Julius Bredenbeck

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Julius Bredenbeck
Geboren: 13. Juli 1907
Gestorben: 13. Oktober 1990

Julius Bredenbeck, * 13. Juli 1907 in Kiel, † 13. Oktober 1990 in Kiel; Gewerkschaftssekretär. Verheiratet. Mitglied der SPD seit 1927.

Leben & Beruf

Julius Bredenbeck (rechts) mit Ernst Breit und Bernhard Jansen in Kiel

Julius Bredenbeck wurde in eine Arbeiterfamilie geboren. Er ging zur 7. Knabenvolksschule[1] - der heutigen Hardenbergschule[2]. Nach der 9. Klasse verließ er die Schule und begann eine vierjährige Lehre als Dreher auf der Germania-Werft. Mit 15 Jahren wurde er Mitglied der Sozialistische Arbeiterjugend und Leiter der Bildungsarbeit[3]. 1923 trat er der Gewerkschaft, dem Deutschen Metallarbeiter-Verband bei. Er machte die Gesellenprüfung mit Auszeichnung, wechselt von der Arbeiterjugend in die SPD und arbeitete von 1927-1929 auf der Werft.

Bildung war das Thema Nummer eins für den jungen Julius Bredenbeck, der auch gerne Lehrer geworden wäre. "Von seinem Verdienst als Dreher kaufte er sich vor allen Dingen Bücher, ging ins Theater, besuchte Bildungsveranstaltungen und Symphoniekonzerte. Das Bestreben, sich Wissen anzueignen und Zugang zu kulturellen Bereichen wie der Malerei, der Literatur und der Musik zu finden, zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben des jungen Bredenbeck. In diesem Bemühen war ihm das Elternhaus Vorbild. Vor allem der Vater war ein belesener Mann, der noch mit fast 60 Jahren die damalige Volkshochschule besuchte."[1]

Dann gab er seinen Arbeitsplatz auf und ging zunächst auf Wanderschaft, die ihn nach Ulm führte. 1930 kam er wieder nach Kiel, wo er erneut bei der Germania-Werft begann. Infolge der Krise wurde Bredenbeck im selben Jahr arbeitslos und begab sich erneut auf Wanderschaft.

Nach der Machtübergabe an die Nazis tauchte Julius Bredenbeck am 15. März 1933 in Magdeburg unter "legalisierte" sich erst am 13. Juli 1933 wieder unter dem Vorwand, er sei auf Wanderschaft gewesen. Er ging ins Sudetenland und arbeitete als Ingenieur. Daneben beteiligte er sich im Widerstand und versuchte gemeinsam mit anderen im Sudetenland eine autonome deutsche Provinz zu errichten.[1] 1937/38 besuchte er eine technische Abendschule[3].

Nach dem Zusammenbruch der Nazi-Dikatur bekommt Julius Bredenbeck vom tschechischen Nationalausschuss den Auftrag nach Zittau zu gehen. Am 11. Juni 1945 wird er zum Bürgermeister von Hirschfelde (heute ein Stadtteil von Zittau) ernannt und setzt sich für eine Bodenreform in der Sowjetischen Zone ein und knüpft an alte SPD-Verbindungen an[1]. Das bleibt er aber nur bis August. Mit verschiedenen Tätigkeiten lebte er dann in Magdeburg, bis er Anfang 1947 Leiter der Bergbauingenieurschule in Eisleben wird.

Seit der Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED 1946 gerieten Sozialdemokraten immer mehr unter Druck. Am 6. September 1948 wird Julius Bredenbeck von der Kommunisten verhaftet; später wegen "antisoowjetischer Propaganda" zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt und in die sowjetische Haftanstalt nach Bautzen gebracht.

Im allgemeinen waren dort 4 Männer in einer Zelle untergebracht, die eigentlich für einen Mann bestimmt war. Den Gefangenen war es nicht erlaubt, ein Buch oder eine Zeitung zu lesen. Der Besitz von Papier und Schreibzeug war ebenfalls verboten. Das Hantieren mit unerlaubten Gegenständen- und „eigentlich war alles unerlaubt" - wurde mit strengen Karzerstrafen geahndet. Der Hunger war ein ständiger Begleiter, doch schlimmer war das Gefühl der geistigen Isolation.

Je nach Temperament brüteten die Häftlinge dumpf dahin, oder sie beschäftigten sich mit Gedächtnisübungen. So berichtete Bredenbeck von einem Ingenieur, der sich wochenlang mühte, Logarithmentafeln zu entwerfen. Ein anderer versuchte, seine früher einmal erworbenen englischen Sprachkenntnisse zu reaktivieren. Die vielfältigen Verbote machten erfinderisch. Ein Stück Seife diente solange als Schreibtafel, bis man sie durch ein entwendetes Stück Schiefer von einem Dach ersetzen konnte. Mit den Fingernägeln ritzten Häftlinge Verse, Noten oder chemische Formeln ein und lernten sie auswendig.

Neben den Zellen gab es sogenannte Gemeinschaftssäle, die in anderen Haftanstalten als Arbeitsräume genutzt wurden.In Bautzen waren in diesen vergitterten und mit Fensterblenden versehenen ca. 13 x3Omgroßen Sälen etwa 360Häftlinge untergebracht. Natürlich gab es in dieser Enge häufige Konflikte und Reibereien, aber es fanden sich auch Gruppen gemeinsamer Interessen. So fand sich jeden Morgen eine Gruppe junger Menschen, die von Oberschulen und Universitäten wegverhaftet worden waren, bei Professoren, Studienräten und Lehrern ein,um ernsthaft höhere Mathematik, Sprachen, Literatur und Geschichte zuhören und zu lernen.[1]

1954 gab es eine allgemeine Amnestie und Julius Bredenbeck wurde aus dem Zuchthaus entlassen. Danach kehrte er nach Kiel zurück arbeitet bei einem Zulieferbetrieb der Howaldtswerke als Betriebsleiter.

1955 fing er als Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall an und wurde 1956 während des Metallarbeiterstreiks politischer Agitator und spielte bei der Durchsetzung der Lohnfortzahlung eine zentrale Rolle.

In der Landtagswahl 1958 trat Julius Bredenbeck im Wahlkreis Kiel-Ost an und wurde direkt gewählt. Im Landtag war er unter anderem Mitglied in den Untersuchsungsausschüssen zum Fall "Prof. Heyde/Dr. Sawade". Am 30. April 1962 legte er sein Mandat nieder, um für Kassels Oberbürgermeister Lauritz Lauritzen zu arbeiten[1]. Für ihn rückte Klaus Konrad in den Landtag nach.

1989 wurde Julius Bredenbeck als Ersatzmitglied für die Bundespräsidentenwahl benannt, in der Richard von Weizäcker gewählt wurde[3].

In seinen letzten Jahren lebt er er mit Anneliese Raabke zusammen und unterhielt mit Bernhard Jansen einen Gesprächskreis mit jungen Genossen in ihrem Ortsverein Kiel-West, darunter Alfred Bornhalm und Rolf Fischer.

Stimmen

Horst Peter und Hans-Ulrich Schilf haben einen Artikel über Julius Bredenbeck für Demokratische Geschichte geschrieben, aus dem viele der hier verwendeten Informationen stammen. Sie schreiben am Ende:

"Uns faszinierten zwei Dinge bei den Unterhaltungen mit Julius Bredenbeck besonders. Das eine ist die Wißbegierde des jungen Mitglieds der Arbeiterjugend, das sich das,was es an Bildung und Wissen erworben hat, selbst, also autodidaktisch aneignete. Das andere ist die Art und Weise, wie er die Jahre in Bautzen seelisch überlebt hat. Bredenbeck selbst kann als Beispiel gelten für den Bildungshunger der jungen Sozialisten während der Weimarer Repulik. „Bildung macht frei" -dieser Satz findet seine Gültigkeit auch in so ungewöhnlichen Lebenssituationen wie der in der Haftanstalt Bautzen."

Weblinks

Quellen

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Peters, Horst / Schilf, Hans-Ulrich: Alles besiegend erhebt sich der Geist, in: Demokratische Geschichte 2(1987), S. 411-417
  2. Website: Historie der Hardenbergschule Kiel, abgerufen am 6. Juni 2020
  3. 3,0 3,1 3,2 Landtagsinformationssystem: Julius Bredenbeck