Bundestagswahl 1949

Aus SPD Geschichtswerkstatt
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Kurt Schumacher

Die Bundestagswahl 1949 fand am 14. August 1949 statt.

Wahlkampf

Schleswig-Holstein hatte bereits die erste Kommunalwahl und die erste Landtagswahl hinter sich. Die neue Ordnung der Bundesrepublik Deutschland wurde nach und nach "von unten nach oben" durch Wahlen begründet. Zu einer neuen politischen Kultur hatte das Land noch nicht gefunden. Insgesamt 19 Parteien warben in einem außerordentlich harten Wahlkampf um 31 Millionen Wählerinnen und Wähler.

"Die erste Bundestagswahl, es war ein Sommerwahlkampf, aber kaum jemand war im Urlaub. Deutschland lag nach dem Krieg am Boden. Wie es wieder nach oben kommen könnte, wie die Wirtschaft gestaltet werden sollte, darum ging es in der emotionalen Auseinandersetzung, der vor allem der SPD-Kanzlerkandidat Kurt Schumacher Schärfe gab. Es war einer der heftigsten Wahlkämpfe in der Geschichte der Bundesrepublik, noch geprägt von der aufgeheizten Atmosphäre der Weimarer Republik, oft polemisch, mit vielen Schmähreden."[1]

Der gewiefte und in politischen Ämtern erfahrene CDU-Kandidat wußte, was besser ankam:

"Adenauer, der normalerweise selbst gern mal zu persönlichen Beleidigungen und pauschalen Verdächtigungen griff, gab sich hingegen äußerlich staatsmännisch, gelassen und witzig. Seine Auftritte begann er gern mal mit dem Satz: 'Jetzt wollen wir mal sehr ernst miteinander sprechen.' Damit punktete er. Trotzdem teilte auch der starke Mann der CDU kräftig aus - er machte es allerdings geschickter als Schumacher mit seinen zornigen Tiraden."[2]

Er unterstellte nicht nur - wahrheitswidrig, aber erfolgreich - dass die SPD von der Labour-Regierung in London aktiv gefördert würde und dass die SPD die anfänglichen Pläne der Alliierten, Deutschland auf ein kaum lebensfähiges Agrarland zu reduzieren, unterstützt habe. Er versuchte auch

"einigermaßen dreist, den bekennenden Antikommunisten Schumacher mit der Sowjetunion in Verbindung zu bringen. Immerhin hatte er [Schumacher] sich dem Werben der KPD um eine Fusion der beiden Arbeiterparteien vehement widersetzt und damit die Spaltung in West- und Ost-SPD in Kauf genommen."[3]

Kurt Schumacher schloss seinen Wahlkampf mit einem Auftritt in Kiel ab:

"Um 9 Uhr früh schon saß Kurt Schumacher über einem 700-Worte-Wahlkampf-Kommentar über verderblichen Neo-Nationalismus, für eine amerikanische Nachrichtenagentur. Und er war doch erst spät am Abend vorher aus Kiel gekommen, wo er als Abschluß seiner drei Wochen Wahlkampagne (jeden Tag fünfzehn Stunden auf einem gesunden Bein) in einer Massenversammlung gesprochen und im Hause von Professor Bader (sic!) (Institut für Weltwirtschaft und SPD-Kandidat) Demontagelisten bearbeitet hatte."[4]

Obwohl die SPD als Favoritin galt, lag die CDU am Ende leicht vorne. Die harte Rhetorik von Kurt Schumacher hatte die Wählerinnen und Wähler offenbar mehr an die Wirren der Weimarer Republik erinnert als die gemächliche Art des Konkurrenten Konrad Adenauer (CDU)[5].

Das Wahlergebnis war knapp: Die CDU lag bei 31%, die SPD bei 29,2%.

"Es gibt starke Bestrebungen, die anstehenden riesigen Probleme in einer lagerübergreifenden großen Koalition anzugehen. Doch Adenauer hat die SPD bereits als Hauptgegner auch der Zukunft ausgemacht und will sie aus der Regierung draußen halten. Er schmiedet ein bürgerliches Bündnis mit FDP und Deutscher Partei - und stellt so bereits die Weichen bis ins übernächste Jahrzehnt."[6]

Kurt Schumacher wurde Oppositionsführer. 17 Jahre sollte die Oppositionszeit der SPD dauern.

Wahlergebnis in Schleswig-Holstein

Zweitstimmen:

Bundesergebnis Landesergebnis[7] Differenz Land/Bund
SPD 29,2 % 29,6 % +0,4
CDU 31,0 % 30,7 % -0,3
FDP 11,9 % 7,4 % -4,5
KPD 5,7 % 3,1 % -2,6
DP 4,0 % 12,1 % +8,1
SSW 0,3 % 5,4 % +5,1
Sonstige 18,3 % 17,1 %

Wahlbeteiligung in Schleswig-Holstein: 82,7 %

  • KPD = Kommunistische Partei Deutschlands
  • DP = Deutsche Partei
  • SSW = Südschleswigscher Wählerverband

Einzelergebnisse

Fritz Baade, Paul Bromme, Hans Ekstrand, Wilhelm Gülich, Anni Krahnstöver, Kurt Pohle, Paul Stech und Willi Steinhörster werden in den Bundestag gewählt, zudem Hermann Clausen (mittlerweile für den SSW), Louise Schroeder für Berlin und 'Jack' Meitmann für Hamburg.

Links

Einzelnachweise

  1. Funk, Albert: Ruhige Hand siegt gegen klare Kante, tagesspiegel.de, abgerufen 14.8.2014
  2. Kleikamp, Antonia: Adenauer? „Lügenauer“! So roh war der Wahlkampf 1949, DIE WELT, 5.8.2019
  3. Kleikamp, Antonia: Adenauer? „Lügenauer“! So roh war der Wahlkampf 1949, DIE WELT, 5.8.2019
  4. Nach zwei Jahren Kampf, DER SPIEGEL, 18.8.1949
  5. Funk, Albert: Ruhige Hand siegt gegen klare Kante, tagesspiegel.de, abgerufen 14.8.2014
  6. Der wohl härteste Wahlkampf der Bundesrepublik, Handelsblatt, 28.7.2013
  7. Bundeswahlleiter Ergebnisse früherer Bundestagswahlen Stand: 5. Juni 2014