SPD-Parteitag 1893, Köln

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Der SPD-Parteitag 1893 fand vom 22. bis 28. Oktober in Köln statt.

Teilnehmer*innen

177 Delegierte, darunter aus Schleswig-Holstein August Hamann (Itzehoe, 5. RWK), Carl Heinrich (Altona-Stormarn-Lauenburg), Genosse Holzhäuser (Flensburg, 2. RWK), Heinrich Koenen (Hamburg, 4. RWK), Friedrich Lesche (Altona-Stormarn-Lauenburg), Heinrich Lienau (Neumünster, 3. u. 7. RWK), Hermann Molkenbuhr (Ottensen, 6. RWK), Heinrich Ströbel (Kiel, 7. RWK), C. Stüven (Altona-Stormarn-Lauenburg), aus Hamburg Reinhard Bérard, Karl Frohme, Carl Legien (zu dieser Zeit Hamburg), Wilhelm Metzger, Otto Stolten, aus Lübeck Theodor Schwartz sowie aus dem Großherzogtum Oldenburg Paul Hug (Bant).[1]

Tagesordnung[2]

1. Geschäftsbericht des Parteivorstandes (Ignaz Auer)

"Nach dem Bericht des Parteivorstandes wurden seit dem Ende des Sozialistengesetzes wegen »Vergehen und Verbrechen«, die im engsten Zusammenhang mit der politischen oder gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung stehen, von den deutschen Gerichten 293 Jahre und fünf Tage Freiheits- und 70772,20 Mark Geldstrafen ausgesprochen."[3]

2. Bericht der Kontrolleure (Heinrich Meister)
3. Parteipresse und Agitation mit besonderer Berücksichtung der Landagitation
4. Bericht über die parlamentarische Thätigkeit (Paul Singer)
5. Maifeier 1894 (Wilhelm Liebknecht)
6. Die Gewerkschaftsbewegung und ihre Unterstützung durch die Parteigenossen (Carl Legien und Ignaz Auer)

Nach einer längeren Diskussion, in der sich August Bebel sehr skeptisch über die weitere Entwicklung der Gewerkschaftsbewegung äußerte, erklärte der Parteitag seine Sympathie mit der Gewerkschaftsbewegung und legte den Parteigenossen von neuem die Pflicht auf, mit aller Kraft für deren Stärkung einzutreten.[3]

7. Antisemitismus und Sozialdemokratie (August Bebel)

Der Beschluß gegen den Antisemitismus wurde bestätigt.[3]

8. Anträge zu Programm und Organisation
9. Das allgemeine Wahlrecht und die Wahlrechte zu den Landtagen (August Bebel)

Da das Dreiklassenwahlrecht es der Sozialdemokratie unmöglich mache, sich mit Aussicht auf Erfolg an den Wahlen zum preußischen Landtag zu beteiligen, wurden die Parteigenossen in Preußen verpflichtet, sich jeder Wahlbeteiligung unter dem bestehenden Wahlsystem zu enthalten.
Bei Reichstags-, Landtags- und Gemeinderatswahlen dürfen keinerlei Kompromisse mit den bürgerlichen Parteien eingegangen werden. Die Partei- und Gewerkschaftsmitglieder sollen ihre Parteipflicht nicht durch die Zugehörigkeit zu Landsmannschaften oder Mitgliedschaften in sogenannten Vergnügungsvereinen, Klubs usw. vernachlässigen.[3]

10. Wahl der Parteileitung und Bestimmung des Ortes, wo sie ihren Sitz zu nehmen hat

Wahlen

Der Parteivorstand wurde neu gewählt. Von 184 gültigen Stimmen erhielten die Vorsitzenden August Bebel und Paul Singer je 183, Kassierer Alwin Gerisch 184, die Schriftführer Ignaz Auer und Richard Fischer 170 bzw. 158.

Links

Einzelnachweise

  1. Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der SPD ... (Berlin 1893), S. 280-285
  2. Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der SPD ... (Berlin 1893), S. 11
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Osterroth, Franz / Schuster, Dieter: Stichtag 22./28. Oktober 1893. In: Chronik der deutschen Sozialdemokratie. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975. Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001)