August Rathmann: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Skw (Diskussion | Beiträge)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
K Textersetzung - „== Quellen ==“ durch „== Einzelnachweise ==“
Zeile 72: Zeile 72:
== Links ==
== Links ==


== Quellen ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Kreisverband Kiel|Rathmann, August]]
[[Kategorie:Kreisverband Kiel|Rathmann, August]]

Version vom 30. September 2020, 20:56 Uhr

August Rathmann
August Rathmann
August Rathmann
Geboren: 3. Januar 1895
Gestorben: 5. Januar 1995

August Heinrich Karl Rathmann, * 3. Januar 1895 in Groß-Flintbek/Holstein, † 5. Januar 1995 in Mönkeberg. Tischler, Arbeitersekretär, Geschäftsführer. Verheiratet, mind. 2 Kinder. Mitglied der SPD seit etwa 1913.

Leben & Beruf

August Rathmann entstammte einem sozialdemokratischen Elternhaus. Nach der Volksschule wollte er zunächst Schriftsetzer werden, wechselte aber aus Gesundheitsgründen bald in eine Tischlerlehre.

Arbeiterjugend

Er war Mitglied in der Freien Turnerschaft an der Kieler Förde und auch stark in der Kieler Arbeiterjugend verankert. "[In beiden] übernahm ich bald Funktionen. Zunächst war ich hier Schriftführer und dort Hauskassierer. Nach wenigen Monaten - die geistig sehr lebendige Jugendorganisation zog mich mehr an - wurde ich zum Hauptkassierer und Anfang 1913 zum Vorsitzenden der "Arbeiterjugend" gewählt."[1]

Die Bildung und Stellung der Jugend in der SPD sollte sein Anliegen mindestens bis in die Zeit des Wiederaufbaus nach der NS-Herrschaft bleiben. "Die durch die Beiträge der Mitglieder gesicherte finanzielle Unabhängigkeit der Organisation, die sorgsam gehütete Selbstverwaltung und das wachsende geistige Selbstverständnis verhinderte die mehrfach versuchte Bevormundung durch den Jugendausschuß [der Kieler SPD]. Dieses Selbstverständnis und Selbstbewußtsein verdankte die Kieler "Arbeiterjugend" vor allem Eduard Adler, dem universal gebildeten Chefredakteur der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung, von dem sie über ein Jahrzehnt hin entscheidend geprägt wurde."[2]

1. Weltkrieg und Revolution

Nach der Gesellenprüfung ging er mit zwei Freunden aus der Arbeiterjugend "auf die Walz" und kehrte zu Beginn des 1. Weltkriegs nach Kiel zurück. Er wurde als Pionier eingezogen und war beim Ausbruch der Novemberrevolution in Königsberg stationiert. Der dortige Soldatenrat sorgte für eine zügige Rückführung der Truppen in seinem Verantwortungsbereich.

Als August Rathmann Anfang Dezember 1918 wieder in Kiel eintraf, war "von der in Kiel herrschenden Erregung [...] nicht mehr viel zu spüren.[3] Er fand Arbeit als Modelltischler auf der Germania-Werft und engagierte sich sofort wieder für die Arbeiterjugend. Sein erster Leitartikel, Die arbeitende Jugend im neuen Deutschland, erschien am 2. Januar 1919 in der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung; er organisierte auch Großveranstaltungen zum Thema. Sein Ziel war, die Ausbeutung von Lehrlingen, die er aus eigener Erfahrung kannte, künftig zu unterbinden und die Berufsausbildung wie die Schulbildung in die Verantwortung des Staates zu legen.[4]

Im November 1919 machte ihn Eduard Adler, inzwischen Beigeordneter des Regierungspräsidenten in Schleswig, zu seinem Sekretär. Die Beziehungen zwischen beiden war durch Eduard Adlers Eintreten für den Krieg getrübt worden. Der Satz "Er, der stets leidenschaftlich vor dem Krieg gewarnt hatte, widmete seine begabte Feder jetzt vornehmlich der Strategie des Krieges auf einem auch vom Militär anerkannten Niveau."[5] läßt August Rathmanns Enttäuschung erkennen. Trotzdem nahm er die Stelle an und blieb dort bis Ende Oktober 1920, wodurch er aktiv an der Niederschlagung des Kapp-Putsches und an der Organisation des Abstimmungskampfes in Schleswig beteiligt war.

In dieser Zeit lernte er auch seine spätere Frau Maria (geb. von Goeckel) kennen, die er aber erst im Juli 1924 heiraten konnte. Einer seiner Trauzeugen war Franz Osterroth.[6]

Hofgeismar & Berlin

Schon 1921 war er als Arbeitersekretär nach Bochum gewechselt. Damit verlagerte er seinen Lebensmittelpunkt dauerhaft von Schleswig-Holstein weg, es blieben aber vielfältige Kontakte zu Menschen, die er dort kennengelernt hatte. 1923 war er an der Einberufung der "Hofgeismar-Tagung" der Jungsozialisten beteiligt und gehörte die nächsten Jahre dem Führungskreis der "Hofgeismarer" an.

1925 wurde er zum Studium ohne Reifeprüfung zugelassen und studierte in Hamburg, München und Kiel Jura. Dabei kam er in engen Kontakt mit Persönlichkeiten wie Gustav Radbruch und Hermann Heller. Nach Abschluss seines Studiums gehörte er ab 1926 zu den Herausgebern der Reihe Schriften zur Zeit und engagierte sich auf nationaler und internationaler Ebene für eine moderne theoretische Auseinandersetzung mit dem Sozialismus. Von Januar 1930 bis zum Verbot durch die Nazis im Juni 1933 war er, inzwischen in Berlin lebend, Mitherausgeber und Schriftleiter der Neuen Blätter für den Sozialismus. Zeitschrift für geistige und politische Gestaltung.

Obwohl er kein Führungsamt versah, war er durch seine journalistische Arbeit bei Parteiführung und Reichstagsfraktion offenbar sehr geachtet. So berichtet er, dass er sich nach der Abstimmung über das NS-"Ermächtigungsgesetz" am 23. März 1933 mit den "jüngeren militanten" Reichstagsabgeordneten Kurt Schumacher, Carl Mierendorff, Karl Meitmann[7] und Gustav Dahrendorf - Julius Leber war beim Betreten des Reichstags verhaftet worden - sowie dem leitenden politischen Redakteur des Vorwärts, Curt Geyer, traf, um die Lage zu beraten, die von allen als hoffnungslos eingeschätzt wurde.[8]

Schon bei einer früheren Gelegenheit, beim Ausscheiden der SPD aus der Koalition unter Reichskanzler Hermann Müller 1928, war August Rathmann bei einem kritischen Gespräch mit Otto Wels dabei, allerdings verpflichtet worden, den Mund zu halten, "weil es sonst wohl zu einer streitigen Auseinandersetzung kommen würde, die bei dem hohen Blutdruck von Wels leicht zu einem Kollaps" hätte führen können. Für ihn war der Ausstieg nicht nachvollziehbar. Er teilte die Kritik von Wilhelm Sollmann: "Der gewaltige Apparat der Partei habe die früher notwendige Organisation und Agitation gut bewältigt, habe aber nicht die politisch-geistigen Kräfte heranziehen und entwickeln können, die jetzt notwendig seien. Schon die personelle Zusammensetzung des Parteivorstands und des Parteiausschusses überwiegend mit Organisatoren sei technisch vorteilhaft, nicht aber politisch." Sollmann zieht daraus den Schluss: "Es hat uns in entscheidender Stunde an machtwilligen Massen und an machtbesessenen Führern gefehlt."[9]

NS-Herrschaft

Unter den Nazis schlug sich August Rathmann als Kleinunternehmer, aber auch mit Stellen bei verschiedenen Wirtschaftsgruppen durch, während des Krieges u.a. als ziviler Referent für die Holzwirtschaft in den Ostgebieten beim Oberkommando der Wehrmacht. Gleichzeitig arbeitete er an Andreas Gayks subversiver Zeitung Blick in die Zeit mit.

In die Wirtschaft

Nach Ende der NS-Herrschaft übernahm er kommissarisch die Leitung der Firma Generatorkraft A.G., wurde später auch Vorstandsmitglied. 1950 war seine Aufgabe als Leiter der Sozialabteilung bei der Stahltreuhändervereinigung in Düsseldorf die Einführung der betrieblichen Mitbestimmung. Später übernahm er die Geschäftsführung der "Gesellschaft für soziale Betriebspraxis" und gehörte zu den Gründern der Hans-Böckler-Gesellschaft, aus der später die Hans-Böckler-Stiftung hervorging.

August Rathmanns Haus in Mönkeberg

August Rathmanns Ehefrau starb 1969. Ob sie zu dieser Zeit schon wieder an der Förde lebten, ist bisher nicht ermittelt. Jedenfalls verbrachte August Rathmann seine letzten Lebensjahre seinem Haus in Mönkeberg, wo er 1995 starb - zwei Tage nach seinem 100. Geburtstag. Eine seiner Nichten berichtete, dass er auf der Geburtstagsfeier "aus dem Stegreif eine druckreife Rede" gehalten habe.[10]

Veröffentlichungen

Hier können nur wenige von August Rathmanns zahlreichen Veröffentlichungen genannt werden. Die meisten haben keinen direkten Bezug zur SPD Schleswig-Holstein.

  • Ein Arbeiterleben. Erinnerungen an Weimar und danach (Wuppertal 1983)
  • Gegen den Nationalsozialismus. Die Berliner Wochenzeitschrift "Blick in die Zeit" 1933 bis 1935, in: Jürgen Jensen / Karl Rickers (Hrsg.): Andreas Gayk und seine Zeit. 1893–1954. Erinnerungen an den Kieler Oberbürgermeister (Neumünster 1974) S. 65–68

Links

Einzelnachweise

  1. Rathmann: Arbeiterleben, S. 11
  2. Rathmann: Arbeiterleben, S. 11
  3. Rathmann: Arbeiterleben, S. 19
  4. Rathmann: Arbeiterleben, S. 22
  5. Rathmann: Arbeiterleben, S. 14
  6. Rathmann: Arbeiterleben, S. 73
  7. Karl Meitmann war nie Reichstagsabgeordneter, sondern zu dieser Zeit Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, befand sich aber möglicherweise in anderer Funktion in Berlin.
  8. Rathmann: Arbeiterleben, S. 216
  9. Rathmann: Arbeiterleben, S. 224 f.
  10. Information von Benutzer:micsterm, Oktober 2018. Er war mit den Nichten befreundet.