Klaus Klingner: Unterschied zwischen den Versionen
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Im Wahlkampf wurde die SPD von Mitgliedern des [[Kreisverband Stormarn|Kreisverbandes Stormarn]] - unter ihnen [[Franz Thönnes]] - etwa beim Plakate kleben unterstützt.<ref name=":1" /> Die SPD verlor, und Klaus Klingner kehrte in sein Amt nach Schleswig-Holstein zurück. | Im Wahlkampf wurde die SPD von Mitgliedern des [[Kreisverband Stormarn|Kreisverbandes Stormarn]] - unter ihnen [[Franz Thönnes]] - etwa beim Plakate kleben unterstützt.<ref name=":1" /> Die SPD verlor, und Klaus Klingner kehrte in sein Amt nach Schleswig-Holstein zurück. |
Aktuelle Version vom 25. Oktober 2024, 17:01 Uhr
Klaus Klingner |
Dr. Klaus Klingner, * 14. Dezember 1935 in Potsdam, † 19. Januar 2024 in Bad Oldesloe; Jurist. Mitglied der SPD seit 1966.
Werdegang
Die Schule besuchte Klaus Klingner in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg, wo er 1956 das Abitur machte. Bis 1960 studierte er in Hamburg und Kiel Jura. In Kiel gehörte er der schlagenden Verbindung Landsmannschaft Troglodytia Kiel an und schlug mehrere Partien.[1] 1964 schloss er seine Referendarausbildung in Schleswig-Holstein ab. Im selben Jahr wurde er an der Kieler Universität zum Dr. jur. promoviert und trat als Richter in den Dienst des Landes Schleswig-Holstein. 1968 wurde er Amtsrichter in Bad Oldesloe.
Nach der Katastrophe von Tschernobyl 1986 organisierte er humanitäre Hilfe direkt und sehr persönlich und begleitete selbst den Hilfskonvoi, wie sein Freund[2] Günther Jansen berichtet.[3]
Ab 1988 übernahm er für gut zehn Jahre den Landesvorsitz des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes e.V., heute Der Paritätische SH e.V., dessen Ehrenvorsitzender er nach seiner Amtszeit wurde.[4]
Zeitweise war er auch Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes, Landesverband Schleswig-Holstein und gehörte zu den "Geburtshelfern" des ASB-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern.
"Er weiß noch genau, wie sich auf dem Wohnzimmertisch die Aschenbecher füllten, sie allesamt die Gründungsurkunde unterschrieben, ein Glas Wein zum Abschied tranken und Fotos für die Geschichtsbücher machten – noch nicht wissend, ob sie da hineinpassen würden."[5]
Privat spielte er Tennis und engagierte sich bis zuletzt für gute Zwecke.[6] Außerdem war er historisch interessiert, recherchierte und schrieb zum Beispiel die Geschichte der ersten Reichstagsabgeordneten für Altona-Stormarn-Wandsbek, unter ihnen Karl Frohme,[7] und verfasste viele Beiträge zur Stormarner Geschichte[2]. 2020 feierten Klaus Klingner und seine Frau Elke Diamantene Hochzeit. Zusammen hatten sie einen Sohn (* 1962) und eine Tochter (* 1964).[8] Wenige Wochen nach seinem 88. Geburtstag starb er in Bad Oldesloe.
Partei & Politik
Klaus Klingner trat Ende 1966 in der Landesgeschäftsstelle in Kiel in die SPD ein.[7] Er wurde gleich für den anstehenden Landtagswahlkampf sowie für die Jusos verpflichtet, in deren Arbeitskreis "Staat und Parteien" er mitarbeitete.
"Damit wurde er Sprecher der Landes-Jusos in Fragen der Deutschland-Politik, wo es damals vor allem um neue Beziehungen zur DDR, die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze und die Notstandsgesetze ging."[7]
Mit dem Juso-Vorsitzenden Eckart Kuhlwein war er befreundet:
"Beide gemeinsam [...] haben dann auch die Landesliste zur Landtagswahl aufgemischt. Gemeinsam waren sie in den 90er Jahren im Skiurlaub im Vorarlberg und haben neben Skifahren auch den Kreis SPD Schleswig-Holstein Vorarlberg gegründet."[3]
In den 1970er Jahren war Klaus Klingner Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristinnen und Juristen (ASJ). Davor Stellvertreter.
Kommunalpolitik
Seit 1968 gehörte er dem Kreisverband Stormarn an. In Bad Oldesloe begann er sich kommunalpolitisch zu engagieren. Von 1969 bis 1970 vertrat er als bürgerliches Mitglied die SPD im Stadtwerkeausschuss der Bad Oldesloer Stadtverordnetenversammlung, von 1970 bis zu seinem Wechsel in den Landtag 1971 war er Mitglied des Stormarner Kreistages. Noch 2017 war er als stellvertretendes bürgerliches Mitglied im Umwelt- und Energieausschuss der Stadtverordnetenversammlung Bad Oldesloe aufgeführt.[9]
1972 traf er bei einem Empfang zu die Olympischen Spielen die britische Königin Elisabeth II.[8]
Landtag
In der Landtagswahl 1971 kandidierte Klaus Klingner im Wahlkreis 39 (Stormarn-Nord), zog aber über die Liste in den Landtag ein.
"Dabei wäre er beinahe über eine flapsig-ironische Bemerkung gestolpert. [...] 'Auch das musste ich lernen: keine Ironie in der Politik! Leider habe ich mich nicht immer an diese Lehre gehalten und mir auch später noch manchen Ärger eingebrockt.'"[7]
Obwohl nicht direkt gewählt, kümmerte er sich um seinen Wahlkreis und griff nicht zuletzt Fragen des Umweltschutzes auf, etwa illegale Klärgruben und den Schutz der verbliebenen Moore. Dies entsprach seinen persönlichen Interessen; schon in den 1970er Jahren hatte er die erste Naturfreunde-Gruppe im Kreisverband Stormarn gegründet.[7]
1974 setzte er in der Debatte um die Neufassung der Bannmeile um das Landeshaus, die die gegenüber liegende Freilichtbühne Krusenkoppel einschließen sollte, ungewöhnliche Mittel ein. In einem Limerick formulierte er seine Ablehnung:
"Einst freute hier viele / ein Park Tom Kyle / Nun kommt er in Bann / wofür er nichts kann / Ich frag' mich: Wen führt das zum Ziele?"[10]
Bis 1987 gelangte er jeweils wieder über die Landesliste in den Landtag. 1988 und 1992 wurde er im Wahlkreis 39 (später 36, Stormarn) direkt gewählt.
Zunächst war er im Agrar- und Eingabenausschuss aktiv, im Rechtsausschuss (später Innen- und Rechtsausschuss), dessen Vorsitz er vom 26. Mai 1975 bis zum Eintritt in die Landesregierung innehatte, sowie im Landes- und im Richterwahlausschuss. Ebenfalls 1975 wurde er - wie 1983 bis 1988 noch einmal - stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Ab 1980 verlagerte sich sein Interesse auf den Finanzausschuss, dessen stellvertretender Vorsitzender er zeitweise war; er gehörte auch dem Ausschuss Kommunaler Investitionsfonds an.
Am 2. Oktober 1987 übernahm er den Vorsitz im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss Barschel/Pfeiffer, der klären sollte, ob und wie die Staatskanzlei von Ministerpräsident Dr. Barschel im Landtagswahlkampf 1987 versucht hatte, das Wahlergebnis der SPD durch öffentliche Diffamierung ihres Spitzenkandidaten Björn Engholm zu beeinflussen. Er sei "wegen sachlicher Verhandlungsführung allseits gelobt" worden, wie die Presse schrieb.[11]
Landesregierung
In Björn Engholms erstem Kabinett 1988 wurde Klaus Klingner Justizminister und blieb es, bis er sich 1996 aus der Landespolitik zurückzog. In der Funktion war er auch mit zuständig für den Versuch der Landesregierung in den 1990er zur Entkriminalisierung von Cannabis und anderen Drogen. In einer Richtlinie wies er im Mai 1993 die Staatsanwaltschaften in Schleswig-Holstein an, von Verfolgung abzusehen, wenn Konsumenten im Besitz geringer Mengen von Drogen seien. Als "geringe Menge" galten 30 Gramm für Cannabis, fünf Gramm für Kokain und Amphetamine und ein Gramm bei Heroin. Er sagte: "Wir wollen die Dealer verfolgen, nicht die Konsumenten."[12]
In diesem Amt begründete er, zusammen mit Innenminister Hans-Peter Bull, eine liberale Linie in der Justiz- und Innenpolitik, der die SPD bis heute folgt. Er leitete außerdem eine durchgreifende Reform des Strafvollzugs für jugendliche Täter in die Wege.[7]
Spitzenkandidatur in Mecklenburg-Vorpommern
Zwischenspiel blieb, dass er sich 1990 der SPD im neu gegründeten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern als Spitzenkandidat für die erste demokratische Landtagswahl zur Verfügung stellte.
"In die Landtagswahl 1990 schickte die SPD mit Klaus Klingner, dem amtierenden Justizminister Schleswig-Holsteins, einen erfahrenen Polit-Profi ins Rennen um das Amt des Ministerpräsidenten. Obgleich er seit 1971 Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtages war, konnte seitens der SPD auf regionale Verankerung verwiesen werden. Klingner wurde 1935 in Potsdam geboren und ist in Mecklenburg aufgewachsen. Damit konnten in glaubwürdiger Art und Weise einerseits Erfahrung und Kompetenz und andererseits die wichtige regionale Verbundenheit vermittelt werden."[13]
Im Wahlkampf wurde die SPD von Mitgliedern des Kreisverbandes Stormarn - unter ihnen Franz Thönnes - etwa beim Plakate kleben unterstützt.[3] Die SPD verlor, und Klaus Klingner kehrte in sein Amt nach Schleswig-Holstein zurück.
Ehrungen
Klaus Klingner verzichtete bis zum Ende seiner Amtszeit auf Orden.[14] 2004 nahm er jedoch das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse an.
Er war Ehrenvorsitzender des Verbandes Der Paritätische - seit wann, ließ sich bisher nicht klären.[15]
Am 7. November 2014 ehrte ihn die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zu seiner Goldenen Promotion.
Am 2. Dezember 2016 feierte ihn sein Kreisverband anlässlich seiner 50jährigen Parteimitgliedschaft, und auf dem ordentlichen Landesparteitag in Lübeck am 28. Januar 2017 verlieh ihm die SPD die Willy-Brandt-Medaille.
Stimmen
- "Er ist immer er selbst geblieben." (Susanne Danhier)[3]
- "Wir ehren Klaus Klingner als einen engagierten und zuverlässigen Sozialdemokraten mit breitem Wirken über die Partei hinaus. Sein Einsatz für eine weltoffene und liberale Politik ist zeitlos." (Ralf Stegner)[7]
- "Klaus hat die SPD seiner Zeit maßgeblich geprägt. Er war stets ein konstruktiv-kritischer Geist in unseren Reihen und hat sich mit größtem Eifer selbstlos für das Allgemeinwohl und den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen stark gemacht. In seiner Zeit als Justizminister prägte er maßgeblich einen neuen, liberalen Weg in der Innen- und Justizpolitik unseres Landes." (Serpil Midyatli)[16]
Veröffentlichungen
- Rechtsfähigkeit und allgemeines Persönlichkeitsrecht (Kiel 1964, Dissertation)
- Vor 50 Jahren: Hitlers Machtergreifung in Stormarn (Bad Oldesloe 1982)
- 100 Jahre Sozialdemokratische Volksvertreter für Altona – Stormarn – Wandsbek 1884–1984 (Hrsg. SPD-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Kiel 1984)
Links
- Landtagsinformationssystem: Klaus Klingner
- Wikipedia: Klaus Klingner
- Landsmannschaft Troglodytia Kiel
- Klaus Klingner: Der Rote mit dem blauen Parteibuch. Der ehemalige Justizminister hält der SPD seit 50 Jahren die Treue, Lübecker Nachrichten, 10.12.2016 (nicht mehr erreichbar)
Einzelnachweise
- ↑ Ob mehr als die Pflichtpartien, wird nicht deutlich. Vgl. Wikipedia, abgerufen 31.1.2017
- ↑ 2,0 2,1 Klingner 50 Jahre in der SPD, LNonline, 29.11.2016
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Danhier, Susanne: Ehrung ... Klaus Klingner für 50 Jahre Mitgliedschaft, abgerufen 1.2.2017, nicht mehr erreichbar
- ↑ Der Paritätische SH|Verbandsrat, abgerufen 1.2.2017
- ↑ ASB LV Mecklenburg-Vorpommern. Fest vereint. Seit 25 Jahren, 19.2.2016, abgerufen 1.2.2017
- ↑ 500 Deckel für ein Leben ohne Polio, Stormarner Tageblatt, 30.3.2015
- ↑ 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 7,5 7,6 Stegner, Ralf: Ehrung Klaus Klingner am 28.1.2017 in Lübeck
- ↑ 8,0 8,1 60 Jahre verheiratet: Beim Rock 'n' roll sprang der Funke über, Lübecker Nachrichten, 29.7.2020 (Bezahlschranke)
- ↑ Homepage der Stadt Bad Oldesloe, Stand 13.10.2016, abgerufen 1.2.2017
- ↑ Zit. in 1990: Der Landtag verbannt die Bannmeile, Der Landtag, 03/2015, S. 16
- ↑ "Komplott und Schmutzkampagne", DER SPIEGEL, 25.1.1988
- ↑ Drogen: Ja oder Nein?, taz, 20.5.1994, Seite 2
- ↑ Flügge, Timm/Hein, Benjamin: Die SPD in Mecklenburg-Vorpommern, in: Politik in Mecklenburg-Vorpommern (2013) S. 27-53
- ↑ Vgl. Eintrag Landtagsinformationssystem: Klaus Klingner
- ↑ Der Paritätische SH|Verbandsrat, abgerufen 1.2.2017
- ↑ SPD Schleswig-Holstein: Die SPD Schleswig-Holstein trauert um Dr. Klaus Klingner, Homepage, 20.1.2024