Paul Dölz: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Paul Richard Dölz''', * [[19. September]] [[1887]] in Auma/Thüringen; † [[22. Mai]] [[1975]] in [[Ortsverein Tönning|Tönning]]; Tischler, Kaufmann, Parteisekretär. Verheiratet, 2 Kinder; ohne Konfession. Mitglied der SPD mindestens seit [[1905]].
'''Paul Richard Dölz''', * [[19. September]] [[1887]] in Auma/Thüringen; † [[22. Mai]] [[1975]] in [[Ortsverein Tönning|Tönning]]; Tischler, Kaufmann, Parteisekretär. Mitglied der SPD seit [[1905]]<ref name=":0">''Besuch beim Partei-Veteran'', ''[[Wir - Sozialdemokraten in Schleswig-Holstein]]'', Heft 2/1975, Seite 11</ref>.


== Leben & Beruf ==
==Leben & Beruf==
Nach Besuch der Volksschule lernte Paul Dölz von [[1902]] bis [[1905]] in Weida/Thüringen das Tischlerhandwerk, besuchte neben der Berufsschule die Baugewerkschule. Bereits als Lehrling trat er in die SPD ein. Er arbeitete - vermutlich während seiner Wanderjahre - unter anderem in [[Kreisverband Kiel|Kiel]], Duisburg, Köln, Karlsruhe, Solingen, Genf, Zürich und Bern. Später ließ er sich in Tönning nieder, war dort Tischler auf einer Werft und betätigte sich politisch, zunächst in der [[USPD]], dann wieder in der SPD.
Nach Besuch der Volksschule lernte Paul Dölz von [[1902]] bis [[1905]] in Weida/Thüringen das Tischlerhandwerk, besuchte neben der Berufsschule die Baugewerkschule. Bereits als Lehrling trat er in die SPD ein. Er arbeitete - vermutlich während seiner Wanderjahre - unter anderem in [[Kreisverband Kiel|Kiel]], Duisburg, Köln, Karlsruhe, Solingen, Genf, Zürich und Bern. Später ließ er sich in Tönning nieder, war dort Tischler auf einer Werft und betätigte sich politisch, zunächst in der [[USPD]], dann wieder in der SPD.
Er war verheiratet und hatte zwei Kinder. Der Kirche gehörte er nicht an.


Seinen heimatlichen Dialekt (für die Norddeutschen "sächselte" er) behielt er lebenslang.<ref>Klatt, Inge: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_01/Demokratische_Geschichte_Band_01_Essay10.pdf Karl Noack – eine (auto)biographische Skizze]''. In: ''Demokratische Geschichte'', Band 1(1986), S. 227</ref>  
Seinen heimatlichen Dialekt (für die Norddeutschen "sächselte" er) behielt er lebenslang.<ref>Klatt, Inge: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_01/Demokratische_Geschichte_Band_01_Essay10.pdf Karl Noack – eine (auto)biographische Skizze]''. In: ''Demokratische Geschichte'', Band 1(1986), S. 227</ref>  


In der NS-Zeit verfolgt, betätigte er sich in der jungen Bundesrepublik Deutschland sofort wieder auf vielen Ebenen in politischen Funktionen.
===NS-Diktatur===
Am [[5. April]] [[1933]] verhafteten die Nazis Paul Dölz zusammen mit 24 weiteren Linken aus [[Ortsverein Tönning|Tönning]] und [[Ortsverein Lunden-Lehe-Krempel|Lunden]] und brachten ihn nach Husum.<ref>Sörensen: ''Entwicklung'', S. 463</ref> Im November [[1933]] wurde er als "haftunfähig" aus dem Gefängnis Rendsburg entlassen.  


== NS-Diktatur ==
Er zog nach [[Kreisverband Flensburg|Flensburg]] und eröffnete ein [[Widerstand in der NS-Zeit#Organisation & Aktion|Tabakwaren-Geschäft]]. Dies war in den [[Widerstand in der NS-Zeit|"illegalen" Zeiten]] bei SPD und KPD eine häufig anzutreffende Tätigkeit. Die Nazis schlossen das Geschäft am [[15. April]] [[1943]], weil sie dort einen Treffpunkt von Sozialdemokraten vermuteten. Nach dem Attentat auf Hitler [[1944]] verhafteten sie Paul Dölz im Rahmen der [[Aktion Gewitter]] erneut und hielten ihn bis Dezember [[1944]] im Konzentrationslager Neuengamme gefangen.
Am [[5. April]] [[1933]] wurde Paul Dölz zusammen mit 24 weiteren Linken aus Tönning und [[Ortsverein Lunden-Lehe-Krempel|Lunden]] von den Nazis verhaftet und nach Husum gebracht.<ref>Sörensen: ''Entwicklung'', S. 463</ref> Im November [[1933]] wurde er als "haftunfähig" aus dem Gefängnis Rendsburg entlassen.  


Er zog nach [[Kreisverband Flensburg|Flensburg]] und eröffnete ein Tabakwaren-Geschäft. Dies war in den [[Widerstand in der NS-Zeit|"illegalen" Zeiten]] bei SPD und KPD eine häufig anzutreffende Tätigkeit. Die Funktion von Tabakläden beim Aufbau eines illegalen Netzes erläuterte ein Stasi-Offizier so:
Die [[Entnazifizierung in Schleswig-Holstein#Aufarbeitung|Studie von Danker/Lehmann-Himmel]] stuft seine Grundorientierung als "oppositionell / gemeinschaftsfremd" ein (S 173), Untergruppe "Protagonisten der Arbeiterbewegung" (S. 279). Im Landesarchiv liegen zwei Akten über ihn vor: LASH Abt. 460, Nr. 1478, und Abt. 761, Nr. 8230.  
: "[...] da steckt man sich erstmal einen Glimmstengel an, und zu einem Schwatz ist auch noch Zeit. Man hört dies und das. Es trifft sich Hinz und Kunz. Und wenn dann der Kunz dein Mann ist, weil, du hast es erkannt, er eine Zigarettensorte verlangte, die es gar nicht gibt, es war dein Stichwort, dann kannst du ihm mit der Schachtel, die du ihm nun empfiehlst, jeden Kassiber mit rüberschieben, und wenn noch zehn andere im Laden rumstehen und paffen und quatschen, kein Aas merkt was."<ref>Pierre Boom / Gerhard Haase-Hindenberg: ''Der fremde Vater. Der Sohn des Kanzlerspions Guillaume erinnert sich'' (Berlin 2005), S. 102</ref>
Die Nazis schlossen das Geschäft dann auch am [[15. April]] [[1943]], weil sie dort einen illegalen Treffpunkt von Sozialdemokraten vermuteten. Nach dem Attentat auf Hitler [[1944]] verhafteten sie Paul Dölz im Rahmen der [[Aktion Gewitter]] erneut und hielten ihn bis Dezember [[1944]] im Konzentrationslager Neuengamme gefangen.


== Partei & Politik ==
==Partei & Politik==
In Tönning beteiligte sich Paul Dölz [[1917]] maßgeblich an der Gründung eines Ortsvereins der [[USPD]].<ref>Sörensen: ''Entwicklung'', S. 70</ref> Noch vor deren Ende schloss er sich wieder der SPD an.
Paul Dölz trat [[1905]] in die SPD ein.<ref name=":0" /> In Tönning beteiligte er sich [[1917]] maßgeblich an der Gründung eines Ortsvereins der [[USPD]].<ref>Sörensen: ''Entwicklung'', S. 70</ref> Im Verlauf der [[Kieler Arbeiter- und Matrosenaufstand|Novemberrevolution]] war er offenbar als Agitator auch in [[Ortsverein Husum|Husum]] aktiv. Dort sah der Beginn der Revolution so aus:
<blockquote>"Am [[10. November]] [[1918]] war es dann soweit. Aus Hamburg erschien eine Abteilung Infanteristen und Matrosen mit zwei Maschinengewehren. Sie besetzte zunächst das Meldeamt in der Hohlen Gasse und marschierte dann zum Gewerkschaftshaus (Greves Gasthof) in der Süderstraße. Hier wurde um drei Uhr in dem bis auf den letzten Platz besetzten Saal und allen Nebenräumen eine Volksversammlung abgehalten. Danach marschierten alle Teilnehmer in einem Demonstrationszug mit Musikkapelle, roter Fahne und Gewerkschaftsbanner vorweg zum Rathaus. Von der Rathaustreppe aus hielt der Tönninger Dölz, damals Mitglied der Unabhänggen Sozialdemokraten (USPD), dem linksradikalen Teil der SPD eine Rede. Der Schuhmachermeister Störmann erinnert sich noch an folgenden Vers:
Alle Kronen und die Krönlein,<br>
die schwimmen jetzt im Rinnstein.<br>
Wir haben jetzt die Macht!"<ref>Schlüter, Ernst: ''Husum. Zwischen Revolution und Machtergreifung. Aus der Geschichte der Stadt Husum von 1918 bis 1933'' (Schleswig 1983) ISBN 3882420804, S. 7 ff.</ref></blockquote>


[[1920]], mit 33 Jahren, wurde er Parteisekretär der SPD im [[Unterbezirk|Unterbezirk I]], der die Kreisvereine [[Kreisverein Südtondern|Südtondern]], [[Kreisverein Husum|Husum]], [[Kreisverein Eiderstedt|Eiderstedt]], [[Kreisverein Norderdithmarschen|Norderdithmarschen]] und [[Kreisverband Flensburg|Flensburg-Stadt]] umfasste. Als Parteisekretär war er auch Mitglied im [[Bezirk|Bezirksvorstand]].
Spätestens [[1920]] schloss Paul Dölz sich wieder der SPD an, denn in diesem Jahr wurde er, mit 33 Jahren, Parteisekretär im [[Unterbezirk|Unterbezirk I]], der die Kreisvereine [[Kreisverein Südtondern|Südtondern]], [[Kreisverein Husum|Husum]], [[Kreisverein Eiderstedt|Eiderstedt]], [[Kreisverein Norderdithmarschen|Norderdithmarschen]] und [[Kreisverband Flensburg|Flensburg-Stadt]] umfasste. Als Parteisekretär war er auch Mitglied im [[Bezirk|Bezirksvorstand]].


Er gehörte der Stadtverordnetenversammlung [[Ortsverein Tönning|Tönning]] an und war von [[1919]] bis [[1921]] Stadtverordnetenvorsteher<ref>Peters: ''Sozialdemokratie'', S. ?</ref>.
Er gehörte der Stadtverordnetenversammlung [[Ortsverein Tönning|Tönning]] an und war von [[1919]] bis [[1921]] Stadtverordnetenvorsteher<ref>Peters: ''Sozialdemokratie'', S. ?</ref>.
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Seit etwa [[1924]] war er auch [[Vertrauensperson|Vertrauensmann]] und Vorsitzender der [[Kreisverein Eiderstedt|SPD Eiderstedt]]. [[1929]] wurde er Deputierter im Kreistag von Norderdithmarschen und war in der vordersten Reihe dem Terror der Nazis ausgesetzt. Trotzdem trat er zur [[Kommunalwahl 1933|Kommunalwahl]] im März [[1933]] als Spitzenkandidat an.
Seit etwa [[1924]] war er auch [[Vertrauensperson|Vertrauensmann]] und Vorsitzender der [[Kreisverein Eiderstedt|SPD Eiderstedt]]. [[1929]] wurde er Deputierter im Kreistag von Norderdithmarschen und war in der vordersten Reihe dem Terror der Nazis ausgesetzt. Trotzdem trat er zur [[Kommunalwahl 1933|Kommunalwahl]] im März [[1933]] als Spitzenkandidat an.


Nach der Befreiung von der Nazi-Diktatur war Paul Dölz 57 Jahre. Er bewarb sich als Landrat im Kreis Eiderstedt, unterlag aber am [[21. Februar]] [[1946]] gegen Johannes Rickerts, gegen den allerdings kurz danach die britische Militärregierung Einwände erhob. Zunächst wurde gefordert, Paul Dölz einfach nachrücken lassen, die Militärregierung schlug aber einen neuen Kandidaten vor. Nach Protest des Kreistags wurde er aber gewählt.<ref>Seggern: ''Demokraten'', S. 84</ref> Paul Dölz wurde stellvertretender Landrat von Eiderstedt und [[1946]]-[[1950]] (nach englischer Kommunalverfassung rein repräsentativer) Bürgermeister in Tönning. Danach war er von [[1950]] bis [[1970]] Bürgervorsteher.<ref>Peters: ''Sozialdemokratie'', S. ?</ref>
=== Neubeginn ===
Nach dem Ende der Nazi-Diktatur war Paul Dölz 57 Jahre. Er betätigte sich sofort wieder auf vielen Ebenen in politischen Funktionen. So bewarb er sich als Landrat im Kreis Eiderstedt, unterlag aber am [[21. Februar]] [[1946]] gegen Johannes Rickerts, gegen den allerdings kurz danach die britische Militärregierung Einwände erhob. Statt Paul Dölz einfach nachrücken zu lassen, schlug die Militärregierung einen neuen Kandidaten vor. Nach Protest des Kreistags wurde er aber gewählt.<ref>Seggern: ''Demokraten'', S. 84</ref> Paul Dölz wurde stellvertretender Landrat von Eiderstedt und von [[1946]] bis [[1950]] (nach englischer Kommunalverfassung rein repräsentativer) Bürgermeister in Tönning. Danach war er bis [[1970]] Bürgervorsteher.<ref>Peters: ''Sozialdemokratie'', S. ?</ref>


[[Paul Dölz]] beteiligte sich auch an der [[Wiedergründung der SPD Schleswig-Holstein]]. Er wurde wieder Parteisekretär und betreute erneut die Kreise des ehemaligen Unterbezirks I. Wie es schon während der Weimarer Republik üblich war, wurde er in dieser Funktion auch in den ersten offiziellen [[Landesvorstand]] gewählt. Bis [[1949]] blieb er dort Beisitzer. Ab November [[1946]] gehörte er auch dem Kreisausschuss des Kreises Eiderstedt an.  
Paul Dölz beteiligte sich auch an der [[Wiedergründung der SPD Schleswig-Holstein]], wurde wieder [[Parteisekretär]] und betreute erneut die Kreise des ehemaligen Unterbezirks I. Wie schon während der Weimarer Republik üblich, wurde er in dieser Funktion auch in den ersten offiziellen [[Landesvorstand]] gewählt. Bis mindestens [[1949]] blieb er dort Beisitzer. Ab November [[1946]] gehörte er auch dem Kreisausschuss des Kreises Eiderstedt an.  


Die britische Militärregierung berief ihn nachträglich (ab der 3. Sitzung)<ref>Seggern: ''Demokraten'', S. ? </ref> als Abgeordneten in den 1. und auch in den 2. ernannten Landtag, wo er vor allem als stellvertretender Vorsitzender des Innenausschusses und des Ausschusses für das Flüchtlingswesen aktiv war, außerdem im Wahlrechtsausschuss, Landeswahlausschuss und Sonderausschuss "Sylt". Ein Vorsitz eines "Landesausschusses für die Opfer des Nation", der in seiner Vita angeführt wird, findet sich in der Übersicht seiner Landtagsfunktionen nicht wieder.<ref>Vgl. {{LIS|483}}, abgerufen 27.4.2019</ref>
Die britische Militärregierung berief ihn nachträglich (ab der 3. Sitzung)<ref>Seggern: ''Demokraten'', S. ?</ref> als Abgeordneten in den 1., dann auch in den 2. ernannten Landtag, wo er vor allem als stellvertretender Vorsitzender des Innenausschusses und des Ausschusses für das Flüchtlingswesen aktiv war, außerdem im Wahlrechtsausschuss, Landeswahlausschuss und Sonderausschuss "Sylt". Ein Vorsitz eines "Landesausschusses für die Opfer des Nation[alsozialismus]", der in seiner Vita aufgeführt wird, findet sich in der Übersicht seiner Landtagsfunktionen nicht wieder. Möglicherweise war dies ein SPD-interner Ausschuss, kein Landtagsgremium.<ref>Landtagsinformationssystem: [https://e-lissh.landtag.ltsh.de/portala/browse.tt.html?type=generic5&action=link&searchgeneric5-text=Paul%20D%C3%B6lz Paul Dölz], abgerufen 27.4.2019</ref>


Bei der [[Landtagswahl 1947]] wurde er für den Wahlkreis 10 (Eiderstedt) direkt in den Landtag gewählt. Er übernahm den Vorsitz des Innenausschusses und war außerdem in den Ausschüssen für das Flüchtlingswesen, für Wahlprüfung und für Entnazifizierung (stellvertretend) sowie im Landespolizeibeirat und Landeswahlausschuss aktiv. In dieser Wahlperiode war er zeitweise auch Parlamentarischer Vertreter des Innenministers.
Bei der [[Landtagswahl 1947]] wurde er für den Wahlkreis 10 (Eiderstedt) direkt in den Landtag gewählt. Er übernahm den Vorsitz des Innenausschusses und war außerdem in den Ausschüssen für das Flüchtlingswesen, für Wahlprüfung und für Entnazifizierung (stellvertretend) sowie im Landespolizeibeirat und Landeswahlausschuss aktiv. In dieser Wahlperiode war er zeitweise auch Parlamentarischer Vertreter des Innenministers.


In der [[Landtagswahl 1950]] unterlag er, rückte aber am [[5. Mai]] [[1953]] für den ausgeschiedenen [[Max Kukil]] nach. Neben seinem angestammten Innenausschuss kam er in dieser Wahlperiode auch in den Sonderhilfeausschuss.
In der [[Landtagswahl 1950]] unterlag er, rückte aber am [[5. Mai]] [[1953]] für den ausgeschiedenen [[Max Kukil]] nach. Neben seinem angestammten Innenausschuss arbeitete er in dieser Wahlperiode auch im Sonderhilfeausschuss mit.


Zur [[Landtagswahl 1954]] trat er nicht wieder an oder wurde nicht mehr gewählt.
Zur [[Landtagswahl 1954]] trat er nicht wieder an oder wurde nicht mehr gewählt.


== Ehrungen ==
==Ehrungen==
Paul Dölz wurde mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet.  
Paul Dölz wurde mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet.  


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Am [[14. September]] [[1968]] wählte der [[Kreisverein Eiderstedt]] Paul Dölz zu seinem Ehrenvorsitzenden.
Am [[14. September]] [[1968]] wählte der [[Kreisverein Eiderstedt]] Paul Dölz zu seinem Ehrenvorsitzenden.


== Literatur & Links ==
==Literatur & Links==
* Heldt, Perke: ''"Die politische Macht liegt in unserer Hand": Paul Dölz und die USPD in Tönning 1918-1922.'' In: ''Grenzfriedenshefte'' 4 (1989), S. 199-247.
*Heldt, Perke: ''"Die politische Macht liegt in unserer Hand": Paul Dölz und die USPD in Tönning 1918-1922.'' In: ''Grenzfriedenshefte'' 4 (1989), S. 199-247.
* Peters, Hermann: ''125 Jahre Sozialdemokratie in [[Ortsverein Tönning|Tönning]]'' (Tönning 1996)
*Peters, Hermann: ''125 Jahre Sozialdemokratie in [[Ortsverein Tönning|Tönning]]'' (Tönning 1996)
* Peters, Hermann: ''Die Ehrenbürger der Stadt Tönning: Paul Dölz.'' In: ''Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Tönninger Stadtgeschichte'' 7 (1988), S. 18-36
*Peters, Hermann: ''Die Ehrenbürger der Stadt Tönning: Paul Dölz.'' In: ''Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Tönninger Stadtgeschichte'' 7 (1988), S. 18-36
* Seggern, Jessica von: ''Alte und neue Demokraten in Schleswig-Holstein'' (Stuttgart 2005) ISBN 978-3-515-08801-5
*Seggern, Jessica von: ''Alte und neue Demokraten in Schleswig-Holstein'' (Stuttgart 2005) ISBN 978-3-515-08801-5
* Sörensen, Christian M.: ''Politische Entwicklung und Aufstieg der NSDAP in den Kreisen Husum und Eiderstedt, 1918-1933'' (Neumünster 1995)
*Sörensen, Christian M.: ''Politische Entwicklung und Aufstieg der NSDAP in den Kreisen Husum und Eiderstedt, 1918-1933'' (Neumünster 1995)
* {{LIS|483}}
*Landtagsinformationssystem: [https://e-lissh.landtag.ltsh.de/portala/browse.tt.html?type=generic5&action=link&searchgeneric5-text=Paul%20D%C3%B6lz Paul Dölz]
* {{Wikipedia}}
*{{Wikipedia}}


== Quellen ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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[[Kategorie:Kreisverband Dithmarschen|Dölz, Paul]]
[[Kategorie:Widerstand]]
[[Kategorie:Ernannter Landtag I|Dölz, Paul]]
[[Kategorie:Kreisverein Norderdithmarschen]]
[[Kategorie:Ernannter Landtag II|Dölz, Paul]]
[[Kategorie:Kreisverein Eiderstedt]]
[[Kategorie:1. Wahlperiode|Dölz, Paul]]
[[Kategorie:Kreisverband Nordfriesland]]
[[Kategorie:2. Wahlperiode|Dölz, Paul]]
[[Kategorie:Landesvorstand 1945-1946]]
[[Kategorie:Widerstand|Dölz, Paul]]
[[Kategorie:Landesvorstand 1946-1947]]
[[Kategorie:Landesvorstand 1947-1948]]
[[Kategorie:Landesvorstand 1948-1949]]
[[Kategorie:USPD]]

Aktuelle Version vom 23. November 2022, 03:50 Uhr

Paul Dölz
Paul Dölz
Paul Dölz
Geboren: 19. September 1887
Gestorben: 22. Mai 1975

Paul Richard Dölz, * 19. September 1887 in Auma/Thüringen; † 22. Mai 1975 in Tönning; Tischler, Kaufmann, Parteisekretär. Mitglied der SPD seit 1905[1].

Leben & Beruf

Nach Besuch der Volksschule lernte Paul Dölz von 1902 bis 1905 in Weida/Thüringen das Tischlerhandwerk, besuchte neben der Berufsschule die Baugewerkschule. Bereits als Lehrling trat er in die SPD ein. Er arbeitete - vermutlich während seiner Wanderjahre - unter anderem in Kiel, Duisburg, Köln, Karlsruhe, Solingen, Genf, Zürich und Bern. Später ließ er sich in Tönning nieder, war dort Tischler auf einer Werft und betätigte sich politisch, zunächst in der USPD, dann wieder in der SPD.

Er war verheiratet und hatte zwei Kinder. Der Kirche gehörte er nicht an.

Seinen heimatlichen Dialekt (für die Norddeutschen "sächselte" er) behielt er lebenslang.[2]

NS-Diktatur

Am 5. April 1933 verhafteten die Nazis Paul Dölz zusammen mit 24 weiteren Linken aus Tönning und Lunden und brachten ihn nach Husum.[3] Im November 1933 wurde er als "haftunfähig" aus dem Gefängnis Rendsburg entlassen.

Er zog nach Flensburg und eröffnete ein Tabakwaren-Geschäft. Dies war in den "illegalen" Zeiten bei SPD und KPD eine häufig anzutreffende Tätigkeit. Die Nazis schlossen das Geschäft am 15. April 1943, weil sie dort einen Treffpunkt von Sozialdemokraten vermuteten. Nach dem Attentat auf Hitler 1944 verhafteten sie Paul Dölz im Rahmen der Aktion Gewitter erneut und hielten ihn bis Dezember 1944 im Konzentrationslager Neuengamme gefangen.

Die Studie von Danker/Lehmann-Himmel stuft seine Grundorientierung als "oppositionell / gemeinschaftsfremd" ein (S 173), Untergruppe "Protagonisten der Arbeiterbewegung" (S. 279). Im Landesarchiv liegen zwei Akten über ihn vor: LASH Abt. 460, Nr. 1478, und Abt. 761, Nr. 8230.

Partei & Politik

Paul Dölz trat 1905 in die SPD ein.[1] In Tönning beteiligte er sich 1917 maßgeblich an der Gründung eines Ortsvereins der USPD.[4] Im Verlauf der Novemberrevolution war er offenbar als Agitator auch in Husum aktiv. Dort sah der Beginn der Revolution so aus:

"Am 10. November 1918 war es dann soweit. Aus Hamburg erschien eine Abteilung Infanteristen und Matrosen mit zwei Maschinengewehren. Sie besetzte zunächst das Meldeamt in der Hohlen Gasse und marschierte dann zum Gewerkschaftshaus (Greves Gasthof) in der Süderstraße. Hier wurde um drei Uhr in dem bis auf den letzten Platz besetzten Saal und allen Nebenräumen eine Volksversammlung abgehalten. Danach marschierten alle Teilnehmer in einem Demonstrationszug mit Musikkapelle, roter Fahne und Gewerkschaftsbanner vorweg zum Rathaus. Von der Rathaustreppe aus hielt der Tönninger Dölz, damals Mitglied der Unabhänggen Sozialdemokraten (USPD), dem linksradikalen Teil der SPD eine Rede. Der Schuhmachermeister Störmann erinnert sich noch an folgenden Vers:

Alle Kronen und die Krönlein,
die schwimmen jetzt im Rinnstein.

Wir haben jetzt die Macht!"[5]

Spätestens 1920 schloss Paul Dölz sich wieder der SPD an, denn in diesem Jahr wurde er, mit 33 Jahren, Parteisekretär im Unterbezirk I, der die Kreisvereine Südtondern, Husum, Eiderstedt, Norderdithmarschen und Flensburg-Stadt umfasste. Als Parteisekretär war er auch Mitglied im Bezirksvorstand.

Er gehörte der Stadtverordnetenversammlung Tönning an und war von 1919 bis 1921 Stadtverordnetenvorsteher[6].

1922 übernahm er den Vorsitz im Ortsverein Tönning. Mit der Unterbrechung durch die NS-Diktatur behielt er dieses Amt bis 1966.[7]

Seit etwa 1924 war er auch Vertrauensmann und Vorsitzender der SPD Eiderstedt. 1929 wurde er Deputierter im Kreistag von Norderdithmarschen und war in der vordersten Reihe dem Terror der Nazis ausgesetzt. Trotzdem trat er zur Kommunalwahl im März 1933 als Spitzenkandidat an.

Neubeginn

Nach dem Ende der Nazi-Diktatur war Paul Dölz 57 Jahre. Er betätigte sich sofort wieder auf vielen Ebenen in politischen Funktionen. So bewarb er sich als Landrat im Kreis Eiderstedt, unterlag aber am 21. Februar 1946 gegen Johannes Rickerts, gegen den allerdings kurz danach die britische Militärregierung Einwände erhob. Statt Paul Dölz einfach nachrücken zu lassen, schlug die Militärregierung einen neuen Kandidaten vor. Nach Protest des Kreistags wurde er aber gewählt.[8] Paul Dölz wurde stellvertretender Landrat von Eiderstedt und von 1946 bis 1950 (nach englischer Kommunalverfassung rein repräsentativer) Bürgermeister in Tönning. Danach war er bis 1970 Bürgervorsteher.[9]

Paul Dölz beteiligte sich auch an der Wiedergründung der SPD Schleswig-Holstein, wurde wieder Parteisekretär und betreute erneut die Kreise des ehemaligen Unterbezirks I. Wie schon während der Weimarer Republik üblich, wurde er in dieser Funktion auch in den ersten offiziellen Landesvorstand gewählt. Bis mindestens 1949 blieb er dort Beisitzer. Ab November 1946 gehörte er auch dem Kreisausschuss des Kreises Eiderstedt an.

Die britische Militärregierung berief ihn nachträglich (ab der 3. Sitzung)[10] als Abgeordneten in den 1., dann auch in den 2. ernannten Landtag, wo er vor allem als stellvertretender Vorsitzender des Innenausschusses und des Ausschusses für das Flüchtlingswesen aktiv war, außerdem im Wahlrechtsausschuss, Landeswahlausschuss und Sonderausschuss "Sylt". Ein Vorsitz eines "Landesausschusses für die Opfer des Nation[alsozialismus]", der in seiner Vita aufgeführt wird, findet sich in der Übersicht seiner Landtagsfunktionen nicht wieder. Möglicherweise war dies ein SPD-interner Ausschuss, kein Landtagsgremium.[11]

Bei der Landtagswahl 1947 wurde er für den Wahlkreis 10 (Eiderstedt) direkt in den Landtag gewählt. Er übernahm den Vorsitz des Innenausschusses und war außerdem in den Ausschüssen für das Flüchtlingswesen, für Wahlprüfung und für Entnazifizierung (stellvertretend) sowie im Landespolizeibeirat und Landeswahlausschuss aktiv. In dieser Wahlperiode war er zeitweise auch Parlamentarischer Vertreter des Innenministers.

In der Landtagswahl 1950 unterlag er, rückte aber am 5. Mai 1953 für den ausgeschiedenen Max Kukil nach. Neben seinem angestammten Innenausschuss arbeitete er in dieser Wahlperiode auch im Sonderhilfeausschuss mit.

Zur Landtagswahl 1954 trat er nicht wieder an oder wurde nicht mehr gewählt.

Ehrungen

Paul Dölz wurde mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet.

Zu seinem 80. Geburtstag machte die Stadt Tönning ihn 1967 zum Ehrenbürger. Die Paul-Dölz-Straße in Tönning ist nach ihm benannt.

Am 14. September 1968 wählte der Kreisverein Eiderstedt Paul Dölz zu seinem Ehrenvorsitzenden.

Literatur & Links

  • Heldt, Perke: "Die politische Macht liegt in unserer Hand": Paul Dölz und die USPD in Tönning 1918-1922. In: Grenzfriedenshefte 4 (1989), S. 199-247.
  • Peters, Hermann: 125 Jahre Sozialdemokratie in Tönning (Tönning 1996)
  • Peters, Hermann: Die Ehrenbürger der Stadt Tönning: Paul Dölz. In: Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Tönninger Stadtgeschichte 7 (1988), S. 18-36
  • Seggern, Jessica von: Alte und neue Demokraten in Schleswig-Holstein (Stuttgart 2005) ISBN 978-3-515-08801-5
  • Sörensen, Christian M.: Politische Entwicklung und Aufstieg der NSDAP in den Kreisen Husum und Eiderstedt, 1918-1933 (Neumünster 1995)
  • Landtagsinformationssystem: Paul Dölz
  • Wikipedia: Paul Dölz

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Besuch beim Partei-Veteran, Wir - Sozialdemokraten in Schleswig-Holstein, Heft 2/1975, Seite 11
  2. Klatt, Inge: Karl Noack – eine (auto)biographische Skizze. In: Demokratische Geschichte, Band 1(1986), S. 227
  3. Sörensen: Entwicklung, S. 463
  4. Sörensen: Entwicklung, S. 70
  5. Schlüter, Ernst: Husum. Zwischen Revolution und Machtergreifung. Aus der Geschichte der Stadt Husum von 1918 bis 1933 (Schleswig 1983) ISBN 3882420804, S. 7 ff.
  6. Peters: Sozialdemokratie, S. ?
  7. Peters: Sozialdemokratie, S. ?
  8. Seggern: Demokraten, S. 84
  9. Peters: Sozialdemokratie, S. ?
  10. Seggern: Demokraten, S. ?
  11. Landtagsinformationssystem: Paul Dölz, abgerufen 27.4.2019