Ortsverein Wellingdorf
Der Ortsverein Wellingdorf war eine Gliederung des Kreisverbandes Kiel. Der "Distrikt Wellingdorf" war einer der 7 Distrikte des Sozialdemokratischen Vereins Groß-Kiel von 1911.
Vorgeschichte
Auch in der Zeit der Illegalität engagierten sich Wellingdorfer für die sozialdemokratische Sache, so ist beispielsweise belegt, dass in den Monaten März bis Mai 1888 aus Wellingdorf 29,85 Reichsmark an den „Hasenclever-Fonds“ bei der Reichstagsfraktion gezahlt worden sind.[1]
Bereits 1892 muss es einen Verein von Arbeitern/Sozialdemokraten in der Gemeinde gegeben haben, denn am 13.12. d.J. vermeldete der Parteivorstand im „Vorwärts“, dass sich die Parteigenossen des Ortes mit den Beschlüssen des Berliner Parteitags einverstanden erklärt hätten.[2] 1893 sollen zur „Nachfeier des 1. Mai“ bereits 1000 Festteilnehmer im Ort zusammengekommen sein, die Rede habe „Ströbl aus Kiel“ gehalten.[3] Am 30. Juni des Jahres vermeldete der Vorwärts dann, dass die Genossen bei den Gemeinderatswahlen „einen glänzenden Sieg erfochten [haben]. Von hundert in der dritten Klasse abgegebenen Stimmen erhielten die drei sozialdemokratischen Kandidaten je 94, 94 und 66 Stimmen.“
Für 1895 ist ein Parteiverein Ellerbek-Wellingdorf belegt.[4]
Im Jahr 1897 gehörten alle Genossen aus Wellingdorf, Ellerbek, Neumühlen und Dietrichsdorf einem gemeinsamen Ortsverein an.[5]
Im Januar 1898 bildete sich der Sozialdemokratische Verein Ellerbek-Wellingdorf.[6]
Zum 9. September 1899 fand die Verschmelzung mehrerer Nachbarvereine, u.a . dem Socialdemokratischen Verein Dietrichsdorf, Neumühlen und Umgegend und dem Arbeiterbildungsverein in Ellerbek zum Socialdemokratischen Verein Dietrichsdorf, Neumühlen, Ellerbek, Wellingdorf und Umgegend statt. Unklar ist, warum sich die Wellingdorfer und Ellerbeker Vereine so zusammenschlossen.
Frauen
Am 27. Juni 1894 meldete die „Gleichheit“[7], dass in den vorigen Wochen in Wellingdorf eine Mitgliederversammlung des dortigen Bildungsvereins für Frauen und Mädchen zum Thema „Reichthum und Armuth“ mit dem Redner Genosse Klüß stattgefunden habe. Unklar ist bislang, wie lange dieser Verein existierte und ob er dann nach 1908 auf den sozialdemokratischen Verein verschmolz.
Für das Jahresende vermeldete die Zeitung am 24.12. (S.2) sogar etwas ganz Unerhörtes: Es habe eine öffentliche Versammlung für Frauen und Männer stattgefunden mit dem Titel „Die Vorteile, welche die Frauen von dem Emanzipationskampf der Männer haben“ mit der Rednerin Genossin Kähler aus Wandsbek.
1911-1933: Distrikt Wellingdorf
1910 wurden die Orte Ellerbek, Wellingdorf, Hasseldieksdamm und Gaarden-Süd in die Stadt Kiel eingemeindet. Da es auf Beschluss des Bezirksparteitags 1904 in jedem Ort nur einen sozialdemokratischen Verein gebe solle, vereinigten sich die nun vier Vereine im Kieler Stadtgebiet am 1. Oktober 1911 zum Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel. Dieser bildete sieben Distrikte, darunter den Distrikt Wellingdorf.
1915 wurde der Distriktsvorstand wiedergewählt: als Vorsitzender Hermann Pfeiffer[8], Merten als Schriftführer, Mißfeldt und Ferdinand Heldt[9] als Beisitzer.[10]
1945-1971: Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf
Bei der Wiedergründung nach der NS-Herrschaft scheint zunächst für Ellerbek und Wellingdorf ein gemeinsamer Ortsverein gegründet worden zu sein. Bis 1971 ist in Zeitungsmeldungen in der Regel vom Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf die Rede. 1972 trennten sie sich:
- "Durch die Organisationsreform [...] sind aus dem bisherigen Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf die Ortsvereine Ellerbek und Wellingdorf entstanden."[11]
→ Hauptartikel: Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf
1972-2018: Ortsverein Wellingdorf
Zum Gründungsvorsitzenden wurde Horst Seidel gewählt, zu seinem Stellvertreter Hartmut Manzewski. Der Vorstand sah seine Hauptaufgabe darin, "die Interessen der Arbeiter in der Öffentlichkeit stärker als bisher zu Gehör zu bringen".[12]
Vorstände
Jahr | Vorsitz | Stellvertretung | Kasse | Schriftführung | Weitere |
---|---|---|---|---|---|
2015 | Dirk Albat | Matthias Treu | ? | --- | ? |
2013 | Konrad Wetzel | ? | Konrad Wetzel | --- | |
2010 | Konrad Wetzel | ||||
2003 | Jürgen Frommholz | ? | ? | ? | ? |
1996 | Joachim Achsenick | Evelin Hauschild | Konrad Wetzel | Günter Klapheck | Joachim Boldt, Norbert Fischer, Günter Grotzeck, Elsbeth Jammer |
1994 | Konrad Wetzel | Evelin Hauschild | ? | ? | ? |
? | ? | ? | ? | ? | |
1984 | Horst Seidel | ? | ? | ? | ? |
Horst Seidel? | ? | ? | ? | ? | |
1972 | Horst Seidel | Hartmut Manzewski | ? | ? | ? |
Ratsmitglieder
- 2013 - Torsten Stagars
- 2008 - Torsten Stagars
- 2003 - fiel das Direktmandat an die CDU
- 1994 - Konrad Wetzel
- 1982 - Ewald Breitkopf
- 1972 - Holger Lüth
Seit 2018: Ortsverein Schwentinemünde
2018 fusionierte Wellingdorf mit den Nachbarn zur anderen Seite, Neumühlen-Dietrichsdorf, zum Ortsverein Kiel-Schwentinemünde. Grund war die abnehmende Mitgliedschaft auf dem Ostufer. Die SPD wird dort weiterhin mehrheitlich gewählt, doch die Mitgliederzahl der beiden Ortsvereine machte einen organisatorischen Zusammenschluss sinnvoll.
→ Hauptartikel: Ortsverein Kiel-Schwentinemünde
Links
Einzelnachweise
- ↑ Berliner Volksblatt 15.7.1888, S. 5
- ↑ Vorwärts 13.12.1892, S. 3. Außerdem vermeldete der Parteivorstand dies für Itzehoe, Rendsburg und Geesthacht
- ↑ Vorwärts 11.5.1893, S. 9
- ↑ Hamburger Echo 22.08.1895, S. 3
- ↑ Hamburger Echo 17.08.1897
- ↑ Hamburger Echo 26.04.1898
- ↑ Gleichheit 27.6.1894, S.2. Dort wird auch eine Mitgliederversammlung des Bildungsvereins für Frauen und Mädchen in Kiel erwähnt, auf der Genosse Brecour zu „Der Fluch der Armuth“ gesprochen habe.
- ↑ Adressbuch 1914: Pfeiffer, Herm. K., Schlosserg., Timkestr. 39. Zudem vermutlich Standesamt II, Signatur 27, Urkunde 509: gestorben 14.12.1953 Hermann Carl Pfeiffer.
- ↑ Adressbuch 1914: Heldt, Ferd. F., Arb., Ernst Friedrich-Str. 25
- ↑ Fischer Band 2, S. 99
- ↑ Zur Mitarbeit gewinnen, Kieler Nachrichten, 10.2.1972
- ↑ Neuer SPD-Ortsverein, Kieler Nachrichten, 4.3.1972