Bundestagswahl 1961

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Die Bundestagswahl 1961 fand am 17. September 1961 statt. Für die SPD trat erstmals Berlins Regierender Bürgermeister Willy Brandt als Kanzlerkandidat an.

Wahlkampf

Die Wahl war die erste für die SPD nach Annahme des Godesberger Programms von 1959, in dem sie sich endgültig von der Theorie des Historischen Materialismus, Marxismus und von planwirtschaftlichen Vorstellungen verabschiedet hatte und sich zur Volkspartei wandelte.

"In der Auseinandersetzung der Parteien vor der Bundestagswahl 1961 lag die Initiative unbestritten bei der Sozialdemokratie. Offensiv und modern, mit Fernseh- und Rundfunkdarbietungen, durch Plakat- und Inseratpropaganda, mit illustrierten Zeitungen, mit Kundgebungen und Versammlungen, in Streitgesprächen usw. trat sie an die Wähler heran, um ihr Programm für Deutschland darzulegen."[1]

Über die Landesliste wurde im Mai auf dem Landesparteitag in Mölln abgestimmt.

Im Wahlkampf unternahm Willy Brandt unter anderem - gefolgt von einer langen Autokolonne - Deutschlandfahrten. Am 10. und am 18. Juli fuhr er so durch den Landesteil Schleswig und das südliche Holstein. Er sprach zu zehntausenden Menschen, die sich vor Rathäusern, auf Plätzen, am Straßenrand und in Sälen spontan eingefunden hatten. Auch am 13. August war er in Schleswig-Holstein unterwegs, als die DDR mit dem Bau der Berliner Mauer begann. Der Regierende Bürgermeister von Berlin brach die Wahlkampfreise ab und kehrte nach Berlin zurück.[1]

CDU-Hetze gegen Willy Brandt

Die CDU griff Willy Brandt wegen seiner Emigration nach Norwegen an. Der damalige CDU-Ministerpräsident Kai-Uwe von Hassel erklärte auf einem CDU-Parteitag in Heide,

"er fühle sich dem Schicksal des deutschen Volkes verpflichtet in guten, wie in bösen Tagen; 'ich kann diese Schicksalsgemeinschaft nicht verlassen, wenn es mir persönlich gefährlich erscheint, und ihr wieder beitreten, wenn das Risiko vorüber ist'", und unterschied "zwischen denen, die in ihr Vaterland zurückkehrten und sogleich ihre alte Staatsangehörigkeit wieder aufgenommen haben, und welchen, die eine Reihe von Jahren damit gewartet haben".[2]

Uwe Danker erläutert diese Äußerung:

"Namentlich nicht genannt, aber gemeint, war Willy Brandt, im April 1933 nach Norwegen emigriert und im Jahr 1960 nicht nur regierender Bürgermeister Berlins, sondern auch Kanzlerkandidat der SPD.
Von Hassels Äußerung sorgte bei der SPD für Empörung, Walter Damm als Landesvorsitzender stellte sich, so die VZ, 'schützend vor die Menschen, die 1933, um Leben und Freiheit zu retten, ihre deutsche Heimat verlassen mußten.' Er sagte im Namen seiner Partei: 'Wir sprechen Herrn von Hassel das Recht ab, darüber zu urteilen, ob der einzelne seine Heimat verlassen mußte oder nicht.'"[3]

Wahlergebnis in Schleswig-Holstein

Die SPD gewann nur den Wahlkreis in Kiel, wo der 68-jährige Wirtschaftswissenschaftler Fritz Baade kandidierte. Insgesamt bestand die Landesgruppe in dieser Wahlperiode aus acht Abgeordneten. Neu dabei waren der bekannte Publizist Fritz Sänger und Richard Tamblé.

Bei den Zweitstimmen konnte die SPD zulegen und 91000 zusätzliche Wählerinnen und Wähler überzeugen.

Bundesergebnis Änderung zu 1957 Landesergebnis[4] Differenz Land/Bund
SPD 36,2 % +4,4 36,4 % +0,2
CDU 45,3 % -4,9 41,8 % -3,5
FDP 12,8 % +5,1 13,8 % +1,0
Sonstige 5,7 % 8,1 %

Wahlbeteiligung in Schleswig-Holstein: 88,0 %

Wahlwerbespot

Links

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 141
  2. Danker, Uwe et al: Geteilte Verstrickung: Elitenkontinuitäten in Schles-wig-Holstein - Folgestudie: Geschichtswissenschaftliche Aufarbeitung der personellenund strukturellen Kontinuität nach 1945 in der schleswig-holsteinischen Legislative und Exekutive (Schleswig-Holsteinischer Landtag 2021) (Drucksache 19/2953), S. 406 f.
  3. Danker, Uwe et al: Geteilte Verstrickung: Elitenkontinuitäten in Schles-wig-Holstein - Folgestudie: Geschichtswissenschaftliche Aufarbeitung der personellenund strukturellen Kontinuität nach 1945 in der schleswig-holsteinischen Legislative und Exekutive (Schleswig-Holsteinischer Landtag 2021) (Drucksache 19/2953), S. 407
  4. Bundeswahlleiter Ergebnisse früherer Bundestagswahlen Stand: 5. Juni 2014