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Karl Ratz |
Karl Eduard Heinrich Ratz, * 9. Juli 1897 in Kiel, † 30. September 1961 in Kiel; Schriftsetzer, Verlagsleiter. Mitglied der SPD seit 1915.
Leben & Beruf
- Volksschule, Kunst- und Handwerkerschule, Volkshochschule, Gasthörer an der Universität.
- Schriftsetzerlehre in Kiel, kaufm. Angestellter bei der Lehrfirma;
- 1916/17 Soldat im 1. Weltkrieg
- 1918 Kalkulator bei der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung
- 1929-1933 Drucksachen-Kalkulator bis zur Beschlagnahme des Betriebes
- 1935-1936 Schrift- und Maschinensetzer in Kiel, kaufm. Angestellter, Handelsvertretungen;
- 1941-1945 wieder kaufm. Angestellter
- 1945 ab August Druckereigeschäftsführer
- ab 1946 Lizenzträger und Verlagsleiter der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung
Sein Sohn Erwin Ratz war später ebenfalls im Kreisverband Kiel politisch aktiv.
NS-Zeit
- 1933-1935 Verhaftungen, Schutzhaft, insgesamt 15 Monate Gefängnis wg. "Vorbereitung zum Hochverrat"
- 1939-1941 erneut Schutzhaft, dann KZ Sachsenhausen und Neuengamme
- Januar bis Mai 1945 versteckt vor der Gestapo von Paul Heinrich in Bordesholm[1]
Partei & Politik
- Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend seit 1912
- 1925-1933 Vorsitzender des Distrikts Kiel-Süd der SPD und Schriftführer im Ortsverein Groß-Kiel
- 1926-1928 Vorsitzender der Arbeiterjugend Schleswig-Holsteins
- 1945-1958 Kreisvorsitzender des Kreisverbandes Kiel
- ab 1945 Mitglied im Bezirksvorstand der SPD Schleswig-Holstein
Kommunalpolitik
- 1928-1933 Stadtverordneter in Kiel
- 1945-1948 und 1951-1958 Ratsherr der Stadt Kiel, zeitweise Stadtrat
Landtag
- Vorsitzender des beratenden Presseausschusses des Landes Schleswig-Holstein
- Mitglied des Zonenpresserates bis zur Auflösung
- 1946-1947 MdL im 2. ernannten Landtag
- 1947-1950 MdL für den Wahlkreis 15 (Kiel I-Förde),
- 1950-1954 MdL über die Landesliste
- 1954-1958 MdL für den Wahlkreis 24 (Kiel-Nord)
- 1946-1954 Landtagspräsident
- 1954-1958 1. Landtagsvizepräsident
Vom 8. Mai bis 28. September 1951 war Karl Ratz' Amtsführung Gegenstand eines Untersuchungsausschusses, nachdem in den Blättern DIE WELT vom 22.1.1951 und DER SPIEGEL vom 21.3.1951 sowie in anonymen Schreiben teilweise persönlich beleidigende Vorwürfe erhoben worden waren. Im Abschlussbericht beantragte der Ausschuss, nachdem auf die Vorwürfe im einzelnen eingegangen worden war, folgenden Beschluss:
- "Zu den gegen den Landtagspräsidenten Ratz in einem Artikel der Zeitung "DIE WELT" vom 22. Januar 1951 und darauf in 8 anonymen Schreiben erhobenen 8 Vorwürfen wird festgestellt: Im ganzen: Landtagspräsident Ratz hat hingesehen auf diese Vorwürfe weder das Ansehen seiner Stellung, noch das des Landtages, noch das der Demokratie beeinträchtigt."[2]
Die vom SPIEGEL ebenfalls berichtete Vorgeschichte läßt die Vermutung zu, dass Karl Ratz durch diese unschöne Intrige den Weg freimachen sollte für einen der neuen bürgerlichen Regierung genehmeren Landtagspräsidenten. Dass seine Amtsführung Möglichkeiten zur Kritik bot, etwa durch "Unvorsichtigkeit", wie der Bericht des Ausschusses formuliert, darf angenommen werden - aber vermutlich nicht mehr als die anderer in vergleichbaren Ämtern. Das Vorgehen der Gegenseite wird dadurch nicht gerechtfertigt und ja vom Ausschuss, in dem die Regierungsparteien die Mehrheit hatten, nicht unterstützt.
Stimmen
- "Herr Ratz (SPD), the Landtag's President, has performed his duty as Chairman of the Assembly conscientiously, efficiently and with scrupulous impartiality. He ensured that all speakers were given a fair hearing and maintained good order at all the Landtag sessions even during periods when the debate became very heated and his own Party was responsible for disturbances and interruptions of the speaker."[3]
(Der Landtagspräsident Herr Ratz (SPD) hat seine Pflichten als Vorsitzender der Versammlung bisher gewissenhaft, effizient und höchst unparteilich erfüllt. Er sorgte dafür, dass alle Redner die Aufmerksamkeit erhielten, die ihnen zustand, und hielt in allen Landtagssitzungen gute Ordnung, selbst zu Zeiten hitziger Debatten und wenn seine eigene Partei für Störungen und Unterbrechungen des Redners verantwortlich war.)
Literatur & Links
- Martens, Holger: Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 bis 1959 (Malente 1998)
- Landtagsinformationssystem
- Wikipedia: Karl Ratz
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Siegfried, Detlef: Zwischen Einheitspartei und Bruderkampf - SPD und KPD in Schleswig-Holstein 1945/46 (Kiel 1992), S. ?
- ↑ [1], S. 298
- ↑ CCG monthly reports 1946-1948, Monthly report No. 4 for April 1947, zit. in: Jessica von Seggern: Alte und neue Demokraten in Schleswig-Holstein: Demokratisierung und Neubildung einer politischen Elite auf Kreis- und Landesebene 1945 bis 1950 (Stuttgart 2005), S. 145
Vorsitzende: Karl Ratz (1945-1958) | Hans Schröder (1958-1963) | Hermann Köster (1963-1969) | Karl Heinz Luckhardt (1969-1975) | Claus Möller (1975-1977) | Hartmut Lippe (1977-1981) | Norbert Gansel (1981-1983) | Claus Möller (1983-1987) | Peter Andersen (1987-1991) | Rolf Selzer (1991-1995) | Rolf Fischer (1995-2000) | Andy Mitterer (2000-2004) | Rolf Fischer (2004-2013) | Jürgen Weber (2013-2018) | Gesine Stück (seit 2018)