht, gewählt zu werden.[26]
Für das Jahr 1910 ergibt eine Volkszählung: Schwartau hat 3335 Einwohner, Rensefeld 2925. Das Fürstentum Lübeck insgesamt hat 41300 Einwohner, 7,04 % mehr als 1905.[13] Die SPD des Fürstentums Lübeck gibt die Zahl ihrer Mitglieder für 1910 mit 1047 Genossinnen und Genossen an[27], das sind 83,36 % mehr als 1905!
10. Juli 1910: Ein großes Gewerkschaftsfest in Schwartau, an dem auch zahlreiche Genossinnen und Genossen aus Lübeck und Sereetz teilnehmen, nimmt laut Lübecker Volksbote einen „prächtigen Verlauf“.[28] Es beginnt um 2 Uhr nachmittags mit einem Festzug von der Haltestelle der Hafenfähre in Schwartau[29] zum Festplatz im Riesebusch. Hier hält Johannes Stelling die Festrede, die „mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf die moderne Arbeiterbewegung“ ausklingt. Nach dem anschließenden „Kampflied“, so schließt der Bericht im Lübecker Volksboten, „vergnügte sich die Menge, bis die Scheidestunde schlug. Mit roten Laternen geschmückt, ging es in geschlossenem Zuge zurück nach Schwartau, wo beim Gasthof ‚Transvaal‘ die Auflösung erfolgte.“[28] In einer Ankündigung des Festes wird erstmals der Genosse Johannes Ketelhohn erwähnt: Er ist Anführer der 3. Abteilung des Festzuges, verantwortlich für Metallarbeiter, Hafenarbeiter und Transportarbeiter sowie den Schwartauer Arbeitergesangverein „Vorwärts“.[30]
24. Juli 1910: Die Schwartau-Rensefelder SPD ist Gastgeber der Generalversammlung des Sozialdemokratischen Zentralvereins für das Fürstentum Lübeck. Sie findet im „festlich geschmückten Saale“ des Gasthauses „Transvaal“ statt. Dem Jahresbericht des Zentralvorsitzenden Heinrich Fick sowie den Berichten der Ortsvereine ist unter anderem zu entnehmen: Die Mitgliederzahl der SPD im Fürstentum steigt weiter an, sie hat jetzt 1047 Mitglieder, davon 146 Frauen. („Einen kleinen Mitgliederverlust“ hat entgegen dem Trend der Ortsverein Ratekau zu berichten. Grund: „Die Arbeiterschaft scheut sich aus Angst vor den Bauern, für die Partei tätig zu sein.“) Obwohl der monatliche Mitgliedsbeitrag auf 40 Pfennig erhöht wurde, erhebt ein Teil der Ortsvereine immer noch 30 Pfennig. Ein Problem besonders im Norden des Fürstentums ist die „Saalabtreiberei“. In Rensefeld ist die SPD mit 6 Abgeordneten im Gemeinderat vertreten, in Schwartau mit keinem. Etwas verschämt heißt es dazu: „In Schwartau war das Geschäftsjahr ein ruhiges; ein kleiner Fortschritt ist zu verzeichnen. Infolge der vielseitigen Tätigkeit unserer Genossen im Kommunalleben Rensefelds entstehen der Parteikasse erhebliche Kosten, die in der Abrechnung stark in Erscheinung treten.“[31] Vertreter der Schwartau-Rensefelder SPD sind bei dieser Generalversammlung ein Genosse O. Prüß sowie Käthe und Georg Leu [30]. Letzterer gehört zu den Delegierten, die für den bevorstehenden Provinzialparteitag (Schleswig-Holstein) gewählt werden. Auf die Wahl eines Kandidaten für den „Deutschen Parteitag“ der SPD in Magdeburg (16.-24. September 1910) wird „mit Rücksicht auf die Kosten“ verzichtet.[31]
April 1911: Eine „vollbesuchte Parteiversammlung“ beschließt, „eine Jugendbewegung ins Leben zu rufen“, um die Jugend „im Sinne der Arbeiterschaft zu belehren und zu schulen“. Geplant sind „belehrende Vorträge“ ebenso wie „Spiele und Geselligkeit“ sowie „Ausflüge usw.“. In die vorbereitende Kommission wird neben anderen Käthe Leu gewählt. Versammlungen mit den jungen Leuten sollen im Gasthaus „Transvaal“ stattfinden, jedoch in „zwei von der Wirtschaft getrennten Zimmern“.[32]
29. September 1911: Bei der ersten Direktwahl (ohne Wahlmänner) zum Oldenburger Landtag gewinnt die SPD drei der vier Sitze im Fürstentum Lübeck. Für den Südbezirk, zu dem auch Schwartau und Rensefeld gehören, ziehen zwei Stockelsdorfer Genossen in den Landtag ein: der Maurer Heinrich Fick (1874–1953) und der Gärtner Johann Bull.[14]
30. September 1911: In einer Frauenversammlung im Gasthaus „Transvaal“ wird die Genossin Käthe Leu feierlich verabschiedet. Über den Grund ihres Weggangs sowie über ihre weiteren Pläne ist bislang nichts ermittelt.[33]
30. September 1911: Im Fürstentum Lübeck gibt es 1278 organisierte Genossinnen und Genossen.[27]
1914-1919: Im Ersten Weltkrieg herrscht auch in Oldenburg der zu Kriegsbeginn von Kaiser Wilhelm II. ausgerufene, sogenannte „Burgfrieden“: Bei den Landtagswahlen 1916 haben die bisherigen Abgeordneten keine Gegenkandidaten. Heinrich Fick und Johann Bull bleiben bis zur Auflösung des Parlaments am 18. Februar 1919 Abgeordnete und sind dabei, als der Landtag das demokratische reine Verhältniswahlrecht einführt.[14]
6. November 1918: In Eutin, der Hauptstadt des Fürstentums Lübeck, besetzen revolutionäre Soldaten und Matrosen aus Lübeck Kasernen und das Rathaus, wo sie den Bürgermeister Albert Mahlstedt (1861-1943) für abgesetzt erklären und inhaftieren. Zum so etablierten Soldatenrat gesellt sich einen Tag später ein Arbeiterrat. In diesem engagieren sich als schwer verwundeter Kriegsveteran auch der sozialdemokratische Zimmermann Karl Fick (1881-1945) aus Stockelsdorf, ein Bruder von Heinrich Fick, sowie der sozialdemokratische Schlosser Johannes Ketelhohn aus Bad Schwartau. Zusammen mit dem Eutiner Otto Hildebrandt fungieren sie als „Beigeordnete“ des wieder eingesetzten Bürgermeisters Mahlstedt. Politischen Gestaltungsspielraum gibt es für den Arbeiter- und Soldatenrat kaum, er hat angesichts des bevorstehenden Winters hauptsächlich damit zu tun, die Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen.[34]
8. Dezember 1918: Der Eutiner Arbeiter- und Soldatenrat veröffentlicht eine Bilanz seiner bisherigen Arbeit sowie ein umfassendes Programm seiner politischen Ziele. Dazu gehören der Ausbau der Sozialversicherungen, Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen, Demokratisierung des Militärs und die schrittweise Vergesellschaftung der Produktionsmittel. Eindeutig ist die Haltung des Rates in der umstrittenen Frage der zukünftigen Staatsform: Er versteht sich ausdrücklich als „vorübergehende, für die Zeit der Umwälzung geschaffene Organisation“, und kündigt an, zurückzutreten, sobald die allgemeine deutsche Nationalversammlung gewählt ist und „diese den Staat aufbauen wird“ auf der Grundlage der „Gleichheit alles dessen, was Menschenantlitz trägt!“ Zu den sechs Unterzeichnern des Aufrufs gehören auch Johannes Ketelhohn und Karl Fick.[35]
Weimarer Republik
23. Februar 1919: Bei den Wahlen zur verfassunggebenden oldenburgischen Landesversammlung erhält die SPD 16 von 48 Sitzen, 15 Sitze gehen an die DDP, 11 an das Zentrum, 5 an die DVP und einer an die rechtsgerichtete DNVP. Unter den SPD-Abgeordneten ist auch wieder Heinrich Fick aus Stockelsdorf.[36]
6. April 1919: Bei den Gemeinderatswahlen erhält die SPD in Rensefeld 7 von 12 Sitzen, 2 Sitze entfallen auf die USPD, 3 auf die „Bürgerlichen“. Bei den Stadtratswahlen in Bad Schwartau erhält die SPD 5, die „Bürgerlichen“ 7 Sitze.[37]
17. Juni 1919: Die Landesversammlung verabschiedet die Verfassung für den Freistaat Oldenburg und konstituiert sich durch Beschluss vom 18. Juni zum 1. Landtag.[38]
7. Oktober 1919: Für den zurückgetretenen Eutiner Genossen Paul Hensel wird Johannes Ketelhohn aus Bad Schwartau Abgeordneter im Oldenburger Landtag.[39]
6. Juni 1920: Bei den Wahlen zum 2. Oldenburgischen Landtag wird Johannes Ketelhohn wiedergewählt.[36]
6. Juli 1930: In Bad Schwartau findet ein Gewerkschaftsfest statt.[40]
19. November 1930: In Bad Schwartau findet eine Wahlkampfveranstaltung für die bevorstehenden Stadtrats- und Landesausschusswahlen mit dem Spitzenkandidaten Johannes Ketelhohn sowie Julius Leber statt. [41] Bei der Wahl am 23. November wird die SPD mit wenigen Stimmen Vorsprung stärkste Partei vor den Nazis, erhält aber mit vier von 12 Gemeinderatssitzen insgesamt wieder, wie 1927, nur eine Minderheit der Stimmen. Im späteren Ortsteil Rensefeld hingegen erringt die SPD eine absolute Mehrheit gegenüber „Wirtschaftsliste“ und KPD, verlor jedoch einen Platz an die Kommunisten.[42]
Nazi-Diktatur
1933 verboten die Nazis die SPD.
Bundesrepublik
In der Kommunalwahl 1990 wurde Sandra Redmann in die Stadtvertretung gewählt.
Zum "Tag der Ortsvereine" am 4. Mai 2013 im Rahmen des 150. Jahrestages der SPD war Bad Schwartau Ziel einer Sternfahrt von Ortsvereinen aus dem Kreisverband Ostholstein, der "roten Karawane", in der unter anderem rote Trecker mitfuhren.
Vorsitz
- seit ca. 2018 - Daniel Böttcher
- um 2014 - Sandra Redmann[43]
- ?
- 1993 - Sandra Redmann
Weiteres unter Vorstände
Jusos
In der Weimarer Republik gab es einen eigenen „Arbeiter-Jugend-Verein Schwartau-Rensefeld“.[44]
Örtlicher Juso-Vorsitzender ist seit ? Jesper Kolk.
Literatur
- Bannow-Lindtke, Manfred: Spurensuche – Weltwirtschaftskrise und Nationalsozialismus in Bad Schwartau-Rensefeld (1929-1945) (Bad Schwartau 1993)
Links
- Homepage: SPD Bad Schwartau
- Protokollbuch der SPD Bad Schwartau-Rensefeld vom 29. September 1910 bis zum 14. Januar 1933: [1]
Einzelnachweise
- ↑ Lübecker Volksbote 5.10.1911, dort wird vom Sozialdemokratischen Verein für Schwartau-Rensefeld geschrieben.
- ↑ Lübecker Volksbote, Montag, den 18. Mai 1908, S.3
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Lübecker Volksbote, Erste Probenummer, 1. Jahrgang, Sonntag, den 18. März 1894, S.9
- ↑ Bielefeld, Jörg: Bismarckturm aus Granitfindlingen o.J.
- ↑ Gedenktafel an der Bismarksäule, 1977 gestiftet vom „Gemeinnützigen Bürgerverein Bad Schwartau“
- ↑ Bremse, Uwe / Christiansen, Jens: Bad Schwartau, Meine Stadt (Bad Schwartau 2012), S.33
- ↑ Anzeiger für das Fürstenthum Lübeck, Sonnabend, den 18. Oktober 1902, S.1
- ↑ NN: Eine Bismarcksäule von Spielteufels Gnaden, in: Lübecker Volksbote, Donnerstag, den 23. Oktober 1902, S.3
- ↑ Lübecker Volksbote, Freitag, den 03. Oktober 1902, S.3
- ↑ Lübecker Volksbote, Freitag, den 17. Oktober 1902, S.3
- ↑ Anzeiger für das Fürstenthum Lübeck, Mittwoch, den 3. Dezember 1902, S.7
- ↑ Anzeiger für das Fürstentum Lübeck, Mittwoch, den 14. Januar 1903, S.7
- ↑ 13,0 13,1 Lübecker Volksbote, Donnerstag, den 10. August 1911, S.3
- ↑ 14,0 14,1 14,2 14,3 14,4 Vahlenkamp, Werner: Die sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten aus dem oldenburgischen Landesteil Lübeck, S. 147 f., in: Demokratische Geschichte Band 6, 1991
- ↑ Aus dem Lande, Norddeutsches Volksblatt, Freitag, den 21. Juli 1905
- ↑ Lübecker Volksbote, Freitag, den 8. Mai 1908 , S.3
- ↑ Lübecker Volksbote, Donnerstag, den 30. April 1908, S.3
- ↑ Lübecker Volksbote, Montag, den 29. Juli 1907, S.3
- ↑ Lübecker Volksbote, Donnerstag, den 9. April 1908, S.3
- ↑ Lübecker Volksbote, Montag, den 27. April 1908, S.3, 4
- ↑ Lübecker Volksbote, Donnerstag, den 8. Oktober 1908, S.3
- ↑ Lübecker Volksbote, Dienstag, den 9. Juni 1908, S.3
- ↑ Lübecker Volksbote, Montag, den 26. Oktober 1908, S.3
- ↑ Lübecker Volksbote, Mittwoch, den 25. November 1908, S.3
- ↑ Anzeiger für das Fürstentum Lübeck, Donnerstag, den 26. November 1908, S.3
- ↑ Lübecker Volksbote, Montag, den 23. November 1908, S.3
- ↑ 27,0 27,1 Lübecker Volksbote, Willkommen! Sonnabend, den 30. September 1911, S.1
- ↑ 28,0 28,1 Lübecker Volksbote, Montag, den 11. Juli 1910, S.3
- ↑ Lübecker Volksbote, Freitag, den 8. Juli 1910, S.8
- ↑ 30,0 30,1 Lübecker Volksbote, Dienstag, den 5. Juli 1910, S.3
- ↑ 31,0 31,1 Lübecker Volksbote, Montag, den 25. Juli 1910, S.3
- ↑ Lübecker Volksbote, Sonnabend, den 22. April 1911, S.3
- ↑ Lübecker Volksbote, Donnerstag, den 28. September 1911, S.4
- ↑ Prühs, Ernst-Günther: Geschichte der Stadt Eutin, (2. Auflage, Eutin 1994), S.274-277
- ↑ Aufruf im Anzeiger für das Fürstentum Lübeck, Sonntag, den 8. Dezember 1918, S. 4
- ↑ 36,0 36,1 Weimarer Republik 1918-1933: Landtagswahlen Oldenburg, abgerufen ?
- ↑ Lübecker Volksbote, Montag, den 7. April 1919, S. 3
- ↑ Oldenburgs Freistaats-Verfassung vom 17. Juni 1919
- ↑ Protokoll über die Verhandlungen der 1. Versammlung des I. Landtags des Freistaats Oldenburg. Dritte Sitzung. Oldenburg, den 7. Oktober 1919, vormittags 10 Uhr
- ↑ Lübecker Volksbote, Ausgabe 153 vom 4.7.1930
- ↑ Lübecker Volksbote vom 17.11.1930
- ↑ Volksbote vom 24.11.30
- ↑ Vgl. Meldung zum Neujahrsempfang am 25.1.2014 auf der Homepage.
- ↑ Lübecker Volksbote 3.12.1921, S. 6
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