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Einen Wechsel in der Partei gab es auf der Jahreshauptversammlung [[2003]]; Udo Koslowski legte sein Amt als 1. Vorsitzender nieder, zu seiner Nachfolgerin wurde [[Dorit Sievers]] gewählt.
Einen Wechsel in der Partei gab es auf der Jahreshauptversammlung [[2003]]; Udo Koslowski legte sein Amt als 1. Vorsitzender nieder, zu seiner Nachfolgerin wurde [[Dorit Sievers]] gewählt.


[[2010]] übernahm [[Horst Köller]] das Amt des Ortsvereinsvorsitzenden und wurde nach einem Jahr von [[Sabrina Jacob]] abgelöst. Sie stand der SPD Schacht-Audorf bis März [[2014]] vor und übergab dann aufgrund der hohen Arbeitsdichte an ihren Nachfolger [[Swen Pintat]]. [[2016]] ist Eckhard Reese Vorsitzender.
[[2010]] übernahm [[Horst Köller]] das Amt des Ortsvereinsvorsitzenden und wurde nach einem Jahr von [[Sabrina Jacob]] abgelöst. Sie stand der SPD Schacht-Audorf bis März [[2014]] vor und übergab dann aufgrund der hohen Arbeitsdichte an ihren Nachfolger [[Swen Pintat]], dem etwa [[2016]] Eckhard Reese als Vorsitzender folgte.


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Version vom 4. Juni 2018, 04:28 Uhr

Ortsverein Schacht-Audorf
Ortsverein Schacht-Audorf
Ortsverein Schacht-Audorf
Gegründet: 1919
Wiedergegründet: 1946
Vorsitzende/r: Eckard Reese
Homepage: http://spd-net-sh.de/rdeck/schacht-audorf/


Der Ortsverein Schacht-Audorf wurde 1919 gegründet und gehört heute dem Kreisverband Rendsburg-Eckernförde an.

Gründung

Die Entwicklung der Gemeinde Schacht-Audorf ist stark von den Sozialdemokraten mitgestaltet worden. Schon vor der Gründung des SPD-Ortsvereins Schacht-Audorf im Jahre 1919 arbeiteten Parteimitglieder aktiv in der Kommunalpolitik mit. Der erste SPD-Gemeindevertreter war August Meyer, der noch nach dem alten Dreiklassen-Wahlrecht gewählt wurde. Mit dem Gewerkschaftsführer und Reichstagsabgeordneten Carl Legien war er persönlich befreundet. Wie nah die Bürger von Schacht-Audorf damals den Sozialdemokraten standen, kann man aus dem Wahlergebnis zur deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919 ersehen:

Partei Stimmen
Deutschnationale Volkspartei 5
Deutsche Volkspartei 15
S-H Bauern und Landarbeiter Demokratie 54
Deutsche Demokratische Partei 17
Zentrum 26
SPD 391

Das genaue Gründungsdatum des Ortsvereins "und Umgebung" konnte nicht festgestellt werden, da im Ortsverein keine schriftlichen Vermerke darüber existieren. Eine Anzeige in der Rendsburger Zeitung vom 11. April 1919 lässt jedoch darauf schließen, dass die Gründung im Frühjahr 1919 erfolgte.

Zwischen 1919 und 1933

Die Gemeinderatswahl am 2. März 1919 war ein großer Erfolg für den jungen Ortsverein; man errang 6 von 9 Mandaten. Zum Gemeindevorsteher wurde der Schuhmachermeister Heinrich Lüthje gewählt.

Bereits im Gründungsjahr wurde gemäß der Tradition der deutschen Sozialdemokratie der 1. Mai als Tag der Arbeit gebührend gefeiert. Der Festumzug führte auch durch das benachbarte Schülldorf. Anschließend fand ein Kindertanz statt. Der Gedenktag endete mit einem "Ball" in den Sälen von "Hütten-Gasthof" und "Zur schönen Aussicht". Diese Tradition pflegte man in Schacht-Audorf viele Jahre.

Bereits am 29. Juni 1919 veranstaltete der Ortsverein wieder ein großes Dorffest. Nach einem Festumzug mit zwei Musikkapellen durch das mit Fahnen und Girlanden geschmückte Dorf wurde auf dem Platz vor dem jetzigen Sportplatz die Traditionsfahne des Ortsvereins geweiht. Der Festball am Abend fand auf allen drei Schacht-Audorfer Sälen statt.

Auch das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold hatte in Schacht-Audorf eine eigene Ortsgruppe.

Ein wichtiges Datum ist der 1. März 1920. An diesem Tag gründeten die Schacht-Audorfer Genossen die Arbeiterwohlfahrt.

In der Zeit von 1919 bis 1926 entwickelte sich Schacht-Audorf zu einer Industriegemeinde. Die Eisenhütte wurde zu einem modernen Stahl- und Walzwerk ausgebaut. Große Fabrikschornsteine ragten in den Himmel, die Walzstraßen und die Martinsöfen wurden modernisiert. Weitere Industrien, wie die Firma Philipp Holzmann und die Rütgerswerke sowie eine Abwrackfirma für ehemalige Kriegsschiffe, siedelten sich an. Diese Entwicklung veränderte das gesamte Dorf. Straßen wurden befestigt und neue angelegt; für die Facharbeiterfamilien baute man neue Wohnhäuser. Die Schule erhielt neue Unterrichtsräume.

Im September 1926 kam dann der "Schwarze Freitag" für den Ort. Die Rombach-Hütte als Eigentümer der Eisenhütte Holstein hatte die Anweisung erlassen, das Werk in Schacht-Audorf wegen der "Unrentabilität" sofort stillzulegen und abzureißen. Damit waren auf einen Schlag etwa 600 Beschäftigte arbeitslos.

In dieser Situation gründete der Kreistag die Kreissiedlungsgemeinschaft. Gemeindevorsteher Heinrich Lüthje und der Ortsvereinsvorsitzende, Zimmermann Ludwig Onken, gehörten dem Kreistag an und waren Gründungsmitglieder dieser Vereinigung. Sie setzten sich dafür ein, dass ca. 40 ha Industrie- und Bauland sowie etwa 40 Wohnhäuser aus dem Nachlass der Hütte gekauft wurden. Die Bestrebungen, Ersatzarbeitsplätze zu schaffen, waren nicht sehr erfolgreich. Die Ansiedlung eines gärtnerischen Lehr- und Versuchsbetriebes sowie die Einrichtung einer Siedlerschule waren solche Versuche, die aber nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllten. Obwohl die finanziellen Verhältnisse in der Gemeinde jetzt schlecht waren, gelang es den Kommunalvertretern, die Mittel für einen Schulneubau mit Turnhalle aufzubringen. Zur selben Zeit wurde der Sportplatz neben der Schule von den Mitgliedern des "Freien Turn- u. Sportvereins Vineta" hergerichtet.

Verfolgt man die Wahlergebnisse von 1919 bis 1933 in Schacht-Audorf, so kann man feststellen, daß in allen Wahlen die Sozialdemokraten die meisten Stimmen erhielten, ausgenommen die Gemeindewahl am 17. November 1929. Hier spielte wohl eine Rolle, dass Heinrich Lüthje nicht mehr für die SPD kandidierte, sondern Spitzenkandidat des Kommunalvereins war. Die Gründe für seinen Parteiwechsel sind nicht bekannt. Da der Kommunalverein die meisten Stimmen erhielt, blieb Heinrich Lüthje als Gemeindevorsteher im Amt. Auch nach der Wahl vom März 1933 behielt er diese Funktion, verstarb aber noch im gleichen Jahr infolge eines Unglücks im Schülldorfer See.

1933-1945

Am 22. Juni 1933 wurde die SPD von den Nazis verboten und alle Mandate der Partei für nichtig erklärt. Damit verloren die Sozialdemokraten auch ihre Sitze in der Schacht-Audorfer Gemeindevertretung. Noch kurz zuvor hatte sich der langjährige 1. Vorsitzende des Ortsvereins, Ludwig Onken, in einer Gemeinderatssitzung darüber beschwert, dass der örtliche SA-Führer die Traditionsfahne der SPD beschlagnahmt hatte. Nach Herausgabe der Fahne versteckten die Genossen sie zunächst. Um aber ganz sicher zu gehen, dass die Fahne nicht in fremde Hände kommen konnte, wurde sie von den Parteimitgliedern verbrannt.

Innerhalb des Ortsvereins gab es in der Zeit des Nationalsozialismus nur geringen aktiven politischen Widerstand, von einer geordneten illegalen Parteiarbeit gibt es keine Zeugnisse. Ludwig Onken wurde zweimal in "Schutzhaft" genommen und in ein KZ eingewiesen. In einem Lager in der Nähe von Bremen traf er den ehemaligen Vorsitzenden der KPD von Schacht-Audorf, Friedrich Streich. Gemeinsam mussten sie dort Körbe flechten. Während Ludwig Onken das "tausendjährige Reich" überlebte, kam Streich im KZ Buchenwald ums Leben.

Das zweite Opfer der Nazis im Ort war Friedrich Plagmann. Er gehörte dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold an und hatte Flugblätter verteilt sowie an heimlichen Zusammenkünften teilgenommen. Zwei Tage nach seiner Verhaftung erhielt die Familie die Mitteilung, dass er sich selbst in seiner Zelle erhängt habe. Nach der Überführung wurde dann festgestellt, wie sehr er offenbar gequält worden war; der Körper wies viele grüne und blaue Flecken auf und das Gesicht war wegen der starken Schwellungen ganz entstellt.

Von 1945 bis 1989

Als 1945 das Nazi-Regime zusmmenbrach und das englische Militär in unser Dorf einrückte, leistete niemand Widerstand. "Wie wird es weitergehen?", das war die brennende Frage. Die Raumnot war groß, denn der Zustrom von Evakuierten und Flüchtlingen hatte die Einwohnerzahl hochschnellen lassen. An Essen und Trinken mangelte es sehr, zu heizen gab es kaum noch etwas.

In dieser schwierigen Situation setzte die englische Besatzung den ehemaligen KZ-Häftling Ludwig Onken als kommissarischen Bürgermeister ein. Am 1. Dezember 1945 trafen sich acht Sozialdemokraten und sorgten dafür, daß am 20. Februar 1946 die erste Parteiversammlung nach dem Krieg stattfinden konnte. Zum Vorsitzenden wählten sie den amtierenden Bürgermeister.

Einen großen Erfolg errang die Partei bei der Kommunalwahl am 15. September 1946; 6 von 12 Gemeindevertretern waren Genossen, Bürgermeister Ludwig Onken wurde in seinem Amt bestätigt. In den häufigen Fraktionssitzungen und Parteiversammlungen der nachfolgenden Zeit setzte man sich sehr intensiv und pragmatisch mit den anstehenden Problemen der Nachkriegszeit auseinander.

Die Mitgliederzahl stieg ständig an und erreichte 1947 die beachtliche Zahl von 245. Sie fiel auf 197, als im selben Jahr in Ostenfeld und Bredenbek eigenen Ortsgruppen gegründet wurden. Ein heftiger Wahlkampf entbrannte in Schacht-Audorf, als 1948 erneut eine Kommunalwahl anstand.

Das Ringen um die Gunst der Wähler mobilisierte große Kräfte und erreichte einen Stil, der nicht nachahmenswert war. Das Ergebnis war ein herber Rückschlag für die Partei, die Auswirkungen dauerten noch Jahre an. In den Gemeinderat zogen nur noch 4 SPD-Abgeordnete, die anderen 6 stellte die CDU. Diese Niederlage hatte auch zur Folge, daß sich die Parteiaustritte hãuften, so dass dem Ortsverein 1950 nur noch 136 Genossen angehörten. Auch innerhalb des Vorstandes war eine rege Fluktuation zu verzeichnen. Wie gereizt die Stimmung im Gemeinderat gewesen sein muss, kann man an der folgenden Begebenheit ablesen. Am 6. Juli 1949 stellte die CDU-Fraktion den Antrag, Ludwig Onken aus sämtlichen Kommissionen und Ausschüssen abzuberufen, da er nicht mehr ihr Vertrauen genoss. Mit 5 zu 4 Stimmen wurde dies beschlossen, worauf die SPD-Fraktion die Gemeinderatssitzung verließ.

Dann ergab sich die rechtliche Möglichkeit, dass Schacht-Audorf einen hauptamtlichen Bürgermeister mit einer Amtszeit von 12 Jahren erhalten könne. Dies war Tagesordnungspunkt auf der Gemeinderatssitzung vom 21. April 1950. Die SPD-Fraktion vertrat die Auffassung, daß das Dorf auch weiterhin ehrenamtlich regiert werden könne. Sie konnte aber nicht verhindern, daß die CDU mit ihrer Mehrheit einen ersten hauptamtlichen Bürgermeister in Schacht-Audorf wählte.

Das gespannte Verhältnis zwischen den beiden Fraktionen blieb bestehen, aber dennoch wurden fast alle Beschlüsse einstimmig verabschiedet. So war man sich z.B. einig über die Notwendigkeit eines Schulneubaus; strittig war nur, an welcher Stelle die neuen Klassenräume entstehen sollten. Die SPD-Fraktion wünschte "den Neubau als repräsentatives Gebäude nicht im Hintergrund hinter dem schon vorhandenen Gebäude, sondern im Vordergrund, so daß auch jeder Steuerzahler der Gemeinde mit Stolz auf diesen Neubau an der Hauptstraße in Bekannten- und Freundeskreisen hinweisen könne".

Aus organisatorischen Gründen wurden bereits für den 29. April 1951 neue Kommunalwahlen festgesetzt. Dieses Mal wurde das Dorf in drei Wahlbezirke geteilt: Nord, Mitte und Süd, statt wie bisher zwei, Schacht und Audorf. Auch die Anzahl der zu wählenden Gemeinderatsmitglieder änderte sich, 17 Mandate waren zu vergeben. Die CDU stellte keine eigene Liste auf, ihre Interessen sah sie durch die Kandidaten der "Kommunalen Wähler-Gemeinschaft Rendsburg" (KWR) vertreten. Es ergab sich folgende Sitzverteilung: KWR 9 Sitze, SPD 4 Sitze, BHE 4 Sitze. Gemeinsam mit dem BHE bildete die SPD eine Koalition, die aber nur ein Jahr bestand.

Zu einem Disput kam es in dieser Legislaturperiode zwischen dem Bürgermeister Haagen (CDU) und der Gemeindevertretung. Das Ergebnis der Auseinandersetzungen war 1952 die Abwahl des hauptamtlichen Bürgermeisters und die Wahl des Schneidermeisters Johann Göttsche (KWR) zum ehrenamtlichen Bürgermeister.

Als die Parteifinanzen einigermaßen konsolidiert waren, beschloss der Vorstand, für ca. 200 DM eine neue Traditionsfahne zu beschaffen. Die Fahnenweihe wurde zu einem großen Dorffest ausgestaltet. Bereits am Sonnabend fanden Spiele und Vorträge für die Jugend statt. Am Sonntagvormittag spielten die "Falken" und die "Naturfreunde" gegeneinander Handball. Unter Mitwirkung des Männergesangvereins "Frohsinn" fand dann am 31. August 1952 um 14.00 Uhr die Fahnenweihe auf dem Sportplatz statt. Die Festrede hielt Ministerpräsident i.R. Hermann Lüdemann. Nach einem Festumzug durchs Dorf gab es noch ein Fußballspiel; am Abend klang das Fest mit einem Tanzvergnügen auf beiden Sälen aus.

In den fünfziger Jahren war des Ortsverein ansonsten nicht sonderlich. In den Vorstandsprotokollen ist zu lesen, daß man sich um eine "Frauenwerbung" bemühen wolle, sich für eine "saubere Propaganda" einsetze und auch: "Die Propaganda von Mann zu Mann und von Familie zu Familie könnte unter Umständen nützlicher sein als eine öffentliche Versammlung". Dass man Politik auch mit Humor betreiben kann, zeigen die nachfolgenden Verse, verfasst von Otto Rave, dem ehemaligen 2. Vorsitzenden des Ortsvereins, der auch mehrere Jahre erster stellvertretender Bürgermeister war:

Ein Lied zum Lobe des Ortsvereins der SPD Schacht-Audorf

Mitgliederwerbung
Wenn Du willst auch politisch sein, geh in die SPD hinein.
Dabei verfährst Du gar nicht schlecht. Dort wird gekämpft ums Menschenrecht.
Der Einsatz lohnet schon das Ziel. Die Freiheit steht für uns aufs Spiel.
Ein jeder hats als Ideal. Der Sieg ist unser allemal.
Doch dieses sei es nicht allein. Gemütlichkeit herrscht im Verein.
Humor und auch Geselligkeit. Das wird gepflegt dort allezeit.
Drum trete ein in unsre Reih′n. Es kämpft sich besser als allein.
Denn Kampf gewürzt mit Humor, der findet kein verschlossenes Tor.

Eine Kuriosität ereignete sich auf der Jahreshauptversammlung am 13. Januar 1953. An diesem Tag ernannte man Ludwig Onken zum zweiten Mal zum Ehrenvorsitzenden des Ortsvereins. Am 10. August 1948 hatte man ihm schon einmal diese Ehre erwiesen (was aber offenbar in Vergessenheit geraten war). 1964 wurde Bruno Wolter, der zehn Jahre Vorsitzender gewesen war, ebenfalls zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Da der Parteivorstand mehrere Jahre nacheinander geschlossen wiedergewählt worden war, beschloss man 1960, die Amtszeit auf zwei Jahre zu verlängern.

Obgleich die Parteiarbeit nicht sonderlich vorangetrieben wurde, zeigten die Ergebnisse der Kommunalwahlen eine leicht ansteigende Tendenz. 1955 hatte die KWR/BHE-Fraktion 9 Vertreter, der SHB entsandte 3 Gemeindevertreter und die SPD war mit 5 Genossen vertreten. Etwas besser war das Resultat 1959: 8 Sitze für die CDU, 2 Sitze für den SHB, einen für GB/BHE und 6 Sitze für die SPD. Auf 7 Sitze kam die SPD nach den Gemeinderatswahlen von [[1962; die KWG erreichte 8 Sitze und je ein Mandat erhielten die GDP und der SHB.

"Mehr Bürgernähe und Bürgerbeteiligung" war das Motto des Ortsvereins in den sechziger Jahren. So veranstaltete man ab 1960 jeden ersten Freitag im Monat ein Bürgergespräch unter dem Motto: "Bürger fragen - SPD-Gemeindevertreter antworten". Auch die Arbeiterwohlfahrt erwachte aus ihrem Dornröschenschlaf. Ihre Aktivitäten führten zur Gründung des "Altenclubs" und zur Einrichtung einer Sozialstation, der ersten in Schleswig-Holstein. Als dann Ende 1965 Gerhard Wendel zum ersten Mal zum Ortsvereinsvorsitzenden gewählt wurde, hatte er einen guten Start. Bei der Kommunalwahl am 24. März 1966 erhielt die SPD mit 56 % und allen 9 Direktmandaten die absolute Mehrheit.

Die nächste Überraschung war die Wahl von Brunhild Wendel zur ehrenamtlichen Bürgermeisterin von Schacht-Audorf. Dass man es einer Frau überließ, die Geschicke der Gemeinde zu lenken, erregte in der SPD nicht soviel Aufsehen wie bei manchen Bürgern. Bereits 1946 und 1948 kandidierten Frauen in der Komunalwahl für den Ortsverein und arbeiteten im Vorstand mit. So konnte z.B. Ruth Borkowski 1965 auf zehn Jahre Tätigkeit als Frauenreferentin zurückblicken.

Sehr bald merkten unsere Bürger, daß sie mit Brunhild Wendel eine Frau zum Gemeindeoberhaupt berufen hatten, die voll "ihren Mann" stand. Mit großer Vitalität und mit Engagement war sie bis 1992 als Bürgermeisterin, Schulverbandsvorsteherin und Kreistagsabgeordnete tätig. Durch ihre vielfältigen Aktivitäten war sie gut informiert und gab dies auch an die SPD-Fraktion weiter. Daraus ergab sich eine wirkungsvolle Arbeit für unsere Gemeinde. Die Bürgermeisterin schrieb mindestens einmal im Jahr einen Informationsbrief an die Bürger. Sie lud zu offiziellen Bürgerversammlungen ein, in denen Bürger ihre Ärgernisse, aber auch Anregungen vortragen konnten. In Anliegerversammlungen wurde mit den Bürgern über anstehende Erschließungsmaßnahmen diskutiert, bevor darüber im Gemeinderat Beschlüsse gefasst wurden.

Das wachsende Vertrauen der Bürger drückte sich aus in ständig steigenden Wählerstimmen für die SPD. Ein fast "traumhaftes" Ergebnis brachte die Kommunalwahl 1986 mit mehr als 67 % der abgegebenen Stimmen; das bedeutete, dass 12 von 17 Gemeindevertretern der SPD-Fraktion angehörten.

Im Jubiläumsjahr 1989 (70 Jahre Ortsverein Schacht-Audorf) zählte der Ortsverein über 160 Mitglieder.

Seit 1989

Nach 25 Jahren an der Spitze des Ortsvereins legte Gerhard Wendel 1990 sein Amt nieder; zu seinem Nachfolger wurde Udo Koslowski gewählt. Gerhard Wendel war 30 Jahre Gemeindevertreter gewesen, als er zwei Jahre später aus der aktiven Kommunalpolitik ausschied.

Großer Bahnhof zur Verabschiedung von Deutschlands dienstältester Bürgermeisterin Brunhild Wendel, berichtet die Landeszeitung im November 1993. Nach dem Motto "Man soll gehen, wenn andere es bedauern", verabschiedete sie sich an ihrem 70. Geburtstag aus der aktiven Politik. Ministerpräsidentin Heide Simonis lobte in ihrer Laudatio, Brunhild Wendel habe gezeigt, wie Politik gemacht werde, nämlich "offen, gerade, direkt, mit viel sozialem Engagement, Kompetenz und Durchsetzungsvermögen". "Ein starker Rudergänger habe die Brücke verlassen, aber das Schiff werde auch mit der neuen Mannschaft nicht aus dem Ruder laufen," versprach der frisch vereidigte Bürgermeister Gerhard Staack, und die Gemeindevertretung beschloss einstimmig, Brunhild Wendel zur Ehrenbürgerin von Schacht-Audorf zu ernennen.

Wie versprochen, änderte sich an der Parteiarbeit in den folgenden Jahren nichts Wesentliches. Wie immer wurde im Wahlkampf nur das versprochen, was in der anstehenden Legislaturperiode auch gehalten werden konnte. In kleinen Schritten wurden den Bürgern die Zwänge der Politik deutlich gemacht. Bei den turnusmäßigen Vorstandswahlen erfolgte oft eine Wiederwahl, und in jeder Jahreshauptversammlung wurden mehrere Personen für ihre langjährige Mitgliedschaft im Ortsverein geehrt.

Seit 1993 engagiert der Ortsverein jedes Jahr einen Gesangverein für das Adventssingen im Alten- und Pflegeheim in der Hüttenstraße. Ebenfalls regelmäßig im Februar veranstaltet die SPD ein Skatturnier für die Vereine und Verbände in Schacht- Audorf. Als im Jahre 1994 der Ortsverein sein 75-jähriges Bestehen feierte, wurde auch ein Kinderfest am Dörpsee veranstaltet. Die Resonanz war so gut, daß man beschloss, dieses Fest alle zwei Jahre zu wiederholen.

Zur Kommunalwahl 1998 trat Gerhard Staack nicht wieder an. Spitzenkandidat der SPD wurde sein Stellvertreter Eckhard Reese. Das Ergebnis brachte auch die einstimmige Wahl von Eckhard Reese zum Bürgermeister von Schacht-Audorf. Seine Wiederwahl im Jahr 2003 war ebenfalls einstimmig.

Einen Wechsel in der Partei gab es auf der Jahreshauptversammlung 2003; Udo Koslowski legte sein Amt als 1. Vorsitzender nieder, zu seiner Nachfolgerin wurde Dorit Sievers gewählt.

2010 übernahm Horst Köller das Amt des Ortsvereinsvorsitzenden und wurde nach einem Jahr von Sabrina Jacob abgelöst. Sie stand der SPD Schacht-Audorf bis März 2014 vor und übergab dann aufgrund der hohen Arbeitsdichte an ihren Nachfolger Swen Pintat, dem etwa 2016 Eckhard Reese als Vorsitzender folgte.

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Quellen