Paul Dölz

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Paul Dölz
Paul Dölz
Paul Dölz
Geboren: 19. September 1887
Gestorben: 22. Mai 1975

Paul Richard Dölz, * 19. September 1887 in Auma/Thüringen; † 22. Mai 1975 in Tönning; Tischler, Kaufmann, Parteisekretär. Mitglied der SPD mindestens seit 1905.

Leben & Beruf

Nach Besuch der Volksschule lernte Paul Dölz von 1902 bis 1905 in Weida/Thüringen das Tischlerhandwerk, besuchte neben der Berufsschule die Baugewerkschule. Bereits als Lehrling trat er in die SPD ein. Er arbeitete - vermutlich während seiner Wanderjahre - unter anderem in Kiel, Duisburg, Köln, Karlsruhe, Solingen, Genf, Zürich und Bern. Später ließ er sich in Tönning nieder, war dort Tischler auf einer Werft und betätigte sich politisch, zunächst in der USPD, dann wieder in der SPD.

Er war verheiratet und hatte zwei Kinder. Der Kirche gehörte er nicht an.

Seinen heimatlichen Dialekt (für die Norddeutschen "sächselte" er) behielt er lebenslang.[1]

In der NS-Zeit verfolgt, betätigte er sich in der jungen Bundesrepublik Deutschland sofort wieder auf vielen Ebenen in politischen Funktionen.

NS-Diktatur

Am 5. April 1933 wurde Paul Dölz zusammen mit 24 weiteren Linken aus Tönning und Lunden von den Nazis verhaftet und nach Husum gebracht.[2] Im November 1933 wurde er als "haftunfähig" aus dem Gefängnis Rendsburg entlassen.

Er zog nach Flensburg und eröffnete ein Tabakwaren-Geschäft. Dies war in den "illegalen" Zeiten bei SPD und KPD eine häufig anzutreffende Tätigkeit. Die Nazis schlossen das Geschäft am 15. April 1943, weil sie dort einen Treffpunkt von Sozialdemokraten vermuteten. Nach dem Attentat auf Hitler 1944 verhafteten sie Paul Dölz im Rahmen der Aktion Gewitter erneut und hielten ihn bis Dezember 1944 im Konzentrationslager Neuengamme gefangen.

Die Studie von Danker/Lehmann-Himmel stuft seine Grundorientierung als "oppositionell / gemeinschaftsfremd" ein (S 173), Untergruppe "Protagonisten der Arbeiterbewegung" (S. 279). Im Landesarchiv liegen zwei Akten über ihn vor: LASH Abt. 460, Nr. 1478, und Abt. 761, Nr. 8230.

Partei & Politik

In Tönning beteiligte sich Paul Dölz 1917 maßgeblich an der Gründung eines Ortsvereins der USPD.[3] Im Verlauf der Novemberrevolution war er offenbar als Agitator auch in Husum aktiv. Dort sieht der Beginn der Revolution so aus:

"Am 10. November 1918 war es dann soweit. Aus Hamburg erschien eine Abteilung Infanteristen und Matrosen mit zwei Maschinengewehren. Sie besetzte zunächst das Meldeamt in der Hohlen Gasse und marschierte dann zum Gewerkschaftshaus (Greves Gasthof) in der Süderstraße. Hier wurde um drei Uhr in dem bis auf den letzten Platz besetzten Saal und allen Nebenräumen eine Volksversammlung abgehalten. Danach marschierten alle Teilnehmer in einem Demonstrationszug mit Musikkapelle, roter Fahne und Gewerkschaftsbanner vorweg zum Rathaus. Von der Rathaustreppe aus hielt der Tönninger Dölz, damals Mitglied der Unabhänggen Sozialdemokraten (USPD), dem linksradikalen Teil der SPD eine Rede. Der Schuhmachermeister Störmann erinnert sich noch an folgenden Vers:

Alle Kronen und die Krönlein,
die schwimmen jetzt im Rinnstein.
Wir haben jetzt die Macht!"[4]

Spätestens 1920 schloss Paul Dölz sich wieder der SPD an, denn in diesem Jahr wurde er, mit 33 Jahren, Parteisekretär der SPD im Unterbezirk I, der die Kreisvereine Südtondern, Husum, Eiderstedt, Norderdithmarschen und Flensburg-Stadt umfasste. Als Parteisekretär war er auch Mitglied im Bezirksvorstand.

Er gehörte der Stadtverordnetenversammlung Tönning an und war von 1919 bis 1921 Stadtverordnetenvorsteher[5].

1922 übernahm er den Vorsitz im Ortsverein Tönning. Mit der Unterbrechung durch die NS-Diktatur behielt er dieses Amt bis 1966.[6]

Seit etwa 1924 war er auch Vertrauensmann und Vorsitzender der SPD Eiderstedt. 1929 wurde er Deputierter im Kreistag von Norderdithmarschen und war in der vordersten Reihe dem Terror der Nazis ausgesetzt. Trotzdem trat er zur Kommunalwahl im März 1933 als Spitzenkandidat an.

Nach dem Ende der Nazi-Diktatur war Paul Dölz 57 Jahre. Er bewarb sich als Landrat im Kreis Eiderstedt, unterlag aber am 21. Februar 1946 gegen Johannes Rickerts, gegen den allerdings kurz danach die britische Militärregierung Einwände erhob. Statt Paul Dölz einfach nachrücken zu lassen, schlug die Militärregierung einen neuen Kandidaten vor. Nach Protest des Kreistags wurde er aber gewählt.[7] Paul Dölz wurde stellvertretender Landrat von Eiderstedt und von 1946 bis 1950 (nach englischer Kommunalverfassung rein repräsentativer) Bürgermeister in Tönning. Danach war er bis 1970 Bürgervorsteher.[8]

Paul Dölz beteiligte sich auch an der Wiedergründung der SPD Schleswig-Holstein. Er wurde wieder Parteisekretär und betreute erneut die Kreise des ehemaligen Unterbezirks I. Wie schon während der Weimarer Republik üblich, wurde er in dieser Funktion auch in den ersten offiziellen Landesvorstand gewählt. Bis 1949 blieb er dort Beisitzer. Ab November 1946 gehörte er auch dem Kreisausschuss des Kreises Eiderstedt an.

Die britische Militärregierung berief ihn nachträglich (ab der 3. Sitzung)[9] als Abgeordneten in den 1., dann auch in den 2. ernannten Landtag, wo er vor allem als stellvertretender Vorsitzender des Innenausschusses und des Ausschusses für das Flüchtlingswesen aktiv war, außerdem im Wahlrechtsausschuss, Landeswahlausschuss und Sonderausschuss "Sylt". Ein Vorsitz eines "Landesausschusses für die Opfer des Nation[alsozialismus]", der in seiner Vita aufgeführt wird, findet sich in der Übersicht seiner Landtagsfunktionen nicht wieder. Möglicherweise war dies ein SPD-interner Ausschuss, kein Landtagsgremium.[10]

Bei der Landtagswahl 1947 wurde er für den Wahlkreis 10 (Eiderstedt) direkt in den Landtag gewählt. Er übernahm den Vorsitz des Innenausschusses und war außerdem in den Ausschüssen für das Flüchtlingswesen, für Wahlprüfung und für Entnazifizierung (stellvertretend) sowie im Landespolizeibeirat und Landeswahlausschuss aktiv. In dieser Wahlperiode war er zeitweise auch Parlamentarischer Vertreter des Innenministers.

In der Landtagswahl 1950 unterlag er, rückte aber am 5. Mai 1953 für den ausgeschiedenen Max Kukil nach. Neben seinem angestammten Innenausschuss arbeitete er in dieser Wahlperiode auch im Sonderhilfeausschuss mit.

Zur Landtagswahl 1954 trat er nicht wieder an oder wurde nicht mehr gewählt.

Ehrungen

Paul Dölz wurde mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet.

Zu seinem 80. Geburtstag machte die Stadt Tönning ihn 1967 zum Ehrenbürger. Die Paul-Dölz-Straße in Tönning ist nach ihm benannt.

Am 14. September 1968 wählte der Kreisverein Eiderstedt Paul Dölz zu seinem Ehrenvorsitzenden.

Literatur & Links

  • Heldt, Perke: "Die politische Macht liegt in unserer Hand": Paul Dölz und die USPD in Tönning 1918-1922. In: Grenzfriedenshefte 4 (1989), S. 199-247.
  • Peters, Hermann: 125 Jahre Sozialdemokratie in Tönning (Tönning 1996)
  • Peters, Hermann: Die Ehrenbürger der Stadt Tönning: Paul Dölz. In: Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Tönninger Stadtgeschichte 7 (1988), S. 18-36
  • Seggern, Jessica von: Alte und neue Demokraten in Schleswig-Holstein (Stuttgart 2005) ISBN 978-3-515-08801-5
  • Sörensen, Christian M.: Politische Entwicklung und Aufstieg der NSDAP in den Kreisen Husum und Eiderstedt, 1918-1933 (Neumünster 1995)
  • Landtagsinformationssystem: Paul Dölz
  • Wikipedia: Paul Dölz

Einzelnachweise

  1. Klatt, Inge: Karl Noack – eine (auto)biographische Skizze. In: Demokratische Geschichte, Band 1(1986), S. 227
  2. Sörensen: Entwicklung, S. 463
  3. Sörensen: Entwicklung, S. 70
  4. Schlüter, Ernst: Husum. Zwischen Revolution und Machtergreifung. Aus der Geschichte der Stadt Husum von 1918 bis 1933 (Schleswig 1983) ISBN 3882420804, S. 7 ff.
  5. Peters: Sozialdemokratie, S. ?
  6. Peters: Sozialdemokratie, S. ?
  7. Seggern: Demokraten, S. 84
  8. Peters: Sozialdemokratie, S. ?
  9. Seggern: Demokraten, S. ?
  10. Vgl. Landtagsinformationssystem: Paul Dölz, abgerufen 27.4.2019