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Version vom 4. Februar 2023, 08:43 Uhr
Das NS-Regime beginnt damit, die Festlegungen des Vertrages von Versailles auszuhöhlen. Die Wehrpflicht wird wieder eingeführt, die Reichswehr in Wehrmacht umbenannt und ihr Ausbau beschlossen, die Reichsmarine in Kriegsmarine, die Luftwaffe gegründet. Deutschland erhält am 1. März nach einer Volksabstimmung, der ein beispielloser Propaganda"feldzug" vorausgegangen ist, das Saargebiet zurück.
Die Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar schafft den Föderalismus in Deutschland ab; alle Gewalt geht künftig von der Zentralregierung unter Hitler aus.
Mit den Nürnberger Gesetzen verankern die Nazis ihre Rassenideologie als Handlungsgrundlage für Staat und Justiz. Einige ihrer Vorschriften werden später auf "Zigeuner, Neger und ihre Bastarde" ausgeweitet. Auch Homosexualität wird zunehmend schärfer verfolgt.
Die Kolonialmächte Italien und Frankreich grenzen ihre Einflusssphären in Nordafrika im Französisch-Italienischen Abkommen ab; Italien erklärt Äthiopien, dessen Eroberung Mussolini anstrebt, den Krieg.
Januar
- 18. Januar - Gustav Garbe stirbt mit 69 Jahren in Kiel.
- 24. Januar - Hans-Günter Schultz kommt in Kiel zur Welt.
Februar
- Karl Fick kann etwa um diese Zeit nach längerer Arbeitslosigkeit als Handlungsreisender bei der Walkenrieder Dampfwaschseifenfabrik Genzel, Harz, anfangen.
März
- 6. März - Eva Titze wird in Breslau/Schlesien (heute Wrocław/Polen) geboren.
- 15. März - Wilhelm Poller stirbt in Mühlheim/Main im Alter von 74 Jahren.
April
- Hans Oldorf wird aus NS-Haft entlassen.
- Karl Oesterle findet nach längerer Erwerbslosigkeit Arbeit in einer Dachpappenfabrik.
Mai
- 10. Mai - Uwe Gunnesson kommt in Flensburg zur Welt.
- 31. Mai - Richard Grune wird aus dem KZ Lichtenburg (Sachsen) entlassen und geht zurück in seine Geburtsstadt Flensburg.
Juni
- Max Kukielczynski übernimmt die Geschäftsstellenleitung der Gothaer Feuerversicherung in Breslau. Verdeckt engagiert er sich im Widerstandskreis um Wilhelm Leuschner.
- 14. Juni - Heinrich Christian Lienau wird vom Hanseatischen Sondergericht in Hamburg wegen Vergehens gegen das "Heimtückegesetz" zu zwei Jahren Haft verurteilt, die er vollständig absitzen muss.
- 18. Juni - Joachim Lohmann kommt in Berlin zur Welt.
Juli
- 10. Juli - Karl Fick hat gegen die Verweigerung eines Gewerbescheins für den Landesteil Lübeck wegen "politischer Unzuverlässigkeit" durch die Regierung 'Latten-Böhmcker' in Eutin geklagt. Das Oberverwaltungsgericht Oldenburg entscheidet gegen die Klage und macht so Karl Fick die Berufsausübung im Freistaat Oldenburg unmöglich.
- 29. Juli - Rudolf Herbers wird in Dortmund geboren.
August
- 1. August - In der Nacht zum Antikriegstag malen Lübecker Jugendliche von Edmund Fülschers "Revolutionärer Arbeiterjugend" (RAJ) auf das Dach eines 100 Meter langen Hafenschuppens beim Holstentor in großen Buchstaben die Parole: 'Brüder in eins nun die Hände, bildet die antifaschistische Einheitsfront gegen Faschismus und Krieg'. Sie ist in der Innenstadt sehr gut sichtbar.
- 24. oder 31. August - Andreas Gayks Zeitschrift Blick in die Zeit und ihre Beilage Kurze Pause werden verboten.
September
- Etwa um diese Zeit werden große Teile der RAJ, darunter Edmund Fülscher, von der Gestapo verhaftet und bei den Verhören misshandelt. Eine Anklage gegen 12 RAJ-Mitglieder folgt.
Oktober
- Max Kukielczynski wird für vier Wochen in "Schutzhaft" genommen.
- 29. Oktober - Jürgen Busack kommt in Bremen zur Welt.
November
- 1. November - Friedrich Steinmetz wird in Salzgitter geboren.
- 27. November - Irmgard Otte kommt in Lübbecke zur Welt.
- 28. November - Andreas Carlsen kommt nach einer Denunziation durch seinen Bruder auf Befehl von Gauleiter Lohse in "Schutzhaft".
Dezember
- Hans Oldorf wird wegen angeblicher "Vorbereitung zum Hochverrat" erneut inhaftiert, aber nicht vor Gericht gestellt, sondern nach sechs Monaten entlassen.
- 14. Dezember - Klaus Klingner wird in Potsdam geboren.
- 16. Dezember - Der NS-Staat hat den Allgemeinen Konsumverein für Kiel und Umgegend (AKVK) liquidiert, sich dessen beträchtliches Sach- und Immobilienvermögen angeeignet und nutzt die Zentrale als Kriegsmarineverpflegungsamt. Die Mitglieder werden von den Liquidatoren brieflich aufgefordert, die privatisierten Verteilungsstellen weiterhin zu unterstützen.
Nicht datiert
- Alfred Ahrens ist nach seiner Entlassung aus der "Schutzhaft" zunächst arbeitslos, wird dann als Provinzialleiter der Bausparkasse "Land und Heim" in Hamburg beschäftigt.
- Paul Andratschke erhält aufgrund seines Gesundheitszustandes, den er auch auf Verhaftungen durch die Gestapo zurückführt, seine Angestelltenrente.
- Fritz Baade wird in der Türkei Regierungsberater für Fragen der landwirtschaftlichen Marktorganisation.
- Hans Ekstrand beginnt seinen Lebensunterhalt als selbstständiger Vertreter zu verdienen.
- Wilhelm Geusendam erhält fünf Jahre Haft wegen "Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens unter erschwerenden Umständen".
- Max Grimm wird wegen "Hochverrats" verhaftet.
- Toni Jensen reist auf Einladung amerikanischer Kolleginnen in die USA, um dort Einrichtungen der Erwachsenenbildung kennenzulernen, kehrt aber nach Deutschland zurück.
- Rudolf Katz nimmt eine Tätigkeit als Wissenschaftler am "Institute of Public Administration" der Columbia University in New York auf.
- Hermann Lüdemann wird aus der "Schutzhaft" im KZ Lichtenburg (Sachsen) entlassen und geht wieder nach Berlin.
- Nach dem Ende von Blick in die Zeit findet Friedrich Mandelkow Arbeit als leitender Angestellter in der Berliner Niederlassung der Rhenania-Ossag Mineralölwerke A.G. (nach 1945 Deutsche Shell AG).
- Otto Passarge schließt sich dem Widerstand in Lübeck an und hält Kontakt mit Julius Leber.
- Karl Ratz hat seine Haftstrafe wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" verbüßt und kann wieder in seinem Beruf als Schriftsetzer arbeiten.
- Hilde Schäfers Bruder Friedrich Paulsen, Mitglied der KPD, flieht nach Schweden, wo er sich Frederik nennt und eine erfolgreiche Pharmafirma gründet.
- Richard Schenck wird nach der Entlassung aus "Schutzhaft" als Pressereferent bei der Rhenania-Ossag Mineralölwerke A.G. (nach 1945 Deutsche Shell AG) in Hamburg beschäftigt.
- Karl Schiller schließt sein Studium in Heidelberg mit der Promotion ab und wird an das Institut für Weltwirtschaft in Kiel berufen.
- Paul Schulz nimmt sich das Leben, weil er unter den Nazis keine Arbeit mehr bekommt.
- Jan Sierks wird in die Hitlerjugend aufgenommen.
- Walter Stams wird als ehemaliger Reichswehroffizier reaktiviert und als Hauptmann in die Luftwaffe übernommen.