Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Kiel: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:Emma Schmidt.jpg|thumb|right|500px|Emma Schmidt]]Die '''Arbeiterwohlfahrt Kiel''' ist eine Gliederung der [[Arbeiterwohlfahrt|Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holstein]]. Sie wurde [[1945]] als Nachfolgeorganisation des vor [[1933]] bestehenden "Ortsausschusses Kiel der Arbeiterwohlfahrt" gegründet. | [[Datei:Emma Schmidt.jpg|thumb|right|500px|Emma Schmidt]]Die '''Arbeiterwohlfahrt Kiel''' ist eine Gliederung der [[Arbeiterwohlfahrt|Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holstein]]. Sie wurde [[1945]] als Nachfolgeorganisation des vor [[1933]] bestehenden "Ortsausschusses Kiel der Arbeiterwohlfahrt" gegründet. | ||
Anders als vor [[1933]] ist die AWO nicht mehr Teil der SPD, sondern ein von ihr unabhängiger Verein. Viele GenossInnen sahen und sehen jedoch bis heute die AWO als "ihre" Organisation an und stellen einen großen Teil der Mitglieder. Der von außen kommende Geschäftsführer Sebastian Engmann - "neu in der Awo-Welt" - kam sich vor "wie in einer Familie": <blockquote>"'Jeder scheint jeden zu kennen, und ganz viele verbindet eine lange persönliche Geschichte mit der Awo.' [...] in der Art des Umgangs, der gepflegt wird, steckt nach seinem Eindruck sehr viel Wärme und Wertschätzung."<ref>Alle Zitate Geist, Martin: ''Kieler Awo soll digitaler werden'', ''Kieler Nachrichten'', 31.1.2023</ref></blockquote> Unabhängig von der Parteizugehörigkeit gibt es in grundsätzlichen politischen Fragen Übereinstimmung: So beschloss die Kreiskonferenz vom [[7. November]] [[2020]] einstimmig, dass die Mitgliedschaft in der oder eine Tätigkeit für die AWO Kiel nur Menschen offen steht, die nicht AfD-Anhänger sind.<ref>mag[Geist, Martin]: ''AWO duldet keine AfD-Anhänger'', ''Kieler Nachrichten'', 7.11.2020</ref> | |||
Die Organisation hat sich auch in Kiel weit über ihren ursprünglichen Zweck hinaus entwickelt zu einem der großen Wohlfahrtsverbände; sie betreibt Kindertagesstätten, Einrichtungen der offenen Jugendarbeit, Bürgertreffs, den sog. annas (Anlaufstellen Nachbarschaft) und einen ambulanten Pflegedienst. Zu den die Kieler AWO prägenden Einrichtungen gehören die jährlichen ''Strandfahrten für Kinder und Jugendliche nach Falckenstein'', das Veranstaltungszentrum ''Räucherei'' (s.u.) mit der alle zwei Jahre stattfindenden ''Kinderstadt Sprottenhausen'' und der ''Kinder- und Jugendbauernhof Mettenhof''. Der Kreisverband Kiel zählte [[2019]] etwa 960 Mitglieder und hatte ungefähr 500 hauptamtlich Beschäftigte in mehr als 30 Einrichtungen <ref>Mitgliedermagazin der Arbeiterwohlfahrt Kiel e.V. v. August 2019</ref> . Wie bei vielen anderen Vereinen und politischen Parteien hat auch die AWO unter einem stetigen Mitgliederverlust zu leiden. So sank die Zahl der Mitglieder bis [[2025]] auf nur noch 675, die Zahl der hauptamtlich Beschäftigten stieg dagegen auf 670 Mitarbeitende im Verein und der dem Verein gehörenden Pflegedienste gGmbH.<ref>Bericht des AWO Kreisverbandes Kiel e.V. zur ordentlichen Kreiskonferenz am 13.06.2025</ref> | |||
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Das genaue Datum der Neugründung ist nicht ermittelt, aber bereits am [[22. Oktober]] [[1945]] wurde die Arbeiterwohlfahrt Kiel als Mitglied der "Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege" (AGW) in Kiel geführt.<ref>Klatt: ''Not'', S. 185 f.</ref> Da die britische Militärregierung nur unabhängigen Wohlfahrtsträgern finanzielle Unterstützung für ihre Arbeit gab, gründete sie sich als von der SPD unabhängiger Verein neu.<ref>Klatt: ''Not'', S. 187</ref> Die Hauptakteure und vor allem -akteurinnen kamen aber weiterhin aus der SPD. Die erste Ortsadresse lautete "Frau Schmidt, Kiel, Kirchenweg 18".<ref>So in den [http://library.fes.de/fulltext/sozmit/1946-088-1.htm ''Sozialistischen Mitteilungen''] vom Juli 1946, S. 1 | Das genaue Datum der Neugründung ist nicht ermittelt, aber bereits am [[22. Oktober]] [[1945]] wurde die Arbeiterwohlfahrt Kiel als Mitglied der "Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege" (AGW) in Kiel geführt.<ref>Klatt: ''Not'', S. 185 f.</ref> Da die britische Militärregierung nur unabhängigen Wohlfahrtsträgern finanzielle Unterstützung für ihre Arbeit gab, gründete sie sich als von der SPD unabhängiger Verein neu.<ref>Klatt: ''Not'', S. 187</ref> Die Hauptakteure und vor allem -akteurinnen kamen aber weiterhin aus der SPD. Die erste Ortsadresse lautete "Frau Schmidt, Kiel, Kirchenweg 18".<ref>So in den [http://library.fes.de/fulltext/sozmit/1946-088-1.htm ''Sozialistischen Mitteilungen''] vom Juli 1946, S. 1</ref> Damit dürfte die erste Vorsitzende der Neugründung, [[Emma Schmidt]], gemeint sein. Auch [[Gertrud Völcker]], die die landesweite Ansprechpartnerin war, arbeitete in der Kieler AWO mit. | ||
== Die ''Räucherei'' == | == Die ''Räucherei'' == | ||
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Ab [[1978]] war das Bürgerzentrum über viele Jahre durch ein dichtes Programm ausgelastet, in dem Jazz-, Folk- und Bluesmusik, Liedermacher, Kabarett- oder Theaterabende und vieles andere bunt durcheinanderwirbelten. Im Laufe der Jahre sind dort musikalische Größen wie Herbert Grönemeyer, Franz Josef Degenhardt, Penelope Houston, Heinz Rudolf Kunze oder Hannes Wader aufgetreten. Hausmeister [[Bruno Levtzow]] erinnert sich besonders lebhaft an die "Spider Murphy Gang", die sich zunächst weigerte, aufzutreten, weil ihr der Raum zu klein schien.<ref>Vgl. Offener Kanal Kiel: ''[http://lassmalschnacken.de/213 Lass mal schnacken: Bruno Levtzow]'', 8.6.2019</ref> Jahrelang gab eine Offene Bühne lokalen Talenten die Möglichkeit, Bühnenerfahrung zu erwerben. Die Kieler St. Patrick's Nights finden hier statt, Kindernachmittage oder Feste zum Internationalen Frauentag ebenso wie der Neujahrsempfang oder die Mitgliederehrungen der AWO. Das heißt, fast jeden Abend war was los, und "Die Räucherei" etablierte sich für Kiel und das Umland als feste Adresse. | Ab [[1978]] war das Bürgerzentrum über viele Jahre durch ein dichtes Programm ausgelastet, in dem Jazz-, Folk- und Bluesmusik, Liedermacher, Kabarett- oder Theaterabende und vieles andere bunt durcheinanderwirbelten. Im Laufe der Jahre sind dort musikalische Größen wie Herbert Grönemeyer, Franz Josef Degenhardt, Penelope Houston, Heinz Rudolf Kunze oder Hannes Wader aufgetreten. Hausmeister [[Bruno Levtzow]] erinnert sich besonders lebhaft an die "Spider Murphy Gang", die sich zunächst weigerte, aufzutreten, weil ihr der Raum zu klein schien.<ref>Vgl. Offener Kanal Kiel: ''[http://lassmalschnacken.de/213 Lass mal schnacken: Bruno Levtzow]'', 8.6.2019</ref> Jahrelang gab eine Offene Bühne lokalen Talenten die Möglichkeit, Bühnenerfahrung zu erwerben. Die Kieler St. Patrick's Nights finden hier statt, Kindernachmittage oder Feste zum Internationalen Frauentag ebenso wie der Neujahrsempfang oder die Mitgliederehrungen der AWO. Das heißt, fast jeden Abend war was los, und "Die Räucherei" etablierte sich für Kiel und das Umland als feste Adresse. | ||
Organisiert wurde dies alles von AWO-Geschäftsführer [[Steffen Etzel]], gestützt vom Kreisvorstand unter [[Silke Reyer]] und vom Ortsbeirat unter [[Bruno Levtzow]]. [[1988]] musste nach über 10 Jahren und einer Million Besucherinnen und Besuchern durchgreifend renoviert werden. Auch ein Brand, der im April [[1990]] den ebenfalls gut ausgelasteten Bürgertreff für Wochen lahmlegte, musste bewältigt werden. | Organisiert wurde dies alles von AWO-Geschäftsführer [[Steffen Etzel]], gestützt vom Kreisvorstand unter [[Silke Reyer]] und vom Ortsbeirat unter [[Bruno Levtzow]]. [[1988]] musste nach über 10 Jahren und einer Million Besucherinnen und Besuchern durchgreifend renoviert werden.[[Datei:Sprottenhausen.jpeg|thumb|right|250px|Hier geht es nach Sprottenhausen]] Auch ein Brand, der im April [[1990]] den ebenfalls gut ausgelasteten Bürgertreff für Wochen lahmlegte, musste bewältigt werden. | ||
Mittlerweile ist auch die Verwaltung der Kieler AWO auf dem Gelände angesiedelt, und die Räucherei bildet den Mittelpunkt für Hausaufgabenhilfe und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche, für Projektarbeit wie den Kinderzirkus "Beppolino" und seit [[2011]] für ein besonderes Sommerferienangebot, die ''Kinderstadt Sprottenhausen'', mit der die pädagogische Idee der [[Kinderrepublik Seekamp|Kinderrepubliken]] wieder aufgenommen worden ist.<ref>Dieser Abschnitt orientiert sich an dem Beitrag zur Räucherei in Fischer/Hansen: ''EinBlick'', S. 78-82</ref> Der Spielplatz wurde durch einen Sportplatz ersetzt, und es gibt jetzt auch eine Kindertagesstätte auf dem Gelände.<ref>Vgl. Offener Kanal Kiel: ''[http://lassmalschnacken.de/213 Lass mal schnacken: Bruno Levtzow]'', 8.6.2019</ref> | |||
Mittlerweile ist auch die Verwaltung der Kieler AWO auf dem Gelände angesiedelt, und die Räucherei bildet den Mittelpunkt für Hausaufgabenhilfe und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche, für Projektarbeit wie den Kinderzirkus "Beppolino" und seit [[2011]] für ein besonderes Sommerferienangebot, die Kinderstadt | |||
== Ehrungen == | == Ehrungen == | ||
[[Datei:1974 05 07 Verleihung Juchacz-Plakette an Bendfeldt + Kade.jpg|300px|thumb|right|Landesvorsitzender Günter Lütgens überreicht Frieda Bendfeldt (rechts) und Gerda Kade am 7.5.1974 die Marie-Juchacz-Plakette]]Mindestens fünf Mitgliedern des [[Kreisverband Kiel|Kreisverbandes Kiel]] ist bisher die [[Marie-Juchacz-Plakette]] verliehen worden: [[1971]] [[Gertrud Völcker]], [[7. Mai]] [[1974]] [[Frieda Bendfeldt]] und [[Gerda Kade]], [[1983]] [[Günther Bantzer]] und [[Günter Lütgens]]. | [[Datei:1974 05 07 Verleihung Juchacz-Plakette an Bendfeldt + Kade.jpg|300px|thumb|right|Landesvorsitzender Günter Lütgens überreicht Frieda Bendfeldt (rechts) und Gerda Kade am 7.5.1974 die Marie-Juchacz-Plakette]]Mindestens fünf Mitgliedern des [[Kreisverband Kiel|Kreisverbandes Kiel]] ist bisher die [[Marie-Juchacz-Plakette]] verliehen worden: [[1971]] [[Gertrud Völcker]], [[7. Mai]] [[1974]] [[Frieda Bendfeldt]] und [[Gerda Kade]], [[1983]] [[Günther Bantzer]] und [[Günter Lütgens]]. | ||
Die AWO vergibt eine eigene Verdienstmedaille für herausragende Leistungen, die bisher unter anderen [[Anni Distler]] (Ortsverein Nord), [[Liesel Hofer]] und [[Alfred Voigt]] (Ortsverein Hassee) erhalten haben.<ref>Fischer/Hansen: '' | Die AWO vergibt eine eigene Verdienstmedaille für herausragende Leistungen, die bisher unter anderen [[Anni Distler]] (Ortsverein Nord), [[Liesel Hofer]] und [[Alfred Voigt]] (Ortsverein Hassee) erhalten haben.<ref>Fischer/Hansen: ''EinBlick'', S. 105. Daraus wird nicht deutlich, ob die Medaille von der AWO Kiel oder vom [[Arbeiterwohlfahrt|Landesverband]] vergeben wird.</ref> | ||
Von [[1998]] bis [[2006]] vergab die Kieler AWO zur Erinnerung an das soziale Engagement seines verstorbenen Geschäftsführers [[Steffen Etzel]] den mit 2.500 Euro dotierten ''Steffen-Etzel-Förderpreis'' an Kieler Initiativen im sozialen Bereich, die in besonderer Weise dem Gemeinwesen dienten. | Von [[1998]] bis [[2006]] vergab die Kieler AWO zur Erinnerung an das soziale Engagement seines verstorbenen Geschäftsführers [[Steffen Etzel]] den mit 2.500 Euro dotierten ''Steffen-Etzel-Förderpreis'' an Kieler Initiativen im sozialen Bereich, die in besonderer Weise dem Gemeinwesen dienten. | ||
== Vorstände == | ==Vorstand, Geschäftsführung und Präsidium== | ||
Der AWO-Kreisverband Kiel wurde bisher von einem ehrenamtlich tätigen Vorstand und einem hauptamtlichen Geschäftsführer geleitet. Auf der AWO-Kreiskonferenz am [[10. November]] [[2024]] wurde eine Satzungsänderung beschlossen, mit dem Ziel, ein neues Führungsmodell in Kiel zu etablieren: Statt des Vorstandes gibt es jetzt ein ebenso ehrenamtlich tätiges Präsidium, statt des hauptamtlichen Geschäftsführers einen hauptamtlich tätigen Vorstand. Damit wird eine klarere rechtliche Trennung zwischen strategischer Aufsicht durch das Präsidium und dem operativen Geschäft durch den Vorstand gezogen. | |||
Mit diesem Modell folgt der AWO-Kreisverband Kiel dem Landesverband Schleswig-Holstein und vielen anderen Kreisverbänden in Deutschland. | |||
Auf der Mitgliederversammlung der Kieler AWO wurde am [[2025]] auf der Grundlage der neuen Satzung das erste Präsidium gewählt. Das Präsidium konstituierte sich am [[17. Juni]] [[2025]] und wählte Michael Blümel zum ersten hauptamtlichen Vorstand.<ref>Newsletter des AWO Kreisverbandes Kiel e.V., 06.25</ref> | |||
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|[[Gesa Langfeldt]] | |[[Gesa Langfeldt]] | ||
|[[Achim Heinrichs]], [[Hans-Meinert Redlin]] | |[[Achim Heinrichs]], [[Hans-Meinert Redlin]] | ||
|BeisitzerInnen: [[Ingrid Lietzow]], Jana-Marleen Biel, Laura Schröder, [[Simon Bull]] (bis [[Oktober]] [[2021]], Thorsten Lehmann, Wilfried Voigt | |BeisitzerInnen: [[Ingrid Lietzow]], Jana-Marleen Doege geb. Biel, [[Bianca Wöller]], [[Ralf Ibs]] | ||
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Vor der Umstrukturierung des Vorstandes 2011 hießen die StellvertreterInnen "2. Vorsitzende", und die Kassenführung wurde getrennt ausgewiesen und gewählt.<ref>Die Vorstände bis 2005 sind aus der Übersicht im Anhang des Buches von Fischer und Hansen entnommen. Die Abkürzung "Verb. Komm." bedeutet vermutlich "Verbandsinterne Kommunikation".</ref> | Vor der Umstrukturierung des Vorstandes [[2011]] hießen die StellvertreterInnen "2. Vorsitzende", und die Kassenführung wurde getrennt ausgewiesen und gewählt.<ref>Die Vorstände bis [[2005]] sind aus der Übersicht im Anhang des Buches von Fischer und Hansen entnommen. Die Abkürzung "Verb. Komm." bedeutet vermutlich "Verbandsinterne Kommunikation".</ref> | ||
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*[[1997]]-[[2010]] - [[Doris Hansen]] | *[[1997]]-[[2010]] - [[Doris Hansen]] | ||
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Vorher gab es keine Geschäftsführung. | Vorher gab es keine Geschäftsführung. | ||
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Aktuelle Version vom 27. August 2025, 18:25 Uhr

Die Arbeiterwohlfahrt Kiel ist eine Gliederung der Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holstein. Sie wurde 1945 als Nachfolgeorganisation des vor 1933 bestehenden "Ortsausschusses Kiel der Arbeiterwohlfahrt" gegründet. Anders als vor 1933 ist die AWO nicht mehr Teil der SPD, sondern ein von ihr unabhängiger Verein. Viele GenossInnen sahen und sehen jedoch bis heute die AWO als "ihre" Organisation an und stellen einen großen Teil der Mitglieder. Der von außen kommende Geschäftsführer Sebastian Engmann - "neu in der Awo-Welt" - kam sich vor "wie in einer Familie":
"'Jeder scheint jeden zu kennen, und ganz viele verbindet eine lange persönliche Geschichte mit der Awo.' [...] in der Art des Umgangs, der gepflegt wird, steckt nach seinem Eindruck sehr viel Wärme und Wertschätzung."[1]
Unabhängig von der Parteizugehörigkeit gibt es in grundsätzlichen politischen Fragen Übereinstimmung: So beschloss die Kreiskonferenz vom 7. November 2020 einstimmig, dass die Mitgliedschaft in der oder eine Tätigkeit für die AWO Kiel nur Menschen offen steht, die nicht AfD-Anhänger sind.[2]
Die Organisation hat sich auch in Kiel weit über ihren ursprünglichen Zweck hinaus entwickelt zu einem der großen Wohlfahrtsverbände; sie betreibt Kindertagesstätten, Einrichtungen der offenen Jugendarbeit, Bürgertreffs, den sog. annas (Anlaufstellen Nachbarschaft) und einen ambulanten Pflegedienst. Zu den die Kieler AWO prägenden Einrichtungen gehören die jährlichen Strandfahrten für Kinder und Jugendliche nach Falckenstein, das Veranstaltungszentrum Räucherei (s.u.) mit der alle zwei Jahre stattfindenden Kinderstadt Sprottenhausen und der Kinder- und Jugendbauernhof Mettenhof. Der Kreisverband Kiel zählte 2019 etwa 960 Mitglieder und hatte ungefähr 500 hauptamtlich Beschäftigte in mehr als 30 Einrichtungen [3] . Wie bei vielen anderen Vereinen und politischen Parteien hat auch die AWO unter einem stetigen Mitgliederverlust zu leiden. So sank die Zahl der Mitglieder bis 2025 auf nur noch 675, die Zahl der hauptamtlich Beschäftigten stieg dagegen auf 670 Mitarbeitende im Verein und der dem Verein gehörenden Pflegedienste gGmbH.[4]
Ortsausschuss Kiel der Arbeiterwohlfahrt
Ein Kieler Ortsausschuss der AW - wie sie sich damals abkürzte - wurde einige Monate nach der Gründung im Reich wie der Landesverband 1920[5] gegründet.
AWO Kiel ab 1945
Das genaue Datum der Neugründung ist nicht ermittelt, aber bereits am 22. Oktober 1945 wurde die Arbeiterwohlfahrt Kiel als Mitglied der "Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege" (AGW) in Kiel geführt.[6] Da die britische Militärregierung nur unabhängigen Wohlfahrtsträgern finanzielle Unterstützung für ihre Arbeit gab, gründete sie sich als von der SPD unabhängiger Verein neu.[7] Die Hauptakteure und vor allem -akteurinnen kamen aber weiterhin aus der SPD. Die erste Ortsadresse lautete "Frau Schmidt, Kiel, Kirchenweg 18".[8] Damit dürfte die erste Vorsitzende der Neugründung, Emma Schmidt, gemeint sein. Auch Gertrud Völcker, die die landesweite Ansprechpartnerin war, arbeitete in der Kieler AWO mit.
Die Räucherei

Dezentrale Arbeit braucht ein Zentrum. Für die Kieler AWO wurde dies die "Räucherei", die ehemalige Fischräucherei Mahrt auf einem mehrere tausend Quadratmeter großen Gelände an der Preetzer Straße 35. Der frühere Zweck ist auch nach 40 Jahren Nutzung als Verwaltungs-, Kultur- und Veranstaltungszentrum noch deutlich erkennbar.
Im August 1976 erhielt die AWO von der Selbstverwaltung grünes Licht dafür, die leerstehenden Gebäude für generationenübergreifende freizeit- und sozialpädagogische Arbeit zu nutzen. Im Herbst des Jahres konnte mit Umbau und Instandsetzung begonnen werden, mit Hilfe von Zonenrandförderungsmitteln und sehr viel Eigenarbeit. Im Vorbau wurde eine Beratungsstelle für Hauspflege, Mütter- und Kindererholung eingerichtet, im ehemaligen Hauptgebäude eine geräumige Altentagesstätte (später: Bürgertreff) und in der eigentlichen Fischräucherei mit den alten Räucheröfen ein großer Veranstaltungsraum. Dort konnten AWO-Feste oder Vorträge ebenso stattfinden wie überregionale Konzerte oder private Feiern. Im Außenbereich gab es einen großen Spielplatz mit selbst gebauten Spielgeräten aus alten Eisenbahnschwellen.[9]
Ab 1978 war das Bürgerzentrum über viele Jahre durch ein dichtes Programm ausgelastet, in dem Jazz-, Folk- und Bluesmusik, Liedermacher, Kabarett- oder Theaterabende und vieles andere bunt durcheinanderwirbelten. Im Laufe der Jahre sind dort musikalische Größen wie Herbert Grönemeyer, Franz Josef Degenhardt, Penelope Houston, Heinz Rudolf Kunze oder Hannes Wader aufgetreten. Hausmeister Bruno Levtzow erinnert sich besonders lebhaft an die "Spider Murphy Gang", die sich zunächst weigerte, aufzutreten, weil ihr der Raum zu klein schien.[10] Jahrelang gab eine Offene Bühne lokalen Talenten die Möglichkeit, Bühnenerfahrung zu erwerben. Die Kieler St. Patrick's Nights finden hier statt, Kindernachmittage oder Feste zum Internationalen Frauentag ebenso wie der Neujahrsempfang oder die Mitgliederehrungen der AWO. Das heißt, fast jeden Abend war was los, und "Die Räucherei" etablierte sich für Kiel und das Umland als feste Adresse.
Organisiert wurde dies alles von AWO-Geschäftsführer Steffen Etzel, gestützt vom Kreisvorstand unter Silke Reyer und vom Ortsbeirat unter Bruno Levtzow. 1988 musste nach über 10 Jahren und einer Million Besucherinnen und Besuchern durchgreifend renoviert werden.

Auch ein Brand, der im April 1990 den ebenfalls gut ausgelasteten Bürgertreff für Wochen lahmlegte, musste bewältigt werden.
Mittlerweile ist auch die Verwaltung der Kieler AWO auf dem Gelände angesiedelt, und die Räucherei bildet den Mittelpunkt für Hausaufgabenhilfe und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche, für Projektarbeit wie den Kinderzirkus "Beppolino" und seit 2011 für ein besonderes Sommerferienangebot, die Kinderstadt Sprottenhausen, mit der die pädagogische Idee der Kinderrepubliken wieder aufgenommen worden ist.[11] Der Spielplatz wurde durch einen Sportplatz ersetzt, und es gibt jetzt auch eine Kindertagesstätte auf dem Gelände.[12]
Ehrungen

Mindestens fünf Mitgliedern des Kreisverbandes Kiel ist bisher die Marie-Juchacz-Plakette verliehen worden: 1971 Gertrud Völcker, 7. Mai 1974 Frieda Bendfeldt und Gerda Kade, 1983 Günther Bantzer und Günter Lütgens.
Die AWO vergibt eine eigene Verdienstmedaille für herausragende Leistungen, die bisher unter anderen Anni Distler (Ortsverein Nord), Liesel Hofer und Alfred Voigt (Ortsverein Hassee) erhalten haben.[13]
Von 1998 bis 2006 vergab die Kieler AWO zur Erinnerung an das soziale Engagement seines verstorbenen Geschäftsführers Steffen Etzel den mit 2.500 Euro dotierten Steffen-Etzel-Förderpreis an Kieler Initiativen im sozialen Bereich, die in besonderer Weise dem Gemeinwesen dienten.
Vorstand, Geschäftsführung und Präsidium
Der AWO-Kreisverband Kiel wurde bisher von einem ehrenamtlich tätigen Vorstand und einem hauptamtlichen Geschäftsführer geleitet. Auf der AWO-Kreiskonferenz am 10. November 2024 wurde eine Satzungsänderung beschlossen, mit dem Ziel, ein neues Führungsmodell in Kiel zu etablieren: Statt des Vorstandes gibt es jetzt ein ebenso ehrenamtlich tätiges Präsidium, statt des hauptamtlichen Geschäftsführers einen hauptamtlich tätigen Vorstand. Damit wird eine klarere rechtliche Trennung zwischen strategischer Aufsicht durch das Präsidium und dem operativen Geschäft durch den Vorstand gezogen.
Mit diesem Modell folgt der AWO-Kreisverband Kiel dem Landesverband Schleswig-Holstein und vielen anderen Kreisverbänden in Deutschland.
Auf der Mitgliederversammlung der Kieler AWO wurde am 2025 auf der Grundlage der neuen Satzung das erste Präsidium gewählt. Das Präsidium konstituierte sich am 17. Juni 2025 und wählte Michael Blümel zum ersten hauptamtlichen Vorstand.[14]
Präsidium
| Jahr | PräsidentIn | Stellv. | Weitere |
|---|---|---|---|
| 13.6.2025 | Gesa Langfeldt | Achim Heinrichs, Hans-Meinert Redlin | BeisitzerInnen: Jana-Marleen Doege geb. Biel, Rolf Fischer, Bernd Löwner, Gesine Stück, Matthias Treu |
Vorstände
| Jahr | Vorsitz | stellv. Vors. | Weitere |
|---|---|---|---|
| 16.7.2023[15] | Gesa Langfeldt | Achim Heinrichs, Hans-Meinert Redlin | BeisitzerInnen: Ingrid Lietzow, Jana-Marleen Doege geb. Biel, Bianca Wöller, Ralf Ibs |
| 18.10.2020[15] | Gesa Langfeldt | Achim Heinrichs, Hans-Meinert Redlin | BeisitzerInnen: Ingrid Lietzow, Jana-Marleen Biel, Laura Schröder, Simon Bull (bis Oktober 2021), Thorsten Lehmann, Wilfried Voigt |
| 2015 | Gesa Langfeldt | Achim Heinrichs, Jan van Stipriaan | BeisitzerInnen: Andreas Arend, Heidrun Holert, Thorsten Lehmann, Hans-Meinert Redlin, Laura Schröder, Wilfried Voigt |
| 2014[16] | Gesa Langfeldt | Eckehard Raupach, ab 2015 Achim Heinrichs / Jan van Stipriaan | Hans Mehrens (bis 9.7.2015) |
| 2011 | Jürgen Weber | Marion Büßenschütt | Bärbel Eilenstein, Thorsten Lehmann, Hans Mehrens, Eckehard Raupach, Bernhard Tiedemann, Wilfried Voigt |
Vor der Umstrukturierung des Vorstandes 2011 hießen die StellvertreterInnen "2. Vorsitzende", und die Kassenführung wurde getrennt ausgewiesen und gewählt.[17]
| Jahr | Vorsitz | 2. Vors. | Kasse | Bes. Funktion |
|---|---|---|---|---|
| 2007 | Gerwin Stöcken | Doris Thiele-Röpstorff | Hans Mehrens | ./. |
| 2003 | Rolf Fischer | Doris Thiele-Röpstorff | Hans Mehrens | ./. |
| 1999 | Gerwin Stöcken, ab 2001 Doris Thiele-Röpstorff | Doris Thiele-Röpstorff | Hans Mehrens | Michael Schmalz (Verb. Komm.) |
| 1992 | Gerwin Stöcken | Doris Thiele-Röpstorff | Hans Mehrens | Michael Schmalz (Verb. Komm.) |
| 1989 | Holger Ipsen, ab 1990 Friedrich Steinmetz | Friedrich Steinmetz, ab 1990 Doris Thiele-Röpstorff | Hans Mehrens | Michael Schmalz (Verb. Komm.) |
| 1986 | Silke Reyer | Friedrich Steinmetz | Hans Mehrens | Christa Bantzer (Verb. Komm.) |
| 1980 | Silke Reyer | Gert Hansen | Friedrich Steinmetz | Christa Bantzer (Verb. Komm.) |
| 1977 | Silke Reyer | Gert Hansen | Gerd Hansen | Christa Bantzer (Verb. Komm.) |
| 1974 | Silke Reyer | Gert Hansen | Horst Frey | Christa Bantzer (Verb. Komm.) |
| 1962 | Gerda Kade | Frieda Bendfeldt, ab 1973 Silke Reyer | ? | Cäsar Rosenbrock (Schriftf.) |
| 1945 | Emma Schmidt | Magda Jung | Kurt Funke | Cäsar Rosenbrock (Schriftf.), Gertrud Völcker (beratend) |
Vorsitzende der AWO in Kiel von der Gründung bis zum Verbot der Organisation 1933:
| Jahr | Vorsitz |
|---|---|
| 1928 | Emil Hartung |
| 1920 | Sophie Lützen |
| 1920 | Toni Jensen, für wenige Monate |
Hauptamtlicher Vorstand
Geschäftsführung

- November 2022 - 31. Mai 2025 Sebastian Engmann
- 2011-2022 - Irene Sebens
- 1997-2010 - Doris Hansen
- 1974-1997 - Steffen Etzel
- 1947-1974 - Friedrich Hinz
- 1927-1933 - Emma Schmidt
Vorher gab es keine Geschäftsführung.
Literatur
- Fischer, Rolf / Hansen, Doris: EinBlick. Die Arbeiterwohlfahrt, Kreisverband Kiel 1945 bis 2005 (Kiel 2005), ISBN 3-88312-409-5
- Hartung, Emil: Jahresbericht der Arbeiterwohlfahrt Ortsausschuß Kiel. - [Electronic ed.]. In: Arbeiterwohlfahrt 8(1933), H. 4, S. 125-127 (Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2008)
- Inge Klatt: Not erfordert Hilfe - Die Arbeiterwohlfahrt, in: Arbeitskreis Demokratische Geschichte: Wir sind das Bauvolk. Kiel 1945 bis 1950 (Kiel 1985), S. 185-200
- Mandelkow, Friedrich: Arbeiterwohlfahrt und Kinderfreunde. - [Electronic ed.]. In: Arbeiterwohlfahrt 1(1926), H. 6, S. 188-190 (Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2008)
- Löwner, Bernd / Bebensee-Lüders, Astrid: AWO-Chronik 1919 -2019 (Kiel, Januar 2019)
- Ohrenschall, Alice / Geest, Werner: Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holstein. Geschichte - Praxis - Selbstverständnis (Kiel 1983)
Links
- Wikipedia: Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Kiel für Aufbau und allgemeine Geschichte
- AWO Schleswig-Holstein e.V.
- Historisches Archiv der AWO
- Einleitung zur Online-Edition der Zeitschrift Arbeiterwohlfahrt in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung mit Informationen zu einzelnen Persönlichkeiten
- Scheffler, Sabine: Gründung der AWO auf den Seiten der AWO Leinfelden-Echterdingen
Einzelnachweise
- ↑ Alle Zitate Geist, Martin: Kieler Awo soll digitaler werden, Kieler Nachrichten, 31.1.2023
- ↑ mag[Geist, Martin]: AWO duldet keine AfD-Anhänger, Kieler Nachrichten, 7.11.2020
- ↑ Mitgliedermagazin der Arbeiterwohlfahrt Kiel e.V. v. August 2019
- ↑ Bericht des AWO Kreisverbandes Kiel e.V. zur ordentlichen Kreiskonferenz am 13.06.2025
- ↑ So Sigrid Hedtke-Gabriel in Fischer/Hansen (Hrsg.): EinBlick, S. 11; Klatt: Not, S. 186, datiert die Gründung ohne weitere Belege auf 1921. Angesichts des rührigen SPD-Kreisvereins und der Not in Kiel scheint die frühere Gründung wahrscheinlicher.
- ↑ Klatt: Not, S. 185 f.
- ↑ Klatt: Not, S. 187
- ↑ So in den Sozialistischen Mitteilungen vom Juli 1946, S. 1
- ↑ Zu diesem Absatz vgl. Offener Kanal Kiel: Lass mal schnacken: Bruno Levtzow, 8.6.2019
- ↑ Vgl. Offener Kanal Kiel: Lass mal schnacken: Bruno Levtzow, 8.6.2019
- ↑ Dieser Abschnitt orientiert sich an dem Beitrag zur Räucherei in Fischer/Hansen: EinBlick, S. 78-82
- ↑ Vgl. Offener Kanal Kiel: Lass mal schnacken: Bruno Levtzow, 8.6.2019
- ↑ Fischer/Hansen: EinBlick, S. 105. Daraus wird nicht deutlich, ob die Medaille von der AWO Kiel oder vom Landesverband vergeben wird.
- ↑ Newsletter des AWO Kreisverbandes Kiel e.V., 06.25
- ↑ 15,0 15,1 Ergebnis der Wahlen auf der Delegiertenkonferenz
- ↑ Kreisverband Kiel: Awo mit neuem Vorstand, Kieler Nachrichten, 15.6.2014
- ↑ Die Vorstände bis 2005 sind aus der Übersicht im Anhang des Buches von Fischer und Hansen entnommen. Die Abkürzung "Verb. Komm." bedeutet vermutlich "Verbandsinterne Kommunikation".
