Paul Bromme
Paul Bromme |
Paul Franz Rudolf Bromme, * 24. Dezember 1906 in Ronneburg (Thüringen), † 2. Februar 1975 in Lübeck; Journalist. Verwitwet, 1 Kind; evangelisch. Mitglied der SPD seit 1927.
Leben & Beruf
Paul Bromme entstammte einer sozialdemokratischen Familie. Sein Vater William Bromme leitete seit 1905 in Ronneburg eine Produktivgenossenschaft für Arbeiterfußbekleidung. 1909 wurde er zum Parteisekretär in Lübeck gewählt und wurde dort 1919 Senator. Der Sohn besuchte nacheinander die Volks-, Mittel- und Oberrealschule, die er mit dem Abitur abschloss. Nach dem Studium der Staatswissenschaften (Jura und Volkswirtschaft) an der Universität Hamburg von 1926 bis 1928 wandte er sich - wie zeitweise sein Vater - dem Journalismus zu. Ab 1930 arbeitete er für den Lübecker Volksboten.
Nach Beginn der NS-Diktatur 1933 ging er in den Widerstand, musste aber schon im Mai in die Tschechoslowakei emigrieren. 1934 ging er nach Dänemark und im nächsten Jahr nach Schweden, von wo er sich am verdeckten Transport antifaschistischer Broschüren und Flugblätter nach Deutschland beteiligte. Zwischen 1938 und 1940 lebte er zeitweise in Norwegen, arbeitete als Journalist auch mit Willy Brandt zusammen. Zurück in Schweden war er von 1941 bis 1947 außenpolitischer Redakteur der regionalen sozialdemokratischen Tageszeitung Örebro-Kuriren.
Nach seiner Rückkehr nach Lübeck 1948 übernahm er zunächst die Leitung des städtischen Presseamtes, war dann von 1949 bis 1951 Chefredakteur der sozialdemokratischen Lübecker Freien Presse. Als diese in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, verlor er 1953 seine politischen Ämter, bis er durch eine Untersuchung der Vorwürfe entlastet wurde.
Partei & Politik
Im schwedischen Exil beteiligte sich Paul Bromme an Versuchen, die antifaschistische Emigration zu einen, etwa durch Bemühungen um eine Volksfront mit KPD und anderen, auch durch Versuche, die in Skandinavien lebenden deutschen und österreichischen Sozialisten zu organisieren. Er wurde dem linken Flügel der Partei zugerechnet.
Kommunalpolitik
1948 übernahm er den Vorsitz der Lübecker SPD. Im selben Jahr wurde er in die Lübecker Bürgerschaft gewählt, der er bis 1974 angehörte, und wurde Fraktionsvorsitzender. Ab 1954 gehörte er außerdem dem Lübecker Senat an, wo er in den Folgejahren als Senator für Kommunale Angelegenheiten bzw. für Fremdenverkehr und Wirtschaftsförderung amtierte. 1956 wurde er zusätzlich zum 1. stellvertretenden Bürgermeister Lübecks gewählt. Im Laufe der Jahre saß er in den Aufsichtsräten verschiedener Wirtschaftsunternehmen.
Landesvorstand
Wann er in den Landesvorstand gewählt wurde, ist noch nicht ermittelt; 1963 war er stellvertretender Vorsitzender, aber schon 1965 nur Beisitzer. 1969 gehörte er dem Landesvorstand nicht mehr an.
Bundestag und Landtag
In der Bundestagswahl 1949 wurde er für den Wahlkreis 9 (Lübeck) mit 35,8 Prozent in den Bundestag gewählt, aber nur für eine Wahlperiode. In den Landtagswahlen 1954, 1958 und 1962 wurde er jeweils im Wahlkreis 34 (Lübeck-Travemünde) direkt gewählt, in der Landtagswahl 1967 im Wahlkreis 35 (Lübeck-Ost).
Er arbeitete mit im Innenausschuss, in den Ausschüssen für Justiz, Wirtschaft (Vorsitz in der 6. Wahlperiode), die Wahrung der Rechte der Volksvertretung, für Verfassung und Geschäftsordnung (Vorsitz in der 4. Wahlperiode), zuletzt im Verkehrsausschuss sowie im Ausschuss Kommunaler Investitionsfonds.
Darüber hinaus war er Vorstandsmitglied der Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft Bonn.
Parteiausschluss
1973 wurde Paul Bromme als einer der Organisatoren der Julius-Leber-Gesellschaft, in der sich SPD-Mitglieder vom rechten Flügel sammelten, die gegen das von Jungsozialisten propagierte Imperative Mandat waren, aus der Partei ausgeschlossen.
Veröffentlichungen
- Ein Jahr nach dem Zusammenbruch (in schwedischer Sprache)
- Das Erbe von Potsdam (in schwedischer Sprache)
- Dr. Julius Leber (mit Willy Brandt und Hans Sølvhøj)
- N-Informationen (Herausgeber)
Ehrungen
Am 27. Mai 1968 wurde Paul Bromme das Große Bundesverdienstkreuz verliehen.
Literatur
- Ulrich Meyenborg: Paul Bromme (1906-1975). Ein Sozialdemokrat im politischen Exil und in der Lübecker Nachkriegspolitik. Erinnerungen und Einschätzungen (Kleine Hefte zur Stadtgeschichte 22, Lübeck 2013)
- Thomas Pusch: Politisches Exil als Migrationsgeschichte. Schleswig-Holsteiner EmigrantInnen und das skandinavische Exil 1933-1960 (Diss., Flensburg 2003), S. 390–409
- Rudolf Vierhaus und Ludolf Herbst (Hrsg.): Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949–2002. Band 1, A–M(München 2002) ISBN 3-598-23781-2, S. 102.
Links
- Wikipedia: Paul Bromme
- Landtagsinformationssystem: Paul Bromme