SPD-Parteitag 1902, München

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Der SPD-Parteitag 1902 fand vom 14. bis 20. September in München statt. Vor dem Parteitag tagte am 13. und 14. September die zweite SPD-Frauenkonferenz.

Frauenkonferenz

Die zweite reichsweite Frauenkonferenz wurde erneut einberufen von Ottilie Baader als Vertrauensperson der Genossinnen Deutschlands. Sie und Clara Zetkin wurden zu Vorsitzenden gewählt, Luise Zietz zur Schriftführerin. Leider enthält das Protokoll keine Liste der Delegierten, sondern nur ein Sprechregister.[1] Die Mandatsprüfungskommission stellte 16 weibliche und 4 männliche Delegierte mit gültigem Mandat fest sowie 2 Delegierte aus Österreich. Nach dem Sprechregister waren allein aus Schleswig-Holstein und Hamburg etwa Reinhard Bérard, Adolf von Elm, Hermann Molkenbuhr, Paul Müller und Wilhelm Poller dabei, also nicht nur Delegierte. Weibliche Delegierte aus Schleswig-Holstein waren Wilhelmine Kähler (MP-Kommission) und Luise Zietz.

Die Tagesordnung umfasste den Tätigkeitsbericht, die Frage "Wie bilden wir Agitatorinnen aus?", den gesetzlichen Schutz der Frauen-, Kinder- und Heimarbeit, die politische Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts, insbesondere auf dem Gebiete des Vereins- und Versammlungsrechtes sowie Verschiedenes.[2]

Delegierte

Für die schleswig-holsteinischen Wahlkreise sind folgende Delegierte aufgeführt[3]:

Außerdem nahmen teil als MdR Adolf von Elm, Karl Frohme, Paul Hoffmann (Hamburg), Hermann Molkenbuhr (Ottensen), Louise Zietz (Hamburg), für den Wahlkreis Lübeck Theodor Schwarz, für Hamburg Reinhard Bérard, Louis Gruenwald, für Oldenburg/Old. Paul Hug.

Tagesordnung

Sonntag den 14. September, abends 7 Uhr: Vorversammlung. Konstituirung des Parteitages. Festsetzung der Geschäfts- und Tages-Ordnung. Wahl der Mandatprüfungs-Kommission.

Montag den 15. September und die folgenden Tage
1. Geschäftsbericht des Vorstandes (Berichterstatter: I. Auer und A. Gerisch)
2. Bericht der Kontrolleure (Berichterstatter: H. Meister)
3. Bericht über die parlamentarische Thätigkeit (Berichterstatter: E. Rosenow)
4. Die bevorstehende Reichtagswahl (Berichterstatter: A. Bebel)
5. Arbeiterversicherung (Berichterstatter: H. Molkenbuhr)
6. Kommunalpolitik (Berichterstatter: Dr. Lindemann)
7. Der internationale Arbeiterkongreß in Amsterdam 1903 (Berichterstatter: P. Singer)
8. Maifeier (Berichterstatter: R. Fischer)
9. Anträge zum Programm und zur Organisation
10. Sonstige Anträge
11. Wahl des Vorstandes und der Kontrolleure

Inhalte

"Der Ausbau und die Vereinheitlichung der Arbeiterversicherung, die Einführung der Arbeitslosenversicherung sowie die Organisation des Arbeitsmarktes werden gefordert. Eine umfassende Resolution zur Kommunalpolitik wird dem Parteivorstand zur Ausarbeitung von Forderungen für die sozialdemokratische Gemeindepolitik überwiesen. Der Ausschluß der oppositionellen »Jungen« von 1891 wird aufgehoben. Der Parteitag erkennt rückhaltlos die Gefahren an, die aus einem übermäßigen Genuß alkoholischer Getränke für den Kampf um die politische und wirtschaftliche und damit die physische und geistige Betreuung der Arbeiterklasse entsprängen. Er sei aber nicht in der Lage, die Agitation für die völlige Abstinenz von alkoholischen Getränken oder die Verpflichtung zur Abstinenz von alkoholischen Getränken als eine der Aufgaben der Partei oder die Verpflichtung zur Abstinenz als Voraussetzung für die Parteizugehörigkeit zu erklären."[4]

Quellen

Einzelnachweise

  1. Protokoll, S. 309
  2. Protokoll, S. 288
  3. Protokoll, S. 283-287
  4. Osterroth, Franz / Schuster, Dieter: Chronik der deutschen Sozialdemokratie. Band 1: Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975. Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001