Walter Damm

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Walter Damm
Walter Damm
Walter Damm
Geboren: 27. Juni 1904
Gestorben: 11. Februar 1981

Walter Damm, * 27. Juni 1904 in Wandsbek, † 11. Februar 1981 in Pinneberg an den Folgen eines Herzinfarkts. Er stammte aus einer sozialdemokratischen Familie. 1926 trat er in die SPD ein.

Werdegang

Nach der Schulzeit fand Walter Damm keinen Ausbildungsplatz und schlug sich als Laufbursche bei einem Regiments-Schneider, als Auslieferer eines Milchhändlers und als Gärtnereigehilfe durch.

Er trat nach dem Ersten Weltkrieg in die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) ein und lernte dort seine spätere Frau Bertha Jürgensen kennen. Sie heiraten 1926. Drei Söhne wurden dem Ehepaar Damm geboren: 1928 Claus, 1933 Uwe und 1942 Knut.

Vom 1. Oktober 1926 bis zum 30. Juni 1927 besuchte er die Akademie der Arbeit, eine gewerkschaftliche Bildungseinrichtung in Frankfurt.

Nach Krieg und Gefangenschaft nahm er 1945 sofort Kontakt zu alten Genossen auf und widmete sich zunächst dem Wiederaufbau der SPD in den Kreisen Norder- und Süder-Dithmarschen, Steinburg und Pinneberg. Er war der erste Parteisekretär in diesen Kreisen.

Nationalsozialismus

Mit der Machtübertragung an die Nazis 1933 wurde Walter Damm von seinem Arbeitgeber entlassen und erhielt Arbeitsverbot, das bis 1939 Bestand haben sollte. In dieser Zeit sorgte seine Frau Bertha für den Lebensunterhalt der Familie, während er im Widerstand arbeitete. Er unterstützte Familien, deren Ernährer wegen ihrer politischen Gesinnung ins KZ gekommen waren. Später brachte er politisch Verfolgte bei Nacht über die Ostsee nach Dänemark.

Nach dem Attentat auf Hitler 1944 wurde er im Zuge der "Gewitteraktion" noch eingezogen und kam nach Norwegen, wo er 1945 in englische Kriegsgefangenschaft geriet. Bereits im September 1945 wurde er wieder entlassen.

Politik

Kommunalpolitik

Von 1928 bis 1933 war Walter Damm Gemeindevertreter in Hamburg-Bramfeld.

Nach 1969 gehörte er einige Jahre lang dem Gemeinderat seines Heimatortes Appen, Kreis Pinneberg, an.

Landrat

Am 11. Januar 1946 konstituierte sich der erste (noch von der Militärregierung ernannte) Kreistag des Kreises Pinneberg. Dieser wählte Walter Damm zum Landrat. Er blieb im Amt bis zum 7. November 1947[1] - am 8. Mai 1947 war er in den Landtag gewählt worden.

Landesvorsitzender

Walter Damm war seit dem 12./13. März 1955 hauptamtlicher Bezirksvorsitzender der SPD Schleswig-Holstein und blieb 10 Jahre im Amt.

In seiner Zeit als Landesvorsitzender fällt der Bau der Landesgeschäftsstelle in Kiel.

Zu seinem Abschied 1965 schreibt dpa:

"Als Verdienst Damms wird hervorgehoben, daß es ihm gelang, nach Verlusten in der SPD-Mitgliedschaft durch Umsiedlung und Fluktuation den Mitgliederbestand wieder aufzubauen und die älteste Partei in Schleswig-Holstein zu konsolidieren, so daß die Sozialdemokraten des Landes als weitaus stärkste Mitgliederpartei wieder über 32000 eingeschriebene Mitglieder verfügen."[2]

Landtag

Von 1947 bis 1968 war Walter Damm Mitglied des Landtages, zunächst für den Wahlkreis 30 (Pinneberg-Uetersen), dann über die Landesliste, von 1954 bis 1967 für den Wahlkreis 19 (Pinneberg-Elbmarschen), dann wieder über die Landesliste. Lange Zeit war er Vorsitzender des Aufbauausschusses, außerdem aktiv im Wirtschaftsausschuss, Ausschuss für Arbeit, Ausschuss für Heimatvertriebene, Ausschuss für die Wahrung der Rechte der Volksvertretung und im Landesausschuss für Landesplanung.

Landesregierung

Am 7. November 1947 berief der damalige Ministerpräsident Hermann Lüdemann Walter Damm in das Landeskabinett. Dort war er bis 23. Januar 1949 Minister für Umsiedlung und Aufbau, bis 5. September 1950 Sozialminister.

Eine zentrale Aufgabe sah Damm in der Schaffung demokratischer kommunaler Selbstverwaltungsorgane.

Wohnungsbaupolitik

Widmungstafel im Walter-Damm-Haus

Sein großes Verdienst war es, die An- und Umsiedlung der 1,2 Millionen in Schleswig-Holstein lebenden Flüchtlinge einzuleiten und damit den Menschen in ihrer heute unvorstellbaren Notlage zu helfen, vor allem die ebenso unvorstellbare Wohnungsnot zu lindern. Er entwickelte sich zu einem leidenschaftlichen Wohnungsbauer. Als Minister gelang es ihm mit Hilfe amerikanischer Gewerkschaften, ein Bauprogramm für 10.000 Wohnungen (ERP-Programm) für Menschen, die wegen Ausbombung oder Flucht aus Ostgebieten in Behelfsunterkünften wohnten, zu organisieren und zu finanzieren.

Sein Leitsatz war: "Eine ausreichend große und bezahlbare Wohnung ist die Grundlage der Lebensqualität."

Bis 1954 verantwortete er als Herausgeber die Zeitschrift Der Flüchtlingsberater, Mitteilungsblatt für das Flüchtlingswesen.

Von 1950 bis 1969 war er Geschäftsführer mehrerer Wohnungsbaugesellschaften innerhalb der Neue-Heimat-Unternehmensgruppe. Unter seiner Regie sind viele Wohnanlagen, meist im Sozialen Wohnungsbau, entstanden.

Ehrungen

  • Walter Damm wurde am 14. Juli 1964 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern ausgezeichnet.
  • Das Parteihaus der SPD Schleswig-Holstein am Kleinen Kuhberg 28-30 in Kiel ist nach Walter Damm benannt.
  • Der Walter-Damm-Preis für soziale Initiativen wird seit 1995 an Menschen vergeben, die sich um sozialen Ausgleich, gesellschaftliche Toleranz und Integration verdient gemacht haben.

Links

Quellen

  1. Jessica von Seggern: Alte und neue Demokraten in Schleswig-Holstein: Demokratisierung und Neubildung einer politischen Elite auf Kreis- und Landesebene, 1945 bis 1950 (Stuttgart 2005), S. 53
  2. SPD Schleswig-Holstein (Hrgs.) "Jahresberichte 1965/66 - SPD Landesparteitag in Kiel 1.+2. Juli '67