Fritz Baade: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Prof. Dr. rer. pol. Dr. h. c. Fritz Baade''', * [[23. Januar]] [[1893]] in Neuruppin, † [[15. Mai]] [[1974]] in Kiel; Volkswirt, Leiter des [[Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW)|Instituts für Weltwirtschaft]], Bundestagsabgeordneter. Mitglied der SPD ab [[1922]].
'''Prof. Dr. rer. pol. Dr. h. c. Fritz Baade''', * [[23. Januar]] [[1893]] in Neuruppin, † [[15. Mai]] [[1974]] in Kiel; Volkswirt, Leiter des [[Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW)|Instituts für Weltwirtschaft]], Bundestagsabgeordneter. Mitglied der SPD ab [[1922]].


== Leben & Beruf==
==Leben & Beruf==
Fritz Baade studierte klassische Philologie, Kunstgeschichte, Theologie, Volkswirtschaft und Medizin in Göttingen, Berlin, Heidelberg und Münster; [[1922]] wurde er in Göttingen zum Dr. rer. pol. promoviert. [[1914]] zog er als Soldat in den 1. Weltkrieg, [[1918]] bis [[1919]] war er Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates, dann Stadtverordneter in Essen. Bis [[1926]] betätigte er sich bei Göttingen als praktischer Landwirt. Von [[1925]] bis [[1929]] leitete er die Forschungsstelle für Wirtschaftspolitik in Berlin, war von [[1926]] bis [[1930]] Mitglied des Enquete-Ausschusses und [[1927]] Mitverfasser des Agrarprogramms der SPD. Nach einer Station [[1928]] als Dozent für landwirtschaftliches Marktwesen an der Universität Berlin übernahm er [[1929]] die Leitung der Reichsforschungsstelle für landwirtschaftliches Marktwesen. Im November [[1929]] wurde er Reichskommissar bei der Deutschen Getreide-Handelsgesellschaft in Berlin, im Februar [[1930]] Vorsitzender der deutsch-polnischen Roggenkommission.   
Fritz Baade studierte klassische Philologie, Kunstgeschichte, Theologie, Volkswirtschaft und Medizin in Göttingen, Berlin, Heidelberg und Münster; [[1922]] wurde er in Göttingen zum Dr. rer. pol. promoviert. [[1914]] zog er als Soldat in den 1. Weltkrieg, [[1918]] bis [[1919]] war er Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates, dann Stadtverordneter in Essen. Bis [[1926]] betätigte er sich bei Göttingen als praktischer Landwirt. Von [[1925]] bis [[1929]] leitete er die Forschungsstelle für Wirtschaftspolitik in Berlin, war von [[1926]] bis [[1930]] Mitglied des Enquete-Ausschusses und [[1927]] Mitverfasser des Agrarprogramms der SPD. Nach einer Station [[1928]] als Dozent für landwirtschaftliches Marktwesen an der Universität Berlin übernahm er [[1929]] die Leitung der Reichsforschungsstelle für landwirtschaftliches Marktwesen. Im November [[1929]] wurde er Reichskommissar bei der Deutschen Getreide-Handelsgesellschaft in Berlin, im Februar [[1930]] Vorsitzender der deutsch-polnischen Roggenkommission.   


Fritz Baade war dreimal verheiratet und hatte drei Kinder; er war evangelisch. Seine dritte Ehefrau [[Edith Baade]] und er heirateten während der Weimarer Republik.
Fritz Baade war dreimal verheiratet und hatte drei Kinder; er war evangelisch. Seine dritte Ehefrau [[Edith Baade]] und er heirateten während der Weimarer Republik.


=== Nationalsozialismus ===
===Nationalsozialismus===
[[1933]] wurde Fritz Baade aus politischen Gründen aus allen Funktionen entfernt. Bis [[1934]] bewirtschaftete er einen landwirtschaftlichen Betrieb, dann ging er in die Emigration. Von [[1935]] bis [[1939]] beriet er die türkischen Regierung in Ankara zu Fragen der landwirtschaftlichen Marktorganisation, von [[1939]] bis [[1946]] lebte er als privater Wirtschaftsberater in der Türkei.<ref>Vgl. Fritz Stern: ''Fünf Deutschland und ein Leben'' (München 2009), S. 144: "Kemal Atatürk [...] hatte schon früh beschlossen, von Hitlers Vertreibungspolitik zu profitieren, und führenden deutschen Emigranten Stellungen in der Türkei angeboten. In Istanbul gab es [etwa] einen erstaunlichen Kreis deutscher Ökonomen [...]." Auch [[Ernst Reuter]] überdauerte in der Türkei.</ref> [[1946]] wechselte er für wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit in die USA, wo er sich nicht zuletzt gegen die geplante Deindustrialisierung Deutschlands wandte.<ref>''IfW startet ins Jubiläum'', ''Kieler Nachrichten'', 13.11.2013</ref>  
[[1933]] wurde Fritz Baade aus politischen Gründen aus allen Funktionen entfernt. Bis [[1934]] bewirtschaftete er einen landwirtschaftlichen Betrieb, dann ging er in die Emigration. Von [[1935]] bis [[1939]] beriet er die türkischen Regierung in Ankara zu Fragen der landwirtschaftlichen Marktorganisation, von [[1939]] bis [[1946]] lebte er als privater Wirtschaftsberater in der Türkei.<ref>Vgl. Fritz Stern: ''Fünf Deutschland und ein Leben'' (München 2009), S. 144: "Kemal Atatürk [...] hatte schon früh beschlossen, von Hitlers Vertreibungspolitik zu profitieren, und führenden deutschen Emigranten Stellungen in der Türkei angeboten. In Istanbul gab es [etwa] einen erstaunlichen Kreis deutscher Ökonomen [...]." Auch [[Ernst Reuter]] überdauerte in der Türkei.</ref> [[1946]] wechselte er für wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit in die USA, wo er sich nicht zuletzt gegen die geplante Deindustrialisierung Deutschlands wandte.<ref>''IfW startet ins Jubiläum'', ''Kieler Nachrichten'', 13.11.2013</ref>  


=== Bundesrepublik ===
===Bundesrepublik===
[[Datei:54424 Fritz Baade.jpg|260px|thumb|left|Feier zu Fritz Baades 80. Geburtstag im IfW. Links neben ihm seine Frau Edith Baade, sein Nachfolger Prof. Giersch und [[Herbert Weichmann]].]]Von [[1948]] bis [[1961]] war Fritz Baade Ordinarius (ordentlicher Professor) für Wirtschaftliche Staatswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und Direktor des [[Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW)|Instituts für Weltwirtschaft]]<ref>[http://www.kiel.de/kultur/stadtarchiv/erinnerungstage/index.php?id=271 Kieler Erinnerungstag: 20. Februar 1914 Eröffnung des Instituts für Weltwirtschaft]</ref>. Zwar war er für die Institutsleitung "zweite Wahl" gewesen und wurde - zunächst kommissarisch - berufen, weil der Gewählte den Ruf nicht angenommen hatte<ref>''Neuer Institutsleiter in Kiel'', ''Handelsblatt'', 29.4.1948</ref>; er war jedoch von Anfang an als Fachmann hoch geschätzt.
[[Datei:54424 Fritz Baade.jpg|260px|thumb|left|Feier zu Fritz Baades 80. Geburtstag im IfW. Links neben ihm seine Frau Edith Baade, sein Nachfolger Prof. Giersch und [[Herbert Weichmann]].]]Von [[1948]] bis [[1961]] war Fritz Baade Ordinarius (ordentlicher Professor) für Wirtschaftliche Staatswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und Direktor des [[Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW)|Instituts für Weltwirtschaft]]<ref>[http://www.kiel.de/kultur/stadtarchiv/erinnerungstage/index.php?id=271 Kieler Erinnerungstag: 20. Februar 1914 Eröffnung des Instituts für Weltwirtschaft]</ref>. Zwar war er für die Institutsleitung "zweite Wahl" gewesen und wurde - zunächst kommissarisch - berufen, weil der Gewählte den Ruf nicht angenommen hatte<ref>''Neuer Institutsleiter in Kiel'', ''Handelsblatt'', 29.4.1948</ref>; er war jedoch von Anfang an als Fachmann hoch geschätzt.
<blockquote>"Wenn der Kieler Professor Baade bei einer öffentlichen Veranstaltung spricht, kann man immer sicher sein, daß man ein paar neue Gedanken zu hören bekommt."<ref>''Neo-Schachtismus?'', ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 2.3.1950</ref></blockquote>
<blockquote>"Wenn der Kieler Professor Baade bei einer öffentlichen Veranstaltung spricht, kann man immer sicher sein, daß man ein paar neue Gedanken zu hören bekommt."<ref>''Neo-Schachtismus?'', ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 2.3.1950</ref></blockquote>
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Nach seiner Emeritierung [[1961]] gründete Fritz Baade das Forschungsinstituts für Wirtschaftsfragen der Entwicklungsländer e.V. in Bonn.<ref>Fritz List: ''Zur Selbsthilfe durch Entwicklungshilfe. Professor Baade wird heute 80 Jahre alt'', ''Kieler Nachrichten'', 23.1.1973 </ref>. Er war Mitglied des Aufsichtsrats der Kieler Howaldtswerke AG, Vorsitzender der Deutsch-Türkischen Gesellschaft e.V. in Bonn, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Institut für Asienkunde in Hamburg und Mitglied des Kuratoriums der Deutschen Ibero-Amerika-Stiftung, ebenfalls in Hamburg.
Nach seiner Emeritierung [[1961]] gründete Fritz Baade das Forschungsinstituts für Wirtschaftsfragen der Entwicklungsländer e.V. in Bonn.<ref>Fritz List: ''Zur Selbsthilfe durch Entwicklungshilfe. Professor Baade wird heute 80 Jahre alt'', ''Kieler Nachrichten'', 23.1.1973 </ref>. Er war Mitglied des Aufsichtsrats der Kieler Howaldtswerke AG, Vorsitzender der Deutsch-Türkischen Gesellschaft e.V. in Bonn, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Institut für Asienkunde in Hamburg und Mitglied des Kuratoriums der Deutschen Ibero-Amerika-Stiftung, ebenfalls in Hamburg.


== Partei & Politik ==
==Partei & Politik==
Fritz Baade trat zunächst in die [[USPD]] ein und blieb in deren gemäßigtem Flügel, auch als dieser sich [[1922]] wieder mit der SPD zusammenschloss. Er gehörte von [[1930]] bis [[1933]] dem Reichstag an.
Fritz Baade trat zunächst in die [[USPD]] ein und blieb in deren gemäßigtem Flügel, auch als dieser sich [[1922]] wieder mit der SPD zusammenschloss. Er gehörte von [[1930]] bis [[1933]] dem Reichstag an.


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Als MdB wie auch als Leiter des IfW stellte sich Fritz Baade konsequent gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland. Deswegen sprach ihm [[Andreas Gayk]] die Eignung zum Politiker ab.<ref>''IfW startet ins Jubiläum'', ''Kieler Nachrichten'', 13.11.2013</ref> Auch in anderen Bereichen hatte er keine Scheu, seine fachliche Einschätzung über die seiner Fraktion zu stellen, etwa, als er [[1950]] die Mehrheitsmeinung zur alliierten Wirtschaftspolitik nicht teilen konnte.<ref>''Baade warnt vor "Neo-Schachtismus"'', ''Handelsblatt'', 3.3.1950 </ref><ref>''Baade bloßgestellt'', ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 4.3.1950</ref>
Als MdB wie auch als Leiter des IfW stellte sich Fritz Baade konsequent gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland. Deswegen sprach ihm [[Andreas Gayk]] die Eignung zum Politiker ab.<ref>''IfW startet ins Jubiläum'', ''Kieler Nachrichten'', 13.11.2013</ref> Auch in anderen Bereichen hatte er keine Scheu, seine fachliche Einschätzung über die seiner Fraktion zu stellen, etwa, als er [[1950]] die Mehrheitsmeinung zur alliierten Wirtschaftspolitik nicht teilen konnte.<ref>''Baade warnt vor "Neo-Schachtismus"'', ''Handelsblatt'', 3.3.1950 </ref><ref>''Baade bloßgestellt'', ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 4.3.1950</ref>


== Ehrungen ==
==Ehrungen==
[[Datei:Fritz und Edith Baade Infotafel Kiellinie.JPG|260px|thumb|right|Eine Infotafel informiert in knapper Form über Fritz und Edith Baade]]
[[Datei:Fritz und Edith Baade Infotafel Kiellinie.JPG|260px|thumb|right|Eine Infotafel informiert in knapper Form über Fritz und Edith Baade]]
[[Datei:Grabstein Fritz Baade.JPG|260px|thumb|left|Der Grabstein von Fritz und Edith Baade vor dem Haus Weltclub an der Kiellinie 76]]
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== Archive ==


* Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA): [http://purl.org/pressemappe20/folder/pe/000816 Pressemappe Fritz Baade]


 
==Links==
== Links ==
*[http://lissh.lvn.parlanet.de/cgi-bin/starfinder/0?path=samtflmore.txt&id=fastlink&pass=&search=ID%3D2699&format=WEBVOLLLANG Landtagsinformationssystem]
*[http://lissh.lvn.parlanet.de/cgi-bin/starfinder/0?path=samtflmore.txt&id=fastlink&pass=&search=ID%3D2699&format=WEBVOLLLANG Landtagsinformationssystem]
*[https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Baade Wikipedia]
*[https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Baade Wikipedia]


== Einzelnachweise ==
==Einzelnachweise==
<references />
<references />


[[Kategorie:MdR]]
[[Kategorie:MdR]]
[[Kategorie:Kreisverband Kiel]]
[[Kategorie:Kreisverband Kiel]]

Aktuelle Version vom 2. August 2023, 10:22 Uhr

Fritz Baade
Fritz Baade
Fritz Baade
Geboren: 23. Januar 1893
Gestorben: 15. Mai 1974

Prof. Dr. rer. pol. Dr. h. c. Fritz Baade, * 23. Januar 1893 in Neuruppin, † 15. Mai 1974 in Kiel; Volkswirt, Leiter des Instituts für Weltwirtschaft, Bundestagsabgeordneter. Mitglied der SPD ab 1922.

Leben & Beruf

Fritz Baade studierte klassische Philologie, Kunstgeschichte, Theologie, Volkswirtschaft und Medizin in Göttingen, Berlin, Heidelberg und Münster; 1922 wurde er in Göttingen zum Dr. rer. pol. promoviert. 1914 zog er als Soldat in den 1. Weltkrieg, 1918 bis 1919 war er Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates, dann Stadtverordneter in Essen. Bis 1926 betätigte er sich bei Göttingen als praktischer Landwirt. Von 1925 bis 1929 leitete er die Forschungsstelle für Wirtschaftspolitik in Berlin, war von 1926 bis 1930 Mitglied des Enquete-Ausschusses und 1927 Mitverfasser des Agrarprogramms der SPD. Nach einer Station 1928 als Dozent für landwirtschaftliches Marktwesen an der Universität Berlin übernahm er 1929 die Leitung der Reichsforschungsstelle für landwirtschaftliches Marktwesen. Im November 1929 wurde er Reichskommissar bei der Deutschen Getreide-Handelsgesellschaft in Berlin, im Februar 1930 Vorsitzender der deutsch-polnischen Roggenkommission.

Fritz Baade war dreimal verheiratet und hatte drei Kinder; er war evangelisch. Seine dritte Ehefrau Edith Baade und er heirateten während der Weimarer Republik.

Nationalsozialismus

1933 wurde Fritz Baade aus politischen Gründen aus allen Funktionen entfernt. Bis 1934 bewirtschaftete er einen landwirtschaftlichen Betrieb, dann ging er in die Emigration. Von 1935 bis 1939 beriet er die türkischen Regierung in Ankara zu Fragen der landwirtschaftlichen Marktorganisation, von 1939 bis 1946 lebte er als privater Wirtschaftsberater in der Türkei.[1] 1946 wechselte er für wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit in die USA, wo er sich nicht zuletzt gegen die geplante Deindustrialisierung Deutschlands wandte.[2]

Bundesrepublik

Feier zu Fritz Baades 80. Geburtstag im IfW. Links neben ihm seine Frau Edith Baade, sein Nachfolger Prof. Giersch und Herbert Weichmann.

Von 1948 bis 1961 war Fritz Baade Ordinarius (ordentlicher Professor) für Wirtschaftliche Staatswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und Direktor des Instituts für Weltwirtschaft[3]. Zwar war er für die Institutsleitung "zweite Wahl" gewesen und wurde - zunächst kommissarisch - berufen, weil der Gewählte den Ruf nicht angenommen hatte[4]; er war jedoch von Anfang an als Fachmann hoch geschätzt.

"Wenn der Kieler Professor Baade bei einer öffentlichen Veranstaltung spricht, kann man immer sicher sein, daß man ein paar neue Gedanken zu hören bekommt."[5]

Im Juni 1949 wurde er zum Vorsitzenden des Verwaltungsrates der schleswig-holsteinischen Landeszentralbank berufen.[6][7]

Im Dezember 1950 war Fritz Baade in einen Verkehrsunfall verwickelt; in Langeln stieß sein Wagen mit einem Bus zusammen. Entgegen ersten Meldungen[8] blieb er jedoch unverletzt.[9]

Im Rahmen seiner Tätigkeit im IfW rief das Ehepaar Baade das Gästehaus "Haus Weltklub" des Instituts ins Leben. Es wurde 1952 von Bundespräsident Prof. Theodor Heuss und Fritz Baade eingeweiht. Edith Baade leitete über viele Jahre den Geschäftsbetrieb.

Nach seiner Emeritierung 1961 gründete Fritz Baade das Forschungsinstituts für Wirtschaftsfragen der Entwicklungsländer e.V. in Bonn.[10]. Er war Mitglied des Aufsichtsrats der Kieler Howaldtswerke AG, Vorsitzender der Deutsch-Türkischen Gesellschaft e.V. in Bonn, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Institut für Asienkunde in Hamburg und Mitglied des Kuratoriums der Deutschen Ibero-Amerika-Stiftung, ebenfalls in Hamburg.

Partei & Politik

Fritz Baade trat zunächst in die USPD ein und blieb in deren gemäßigtem Flügel, auch als dieser sich 1922 wieder mit der SPD zusammenschloss. Er gehörte von 1930 bis 1933 dem Reichstag an.

Ab der Bundestagswahl 1949 kandidierte er im Wahlkreis 6 (Kiel) für den Bundestag. Er wurde immer über die Landesliste MdB, in der Bundestagswahl 1961 dann direkt gewählt. 1965 trat er nicht wieder an; sein Nachfolger wurde Hans Müthling.

Als MdB wie auch als Leiter des IfW stellte sich Fritz Baade konsequent gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland. Deswegen sprach ihm Andreas Gayk die Eignung zum Politiker ab.[11] Auch in anderen Bereichen hatte er keine Scheu, seine fachliche Einschätzung über die seiner Fraktion zu stellen, etwa, als er 1950 die Mehrheitsmeinung zur alliierten Wirtschaftspolitik nicht teilen konnte.[12][13]

Ehrungen

Eine Infotafel informiert in knapper Form über Fritz und Edith Baade
Der Grabstein von Fritz und Edith Baade vor dem Haus Weltclub an der Kiellinie 76

1970 wurde Fritz Baade der Kulturpreis der Landeshauptstadt Kiel verliehen. Am 24. Juli 2019 wurde zur Erinnerung und Ehrung von Fritz und Edith Baade im Beisein ihrer Enkel Hans Baade, Austin (Texas), Andreas Laqueur, Berlin und James Baaden, London, vor dem Haus Weltclub in Kiel an der Kiellinie 76 der gemeinsame Grabstein der beiden aufgestellt.[14] Im Sommer 2022 wurde ergänzend dazu durch das Institut für Weltwirtschaft eine Infotafel vor dem Grabstein installiert mit knappen informationen über das Ehepaar Baade. Ein QR-Code führt zu weiteren Informationen.





Archive

Links

Einzelnachweise

  1. Vgl. Fritz Stern: Fünf Deutschland und ein Leben (München 2009), S. 144: "Kemal Atatürk [...] hatte schon früh beschlossen, von Hitlers Vertreibungspolitik zu profitieren, und führenden deutschen Emigranten Stellungen in der Türkei angeboten. In Istanbul gab es [etwa] einen erstaunlichen Kreis deutscher Ökonomen [...]." Auch Ernst Reuter überdauerte in der Türkei.
  2. IfW startet ins Jubiläum, Kieler Nachrichten, 13.11.2013
  3. Kieler Erinnerungstag: 20. Februar 1914 Eröffnung des Instituts für Weltwirtschaft
  4. Neuer Institutsleiter in Kiel, Handelsblatt, 29.4.1948
  5. Neo-Schachtismus?, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.3.1950
  6. Prof. Dr. Baade Vorsitzender des VR der Landeszentralbank in Kiel, Die Welt, 18.6.1949
  7. Landeszentralbank Schleswig-Holstein, Handelsblatt, 4.7.1949
  8. Prof. Baade schwer verunglückt, Hamburger Freie Presse, 13.12.1950
  9. Professor Baade unverletzt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.1950
  10. Fritz List: Zur Selbsthilfe durch Entwicklungshilfe. Professor Baade wird heute 80 Jahre alt, Kieler Nachrichten, 23.1.1973
  11. IfW startet ins Jubiläum, Kieler Nachrichten, 13.11.2013
  12. Baade warnt vor "Neo-Schachtismus", Handelsblatt, 3.3.1950
  13. Baade bloßgestellt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.3.1950
  14. Diesen Findling vom aufgelösten Grab des Ehepaares hatte der Hobby-Historiker Wolfgang Merten im Steinlager des Kieler Nordfriedhofs entdeckt und vor der Steinmühle gerettet. Insbesondere dem Engagement von Prof. Rolf J. Langhammer (IfW) ist sein neuer Standort zu verdanken. (Vgl. Kieler Nachrichten, 10.5.2019, 25.7.2019)