Friedel Ahrens: Unterschied zwischen den Versionen
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Am [[9. Mai]] [[1933]] verhaftete man Friedel Felst und andere aus ihrem Büro wegen angeblicher Veruntreuung staatlicher Gelder. Nach drei Monaten Untersuchungshaft kamen sie frei, weil das Verfahren eingestellt wurde. Um aus dem Blickfeld der Gestapo zu kommen, ging Friedel Felst mit [[Bernhard Ahrens]] für einige Jahre nach Heilbronn; die beiden heirateten [[1936]]. Sie kehrten nach Hamburg zurück, fanden keine Arbeit, aber Anschluss an [[Widerstand|"illegale" Widerstandsgruppen]]. [[1943]] in Hamburg ausgebombt, zogen sie mit den beiden Kindern zu Friedels Eltern nach [[Ortsverein Reinbek|Reinbek]]. | Am [[9. Mai]] [[1933]] verhaftete man Friedel Felst und andere aus ihrem Büro wegen angeblicher Veruntreuung staatlicher Gelder. Nach drei Monaten Untersuchungshaft kamen sie frei, weil das Verfahren eingestellt wurde. Um aus dem Blickfeld der Gestapo zu kommen, ging Friedel Felst mit [[Bernhard Ahrens]] für einige Jahre nach Heilbronn; die beiden heirateten [[1936]]. Sie kehrten nach Hamburg zurück, fanden keine Arbeit, aber Anschluss an [[Widerstand|"illegale" Widerstandsgruppen]]. [[1943]] in Hamburg ausgebombt, zogen sie mit den beiden Kindern zu Friedels Ahrens' Eltern nach [[Ortsverein Reinbek|Reinbek]]. | ||
=== Neubeginn === | === Neubeginn === | ||
Nach Ende der NS-Zeit schlossen sie sich wieder der SPD an und übernahmen politische Funktionen. [[Bernhard Ahrens]] wurde in der [[Kommunalwahl 1946]] Gemeindevertreter, kam mit der [[Landtagswahl 1947]] auch in den Landtag, Friedel Ahrens [[1948]] in den Kreistag von Stormarn. Zu dieser Zeit war ihr Hauptberuf Hausfrau und Mutter. | Nach Ende der NS-Zeit schlossen sie sich wieder der SPD an und übernahmen politische Funktionen. [[Bernhard Ahrens]] wurde in der [[Kommunalwahl 1946]] Gemeindevertreter, kam mit der [[Landtagswahl 1947]] auch in den Landtag, Friedel Ahrens [[1948]] in den Kreistag von Stormarn. Zu dieser Zeit war ihr Hauptberuf Hausfrau und Mutter. | ||
[[1951]] | [[1951]] trennte sich das Ehepaar zumindest beruflich; [[Bernhard Ahrens]] zog ohne seine Familie nach Hessen. Ob und wann er wieder zurückkehrte, ist nicht ermittelt.<ref>In der Meldung ''Gratulation für Friedel Ahrens'', ''Lübecker Nachrichten'', 16.3.1983, online einsehbar in den Materialien des Kreisarchivs Stormarn, wird "ihr Mann Bernhard" ohne jede Einschränkung erwähnt, woraus geschlossen werden könnte, dass sie sich nie scheiden ließen; dies ist jedoch nicht geklärt.</ref> Seine Frau rückte auf seinen Platz im Gemeinderat nach und war ab [[1953]] in Hamburg als Redaktionssekretärin tätig. | ||
Im Dezember [[1970]] zog | Im Dezember [[1970]] zog sich Friedel Ahrens eine offenbar lebensbedrohliche Erkrankung zu, von der sie sich aber nach einigen Monaten wieder erholte. [[1974]] gab sie die politische Arbeit auf und engagierte sich statt dessen in der Seniorenarbeit der [[AWO]] in Reinbek. | ||
== Partei & Politik == | == Partei & Politik == | ||
[[Datei:Kreisparteitag Stormarn 1960 1.png|thumb|left|250px|Friedel Ahrens (oben rechts) im Präsidium des [[Kreisverband Stormarn|Kreisparteitages 1960]]. Neben ihr [[Wilhelm Siegel]], am Vorstandstisch [[Otto Gramcko]] (3. v.r.)]]Von [[1955]] bis [[1966]] war Friedel Ahrens Vorsitzende des [[Ortsverein Reinbek|Ortsvereins Reinbek]]. | [[Datei:Kreisparteitag Stormarn 1960 1.png|thumb|left|250px|Friedel Ahrens (oben rechts) im Präsidium des [[Kreisverband Stormarn|Kreisparteitages 1960]]. Neben ihr [[Wilhelm Siegel]], am Vorstandstisch [[Otto Gramcko]] (3. v.r.)]]Von [[1955]] bis [[1966]] war Friedel Ahrens Vorsitzende des [[Ortsverein Reinbek|Ortsvereins Reinbek]]. | ||
Ab Oktober [[1948]] gehörte sie dem Kreistag von Stormarn an, später auch dem Kreisausschuss, wo sie lange Zeit die einzige Frau war. Zwei Wahlperioden lang hatte sie den Vorsitz des Schul- und Kulturausschusses inne und organisierte die ersten Kreis-Kulturwochen; später saß sie drei Wahlperioden lang dem Jugendwohlfahrtsausschuss vor, wo sie der Jugendarbeit "kräftige Impulse" gab.<ref>Schulz: ''Friedel Ahrens'', S. 626</ref> Als Vorsitzende des Sportbeirats | Ab Oktober [[1948]] gehörte sie dem Kreistag von Stormarn an, später auch dem Kreisausschuss, wo sie lange Zeit die einzige Frau war. Zwei Wahlperioden lang hatte sie den Vorsitz des Schul- und Kulturausschusses inne und organisierte die ersten Kreis-Kulturwochen; später saß sie drei Wahlperioden lang dem Jugendwohlfahrtsausschuss vor, wo sie der Jugendarbeit "kräftige Impulse" gab.<ref>Schulz: ''Friedel Ahrens'', S. 626</ref> Als Vorsitzende des Sportbeirats trieb sie den Bau neuer Sportstätten voran und brachte mit anderen den Kreiswandertag auf den Weg. | ||
[[1951]] kam sie als Nachrückerin in den [[Ortsverein Reinbek|Gemeinderat von Reinbek]]. Als der Ort [[1952]] das Stadtrecht erhielt, wurde sie Mitglied des Magistrats, dem sie bis zu ihrem Ausscheiden aus der Politik [[1974]] angehörte. Auch hier lagen ihre Interessenschwerpunkte im Sozialen, in der Jugendarbeit und im Schulwesen. | [[1951]] kam sie als Nachrückerin in den [[Ortsverein Reinbek|Gemeinderat von Reinbek]]. Als der Ort [[1952]] das Stadtrecht erhielt, wurde sie Mitglied des Magistrats, dem sie bis zu ihrem Ausscheiden aus der Politik [[1974]] angehörte. Auch hier lagen ihre Interessenschwerpunkte im Sozialen, in der Jugendarbeit und im Schulwesen. | ||
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*[[Alfred Schulz|Schulz, Alfred]]: ''Friedel Ahrens (geb. 1908)''. In: ''Demokratische Geschichte'' III(1988), S. 626 f. Auf dieser Veröffentlichung beruht im Wesentlichen der vorliegende Eintrag. | *[[Alfred Schulz|Schulz, Alfred]]: ''Friedel Ahrens (geb. 1908)''. In: ''Demokratische Geschichte'' III(1988), S. 626 f. Auf dieser Veröffentlichung beruht im Wesentlichen der vorliegende Eintrag. | ||
*[https://www.kreisarchiv-stormarn.de/mediadb/?q=Friedel%20Ahrens Materialien über Friedel Ahrens] sind auf den Seiten des Kreisarchivs Stormarn zugänglich; die geplante Online-Biografie im Rahmen des [https://www.stormarnlexikon.de/ Stormarn-Lexikons] existiert noch nicht. | *[https://www.kreisarchiv-stormarn.de/mediadb/?q=Friedel%20Ahrens Materialien über Friedel Ahrens] sind auf den Seiten des Kreisarchivs Stormarn zugänglich; die geplante Online-Biografie im Rahmen des [https://www.stormarnlexikon.de/ Stormarn-Lexikons] existiert noch nicht. | ||
Aktuelle Version vom 30. Dezember 2024, 02:31 Uhr
Friedel Ahrens |
Elfriede 'Friedel' Ahrens (geb. Felst), * 10. März 1908 in Lehe/Krs. Wesermünde, † 14. November 2001 in Reinbek[1]; Angestellte. Mitglied der SPD seit 1926.
Leben & Beruf
Friedel Felst stammte aus einer SPD-Familie; ihr Vater hatte den Konsum in Bremerhaven mit aufgebaut. Ab 1911 lebte die Familie in Hamburg, ab 1923 in Geestemünde (heute Teil von Bremerhaven). 1926 trat sie der SPD bei und übernahm das Amt der örtlichen Hauptkassiererin. Nach Abschluss der Volksschule und Besuch der Handelsschule begann sie 1928 im Büro der Hamburger Arbeiterjugend zu arbeiten. Sie gehörte auch der Arbeiterwohlfahrt an.
NS-Diktatur
Am 9. Mai 1933 verhaftete man Friedel Felst und andere aus ihrem Büro wegen angeblicher Veruntreuung staatlicher Gelder. Nach drei Monaten Untersuchungshaft kamen sie frei, weil das Verfahren eingestellt wurde. Um aus dem Blickfeld der Gestapo zu kommen, ging Friedel Felst mit Bernhard Ahrens für einige Jahre nach Heilbronn; die beiden heirateten 1936. Sie kehrten nach Hamburg zurück, fanden keine Arbeit, aber Anschluss an "illegale" Widerstandsgruppen. 1943 in Hamburg ausgebombt, zogen sie mit den beiden Kindern zu Friedels Ahrens' Eltern nach Reinbek.
Neubeginn
Nach Ende der NS-Zeit schlossen sie sich wieder der SPD an und übernahmen politische Funktionen. Bernhard Ahrens wurde in der Kommunalwahl 1946 Gemeindevertreter, kam mit der Landtagswahl 1947 auch in den Landtag, Friedel Ahrens 1948 in den Kreistag von Stormarn. Zu dieser Zeit war ihr Hauptberuf Hausfrau und Mutter.
1951 trennte sich das Ehepaar zumindest beruflich; Bernhard Ahrens zog ohne seine Familie nach Hessen. Ob und wann er wieder zurückkehrte, ist nicht ermittelt.[2] Seine Frau rückte auf seinen Platz im Gemeinderat nach und war ab 1953 in Hamburg als Redaktionssekretärin tätig.
Im Dezember 1970 zog sich Friedel Ahrens eine offenbar lebensbedrohliche Erkrankung zu, von der sie sich aber nach einigen Monaten wieder erholte. 1974 gab sie die politische Arbeit auf und engagierte sich statt dessen in der Seniorenarbeit der AWO in Reinbek.
Partei & Politik
Von 1955 bis 1966 war Friedel Ahrens Vorsitzende des Ortsvereins Reinbek.
Ab Oktober 1948 gehörte sie dem Kreistag von Stormarn an, später auch dem Kreisausschuss, wo sie lange Zeit die einzige Frau war. Zwei Wahlperioden lang hatte sie den Vorsitz des Schul- und Kulturausschusses inne und organisierte die ersten Kreis-Kulturwochen; später saß sie drei Wahlperioden lang dem Jugendwohlfahrtsausschuss vor, wo sie der Jugendarbeit "kräftige Impulse" gab.[3] Als Vorsitzende des Sportbeirats trieb sie den Bau neuer Sportstätten voran und brachte mit anderen den Kreiswandertag auf den Weg.
1951 kam sie als Nachrückerin in den Gemeinderat von Reinbek. Als der Ort 1952 das Stadtrecht erhielt, wurde sie Mitglied des Magistrats, dem sie bis zu ihrem Ausscheiden aus der Politik 1974 angehörte. Auch hier lagen ihre Interessenschwerpunkte im Sozialen, in der Jugendarbeit und im Schulwesen.
In der Kommunalwahl 1970, der letzten Wahl, zu der sie antrat, wurde die SPD erstmals seit 1948 wieder stärkste Fraktion in der Stadtvertretung.
Ehrungen
Im März 1983 richtete die Stadt Reinbek für Friedel Ahrens zum 75. Geburtstag einen Empfang aus, an dem auch "Ministerpräsident Johannes Rau aus Nordrhein-Westfalen"[4] teilnahm, dieser aber wohl eher als stellvertretender SPD-Vorsitzender in Vertretung von Willy Brandt.
Am 29. Januar 1990 wurde sie in Kiel mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.[5]
Am 10. März 1998, ihrem 90. Geburtstag, ernannte die Stadt Reinbek sie zur Ehrenbürgerin. Als Gast war offenbar auch Peer Steinbrück dabei.[6]
Literatur & Links
- Schulz, Alfred: Friedel Ahrens (geb. 1908). In: Demokratische Geschichte III(1988), S. 626 f. Auf dieser Veröffentlichung beruht im Wesentlichen der vorliegende Eintrag.
- Materialien über Friedel Ahrens sind auf den Seiten des Kreisarchivs Stormarn zugänglich; die geplante Online-Biografie im Rahmen des Stormarn-Lexikons existiert noch nicht.
Einzelnachweise
- ↑ Plog, Uwe: Reinbeker Chronik 2001, abgerufen 2.4.2023
- ↑ In der Meldung Gratulation für Friedel Ahrens, Lübecker Nachrichten, 16.3.1983, online einsehbar in den Materialien des Kreisarchivs Stormarn, wird "ihr Mann Bernhard" ohne jede Einschränkung erwähnt, woraus geschlossen werden könnte, dass sie sich nie scheiden ließen; dies ist jedoch nicht geklärt.
- ↑ Schulz: Friedel Ahrens, S. 626
- ↑ Gratulation für Friedel Ahrens, Lübecker Nachrichten, 16.3.1983, online einsehbar in den Materialien des Kreisarchivs Stormarn
- ↑ Plog, Uwe: Reinbeker Chronik 1990, abgerufen 2.4.2023
- ↑ Plog, Uwe: Reinbeker Chronik 1998, abgerufen 2.4.2023