Landtagswahl 1950
Die Landtagswahl 1950 fand am 9. Juli 1950 statt. Sie endete mit einer schweren Niederlage der SPD. Ministerpräsident wurde nach einigem Hin und Her Walter Bartram (CDU) in einer Koalition aus Gesamtdeutschem Block - CDU, FDP und Deutsche Partei (DP) - und dem Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE).
Die SPD hatte ein umfangreiches Wahlprogramm, das Schleswig-Holsteinische Manifest, vorgelegt, das aber von den Wahlberechtigten nicht honoriert wurde.
Wahlrechtsänderung
Fünf Monate vor der Wahl wurde das Wahlrecht geändert. Das alte Wahlrecht war stärker am Mehrheitswahlrecht nach britischem Vorbild orientiert gewesen. Davon hatte die SPD bei der Landtagswahl 1947 profitiert. Bei der Kommunalwahl 1948 und der Bundestagswahl 1949 allerdings hatte es der CDU Vorteile gebracht. Deswegen wurden jetzt die Elemente des Verhältniswahlrechts gestärkt, was aber auch zu einer Abschwächung dieses Effekts für die SPD führte.
Auch um die Zuschnitte der Wahlkreise gab es Ärger. In seinen Berichten an die britische Militärregierung schreibt Kreis-Resident-Officer in Norderdithmarschen, Sir Ronald Sinclair:
- "Die Wahlbezirke 10 bis 13, aus denen Dithmarschen besteht, teilen Norderdithmarschen in drei Teile: Nr. 10 besteht aus Eiderstedt und einem großen Teil der Norderdithmarscher Marsch. Nr. 11 umfaßt das Gebiet um Heide, den Nordosten des Kreises und einen großen Teil von Schleswig. Wahlkreis Nr. 12 besteht aus Meldorf mit den Gebieten um Wrohm und Büsum. Wer auch immer der erfolgreiche Kandidat in den Gebieten 10 bis 12 sein wird, repräsentiert unmöglich das Wahlvolk in genau diesen Gebieten. So werden jetzt die Kandidaten als Vertreter einer politischen Partei gewählt und nicht als Repräsentanten ihrer Region im Landtag. Alle Vertreter der Öffentlichkeit sind fassungslos. Wer auch immer für diese Regelung verantwortlich war, wollte bezüglich einer SPD-Mehrheit sichergehen. Aber ich glaube, daß durch Öffentlichkeit und Presse ein einziger Aufschrei gehen wird, was der SPD sehr zum Nachteil gereichen wird. Ich höre, daß alle Parteien hier in der Region unzufrieden sind."[1]
'Möwenhaus'-Affäre
Als weiterer Faktor wurde die Affäre um das "Möwenhaus" gesehen. Sie wirkte sich bereits negativ auf das Ergebnis der Bundestagswahl 1949 aus und führte zur Ablösung von Hermann Lüdemann durch Bruno Diekmann. Allerdings wird die Affäre auch als Vorwand gesehen, über den Andreas Gayk die Ablösung Lüdemanns betrieb, mit dessen Politik er nicht einverstanden war. Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss hatte im im Oktober 1949 keinerlei Fehlverhalten des Ministerpräsidenten feststellen können.[2]
Ergebnis
Prozent | Änderung | Sitze | |
---|---|---|---|
SPD | 27,5 % | -16,3 | 19 |
CDU | 19,8 % | -14,3 | 16 |
FDP | 7,1 % | +2,1 | 8 |
DP | 9,6 % | +9,6 | 7 |
SSW | 5,5 % | +5,5 | 4 |
GB/BHE | 23,4 % | +23,4 | 15 |
Sonstige | 7,3 |
Wahlbeteiligung: 78,2 %
- SSW = Südschleswigscher Wählerverband
- DP = Deutsche Partei
- GB/BHE = Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten
Einzelergebnisse
Paul Preuß, Reinhold Rehs, Hans Stade und Heinrich Wilckens wurden neu in den Landtag gewählt.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ zitiert nach: Rehn, Marie-Elisabeth "Enclosed please find monthly report..." : Die Lageberichte Sir Ronald Sinclairs aus Heide von 1948 bis 1951, Teil 3 Dithmarschen 1991, 2, S. 46
- ↑ Fischer, Rolf: Hermann Lüdemann und die deutsche Demokratie (Neumünster 2006), S. 177 f.