Ortsverein Kiel-Ellerbek: Unterschied zwischen den Versionen
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Der '''Ortsverein Kiel-Ellerbek''' ist eine Gliederung des [[Kreisverband Kiel|Kreisverbandes Kiel]]. Er wurde | Der '''Ortsverein Kiel-Ellerbek''' ist eine Gliederung des [[Kreisverband Kiel|Kreisverbandes Kiel]]. Er wurde in seiner heutigen Form [[1972]] eingerichtet und geht auf eine Gründung am [[18. Juli]] [[1906]] zurück. Wenig später gehörte er zu den 7 ursprünglichen Distrikten des [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Sozialdemokratischen Vereins Groß-Kiel]] von [[1911]]. Am [[31. Dezember]] [[2020]] war er mit 33 Mitgliedern der kleinste Kieler Ortsverein. | ||
== | ==Vorgeschichte== | ||
Auch in der Zeit der Illegalität engagierten sich schon Ellerbeker für die sozialdemokratische Sache, so ist beispielsweise belegt, dass in den Monaten März bis Mai [[1888]] aus Ellerbek 20,15 Reichsmark an den „Hasenclever-Fonds“ bei der Reichstagsfraktion gezahlt worden sind.<ref>Berliner Volksblatt 15.7.1888, S. 5</ref> | |||
== Wiedergründung == | Frauen war es bis [[1908]] [[Frauen- und Gleichstellungspolitik|verboten]], Mitglied in politischen Vereinen zu werden. Zwischenzeitlich durften sie nicht einmal an nicht-politischen Veranstaltungen wie Vereinsfeiern teilnehmen. Für die preußische Polizei war alles politisch, was Sozialismus auch nur ahnen ließ. Als der '''Arbeiterverein in Ellerbek''' [[1892]] sein Stiftungsfest feiern wollte, drohte das Verbot. Der Vorstand meldete daraufhin ein "Männerkränzchen" an. Die Frauen saßen während der Feier im Saal nebenan. Zunächst wollte die Polizei sie auch dort vertreiben, unterließ dies aber.<ref>[[Wilhelm Brecour|Brecour, Wilhelm]]: ''Die [[Kreisverband Kiel|Sozialdemokratische Partei in Kiel]]. Ihre geschichtliche Entwicklung'' (Kiel o. J. [1932]) (Neudruck in ''Zur Geschichte der Kieler Arbeiterbewegung'', Kiel 1983)</ref> | ||
Bei der Wiedergründung nach der NS-Herrschaft | |||
[[1892]] wurden Wellingdorf und Ellerbek auf dem [[Provinzialparteitag 1892, Kiel|Provinzialparteitag]] von [[G. Mißfeld]] vertreten.<ref>[https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1754726119_18921214/page/7 Hamburger Echo 14.12.1892]</ref> | |||
Der Arbeiterverein hatte [[1895]] 46 Mitglieder und schickte eine Vertrauensperson für Ellerbek und Wellingdorf zur Wahlkreiskonferenz.<ref>Hamburger Echo 22.8.1895</ref> Zwei Jahre später sollen es gemeinsam mit Neumühlen und Dietrichsdorf 60 gewesen sein.<ref>Hamburger Echo 17.8.1897</ref> | |||
Mitte der 1890er Jahre gelang es den Genossen trotz des undemokratischen Wahlrechts, zwei Sitze im Gemeinderat zu erringen.<ref>Bericht über die Wahlkreiskonferenz [https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1754726119_18970817/page/3 Hamburger Echo 17.08.1897, S. 3]</ref> | |||
Im Jahr 1897 gehörten alle Genossen aus Wellingdorf, Ellerbek, Neumühlen und Dietrichsdorf einem gemeinsamen Ortsverein an.<ref>[https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1754726119_18970817/page/3 Hamburger Echo 17.08.1897]</ref> | |||
Im Januar [[1898]] bildete sich der Sozialdemokratische Verein Ellerbek-Wellingdorf.<ref>Hamburger Echo 26.4.1898</ref> Im selben Jahr hatte der Verein zunächst 36 Mitglieder, außerdem gab es eine Vielzahl Volkzeitung-Abonnenten <ref>Vorwärts 26.4.1898, S. 3</ref>, später im Jahr waren es schon 48.<ref>Hamburger Echo 30.8.1898</ref> Der Verein nahm auch an der Wahlkreiskonferenz teil. | |||
Zum 9. September 1899 fand die Verschmelzung mit Nachbarvereinen, u.a . dem [[Ortsverein Neumühlen-Dietrichsdorf|''Socialdemokratischen Verein Dietrichsdorf, Neumühlen und Umgegend'']], zum '''Socialdemokratischen Verein Dietrichsdorf, Neumühlen, Ellerbek, Wellingdorf und Umgegend''' statt. Vermutlich gab es in diesem Verein eine Untergliederung, denn im Bericht auf der Wahlkreiskonferenz [[1902]] führte [[Wilhelm Poller]] die Mitgliederzahlen für „Dietrichsdorf-Neumühlen und Umgegend“ (105) und „Ellerbek-Wellingdorf“ (80) getrennt auf.<ref>Hamburger Echo 21. August 1902</ref> | |||
==1906-1911: Sozialdemokratischer Verein für Ellerbek und Umgegend== | |||
Zum 18. Juli 1906 machten sich die Genossen im '''Sozialdemokratischen Verein für Ellerbek und Umgegend''' selbstständig. Im Folgejahr hatten sie dann 149 Mitglieder.<ref>Rainer Paetau: Konfrontation oder Kooperation, S. 501/ Tab. 6</ref> | |||
[[1907]] stellte Ellerbek erfolgreich in der „Generalversammlung des Zentralvereins für den 7. Reichstagswahlkreis“ für den [[Provinzialparteitag 1907, Altona]], dass in der Arbeiterpresse keine Fremdworte verwendet sollten oder, wo unvermeidlich, diese erklärt werden müssten, da man von den Arbeitern kein Verständnis fremder Sprachen erwarten könne.<ref>Hamburger Echo, Mittwoch 21. August 1907, S. 6</ref> | |||
==1911-1933: Distrikt Ellerbek== | |||
1910 wurden die Orte Ellerbek, Wellingdorf, Hasseldieksdamm und Gaarden-Süd in die Stadt Kiel eingemeindet. Da es auf Beschluss des [[Provinzialparteitag 1904, Neumünster|Bezirksparteitags 1904]] in jedem Ort nur einen sozialdemokratischen Verein gebe solle, vereinigten sich die nun vier Vereine im Kieler Stadtgebiet am [[1. Oktober]] [[1911]] zum [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel#Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel]]. | |||
Als einen von ihnen nannte der geschichtsschreibende Kieler Sozialdemokrat [[Wilhelm Brecour]] 1932 den [[Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf|Distrikt Ellerbek-Wellingdorf]]. In den beiden Stadtteilen gab es zu diesem Zeitpunkt 692 Mitglieder.<ref>[[Wilhelm Brecour|Brecour, Wilhelm]]: ''Die [[Kreisverband Kiel|Sozialdemokratische Partei in Kiel]]. Ihre geschichtliche Entwicklung'' (Kiel o. J. [1932]) (Neudruck in ''Zur Geschichte der Kieler Arbeiterbewegung'', Kiel 1983), S. 77.</ref> An anderer Stelle heißt es jedoch, dass die Wellingdorfer Genossen am [[21. September 1911]] als Distrikt Wellingdorf aus dem [[Ortsverein Neumühlen-Dietrichsdorf|''Sozialdemokratischen Verein für Dietrichsdorf und Umgegend'']] in den Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel wechselten.<ref>Artikel [[Ortsverein Neumühlen-Dietrichsdorf]],der für die frühen Jahre in wesentlichen Teilen auf Sönke Petersen: Arbeiterbewegung, Kommune und Howaldtswerke. Ein Geschichtsbild von Neumühlen-Dietrichsdorf 1864 bis 1924 (Berlin 2016) beruht.</ref> Für letztere Interpretation spricht, dass der Dietrichsdorfer Verein von 1911 auf 1912 einen deutlichen Rückgang von rund 90 Mitgliedern (rund 15%) zu verzeichnen hatte.<ref>Rainer Paetau: Konfrontation oder Kooperation, S. 501/ Tab. 6, nach den Jahresberichten des 7. Wahlkreisvereins</ref> | |||
Zwischen den Angaben liegen neun Tage. Der Grund dafür ist aktuell unklar. | |||
Vielleicht ist am 21. September der Beschluss für den neuen Verein gefasst worden, dieser aber erst zum 1. Oktober so entsprechend im Vereinsregister eingetragen wurde. Oder vielleicht wechselten die Wellingdorfer in diesem Zeitraum auch noch schnell aus der „Umgegend“ ihrer nördlichen Nachbarn in die ihrer südlichen Nachbarn , um mit diesen dann gemeinsam in Groß-Kiel aufzugehen. | |||
Für den Zusammenschluss konstituierten sich aus den vier Vereinen sieben neue Distrikte, zu denen als zwei eigene Distrikte Ellerbek und [[Ortsverein Wellingdorf|Wellingdorf]] gehörten. | |||
Mind. von [[1914]] bis [[1916]] war der Dreher [[Karl Edler]] Distriktvorsitzender.<ref>Fischer Band 2, S. 99</ref> | |||
=== Traditionsfahne === | |||
[[Datei:Traditionsfahne Ellerbek vorn.jpg|thumb|right|250px|Traditionsfahne Vorderseite]]Beim Ortsverein wird bis heute die [[1926]] geweihte Traditionsfahne des Distrikts Ellerbek aufbewahrt. Information, wie sie über die Zeit der NS-Herrschaft gerettet wurde, gibt das Protokoll über die Wiedergründung [[1946]]: "Weiter führte er [d.h. [[Walter Raabke]]] aus, dass unser Wahrzeichen, das Banner des Distrikts Ellerbek, vom [[Genosse Schabilion|Gen. Schabilion]] treu bis jetzt aufbewahrt wurde. Es wird uns in allen Stunden voranleuchten." Auch das Protokoll der Jahreshauptversammlung [[1948]] informiert uns: "Im letzten Punkt Verschiedenes wurde eine Fahnendeputation gewählt. Dieser gehören die Genossen [[Paul Verdieck|Paul Verdik]], [[Genosse Hachmann|Hachmann]] und [[Genosse Stengel|Stengel]] an. Bei einer Beisetzung verstorbener Parteimitglieder nehmen diese Genossen teil." Seit [[2006]] trägt sie ein schmales Seitenbanner mit der Inschrift "100 Jahre SPD Ellerbek 1906-2006". | |||
==1946-1972: Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf== | |||
Der Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf bestand von der Wiedergründung nach der NS-Herrschaft 1946 bis zum Februar 1972, als er sich im Rahmen der Organisationsreform in die beiden Ortsvereine Ellerbek und Wellingdorf aufteilte. | |||
[[Datei:Edmund Heuschkel.jpg|thumb|left|200px|Edmund Heuschkel 1971]]Bei der Wiedergründung nach der NS-Herrschaft am [[2. März]] [[1946]]<ref>Das Protokollbuch mit dem Gründungsprotokoll wurde erst [[2018]] wieder aufgefunden.</ref> wurde für Ellerbek und Wellingdorf unter dem Vorsitz von [[Walter Raabke]] ein gemeinsamer Ortsverein gegründet. Bis [[1971]] ist in Zeitungsmeldungen in der Regel vom [[Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf]] die Rede. | |||
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==seit 1972: Ortsverein Ellerbek== | |||
[[1972]] trennten sich die Parteimitglieder aus Ellerbek und Wellingdorf: | |||
<blockquote>"Durch die Organisationsreform [...] sind aus dem bisherigen [[Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf]] die Ortsvereine Ellerbek und [[Ortsverein Wellingdorf|Wellingdorf]] entstanden."</blockquote> | |||
Zum Gründungsvorsitzenden in Ellerbek wurde [[Edmund Heuschkel]] gewählt.<ref>''Zur Mitarbeit gewinnen'', ''Kieler Nachrichten'', 10.2.1972. Dort auch das vorstehende Zitat.</ref> | Zum Gründungsvorsitzenden in Ellerbek wurde [[Edmund Heuschkel]] gewählt.<ref>''Zur Mitarbeit gewinnen'', ''Kieler Nachrichten'', 10.2.1972. Dort auch das vorstehende Zitat.</ref> | ||
== | === Kommunalpolitik === | ||
Bis zur [[Kommunalwahl 2023]] gehörten vier SPD-Mitglieder dem Ortsbeirat an, davon OV Ellerbek: [[Özgürcan Baş]] (Vorsitzender ab September [[2020]])<ref>''Kieler Nachrichten'', 4.9.2020, S. 26</ref> Nachdem Özgürcan Baş in die [[Kreisverband Kiel - Ratsfraktion|Kieler Ratsversammlung]] gewählt wurde, übernahm [[Markus Wöller]] den Vorsitz. Ihn unterstützen zwei weitere Sozialdemokraten, darunter [[Konrad Wetzel]] aus Kiel-Ellerbek. | |||
Die Plätze im Ortsbeirat werden mit dem [[Ortsverein Kiel-Schwentinemünde|OV Schwentinemünde]] geteilt. | |||
== | == Vorsitz == | ||
*ab [[2023]] - [[Markus Wöller]] | |||
*[[2019]]-[[2023]] - [[Daniel Pollmann]] | |||
*[[2004]]-[[2019]] - [[Peter Kokocinski]] | |||
*ca. [[1991]]-[[2004]] - [[Günter Mischke]] | |||
*[[1984]]-? - [[Jürgen Silz]] | |||
*197?-? - [[Holger Lüth]] | |||
*Februar [[1972]]-197? - [[Edmund Heuschkel]] | |||
*Vgl. [[Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf]] | |||
*Verbot der SPD durch die Nazis | |||
*?-[[1933]] - [[Walter Raabke]] | |||
*[[1906]]-? - [[Genosse Lühr]] | |||
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== Links == | ==Links== | ||
*[ | *[[Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf - Vorstände|Ortsverein Kiel-Ellerbek - Vorstände]] | ||
*[https://www.spd-kiel.de/gruppen/ellerbek/ Homepage des Ortsvereins] | |||
== | ==Einzelnachweise== | ||
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Aktuelle Version vom 28. September 2024, 10:34 Uhr
Der Ortsverein Kiel-Ellerbek ist eine Gliederung des Kreisverbandes Kiel. Er wurde in seiner heutigen Form 1972 eingerichtet und geht auf eine Gründung am 18. Juli 1906 zurück. Wenig später gehörte er zu den 7 ursprünglichen Distrikten des Sozialdemokratischen Vereins Groß-Kiel von 1911. Am 31. Dezember 2020 war er mit 33 Mitgliedern der kleinste Kieler Ortsverein.
Vorgeschichte
Auch in der Zeit der Illegalität engagierten sich schon Ellerbeker für die sozialdemokratische Sache, so ist beispielsweise belegt, dass in den Monaten März bis Mai 1888 aus Ellerbek 20,15 Reichsmark an den „Hasenclever-Fonds“ bei der Reichstagsfraktion gezahlt worden sind.[1]
Frauen war es bis 1908 verboten, Mitglied in politischen Vereinen zu werden. Zwischenzeitlich durften sie nicht einmal an nicht-politischen Veranstaltungen wie Vereinsfeiern teilnehmen. Für die preußische Polizei war alles politisch, was Sozialismus auch nur ahnen ließ. Als der Arbeiterverein in Ellerbek 1892 sein Stiftungsfest feiern wollte, drohte das Verbot. Der Vorstand meldete daraufhin ein "Männerkränzchen" an. Die Frauen saßen während der Feier im Saal nebenan. Zunächst wollte die Polizei sie auch dort vertreiben, unterließ dies aber.[2]
1892 wurden Wellingdorf und Ellerbek auf dem Provinzialparteitag von G. Mißfeld vertreten.[3]
Der Arbeiterverein hatte 1895 46 Mitglieder und schickte eine Vertrauensperson für Ellerbek und Wellingdorf zur Wahlkreiskonferenz.[4] Zwei Jahre später sollen es gemeinsam mit Neumühlen und Dietrichsdorf 60 gewesen sein.[5]
Mitte der 1890er Jahre gelang es den Genossen trotz des undemokratischen Wahlrechts, zwei Sitze im Gemeinderat zu erringen.[6]
Im Jahr 1897 gehörten alle Genossen aus Wellingdorf, Ellerbek, Neumühlen und Dietrichsdorf einem gemeinsamen Ortsverein an.[7]
Im Januar 1898 bildete sich der Sozialdemokratische Verein Ellerbek-Wellingdorf.[8] Im selben Jahr hatte der Verein zunächst 36 Mitglieder, außerdem gab es eine Vielzahl Volkzeitung-Abonnenten [9], später im Jahr waren es schon 48.[10] Der Verein nahm auch an der Wahlkreiskonferenz teil.
Zum 9. September 1899 fand die Verschmelzung mit Nachbarvereinen, u.a . dem Socialdemokratischen Verein Dietrichsdorf, Neumühlen und Umgegend, zum Socialdemokratischen Verein Dietrichsdorf, Neumühlen, Ellerbek, Wellingdorf und Umgegend statt. Vermutlich gab es in diesem Verein eine Untergliederung, denn im Bericht auf der Wahlkreiskonferenz 1902 führte Wilhelm Poller die Mitgliederzahlen für „Dietrichsdorf-Neumühlen und Umgegend“ (105) und „Ellerbek-Wellingdorf“ (80) getrennt auf.[11]
1906-1911: Sozialdemokratischer Verein für Ellerbek und Umgegend
Zum 18. Juli 1906 machten sich die Genossen im Sozialdemokratischen Verein für Ellerbek und Umgegend selbstständig. Im Folgejahr hatten sie dann 149 Mitglieder.[12]
1907 stellte Ellerbek erfolgreich in der „Generalversammlung des Zentralvereins für den 7. Reichstagswahlkreis“ für den Provinzialparteitag 1907, Altona, dass in der Arbeiterpresse keine Fremdworte verwendet sollten oder, wo unvermeidlich, diese erklärt werden müssten, da man von den Arbeitern kein Verständnis fremder Sprachen erwarten könne.[13]
1911-1933: Distrikt Ellerbek
1910 wurden die Orte Ellerbek, Wellingdorf, Hasseldieksdamm und Gaarden-Süd in die Stadt Kiel eingemeindet. Da es auf Beschluss des Bezirksparteitags 1904 in jedem Ort nur einen sozialdemokratischen Verein gebe solle, vereinigten sich die nun vier Vereine im Kieler Stadtgebiet am 1. Oktober 1911 zum Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel.
Als einen von ihnen nannte der geschichtsschreibende Kieler Sozialdemokrat Wilhelm Brecour 1932 den Distrikt Ellerbek-Wellingdorf. In den beiden Stadtteilen gab es zu diesem Zeitpunkt 692 Mitglieder.[14] An anderer Stelle heißt es jedoch, dass die Wellingdorfer Genossen am 21. September 1911 als Distrikt Wellingdorf aus dem Sozialdemokratischen Verein für Dietrichsdorf und Umgegend in den Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel wechselten.[15] Für letztere Interpretation spricht, dass der Dietrichsdorfer Verein von 1911 auf 1912 einen deutlichen Rückgang von rund 90 Mitgliedern (rund 15%) zu verzeichnen hatte.[16]
Zwischen den Angaben liegen neun Tage. Der Grund dafür ist aktuell unklar. Vielleicht ist am 21. September der Beschluss für den neuen Verein gefasst worden, dieser aber erst zum 1. Oktober so entsprechend im Vereinsregister eingetragen wurde. Oder vielleicht wechselten die Wellingdorfer in diesem Zeitraum auch noch schnell aus der „Umgegend“ ihrer nördlichen Nachbarn in die ihrer südlichen Nachbarn , um mit diesen dann gemeinsam in Groß-Kiel aufzugehen.
Für den Zusammenschluss konstituierten sich aus den vier Vereinen sieben neue Distrikte, zu denen als zwei eigene Distrikte Ellerbek und Wellingdorf gehörten.
Mind. von 1914 bis 1916 war der Dreher Karl Edler Distriktvorsitzender.[17]
Traditionsfahne
Beim Ortsverein wird bis heute die 1926 geweihte Traditionsfahne des Distrikts Ellerbek aufbewahrt. Information, wie sie über die Zeit der NS-Herrschaft gerettet wurde, gibt das Protokoll über die Wiedergründung 1946: "Weiter führte er [d.h. Walter Raabke] aus, dass unser Wahrzeichen, das Banner des Distrikts Ellerbek, vom Gen. Schabilion treu bis jetzt aufbewahrt wurde. Es wird uns in allen Stunden voranleuchten." Auch das Protokoll der Jahreshauptversammlung 1948 informiert uns: "Im letzten Punkt Verschiedenes wurde eine Fahnendeputation gewählt. Dieser gehören die Genossen Paul Verdik, Hachmann und Stengel an. Bei einer Beisetzung verstorbener Parteimitglieder nehmen diese Genossen teil." Seit 2006 trägt sie ein schmales Seitenbanner mit der Inschrift "100 Jahre SPD Ellerbek 1906-2006".
1946-1972: Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf
Der Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf bestand von der Wiedergründung nach der NS-Herrschaft 1946 bis zum Februar 1972, als er sich im Rahmen der Organisationsreform in die beiden Ortsvereine Ellerbek und Wellingdorf aufteilte.
Bei der Wiedergründung nach der NS-Herrschaft am 2. März 1946[18] wurde für Ellerbek und Wellingdorf unter dem Vorsitz von Walter Raabke ein gemeinsamer Ortsverein gegründet. Bis 1971 ist in Zeitungsmeldungen in der Regel vom Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf die Rede.
→ Hauptartikel: Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf
seit 1972: Ortsverein Ellerbek
1972 trennten sich die Parteimitglieder aus Ellerbek und Wellingdorf:
"Durch die Organisationsreform [...] sind aus dem bisherigen Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf die Ortsvereine Ellerbek und Wellingdorf entstanden."
Zum Gründungsvorsitzenden in Ellerbek wurde Edmund Heuschkel gewählt.[19]
Kommunalpolitik
Bis zur Kommunalwahl 2023 gehörten vier SPD-Mitglieder dem Ortsbeirat an, davon OV Ellerbek: Özgürcan Baş (Vorsitzender ab September 2020)[20] Nachdem Özgürcan Baş in die Kieler Ratsversammlung gewählt wurde, übernahm Markus Wöller den Vorsitz. Ihn unterstützen zwei weitere Sozialdemokraten, darunter Konrad Wetzel aus Kiel-Ellerbek.
Die Plätze im Ortsbeirat werden mit dem OV Schwentinemünde geteilt.
Vorsitz
- ab 2023 - Markus Wöller
- 2019-2023 - Daniel Pollmann
- 2004-2019 - Peter Kokocinski
- ca. 1991-2004 - Günter Mischke
- 1984-? - Jürgen Silz
- 197?-? - Holger Lüth
- Februar 1972-197? - Edmund Heuschkel
- Vgl. Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf
- Verbot der SPD durch die Nazis
- ?-1933 - Walter Raabke
- 1906-? - Genosse Lühr
- ?
Bilder
-
Gründungsprotokoll
-
Traditionsfahne Rückseite
-
Spitze des Fahnenstocks der Traditionsfahne
Links
Einzelnachweise
- ↑ Berliner Volksblatt 15.7.1888, S. 5
- ↑ Brecour, Wilhelm: Die Sozialdemokratische Partei in Kiel. Ihre geschichtliche Entwicklung (Kiel o. J. [1932]) (Neudruck in Zur Geschichte der Kieler Arbeiterbewegung, Kiel 1983)
- ↑ Hamburger Echo 14.12.1892
- ↑ Hamburger Echo 22.8.1895
- ↑ Hamburger Echo 17.8.1897
- ↑ Bericht über die Wahlkreiskonferenz Hamburger Echo 17.08.1897, S. 3
- ↑ Hamburger Echo 17.08.1897
- ↑ Hamburger Echo 26.4.1898
- ↑ Vorwärts 26.4.1898, S. 3
- ↑ Hamburger Echo 30.8.1898
- ↑ Hamburger Echo 21. August 1902
- ↑ Rainer Paetau: Konfrontation oder Kooperation, S. 501/ Tab. 6
- ↑ Hamburger Echo, Mittwoch 21. August 1907, S. 6
- ↑ Brecour, Wilhelm: Die Sozialdemokratische Partei in Kiel. Ihre geschichtliche Entwicklung (Kiel o. J. [1932]) (Neudruck in Zur Geschichte der Kieler Arbeiterbewegung, Kiel 1983), S. 77.
- ↑ Artikel Ortsverein Neumühlen-Dietrichsdorf,der für die frühen Jahre in wesentlichen Teilen auf Sönke Petersen: Arbeiterbewegung, Kommune und Howaldtswerke. Ein Geschichtsbild von Neumühlen-Dietrichsdorf 1864 bis 1924 (Berlin 2016) beruht.
- ↑ Rainer Paetau: Konfrontation oder Kooperation, S. 501/ Tab. 6, nach den Jahresberichten des 7. Wahlkreisvereins
- ↑ Fischer Band 2, S. 99
- ↑ Das Protokollbuch mit dem Gründungsprotokoll wurde erst 2018 wieder aufgefunden.
- ↑ Zur Mitarbeit gewinnen, Kieler Nachrichten, 10.2.1972. Dort auch das vorstehende Zitat.
- ↑ Kieler Nachrichten, 4.9.2020, S. 26
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