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'''Gustav Schatz'''. * [[9. Oktober]] [[1899]] in Hamburg, † [[25. Dezember]] [[1982]] in Kiel. Gelernter Buchdrucker, Geschäftsführer. Seit [[1920]] Mitglied der SPD. | '''Gustav Schatz'''. * [[9. Oktober]] [[1899]] in Hamburg, † [[25. Dezember]] [[1982]] in Kiel. Gelernter Buchdrucker, Geschäftsführer. Seit [[1920]] Mitglied der SPD. | ||
== Leben & Beruf == | ==Leben & Beruf== | ||
Gustav Schatz stammte aus einer Familie mit | Gustav Schatz stammte aus einer sozialdemokratisch orientierten Familie mit 15 Kindern. [[1912]] zog die Familie von Hamburg nach [[Ortsverein Bad Bramstedt|Bad Bramstedt]]. Dort war sein Vater [[Franz Gustav Schatz]] in der SPD aktiv. Nach der Schule und der Lehre als Buchdrucker in Kaltenkirchen wurde er [[1917]] zum Kriegsdienst eingezogen. Nach dem ersten Weltkrieg ging er nach [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Kiel]] und arbeitete in seinem erlernten Beruf. [[1922]]/[[1923]] fand er Arbeit im Ruhr-Bergbau und arbeitete auch unter Tage. Er kehrte nach Schleswig-Holstein zurück und war zunächst als Akzidenzsetzer und Umbruchmetteur in Rendsburg tätig, dann bei der ''[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung]]'' in Kiel als Abteilungsleiter in der Anzeigensetzerei. | ||
Er gehörte selbstverständlich der Industriegewerkschaft Druck und Papier<ref>Ehrenurkunde v. 20.11.1979, Nachlass Gustav Schatz</ref> und auch der [[Arbeiterwohlfahrt]] an.<ref>Ehrenurkunde v. 12.11.1980, Nachlass Gustav Schatz</ref> [[1935]] legte er die Meisterprüfung als Buchdrucker ab.<ref name=":0">Artikel zum 80. Geburtstag, ''Kieler Nachrichten'', 9.10.1979</ref> | |||
[[ | Obwohl auf einem Auge ohne Sehkraft, mußte er [[1943]] bis [[1945]] zum zweiten Mal in seinem Leben Kriegsdienst leisten. Er erlebte den 2. Weltkrieg in Ostpreußen und Ungarn. [[1945]] kehrte er aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft nach Kiel zurück.<ref name=":0" /> | ||
Gustav Schatz war verheiratet mit Elli Schatz, geb. Kohlmorgen (die er "Mutti" nannte); sie hatten zwei Kinder, darunter [[Lore Klose]]. Die Familie wohnte nach der NS-Herrschaft zeitweise in der Hegelstraße. | Gustav Schatz war verheiratet mit Elli Schatz, geb. Kohlmorgen (die er "Mutti" nannte); sie hatten zwei Kinder, darunter [[Lore Klose]]. Die Familie wohnte nach der NS-Herrschaft zeitweise in der Hegelstraße. | ||
[[Datei:Gustav Schatz Entnazifizierung.jpg|thumb|260px|left|Entnazifizierungsschein von Gustav Schatz]]Seine Tochter erinnert sich, dass er während der NS-Herrschaft jeden Morgen aus dem Haus ging und bei seiner Rückkehr von seiner Frau überaus herzlich empfangen wurde. Erst viel später erfuhr sie, dass er sich jeden Morgen persönlich bei der Gestapo zu melden hatte und nie wusste, ob er vielleicht verhaftet werden würde.<ref>Mündliche Information von [[Lore Klose]] an [[Benutzer:Skw]], 28.2.2024</ref> | |||
== | ==Partei & Politik== | ||
In Kiel übernahm Gustav Schatz von [[1927]] bis [[1933]] den Bezirksvorsitz der [[Sozialistische Arbeiterjugend|Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ)]]. | |||
Nach der NS-Herrschaft engegierte er sich wieder für die SPD, vor allem in der Kommunalpolitik. Von [[1945]] bis [[1949]] gehörte er dem [[Landesvorstand]] an, von [[1957]] bis [[1966]] dem [[Kreisverband Kiel - Vorstände|Kieler Kreisvorstand]]. | |||
== Ehrungen == | ===Kommunalpolitik=== | ||
[[Datei:Gustav Schatz | [[Datei:1953 06 Gustav Schatz u Karl Langbehn.png|thumb|right|200px|Die Ehepaare Schatz und [[Karl Langbehn|Langbehn]], Kieler Woche 1953]] | ||
Als Unbelasteter, der während der NS-Herrschaft keinerlei Verbindungen zur NSDAP oder ihren Gliederungen gehabt hatte, vertrat er die SPD in der Entnazifizierungskommission. | |||
Er gehörte von [[1945]] bis [[1970]] der [[Kreisverband Kiel - Ratsfraktion|Kieler Ratsversammlung]] an, von [[1946]] bis [[1966]] als ehrenamtlicher Stadtrat (Magistratsmitglied). Im Oktober [[1956]] wurde er als Nachfolger von [[Karl Langbehn]] zum Vorsitzenden der [[Kreisverband Kiel - Ratsfraktion|Ratsherrenfraktion]] gewählt. [[1966]] gab er dieses Amt an [[Heinz Lüdemann]] ab. | |||
Von [[1948]] bis [[1964]] stand er als Geschäftsführer an der Spitze der städtischen Kieler Wohnungsbaugesellschaft (KWG). In dieser Zeit ließ die KWG etwa 6000 Wohnungen bauen. | |||
==Ehrungen== | |||
[[Datei:Gustav Schatz Verleihung der Andreas Gayk Medaille 1972.jpg|thumb|200px|right|Verleihung der Andreas-Gayk-Medaille 1972. Stehend v.l.: Peter Jeschke (CDU), Stadtpräsidentin [[Ida Hinz]], Elisabeth Vormeyer (CDU), Herbert Wollschläger (CDU), Gustav Schatz, OB [[Günther Bantzer]], Wilhelm Schulz, Otto Dose]] | |||
[[Datei:Gustav-Schatz-Hof.jpg|260px|thumb|left|Der Gustav-Schatz-Hof in Gaarden]] | [[Datei:Gustav-Schatz-Hof.jpg|260px|thumb|left|Der Gustav-Schatz-Hof in Gaarden]] | ||
[[1964]] erhielt | [[Datei:Gustav Schatz Erinnerungstafel am Gustav-Schatz-Hof.JPG|260px|thumb|left|Erinnerungstafel für Gustav Schatz]] | ||
[[1961]] verlieh ihm der Reichsbund der Kriegs- und Zivilbeschädigten, Sozialrentner und Hinterbliebenen für hervorragende Leistungen seine Goldene Ehrennadel.<ref>Ehrenurkunde v. 7.2.1961, Nachlass Gustav Schatz</ref> | |||
[[1964]] erhielt er den Verdienstorden des Bundesverdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland.<ref>Verleihungsurkunde v. 7.10.1964, Nachlass Gustav Schatz</ref> | |||
[[1967]] würdigte ihn der Landesbund Schleswig-Holstein der Kleingärtner e.V. mit seiner goldenen Verdienstnadel.<ref>Ehrenurkunde v. 14.10.1967, Nachlass Gustav Schatz</ref> | |||
[[1972]] ehrte die Landeshauptstadt Kiel ihn mit der Verleihung der [[Andreas-Gayk-Medaille]].<ref>Verleihungsurkunde der Landeshauptstadt Kiel, Nachlass Gustav Schatz</ref> | |||
Am [[9. Oktober]] [[1979]] zeichnete ihn die [[Landesverband|SPD Schleswig-Holstein]] anläßlich seines 80. Geburtstags "in Anerkennung seiner Verdienste um den Wiederaufbau der SPD nach den Jahren der Verfolgung durch die Nationalsozialisten und zum Dank für unermüdlichen Einsatz als sozialdemokratischer Kommunalpolitiker"<ref>Wortlaut der Verleihungsurkunde, Nachlass Gustav Schatz</ref> mit ihrer [[Schleswig-Holstein-Medaille|Ehrenmedaille]] aus. Diese wurde ihm vermutlich im Rahmen des Empfangs überreicht, den die [[Kreisverband Kiel - Ratsfraktion|SPD-Ratsherrenfraktion]]<ref>So die damals offizielle Bezeichnung.</ref> an diesem Tag für ihn ausrichtete. | |||
Der Wohnkomplex auf dem Gelände der früheren Pickertkaserne im multikulturell geprägten Kieler Stadtteil Gaarden an der Pickertstraße trägt seit [[1995]] den Namen "Gustav-Schatz-Hof".<ref>Beschluss der Ratsversammlung vom | Der Wohnkomplex auf dem Gelände der früheren Pickertkaserne im multikulturell geprägten Kieler Stadtteil Gaarden an der Pickertstraße trägt seit [[1995]] den Namen "Gustav-Schatz-Hof".<ref>Beschluss der Ratsversammlung vom 14.12.1995, [https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/_daten_strassenlexikon/_strasse.php?id=294&x=G&eingabe= Kieler Straßenlexikon]</ref> | ||
== Literatur == | ==Literatur== | ||
*SPD-Kreisverband Kiel (Hrsg.): ''1863|1978. 115 Jahre Sozialdemokratie. Festschrift der Kieler Sozialdemokraten'' (Kiel 1978) | *SPD-Kreisverband Kiel (Hrsg.): ''1863|1978. 115 Jahre Sozialdemokratie. Festschrift der Kieler Sozialdemokraten'' (Kiel 1978) | ||
*''Kieler Nachrichten'', 9.10.1964, 9.10.1979, 10.5.1996 | *''Kieler Nachrichten'', 9.10.1964, 9.10.1979, 10.5.1996 | ||
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Aktuelle Version vom 8. März 2024, 08:19 Uhr
Gustav Schatz |
Gustav Schatz. * 9. Oktober 1899 in Hamburg, † 25. Dezember 1982 in Kiel. Gelernter Buchdrucker, Geschäftsführer. Seit 1920 Mitglied der SPD.
Leben & Beruf
Gustav Schatz stammte aus einer sozialdemokratisch orientierten Familie mit 15 Kindern. 1912 zog die Familie von Hamburg nach Bad Bramstedt. Dort war sein Vater Franz Gustav Schatz in der SPD aktiv. Nach der Schule und der Lehre als Buchdrucker in Kaltenkirchen wurde er 1917 zum Kriegsdienst eingezogen. Nach dem ersten Weltkrieg ging er nach Kiel und arbeitete in seinem erlernten Beruf. 1922/1923 fand er Arbeit im Ruhr-Bergbau und arbeitete auch unter Tage. Er kehrte nach Schleswig-Holstein zurück und war zunächst als Akzidenzsetzer und Umbruchmetteur in Rendsburg tätig, dann bei der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung in Kiel als Abteilungsleiter in der Anzeigensetzerei.
Er gehörte selbstverständlich der Industriegewerkschaft Druck und Papier[1] und auch der Arbeiterwohlfahrt an.[2] 1935 legte er die Meisterprüfung als Buchdrucker ab.[3]
Obwohl auf einem Auge ohne Sehkraft, mußte er 1943 bis 1945 zum zweiten Mal in seinem Leben Kriegsdienst leisten. Er erlebte den 2. Weltkrieg in Ostpreußen und Ungarn. 1945 kehrte er aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft nach Kiel zurück.[3] Gustav Schatz war verheiratet mit Elli Schatz, geb. Kohlmorgen (die er "Mutti" nannte); sie hatten zwei Kinder, darunter Lore Klose. Die Familie wohnte nach der NS-Herrschaft zeitweise in der Hegelstraße.
Seine Tochter erinnert sich, dass er während der NS-Herrschaft jeden Morgen aus dem Haus ging und bei seiner Rückkehr von seiner Frau überaus herzlich empfangen wurde. Erst viel später erfuhr sie, dass er sich jeden Morgen persönlich bei der Gestapo zu melden hatte und nie wusste, ob er vielleicht verhaftet werden würde.[4]
Partei & Politik
In Kiel übernahm Gustav Schatz von 1927 bis 1933 den Bezirksvorsitz der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ).
Nach der NS-Herrschaft engegierte er sich wieder für die SPD, vor allem in der Kommunalpolitik. Von 1945 bis 1949 gehörte er dem Landesvorstand an, von 1957 bis 1966 dem Kieler Kreisvorstand.
Kommunalpolitik
Als Unbelasteter, der während der NS-Herrschaft keinerlei Verbindungen zur NSDAP oder ihren Gliederungen gehabt hatte, vertrat er die SPD in der Entnazifizierungskommission.
Er gehörte von 1945 bis 1970 der Kieler Ratsversammlung an, von 1946 bis 1966 als ehrenamtlicher Stadtrat (Magistratsmitglied). Im Oktober 1956 wurde er als Nachfolger von Karl Langbehn zum Vorsitzenden der Ratsherrenfraktion gewählt. 1966 gab er dieses Amt an Heinz Lüdemann ab.
Von 1948 bis 1964 stand er als Geschäftsführer an der Spitze der städtischen Kieler Wohnungsbaugesellschaft (KWG). In dieser Zeit ließ die KWG etwa 6000 Wohnungen bauen.
Ehrungen
1961 verlieh ihm der Reichsbund der Kriegs- und Zivilbeschädigten, Sozialrentner und Hinterbliebenen für hervorragende Leistungen seine Goldene Ehrennadel.[5]
1964 erhielt er den Verdienstorden des Bundesverdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland.[6]
1967 würdigte ihn der Landesbund Schleswig-Holstein der Kleingärtner e.V. mit seiner goldenen Verdienstnadel.[7]
1972 ehrte die Landeshauptstadt Kiel ihn mit der Verleihung der Andreas-Gayk-Medaille.[8]
Am 9. Oktober 1979 zeichnete ihn die SPD Schleswig-Holstein anläßlich seines 80. Geburtstags "in Anerkennung seiner Verdienste um den Wiederaufbau der SPD nach den Jahren der Verfolgung durch die Nationalsozialisten und zum Dank für unermüdlichen Einsatz als sozialdemokratischer Kommunalpolitiker"[9] mit ihrer Ehrenmedaille aus. Diese wurde ihm vermutlich im Rahmen des Empfangs überreicht, den die SPD-Ratsherrenfraktion[10] an diesem Tag für ihn ausrichtete.
Der Wohnkomplex auf dem Gelände der früheren Pickertkaserne im multikulturell geprägten Kieler Stadtteil Gaarden an der Pickertstraße trägt seit 1995 den Namen "Gustav-Schatz-Hof".[11]
Literatur
- SPD-Kreisverband Kiel (Hrsg.): 1863|1978. 115 Jahre Sozialdemokratie. Festschrift der Kieler Sozialdemokraten (Kiel 1978)
- Kieler Nachrichten, 9.10.1964, 9.10.1979, 10.5.1996
Einzelnachweise
- ↑ Ehrenurkunde v. 20.11.1979, Nachlass Gustav Schatz
- ↑ Ehrenurkunde v. 12.11.1980, Nachlass Gustav Schatz
- ↑ 3,0 3,1 Artikel zum 80. Geburtstag, Kieler Nachrichten, 9.10.1979
- ↑ Mündliche Information von Lore Klose an Benutzer:Skw, 28.2.2024
- ↑ Ehrenurkunde v. 7.2.1961, Nachlass Gustav Schatz
- ↑ Verleihungsurkunde v. 7.10.1964, Nachlass Gustav Schatz
- ↑ Ehrenurkunde v. 14.10.1967, Nachlass Gustav Schatz
- ↑ Verleihungsurkunde der Landeshauptstadt Kiel, Nachlass Gustav Schatz
- ↑ Wortlaut der Verleihungsurkunde, Nachlass Gustav Schatz
- ↑ So die damals offizielle Bezeichnung.
- ↑ Beschluss der Ratsversammlung vom 14.12.1995, Kieler Straßenlexikon
Fraktionsvorsitzende: Andreas Gayk (1945-1950) | Karl Langbehn (1950-1956) | Gustav Schatz (1956-1966) | Heinz Lüdemann (1966-1970) | Karl Heinz Luckhardt (1970-1971) | Fritz Quade (1971) | Siegfried Zimmermann (1971-1975) | Egon Müller (1975) | Claus Möller (1975-1981) | Holger Ipsen (1981-1988) | Waltraut Siebke (1988-1994) | Hans-Werner Tovar (1994-1996) | Eckehard Raupach (1996-1998) | Jürgen Fenske (1998-2000) | Cai-Uwe Lindner (2000) | Eckehard Raupach (2001-2003) | Cathy Kietzer (2003-2008) | Ralph Müller-Beck (2008-2009) | Gesa Langfeldt (2009-2013) | Hans-Friedrich Traulsen (2013-2018) | Gesa Langfeldt (2018-2023) | Christina Schubert (2023-)