Ortsverein Wandsbek
Der Distrikt Wandsbek war bis 1933 eine Gliederung des Bezirksverbandes Schleswig-Holstein. Er wurde 1864 als ADAV-Gemeinde.[1] 1933 verboten die Nazis die SPD. Seit 1937 gehört Wandsbek zu Hamburg.
Kaiserreich
Zunächst galt Wandsbek nach preußischem Kommunalrecht als "Flecken" - einer Zwischengröße zwischen dem Dorf und der Stadt. Doch mit der Industrialisierung kamen immer mehr Arbeiterinnen und Arbeiter nach Wandsbek. 1865 bekam Wandsbek seinen ersten Bahnhof auf der Strecke zwischen Hamburg und Lübeck. Handel, Gewerbe und Industrie wuchsen.
1870 erreichte Wandsbek die 10.000 Einwohner und erhielt das Stadtrecht. Durch Eingemeindungen stieg die Einwohnerzahl Wandsbeks auf über 27.000. Dadurch konnte Wandsbek zur kreisfreien Stadt erklärt werden, blieb jedoch zunächst Sitz der Kreisverwaltung des Kreises Stormarn. Schon 1901 war Wandsbek nach damaligem Verständnis Großstädte und wurden kreisfrei."[2] 1908 hatte Wandsbek 33.706 Einwohner.
Mit den Arbeiterinnen und Arbeitern kam die Arbeiterbewegung nach Wandsbek. Bereits 1864 gründeten sie die zweite ADAV-Gemeinde in Schleswig-Holstein.[1] 1869 hatte der ADAV in Wandsbek 137 Mitglieder.[3]
In Wandsbek beteiligten sich 1875 erstmals Sozialdemokraten an Kommunalwahlen.[4]
Ab 1878 verbietet das Sozialistengesetz die politischen Aktivitäten der Sozialdemokraten. 1880 wird über Hamburg, Altona, Wandsbek und Ottensen auf Basis des Sozialistengesetzes der Kleine Belagerungszustand verhängt. Dadurch können Sozialdemokraten aus dieser Region ausgewiesen werden. 1890 läuft das Verbot aus.
1909 fand der Bezirksparteitag in Wandsbek statt.
Weimarer Republik
Als 14-jähriges Schulkind erlebte der spätere SPD-Landesvorsitzende Walter Damm die Revolution von 1918 in Wandsbek:
"In unserer Nachbarschaft wohnte eine große Anzahl organisierter Arbeiter, sie gehörten fast alle der gerade gegründeten USPD an. Wenn sie abends von der Arbeit nach Hause kamen, bildeten ihre Diskussion für uns Kinder einen interessanten Stoff zum Zuhören. Die Diskussionen gingen meistens um den Stand der Revolution und um die Frage, wie sich das Militär, nämlich die Husaren und Dragoner, in Wandsbek verhalten würde. [..] Wir sahen schon Matrosen mit ihren roten Bändern um ihre Mützen, die von Kiel gekommen waren, sahen aber auch eine Anzahl von Bekannten, von denen man lange nichts mehr gehört hatte, die sich irgendwo als Deserteure versteckt aufhielten und nun wieder auftauchten, um sich in den Revolutionsablauf einzuschalten. Man erzählte von Kiel, davon, daß auf dem Hamburger Hauptbahnhof sich sog. Arbeiter- und Soldatenräte versammelten, von den Verhandlungen mit den beiden Kavallerieregimentern. Zu ernsthafteren Auseinandersetzungen kam es in Wandsbek jedoch nicht, denn beide Kavallerieregimenter zogen bald mit Pferd und Wagen ab und sollen sich alsbald aufgelöst haben. In jenen Diskussionen fielen auch sehr oft anerkennende Bemerkungen über Noske, der in Kiel die Dinge zu lenken und zu leiten versuchte, ebenso über Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, von denen ich hier zum ersten Mal hörte."[5]
Durch die vielen Übertritte der Arbeiter zur USPD, später zur KPD, war die Lage für die SPD in Wandsbek nach dem Ersten Weltkrieg schwierig. Walter Damm berichtet, der Ort sei eingeteilt gewesen in Hellbrook, Bramfeld und die Siedlung "Am Stühm". In dem Baugebiet "Am Stühm" sah die SPD ihre Chance, ihre Organisation neu aufzubauen. Auch Walter Damm selbst trat 1926 in die SPD ein. Zwei Jahre später wurde er Gemeindevertreter in Bramfeld.[6]
Nazi-Diktatur
1933 wurde die SPD von den Nazis verboten.
1937 wurde die selbstständige Stadt Wandsbek als Stadtteil der Hansestadt Hamburg eingegliedert, so dass die Wiedergründung nach der NS-Zeit im Bezirksverband Hamburg erfolgte. "Distrikt" hießen die Ortsvereine damals noch - in Hamburg heißen sie noch heute so.
Links
- Homepage: spd-wandsbek.de
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 8
- ↑ Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte: Flecken. in: Schleswig-Holstein A-Z. abgerufen 18.12.2021
- ↑ Social-Demokrat - Tagesausgabe, 06.10.1869
- ↑ Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 45
- ↑ Krohn, Claus-Dieter (Hrsg.): Walter Damm. Arbeiter, Landrat und Flüchtlingsminister in Schleswig-Holstein (Bonn 1978)
- ↑ Krohn, Claus-Dieter (Hrsg.): Walter Damm. Arbeiter, Landrat und Flüchtlingsminister in Schleswig-Holstein (Bonn 1978)