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Von [[1969]] bis zu seinem Wechsel in den Schleswig-Holsteinischen Landtag [[1983]] blieb Björn Engholm Bundestagsabgeordneter - stets direkt gewählt im Wahlkreis Lübeck.
Von [[1969]] bis zu seinem Wechsel in den Schleswig-Holsteinischen Landtag [[1983]] blieb Björn Engholm Bundestagsabgeordneter - stets direkt gewählt im Wahlkreis Lübeck.


[[1977]] wurde er zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bildungsministerium berufen, vom [[28. Januar]] [[1981]] bis [[1. Oktober]] [[1982]] war er Bundesminister für Bildung und Wissenschaft. Seine Nachfolge als Parlamentarischer Staatssekretär übernahm [[Eckart Kuhlwein]].
Am [[18. Mai]] [[1977]] wurde er zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bildungsministerium berufen, vom [[28. Januar]] [[1981]] bis [[1. Oktober]] [[1982]] war er Bundesminister für Bildung und Wissenschaft. Seine Nachfolge als Parlamentarischer Staatssekretär übernahm [[Eckart Kuhlwein]].


Nach dem Rücktritt der liberalen Minister und Parlamentarischen Staatssekretäre übernahm Björn Engholm in der sozialdemokratischen Minderheitsregierung  vom [[17. September]] bis [[1. Oktober]] [[1982]] zusätzlich das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Nach dem Rücktritt der liberalen Minister und Parlamentarischen Staatssekretäre übernahm Björn Engholm in der sozialdemokratischen Minderheitsregierung  vom [[17. September]] bis [[1. Oktober]] [[1982]] zusätzlich das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Version vom 10. März 2019, 01:51 Uhr

Björn Engholm
Björn Engholm
Björn Engholm
Geboren: 9. November 1939

Björn Engholm, * 9. November 1939 in Lübeck-Moisling; Schriftsetzer, Diplom-Politologe. Verheiratet, zwei Töchter. Mitglied der SPD im Kreisverband Lübeck seit 1962.

Leben und Beruf

Nach der Mittleren Reife lernte Björn Engholm bei der Lübecker Freien Presse Schriftsetzer, erlangte auf dem 2. Bildungsweg die Hochschulreife und schloss den Besuch der Akademie für Wirtschaft und Politik in Hamburg als graduierter Sozialwirt ab. Anschließend studierte er Politik, Volkswirtschaft und Soziologie an der Universität Hamburg mit dem Abschluss Diplom-Politologe.

Seine Interessen gehen über die Politik im engeren Sinne hinaus. So rief er als Ministerpräsident - zusammen mit Günter Grass - die Wewelsflether Gespräche ins Leben, die bis heute stattfinden. Das erste Gespräch - 1983 - nutzte er für Kritik auch an der eigenen Partei: Er sah "das unwiderrufliche Ende einer Epoche gekommen [...], in der auch die SPD Fortschritt ständig mit Wachstum verwechselt habe".[1] Seit seinem Abschied aus der Landespolitik ist er als freier Publizist tätig, insbesondere im Bereich der Kunst, und nimmt Ehrenämter vor allem im Kulturbereich wahr, etwa als Gründer des Kulturforums Schleswig-Holstein e.V. (2001). Er unterstützt auch die Aktivitäten der Malerin Barbara Engholm, mit der er seit 1964 verheiratet ist.

Politischer Werdegang

Björn Engholm war Landtags- und Bundestagsabgeordneter, Parteivorsitzender, und wurde 1988, nach 38 Jahren CDU-Regierung, zum Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein gewählt.

Schon seit 1958 Mitglied der Industriegewerkschaft Druck und Papier, trat er 1962 in die SPD ein und war von 1965 bis 1968 Vorsitzender der Lübecker Jungsozialisten.

Bundestag/Bundesregierung

Am 2. Dezember 1968 meldeten die Kieler Nachrichten:

"Auf ihrem außerordentlichen Kreisparteitag nominierte am Sonntag die Lübecker SPD als Bundestagskandidaten für den Wahlkreis 11 (Lübeck) bei den Bundestagswahlen 1969" den 29jährigen Studenten Björn Engholm. Engholm erhielt 108 von 160 Stimmen, der bisherige Bundestagsabgeordnete Karl Regling nur 49 Stimmen."[2]

Von 1969 bis zu seinem Wechsel in den Schleswig-Holsteinischen Landtag 1983 blieb Björn Engholm Bundestagsabgeordneter - stets direkt gewählt im Wahlkreis Lübeck.

Am 18. Mai 1977 wurde er zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bildungsministerium berufen, vom 28. Januar 1981 bis 1. Oktober 1982 war er Bundesminister für Bildung und Wissenschaft. Seine Nachfolge als Parlamentarischer Staatssekretär übernahm Eckart Kuhlwein.

Nach dem Rücktritt der liberalen Minister und Parlamentarischen Staatssekretäre übernahm Björn Engholm in der sozialdemokratischen Minderheitsregierung vom 17. September bis 1. Oktober 1982 zusätzlich das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Bei einem Frühjahrstreffen in Norderstedt am 21./22. März 1987, unmittelbar vor seinem Rücktritt vom Parteivorsitz, ließ Willy Brandt durchblicken, dass er sich aus der "Enkel-Generation" nicht Björn Engholm oder sonst jemanden, sondern Oskar Lafontaine als Nachfolger wünschte. "[...] auf einem SPD-Frühlingstreffen in Norderstedt bei Hamburg, hatte der Alte im Kreise der Nachwuchsstars Björn Engholm, Gerhard Schröder, Rudolf Scharping, Heidi Wieczorek-Zeul und Oskar Lafontaine keinen Hehl daraus gemacht, daß er den Saarländer 1988 gern als seinen Nachfolger sähe."[3]

Am 29. Mai 1991 wählte ihn die SPD als Nachfolger von Hans-Jochen Vogel zum Vorsitzenden der Gesamtpartei. Damit war er gleichzeitig als Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 1994 gesetzt.

Landtag

1983 holte Björn Engholm als Spitzenkandidat bei den schleswig-holsteinischen Landtagswahlen mit der SPD ihr bis dahin bestes Ergebnis und wurde Oppositionsführer im Landtag. Nach der Wahl analysierte die ZEIT:

"Der ehemalige Bundesminister Björn Engholm kann sogar zum neuen Typ eines sozialdemokratischen Politikers aufsteigen, der eines fernen Tages auch höheren Ortes als Herausforderer gerufen wird. Das Zeug dazu hätte er, verschaffte er sich Sachkompetenz nun gleichfalls auf den Gefilden der Landespolitik."[4]

DER SPIEGEL ergänzte den Blickwinkel des Gegners, der im Rückblick der Ironie nicht entbehrt:

"[Barschels] Lieblingsvokabel heißt "staatspolitisch", und aus eben diesen, nämlich staatspolitischen Gründen bittet er, "möge Gott verhüten", daß die Sozis das Land zwischen den Meeren verwalten dürfen. Das zu verhindern ist er rastlos zugange [...]."[5]

Ministerpräsident

Björn Engholm 1989

1987 erreichte die Landes-SPD unter Björn Engholm trotz (oder wegen) der Machenschaften des CDU-Ministerpräsidenten Barschel[6] ein noch besseres Ergebnis, konnte allerdings nicht die parlamentarische Mehrheit erreichen. Nach der Neuwahl des Landtags auf Grund von Ministerpräsident Barschels Rücktritt wurde Björn Engholm am 8. Mai 1988 Ministerpräsident von Schleswig-Holstein.

Am 3. Mai 1993 trat er wegen Erschütterung seiner Glaubwürdigkeit in der "Barschel-Pfeiffer/Schubladen-Affäre" von seinen Ämtern als Ministerpräsident Schleswig-Holsteins und SPD-Bundesvorsitzender zurück und blieb bis zur Aufgabe seines Mandats am 7. November 1994 einfacher Landtagsabgeordneter.

Politische Schwerpunkte

Nach der Wahl Engholms zum Ministerpräsidenten rief der Landtag im Juni 1988 eine Enquete-Kommission und danach ein Sonderausschuss ins Leben. Durch deren Ergebnisse wurde eine substantielle Parlaments- und Verfassungsreform eingeleitet. Die Ergebnisse:

  • Das Parlament verfügt über weitreichende Initiativ-, Kontroll-, Frage- und Auskunftsrechte.
  • Die Ausschüsse verfügen über ein Selbstbefassungsrecht und tagen öffentlich.
  • Untersuchungsausschüsse und der Eingabenausschuss erhalten starke neue Rechte.
  • Die Unabhängigkeit der Justiz ist durch ein transparentes Richterwahlverfahren gesichert.
  • Elemente direkter Demokratie eröffnen dem Volk neue Einflussmöglichkeiten.
  • Neue Staatszielbestimmungen (natürliche Lebensgrundlagen, Gleichstellung, Minderheiten) werden aufgenommen.

In dieser Zeit wurde auch eine Landesverfassung erarbeitet, die die alte - provisorische - Landessatzung ablöste.

Weitere Initiativen:

Videos

NDR Talk Show (1992)

Literatur

  • Alfred J. Gertler: Björn Engholm im Gespräch. Perspektiven sozialdemokratischer Politik (Bonn 1991) ISBN 3-416-02352-8
  • Ludger Fertmann: Björn Engholm. Ein Portrait (München 1991) ISBN 3-453-05206-4
  • Rainer Burchardt/Werner Knobbe: Björn Engholm, die Geschichte einer gescheiterten Hoffnung (Stuttgart 1993) ISBN 3-421-06643-4

Links

Quellen

  1. Hans-Joachim Noack: Susi oder die sanfte Tour. Über den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel, DER SPIEGEL, 7.3.1983
  2. SPD: Student kandidiert, Kieler Nachrichten, 2.12.1968
  3. DER SPIEGEL 14/1987: SPD: Ein spürbares Aufatmen, 30.3.1987
  4. Dietrich Strothmann: Schleswig-Holstein: Im Kielwasser, DIE ZEIT, 18.3.1983
  5. Hans-Joachim Noack: Susi oder die sanfte Tour. Über den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel, DER SPIEGEL, 7.3.1983
  6. Waterkantgate: Spitzel gegen den Spitzenmann, DER SPIEGEL, 7.9.1987; Waterkantgate: Beschaffen Sie mir eine Wanze, DER SPIEGEL, 14.9.1987; Waterkantgate: Kieler Klempnerkammer, DER SPIEGEL, 16.11.1987; Björn und die Detektive. Der Sozialdemokrat Engholm im Visier der Geheimdienste, DER SPIEGEL, 7.6.1993
  7. Die Erben des Dr. Barschel, DER SPIEGEL, 29.5.1989
  8. Nach vier Jahren: Was hat sich in Schleswig-Holstein geändert? Die Millimeter nach dem Erdrutsch, DIE ZEIT, 20.3.1992
  9. "Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin."