Rudolf Wissell: Unterschied zwischen den Versionen
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==NS-Diktatur== | |||
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==Neubeginn== | |||
Nach Ende der NS-Diktatur wurde Rudolf Wissell in Berlin wieder politisch aktiv. Er wandte sich insbesondere gegen die vor allem im Sowjetsektor betriebene Vereinigung von SPD und KPD. | |||
[[1947]] nahm der 78-Jährige am [[SPD-Parteitag 1947, Nürnberg|SPD-Parteitag]] in Nürnberg teil und sprach zur Sozialpolitik, nachdem er "mit Beifall besonders warm begrüsst" worden war: | |||
<blockquote>"Er erinnerte an die erschütternde Feststellung des Sozialpolitischen Ausschusses, dass heute fast die Hälfte der Arbeiter nicht in der Lage sei, mit ihrem Arbeitsverdienst auch nur die jetzigen Hungerrationen zu bezahlen. Er unterstrich die Bedeutung der Gewerkschaften für alle Fragen der Sozialpolitik und forderte, dafür zu sorgen, dass eine einheitliche Sozialpolitik in ganz Deutschland geschaffen werde, und zwar schon während der Besatzungsperiode."<ref>''Sozialistische Mitteilungen der London-Vertretung der SPD'', No. 101/102, Juli-August 1947, S. 16</ref></blockquote> | |||
==Ehrungen== | |||
[[Datei:Rudolf Wissell Gedenktafel.JPG|260px|thumb|right|Gedenktafel am früheren Wohnhaus von Rudolf Wissell in Kiel, Möllingstr. 26]][[1929]] erhielt er die Ehrendoktorwürde der Kieler Universität für seinen Einsatz für die Gemeinwirtschaft. | |||
An seinem ehemaligen Wohnhaus in der Möllingstraße 26 in Kiel ist seit vielen Jahren eine Gedenktafel angebracht. Der Text lautet: | |||
<blockquote>"In diesem Hause wohnte | Dr. h.c. Rudolf Wissell | geb. 8.3.1869 in Göttingen | gest. 13.12.1962 in Berlin | Bis 1900 in Kiel als Maschinenbauer tätig. | Dann Arbeitersekretär. 1908 Leiter des | Zentralsekretariats der Gewerkschaften. | Mitglied des Reichstags 1918 und 1920-1933. | 1919 Reichswirtschaftsminister und 1928 | -1930 Reichsarbeitsminister. 1929 Ehren | doktor der Kieler Universität. Er verfocht | den Gedanken der Gemeinwirtschaft."</blockquote> | |||
==Literatur & Links== | |||
*Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA): [http://purl.org/pressemappe20/folder/pe/039695 Pressemappe Rudolf Wissell] | |||
*[[Franz Osterroth]]/[[Dieter Schuster]]: ''[http://library.fes.de/fulltext/bibliothek/chronik/band3/e235g817.html Chronik der deutschen Sozialdemokratie Band III. Nach dem Zweiten Weltkrieg]'' (2., neu bearb. u. erw. Auflage, Berlin 1978), ISBN 3-8012-1085-5 | |||
*R. Grau u. a. (Redaktion): ''Biographisches Lexikon – Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung''. Hrsg.: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Berlin 1970) | |||
*{{Wikipedia}} | |||
==Einzelnachweise== | |||
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Aktuelle Version vom 27. Februar 2024, 14:33 Uhr
Rudolf Wissell |
Dr. h.c. Rudolf Wissell, * 8. März 1869 in Göttingen, † 13. Dezember 1962 in Berlin; Maschinenbauer, Arbeitersekretär, Reichsminister. SPD-Mitglied seit 1888.
Werdegang
Von 1876 bis 1883 besuchte Rudolf Wissell die Bürgerschule in Bremen und machte im Anschluss daran bis 1887 eine Lehre als Maschinenbauer. Von 1891 bis 1893 leistete er seinen Militärdienst. Danach arbeitete er bis 1900 als Dreher in Kiel. Von 1894 bis 1899 war er Vorsitzender der Kieler Zahlstelle des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (DMV), der Vorläuferorganistation der IG Metall.
Von 1901 bis 1908 wirkte er als Arbeitersekretär der Gewerkschaften in Lübeck. Der Lübecker Bürgerschaft gehörte er von 1905 bis 1908 an. 1908 übernahm er die Leitung des Zentralarbeitersekretariats und der sozialpolitischen Abteilung der Generalkommission der Gewerkschaften.
Partei & Politik
Novemberrevolution
Nach dem Ausscheiden der Mitglieder der USPD aus dem Rat der Volksbeauftragten, der "Revolutionsregierung", gehörte er diesem vom 29. Dezember 1918 bis zum 13. Februar 1919 als Verantwortlicher für Wirtschaftspolitik an. 1919/1920 war er Mitglied der Nationalversammlung.
Reichstag & Reichsregierung
Von 1920 bis 1933 war Rudolf Wissell Reichstagsabgeordneter, 1919 für kurze Zeit Reichsarbeitsminister und von 1928 bis 1930 Reichswirtschaftsminister.
NS-Diktatur
Er gehörte zu den 94 Reichstagsabgeordneten der SPD-Reichstagsfraktion die am 23. März 1933 im Reichstag gegen das sogenannte "Ermächtigungsgesetz" stimmten, das Hitler den Weg in die Diktatur ebnete. Von Mai bis Juni 1933 war er in Haft. Danach lebte er zurückgezogen in Berlin.
Neubeginn
Nach Ende der NS-Diktatur wurde Rudolf Wissell in Berlin wieder politisch aktiv. Er wandte sich insbesondere gegen die vor allem im Sowjetsektor betriebene Vereinigung von SPD und KPD.
1947 nahm der 78-Jährige am SPD-Parteitag in Nürnberg teil und sprach zur Sozialpolitik, nachdem er "mit Beifall besonders warm begrüsst" worden war:
"Er erinnerte an die erschütternde Feststellung des Sozialpolitischen Ausschusses, dass heute fast die Hälfte der Arbeiter nicht in der Lage sei, mit ihrem Arbeitsverdienst auch nur die jetzigen Hungerrationen zu bezahlen. Er unterstrich die Bedeutung der Gewerkschaften für alle Fragen der Sozialpolitik und forderte, dafür zu sorgen, dass eine einheitliche Sozialpolitik in ganz Deutschland geschaffen werde, und zwar schon während der Besatzungsperiode."[1]
Ehrungen
1929 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Kieler Universität für seinen Einsatz für die Gemeinwirtschaft.
An seinem ehemaligen Wohnhaus in der Möllingstraße 26 in Kiel ist seit vielen Jahren eine Gedenktafel angebracht. Der Text lautet:
"In diesem Hause wohnte | Dr. h.c. Rudolf Wissell | geb. 8.3.1869 in Göttingen | gest. 13.12.1962 in Berlin | Bis 1900 in Kiel als Maschinenbauer tätig. | Dann Arbeitersekretär. 1908 Leiter des | Zentralsekretariats der Gewerkschaften. | Mitglied des Reichstags 1918 und 1920-1933. | 1919 Reichswirtschaftsminister und 1928 | -1930 Reichsarbeitsminister. 1929 Ehren | doktor der Kieler Universität. Er verfocht | den Gedanken der Gemeinwirtschaft."
Literatur & Links
- Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA): Pressemappe Rudolf Wissell
- Franz Osterroth/Dieter Schuster: Chronik der deutschen Sozialdemokratie Band III. Nach dem Zweiten Weltkrieg (2., neu bearb. u. erw. Auflage, Berlin 1978), ISBN 3-8012-1085-5
- R. Grau u. a. (Redaktion): Biographisches Lexikon – Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Hrsg.: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Berlin 1970)
- Wikipedia: Rudolf Wissell
Einzelnachweise
- ↑ Sozialistische Mitteilungen der London-Vertretung der SPD, No. 101/102, Juli-August 1947, S. 16