Ortsverein Eckernförde
[[Datei:{{#setmainimage:SPD Eckernförde Logo.jpg}}|180px|right]] Der Ortsverein Eckernförde wurde vermutlich 1873 gegründet. Er gehört zum Kreisverband Rendsburg-Eckernförde.
Die Anfänge der Sozialdemokratie in Eckernförde
1865 war in Kiel eine Gemeinde des ADAV gegründet worden, 1868 gab es in Eckernförde zwei Abonnenten des Sozialdemokraten. Von einer Versammlung des ADAV in Eckernförde wird zuerst im Februar 1873 berichtet; bis 1878 fanden ca. 50 Versammlungen statt. Angemeldet und geleitet wurden diese Versammlungen von den Maurergesellen Johannes Tödter, Jacob Clement und Johannes Reiß, die den Vorstand bildeten. Ab Mitte der 80er Jahre gehörte auch Daniel Jebe dazu.
Bereits 1869 erließ die preußische Bezirksregierung in Schleswig eine erste Verfügung zur Unterbindung "sozialistischer Umtriebe". 1878 folgte das lange geplante "Sozialistengesetz". Seine Auslegung führte zur Auflösung der Parteiorganisationen und der Parteipresse, auch der Gewerkschaften. Die einzig legale Betätigung der Sozialdemokratie blieb die Beteiligung an den Reichstags- und einzelnen Landtagswahlen. Der Staat wurde als Unterdrückungsinstrument der herrschenden Klasse angesehen, die verstärkte Hinwendung zu den Lehren von Marx und Engels folgte.
Die staatlichen Repressionen richteten sich in dieser Zeit vor allem gegen die Vorstandsmitglieder, da ihre Namen bekannt waren. "Von Zeit zu Zeit" wurden "Hausdurchsuchungen ... bei den verdächtigen Persönlichkeiten" vorgenommen und Bücher und Protokolle beschlagnahmt.[1]
Heinrich Oldenburg und Stephan Heinzel waren 1874 bzw. 1877/78 Reichstagskandidaten des Wahlkreises 3 (Eckernförde/Schleswig). Stephan Heinzel hatte den größten Einfluß auf den Eckernförder Verein. Er konnte durch seine große Erfahrung und seine politischen Beziehungen den Eckernförder Genossen gerade in der Zeit des Sozialistengesetzes wertvolle taktische Ratschläge geben.
Neben Organisatoren und Agitatoren war auch das der Arbeiterklasse offenstehende Versammlungslokal ausschlaggebend. Die Wirte befanden sich deshalb im Visier der Polizei. Druck auf die Wirte war eine Möglichkeit der Obrigkeit, gegen die Sozialdemokratie vorzugehen. Die Eckernförder Arbeiter versammelten sich in wechselnden Gaststätten, bevor ab 1912 das "Etablissement Germania" im Vogelsang Vereinslokal und später auch Gewerkschaftshaus wurde.
Gründung des Ortsvereins Eckernförde
Erst nach der Aufhebung des Sozialistengesetzes Ende September 1890 konnte mit einem wirklichen Aufbau des SPD-Ortsvereins Eckernförde begonnen werden. Nach dem Bericht von Stephan Heinzel über den Hallenser Parteitag desselben Jahres kam es noch vor dem 14. Dezember 1890 zur Gründung eines sozialdemokratischen Wahlvereins. Mit Sicherheit wurde am 11. Oktober 1891 in Eckernförde ein Wahlverein gegründet, der am 25. Oktober einen Vorstand wählte und Statuten verabschiedete. Die sozialdemokratischen Versammlungen wurden von Mitgliedern, die zugleich aktive Mitglieder der Maurergewerkschaft waren, angemeldet. Redner waren sozialdemokratische Agitatoren aus den großen Städten der Provinz.
Während die SPD bei den Reichstagswahlen vom 20. Februar 1890 insgesamt 19.7 % der Stimmen erhielt und damit zur stärksten Wählerpartei wurde, gingen die Zahlen im ländlichen Wahlkreis 3 von 9,2 % auf 7,6 % zurück. 1901 gab es in Schleswig-Holstein und der Stadt Lübeck 45 Ortsvereine mit 12000 Mitgliedern. 1912 wurde die SPD mit 110 Abgeordneten stärkste Fraktion im Reichstag, 1913 waren fast eine Million Menschen Mitglied in der SPD.
In Eckernförde brachte der Wegfall des Sozialistengesetzes noch nicht die von manchen erhoffte und von anderen gefürchtete Initialzündung. Auch jetzt war es nicht viel einfacher, sich als Sozialdemokrat zu bekennen. Wie vorher bestimmte die Repressionspolitik der Herrschenden von Berlin bis Eckernförde die Organisation der Partei. Überörtliche Zusammenschlüsse blieben noch bis 1899 verboten. Verbindungen zwischen Organisationen vor Ort und Leitung wurden von einem Vertrauensleutesystem aufrecht erhalten. Die örtliche Vertrauensperson ernannten die Parteimitglieder unabhängig vom Ortsverein.
Die Frauen, denen politische Betätigung offiziell noch bis 1908 verboten war, hatten ab 1905 eine eigene Vertrauensperson. Seit eine Rednerin aus Hamburg am 1. Mai 1892 in einer "Öffentlichen Frauen- und Männerversammlung" über die Bedeutung des 1. Mai referiert hatte, traten häufiger auch Frauen als Rednerinnen in öffentlichen Versammlungen auf. Die Generalversammlung 1912 räumte den Frauen ein gesondertes Vorschlags- und Wahlrecht für Vorstandskandidatinnen ein.
Nach der Aufhebung des Koalitionsverbotes 1899 löste sich 1905 der Arbeiterbildungsverein Eckernförde, Borby und Umgegend auf; der Ortsverein des Sozialdemokratischen Zentralvereins für den 3. Schleswig-Holsteinischen Wahlkreis konstituierte sich. Erster Vorsitzender wurde Peter Christensen. Der spätere Abgeordnete und Fraktionsgeschäftsführer im preußischen Landtag Jürgen Jürgensen führte ab 1909 zusammen mit Peter Petersen, ab 1914 zusammen mit Richard Vosgerau den Ortsverein.
1. Weltkrieg
Der 1. Weltkrieg brachte Konflikte innerhalb der SPD an die Oberfläche, die 1917 schließlich zur Abspaltung der USPD führten. Die Eckernförder SPD folgte zunächst der allgemeinen Stimmung der Partei. Anfang 1915 machte der Vorsitzende den Vorschlag, "unsere Stellungnahme bis nach dem Krieg zu verschieben, da bei uns noch keine Zwistigkeiten in der Partei entstanden sind. Die Versammlung ist damit einverstanden."[2] Ende des Jahres kritisierte der Vorsitzende Jürgen Jürgensen "unsere Volksvertretung im Reichstag". Er "gibt seiner Meinung dahin Ausdruck, daß die sogenannte Mehrheit sich voll und ganz den Anfragen Liebknechts" (der 1916 aus der Partei ausgeschlossen wurde) "hätte anschließen sollen. In der Diskussion wird ihm zugestimmt."[3]
Anfang 1917 wurde eine Resolution verabschiedet, in der es hieß: "... erhebt mit größter Entschiedenheit Protest gegen das parteischädigende Vorgehen des Parteivorstandes ..." Die Versammelten stünden nach wie vor zum Parteiprogramm und erklärten, "die Politik der Arbeitsgemeinschaft nach Kräften fördern zu wollen".[4] Versuche der in die Minderheit geratenen Eckernförder SPD, diesen Schritt in Richtung USPD abzuwenden, blieben erfolglos. Eckernförde war in den nächsten Jahren USPD.
Die Novemberrevolution 1918 schlug sich im Protokollbuch kaum nieder. Im Januar 1919 gedachte die Mitgliederversammlung der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts; im September 1919 forderte sie den Genossen Scharfenberg auf, das für die USPD erlangte Reichstagsmandat zurückzugeben, da er jetzt Kommunist sei.[5]
1919 bis 1933
Am 19. Januar 1919 wurde die verfassunggebende deutsche Nationalversammlung gewählt. Zum ersten Mal durften auch die Frauen in Deutschland an die Wahlurne. Friedrich Ebert wurde das erste demokratisch gewählte deutsche Staatsoberhaupt.
Während des Kapp-Putsches im März 1920 versuchten auch in Eckernförde Marinetruppen und Großgrundbesitzer das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Auf Arbeiterführer wie Richard Vosgerau und Jürgen Jürgensen wurde Jagd gemacht, Jürgensen vorübergehend festgenommen. Die Arbeiter Max Allewelt und Franz Langel starben bei den Auseinandersetzungen.
Im selben Jahr wurde in Eckernförde heftig um das parlamentarisch-demokratische Selbstverständnis der USPD gestritten, da sie plante, der von Moskau gesteuerten III. Internationale beizutreten. Man wollte sich nicht dem kommunistischen Führungsanspruch unterwerfen, verurteilte aber auch die Zusammenarbeit der MSPD mit weiter rechts stehenden Bündnissen. Im Juli 1922 meinte Richard Vosgerau, daß durch die Koalitionspolitik die bürgerlichen Parteien in der Lage seien, die meisten Lasten auf die Arbeiter abzuwälzen. "Wenn wir nun dieselbe Politik mitmachen wollen, so hätten wir als Partei die Existenzberechtigung verloren, und es bliebe uns nichts anderes übrig, als entweder zur Mehrheit oder zur Kommunistischen Partei überzutreten."[6]1922 zog der Eckernförder Ortsverein mit Richard Vosgerau dennoch die Konsequenz, mit der großen Mehrheit der USPD in die wiedervereinigten SPD zurückzukehren.
1928 konnte die SPD unter Hermann Müller eine Koalitionsregierung bilden; sie endete bereits im März 1930. Bei den Kommunalwahlen 1929 erhielt die SPD in Borby vier der neun Sitze in der Gemeindevertretung. Richard Vosgerau wurde zum Bürgermeister gewählt. Nach dem Wahlerfolg der Radikalen beider Seiten im September 1930 sah sich die SPD in doppelter Frontstellung: gegen die Diktatur von rechts (Rassenwahn und radikale antiparlamentarische Agitation der NSdAP) und links (Bolschewismuspropaganda der KPD).
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 begann die Zerschlagung der Organisationen der Arbeiterklasse. Die Zerstörung des Gewerkschaftshauses durch SS und SA im Juli 1932 setzte in Eckernförde erste Zeichen. Als Bürgermeister Vosgerau sich im April 1933 weigerte, die Hakenkreuzfahne auf das Amtsgebäude zu setzen, wurde er in "Schutzhaft" genommen. Verleumdungen waren an der Tagesordnung, die politischen Gegner wurden gemeinsam mit den zu "Erbfeinden" gestempelten Juden eingesperrt, mißhandelt und ermordet.
Entwicklung seit 1945
Dann waren Nazizeit und Krieg zuende. Eine erste Zusammenkunft der alten Genossen im Eckernförder Gewerkschaftshaus löste die britische Militärpolizei unter Berufung auf das Verbot zur Bildung von Parteien auf. Nach der Lockerung dieser Beschränkungen für Gewerkschaften und Parteien kam die Organisation der Partei voran. Im August 1945 wurde eine Frauengruppe der SPD gegründet, die ersten Kommunalparlamente in Stadt und Kreis wurden durch die britischen Besatzer eingesetzt.
Der "Vorläufige Ratsausschuß" als beratende Körperschaft konstituierte sich am 29. November 1945, Peter Matthiesen sen. wurde zum Stadtrat gewählt. Am 8. März 1946 wurde der Kommunist und Eckernförder DGB-Vorsitzende Schumacher zum Bürgermeister gewählt, der Sozialdemokrat Karl Potent zu seinem Stellvertreter. Wilhelm Stöcken wurde als Landrat eingesetzt, Leiter der Verwaltung wurde Kreisdirektor Scheel (SPD). In den Kreistag wurden für die SPD Eugen Lechner und Wilhelm Conradsen berufen.
Am 15. September 1946 fanden die ersten Gemeindewahlen statt, die ersten Kreistagswahlen am 14. Oktober 1946. In Eckernförde bestimmten konservative Politiker die Geschicke der Stadt, einige von ihnen mit erheblichen Vorbelastungen aus dem "III. Reich".
Andreas Gayk, Kurt Schulz, Franz Osterroth, Richard Hansen und Kurt Pohle, um nur einige zu nennen, versuchten in hunderten von Versammlungen die Bevölkerung aufzurütteln, Mut zuzusprechen, Hoffnung zu verbreiten und die Basis der Partei zu stärken. Hunderte brauchten Wohungen, Arbeit, Verpflegung und Kleidung. Sozialdemokraten gründeten den Verein Schleswig-Holstein-Hilfe für Kriegsopfer. Eckernförder SPD-Mitglieder organisierten Wohltätigkeitsveranstaltungen, Wehrmachtsgut wurde requiriert und Mittel vom Kreis eingefordert. Kurt Schulz war bis zu seiner Pensionierung Geschäftsführer des Vereins.
Hermann Dombrowski war es zu verdanken, daß das erste Haus der Jugend im Sandkrug eingerichtet und der Bau einer Jugendherberge angeregt wurde. Zusammen mit Lina Schaertl, die sich besonders um die Belange der weiblichen Flüchtlingsjugend kümmerte, wurden der Aufbau eines Jugendaufbauwerkes und die soziale Arbeit der Arbeiterwohlfahrt vorangebracht. Kurt Pohle wurde von der Eckernförder Zeitung später als der "Sanitäter auf dem Schlachtfeld der Kriegsopfer" bezeichnet.[7] Eugen Lechner kümmerte sich besonders um den Erhalt bestehender und die Ansiedlung neuer Arbeitsplätze. Unter anderem ist ihm die Abwendung der drohenden Demontage der Truppenversuchsanstalt (TVA) und die Verwertung der Anlage für die notwendige Friedensproduktion zuzuschreiben. Der Straßenbau, die Schaffung von Wohnungen und der Bau von Schulen machten Fortschritte. Jede Maßnahme bedeutete Arbeit, jeder Arbeitsplatz verbesserte die Situation der Menschen.
Ganz allmählich begann sich die politische Lage zu ändern. Auf der Jahreshauptversammlung im Januar 1963 erstattete der Vorsitzende Kurt Schulz Bericht über erfolgreiche Vorstandsarbeit. Der Ortsverein hatte über 600 Mitglieder. Mitte 1963 begannen Jonny Anbuhl und Peter (Hoppe) Schröder die Jusos in Eckernförde aufzubauen. Als Peter Schröder ein Stipendium in England bekam, setzte u.a. Klaus Buß die Arbeit weiter mit fort. Beide waren zeitweise Kreisvorsitzende der Jusos, Jonny Anbuhl später auch stellvertretender Landesvorsitzender.
1966 stellte die SPD die stärkste Fraktion in der Ratsversammlung, 1968 erreichte sie durch den Übertritt von zwei FDP-Ratsherren, die mit dem Kurs ihrer Landespartei unzufrieden waren, die absolute Mehrheit. 1970 reichte es aus eigener Kraft zur absoluten Mehrheit, die auch in den folgenden Jahrzehnten mehrfach wieder gewonnen werden konnte. In diesen Jahrzehnten war die SPD stärkste politische Kraft in Eckernförde. Die Zusammenarbeit in der Ratsversammlung war - mit wenigen Ausnahmen - in all den Jahren gut. Die wichtigsten Entscheidungen wurden meist nicht durch Kampfabstimmung, sondern mit einer breiten Mehrheit gefällt. Die Fraktionen redeten miteinander. Aus politischen Gegnern wurden keine Feinde, Freundschaften wurden über Parteigrenzen hinweg gepflegt.
Vorsitzende seit 1945
- Jonas Kramer (seit Februar 2014)
- Jörg Meyer (März 2011 - Februar 2014)
- Siegfried Schneider (März 2008 - März 2011)
- Martin Klimach-Dreger (Februar 2002 - März 2008)
- Jörg Wetzel (1995-2002)
- Hannes Reimers (1991-1995)
- Sünje Müller-Lorenzen (1989-1991)
- Gisela Richter (1987-1988, da sie leider nach einem Jahr verstarb)
- Jochen Kandzora (1975-1987)
- Jürgen Anbuhl (1972-1975)
- Kurt Schulz (1945-1972)
Quellen
- ↑ Zitat woher?
- ↑ Protokoll der Mitgliederversammlung am 27.7.1915
- ↑ Protokoll der Mitgliederversammlung vom Dezember 1915
- ↑ Protokoll der Mitgliederversammlung am 17.2.1915
- ↑ Ein Abgeordneter dieses Namens konnte bisher weder für die Weimarer Nationalversammlung noch für die Verfassunggebende Preußische Landesversammlung gefunden werden.
- ↑ Zitat woher?
- ↑ Zitat wo?