Theodor Schwartz: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Johann Carl Theodor Schwartz''', * [[14. April]] [[1841]] in [[Kreisverband Lübeck|Lübeck]], † [[10. April]] [[1922]] in Lübeck; Former, Gewerkschafter. Verheiratet; evangelisch. Mitglied der organisierten Arbeiterbewegung seit [[1868]]. | '''Johann Carl Theodor Schwartz''', * [[14. April]] [[1841]] in [[Kreisverband Lübeck|Lübeck]], † [[10. April]] [[1922]] in Lübeck; Former, Gewerkschafter, Reichstagsabgeordneter. Verheiratet; evangelisch. Mitglied der organisierten Arbeiterbewegung seit [[1868]]. | ||
==Werdegang== | ==Werdegang== | ||
Theodor Schwartz kam aus einem Arbeiterhaushalt. Nach dem Besuch der Volksschule lernte er von [[1855]] bis [[1859]] zunächst Former und fuhr später als Schiffsjunge, Matrose und Schiffskoch zur See. [[1865]] heiratete er, von [[1886]] bis [[1895]] betrieb er eine Speisewirtschaft in seiner Heimatstadt. In seinem Lebenslauf ist vermerkt "Kriegsteilnehmer"<ref>Bei Best, nicht bei Schröder, ''Parlamentarier''.</ref>; dies muss sich auf die Einigungskriege beziehen. Da Lübeck am Deutsch-Dänischen Krieg [[1864]] nicht beteiligt war, muss er am Deutschen Krieg gegen Österreich [[1866]] oder am Deutsch-Französischen Krieg [[1870]]/[[1871|71]] | Theodor Schwartz kam aus einem Arbeiterhaushalt. Nach dem Besuch der Volksschule lernte er von [[1855]] bis [[1859]] zunächst Former und fuhr später als Schiffsjunge, Matrose und Schiffskoch zur See. [[1865]] heiratete er, von [[1886]] bis [[1895]] betrieb er eine Speisewirtschaft in seiner Heimatstadt. | ||
In seinem Lebenslauf ist vermerkt "Kriegsteilnehmer"<ref>Bei Best, nicht bei Schröder, ''Parlamentarier''.</ref>; dies muss sich auf die Einigungskriege beziehen. Da Lübeck am [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg]] [[1864]] nicht beteiligt war, muss er am Deutschen Krieg (Preußen gegen Österreich) [[1866]] oder - wahrscheinlicher - am Deutsch-Französischen Krieg [[1870]]/[[1871|71]] teilgenommen haben; dies ist bisher nicht ermittelt. | |||
Er engagierte sich sehr in der erstarkenden gewerkschaftlichen Arbeit. Von [[1889]] bis [[1891]] war er Vertrauensmann der Former Deutschlands, redigierte dann nebenamtlich bis [[1895]] die Verbandszeitung "Glück auf" und erledigte bis [[1901]] ebenfalls nebenamtlich den Vorsitz des Formerverbandes. | Er engagierte sich sehr in der erstarkenden gewerkschaftlichen Arbeit. Von [[1889]] bis [[1891]] war er Vertrauensmann der Former Deutschlands, redigierte dann nebenamtlich bis [[1895]] die Verbandszeitung "Glück auf" und erledigte bis [[1901]] ebenfalls nebenamtlich den Vorsitz des Formerverbandes. | ||
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Schon seit [[1868]] war Theodor Schwartz Mitglied im Lassalleschen [[ADAV]] und nahm im Juni [[1874]] an dessen | [[Datei:HL Damals – Carl Theodor Schwartz.jpg|mini|Theodor Schwartz im Begriff auf eine ländliche Agitationsfahrt zu gehen, ca. 1907]] | ||
Schon seit [[1868]] war Theodor Schwartz Mitglied im Lassalleschen [[ADAV]] und nahm im Juni [[1874]] an dessen Generalversammlung in Hannover teil. Nach der Vereinigung [[1875]] gehörte er der [[SAP]] an und nach der Umbenennung ab [[1890]] der SPD. Zwischen [[1890]] und [[1913]] nahm er an fast allen Reichsparteitagen teil, natürlich auch an dem in Lübeck [[1901]]. | |||
Seit der [[Reichstagswahl 1877]] kandidierte er regelmäßig im Wahlkreis Lübeck für den Reichstag, [[Reichstagswahl 1890|1890]] gleichzeitig im Wahlkreis 1 (Hagenow-Grevesmühlen) von Mecklenburg-Schwerin. In diesem Jahr wurde er für Lübeck zum erstenmal gewählt (mit 50,87% 2. Wahlgang), [[Reichstagswahl 1893|1893]] unterlag er wieder, aber ab [[Reichstagswahl 1898|1898]] (mit 55,34%) blieb er (mit Ergebnissen von 55,05%, 50,6% - im "Städtchen [[Ortsverein Travemünde|Travemünde]]" - und 52,5%) bis [[1918]] durchgehend Mitglied des Reichstages. Er gehörte in der Reichstagsfraktion zu den Kritikern der Kriegskreditspolitik und schloss sich [[1916]] der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft an, | Seit der [[Reichstagswahl 1877]] kandidierte er regelmäßig im Wahlkreis Lübeck für den Reichstag, [[Reichstagswahl 1890|1890]] gleichzeitig im Wahlkreis 1 (Hagenow-Grevesmühlen) von Mecklenburg-Schwerin. In diesem Jahr wurde er für Lübeck zum erstenmal gewählt (mit 50,87 % im 2. Wahlgang), [[Reichstagswahl 1893|1893]] unterlag er wieder, aber ab [[Reichstagswahl 1898|1898]] (mit 55,34 %) blieb er (mit Ergebnissen von 55,05 %, 50,6 % - im "Städtchen [[Ortsverein Travemünde|Travemünde]]" - und 52,5 %) bis [[1918]] durchgehend Mitglied des Reichstages. Er gehörte in der Reichstagsfraktion zu den Kritikern der Kriegskreditspolitik und schloss sich [[1916]] der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft an, und der [[USPD]]-Reichstagsfraktion. Er legt aber Wert auf die Einheit der Partei vor Ort und blieb Mitglied der Lübecker SPD.<ref>Boettcher, Holger: [http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay11.pdf ''Rechtsauskunft für Minderbemittelte. Die Auseinandersetzung zwischen Bürgertum und Arbeiterbewegung am Beispiel des Lübecker Arbeitersekretariats'']. In: ''[[Demokratische Geschichte]]'', Band 3 (1988), S. 135-160</ref> | ||
Von [[1905]] bis [[1921]] oder [[1922]]<ref>Unterschiedliche Angaben bei Schröder, ''Parlamentarier'', und Best.</ref> gehörte er außerdem der Lübecker Bürgerschaft an, die damals ein Landtag war, und amtierte [[1919]] als ihr Alterspräsident. | Von [[1905]] bis [[1921]] oder [[1922]]<ref>Unterschiedliche Angaben bei Schröder, ''Parlamentarier'', und Best.</ref> gehörte er außerdem der Lübecker Bürgerschaft an, die damals ein Landtag war, und amtierte [[1919]] als ihr Alterspräsident. | ||
==Werke== | ==Werke== | ||
*''Das alte Lübeck. Bilder aus der Kultur und Geschichte Lübecks bis zum Anfange des 17. Jahrhunderts'' (Lübeck 1887) | *''Das alte Lübeck. Bilder aus der Kultur und Geschichte Lübecks bis zum Anfange des 17. Jahrhunderts'' (Lübeck 1887) | ||
*''Jürgen Wullenwever, Bürgermeister von Lübeck, Geboren zu Hamburg 1493, enthauptet bei Wolfenbüttel 1537'' (Hamburg 1887) | *''Jürgen Wullenwever, Bürgermeister von Lübeck, Geboren zu Hamburg 1493, enthauptet bei Wolfenbüttel 1537'' (Hamburg 1887) | ||
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==Ehrungen== | ==Ehrungen== | ||
Nach Theodor Schwartz ist unter anderem das Ferienzentrum und Seminarhaus der [[AWO|Arbeiterwohlfahrt]] am Brodtener Ufer benannt.<ref>http://www.theodor-schwartz-haus.de/</ref> | Nach Theodor Schwartz ist unter anderem das [[Theodor-Schwartz-Erholungsheim|Ferienzentrum und Seminarhaus]] der [[AWO|Arbeiterwohlfahrt]] am Brodtener Ufer benannt.<ref>http://www.theodor-schwartz-haus.de/</ref> | ||
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Aktuelle Version vom 20. Februar 2025, 20:26 Uhr
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Theodor Schwartz |
Johann Carl Theodor Schwartz, * 14. April 1841 in Lübeck, † 10. April 1922 in Lübeck; Former, Gewerkschafter, Reichstagsabgeordneter. Verheiratet; evangelisch. Mitglied der organisierten Arbeiterbewegung seit 1868.
Werdegang
Theodor Schwartz kam aus einem Arbeiterhaushalt. Nach dem Besuch der Volksschule lernte er von 1855 bis 1859 zunächst Former und fuhr später als Schiffsjunge, Matrose und Schiffskoch zur See. 1865 heiratete er, von 1886 bis 1895 betrieb er eine Speisewirtschaft in seiner Heimatstadt.
In seinem Lebenslauf ist vermerkt "Kriegsteilnehmer"[1]; dies muss sich auf die Einigungskriege beziehen. Da Lübeck am Deutsch-Dänischen Krieg 1864 nicht beteiligt war, muss er am Deutschen Krieg (Preußen gegen Österreich) 1866 oder - wahrscheinlicher - am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teilgenommen haben; dies ist bisher nicht ermittelt.
Er engagierte sich sehr in der erstarkenden gewerkschaftlichen Arbeit. Von 1889 bis 1891 war er Vertrauensmann der Former Deutschlands, redigierte dann nebenamtlich bis 1895 die Verbandszeitung "Glück auf" und erledigte bis 1901 ebenfalls nebenamtlich den Vorsitz des Formerverbandes.
1890 gehörte er zu den Begründern der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, deren Mitglied er bis 1892 war. 1894 gründete er die gewerkschaftliche Presskommission mit.
Von Juni 1895 bis zu seinem Ruhestand 1919 war er außerdem Geschäftsführer des Lübecker Volksboten.
Er war interessiert an der Lübecker Geschichte und veröffentlichte mehrere Bücher zu einzelnen Persönlichkeiten oder stellte Bildbände zusammen.
Politik

Schon seit 1868 war Theodor Schwartz Mitglied im Lassalleschen ADAV und nahm im Juni 1874 an dessen Generalversammlung in Hannover teil. Nach der Vereinigung 1875 gehörte er der SAP an und nach der Umbenennung ab 1890 der SPD. Zwischen 1890 und 1913 nahm er an fast allen Reichsparteitagen teil, natürlich auch an dem in Lübeck 1901.
Seit der Reichstagswahl 1877 kandidierte er regelmäßig im Wahlkreis Lübeck für den Reichstag, 1890 gleichzeitig im Wahlkreis 1 (Hagenow-Grevesmühlen) von Mecklenburg-Schwerin. In diesem Jahr wurde er für Lübeck zum erstenmal gewählt (mit 50,87 % im 2. Wahlgang), 1893 unterlag er wieder, aber ab 1898 (mit 55,34 %) blieb er (mit Ergebnissen von 55,05 %, 50,6 % - im "Städtchen Travemünde" - und 52,5 %) bis 1918 durchgehend Mitglied des Reichstages. Er gehörte in der Reichstagsfraktion zu den Kritikern der Kriegskreditspolitik und schloss sich 1916 der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft an, und der USPD-Reichstagsfraktion. Er legt aber Wert auf die Einheit der Partei vor Ort und blieb Mitglied der Lübecker SPD.[2]
Von 1905 bis 1921 oder 1922[3] gehörte er außerdem der Lübecker Bürgerschaft an, die damals ein Landtag war, und amtierte 1919 als ihr Alterspräsident.
Werke
- Das alte Lübeck. Bilder aus der Kultur und Geschichte Lübecks bis zum Anfange des 17. Jahrhunderts (Lübeck 1887)
- Jürgen Wullenwever, Bürgermeister von Lübeck, Geboren zu Hamburg 1493, enthauptet bei Wolfenbüttel 1537 (Hamburg 1887)
- Bilder aus Lübecks Vergangenheit (Lübeck 1905)
- Hinrich Paternostermaker. Ein dunkles Blatt aus der lübeckischen Geschichte des vierzehnten Jahrhunderts (Lübeck 1913)
Ehrungen
Nach Theodor Schwartz ist unter anderem das Ferienzentrum und Seminarhaus der Arbeiterwohlfahrt am Brodtener Ufer benannt.[4]
Literatur / Links
- Best, Heinrich: Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867/71 bis 1918; Online-Version
- Schröder, Wilhelm H.: Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1876–1933; Online-Version
- Schröder, Wolfgang: Schwartz, Johann Carl Theodor. In: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon (Berlin 1970), S. 420–421
- Wiehmann, Otto/Bruns, Alken (Hrsg.): Lübecker Lebensläufe aus neun Jahrhunderten (Neumünster 1993), ISBN 3-529-02729-4, S. 359–361
- Wikipedia: Theodor Schwartz
Einzelnachweise
- ↑ Bei Best, nicht bei Schröder, Parlamentarier.
- ↑ Boettcher, Holger: Rechtsauskunft für Minderbemittelte. Die Auseinandersetzung zwischen Bürgertum und Arbeiterbewegung am Beispiel des Lübecker Arbeitersekretariats. In: Demokratische Geschichte, Band 3 (1988), S. 135-160
- ↑ Unterschiedliche Angaben bei Schröder, Parlamentarier, und Best.
- ↑ http://www.theodor-schwartz-haus.de/