Arbeitersport in Kiel: Unterschied zwischen den Versionen

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Im 3. Kreis des ATSB (Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg) gehörte Kiel zum 2. Bezirk, der grob umrissen das ganze Land nördlich der heutigen Kreise Ostholstein, Segeberg und Steinburg umfasste. <ref>Christian Wolter: https://www.arbeiterfussball.de/historisches/kreise-bezirke/</ref> In den 1920er Jahren spielten fast 50 Mannschaften um die Bezirksmeisterschaft.<ref> Wolfgang Reimers: https://www.fussball-in-kiel.de/kiels-fusballgeschichte/</ref>
Im 3. Kreis des ATSB (Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg) gehörte Kiel zum 2. Bezirk, der grob umrissen das ganze Land nördlich der heutigen Kreise Ostholstein, Segeberg und Steinburg umfasste. <ref>Christian Wolter: https://www.arbeiterfussball.de/historisches/kreise-bezirke/</ref> In den 1920er Jahren spielten fast 50 Mannschaften um die Bezirksmeisterschaft.<ref> Wolfgang Reimers: https://www.fussball-in-kiel.de/kiels-fusballgeschichte/</ref>
Die Bezirksmeister spielten um die Kreismeisterschaft, deren Sieger wiederum um regionale Verbandsmeisterschaften“ und die vier Verbandsmeister um die deutsche Meisterschaft. Verbands- oder gar deutscher Meister wurde keine Kieler Mannschaft, aber 1921 konnte von der FT Friedrichsort und 1932 von der FTSVgg an der Kieler Förde Abt. Ost zweimal die Kreismeisterschaft nach Kiel geholt werden.<ref>https://www.arbeiterfussball.de/statistik/meisterschaften/atsb-kreismeister/</ref>
Die Bezirksmeister spielten um die Kreismeisterschaft, deren Sieger wiederum um regionale Verbandsmeisterschaften“ und die vier Verbandsmeister um die deutsche Meisterschaft. Verbands- oder gar deutscher Meister wurde keine Kieler Mannschaft, aber 1921 konnte von der FT Friedrichsort und 1932 von der FTSVgg an der Kieler Förde Abt. Ost zweimal die Kreismeisterschaft nach Kiel geholt werden.<ref>https://www.arbeiterfussball.de/statistik/meisterschaften/atsb-kreismeister/</ref>
Abo-Bezirksmeister war der FC Hansa Kiel.
„Abo“-Bezirksmeister war der FC Hansa Kiel.


===Das Ende 1933===
===Das Ende 1933===

Aktuelle Version vom 3. Juni 2024, 09:09 Uhr

Eduard Adler

Die Geschichte des Arbeitersports in Kiel begann im Juni 1893: Mitglieder des Vergnügungsvereins "Arbeiterbund" gründeten eine Turnabteilung, denn die bürgerlichen Turnvereine sahen die Mitgliedschaft der Proletarier nicht gern.

Anfänge

Aus der Turnabteilung wurde ein erster eigener Verein: Am 17. September 1894 gründeten die Arbeiterbund-Mitglieder den Arbeiter-Turnverein "Vorwärts" und schlossen sich dem Arbeiter-Turnerbund an. 1899 musste man nach Problemen mit der Obrigkeit den Vereinsnamen in "Kieler Turnverein Jahn von 1893" ändern. In und um Kiel entstanden schnell weitere Turnvereine, besonders in Stadtteilen mit großem Arbeiteranteil: 1890 der Turnverein "Vorwärts" in Alt-Heikendorf, Anfang Oktober 1893 ein Verein in Neumühlen-Dietrichsdorf, 1899 die Wiker Turnerschaft und 1901 der Gaardener Turnverein.[1]

Die Kieler Arbeiter-Turner hatten es sich auch zur Aufgabe gemacht, die Idee zu verbreiten, und unterstützten zum Beispiel ab 1899 den Aufbau der Freien Turnerschaft Neumünster.

Freie Turnerschaft an der Kieler Förde

Traditionsfahne der FT Kieler Förde (Ausschnitt)

Der reichsweite Trend zur Zusammenarbeit in Kartellen kam auch nach Kiel: Eduard Adler organisierte 1901 den Zusammenschluss in der Fördestadt. Die Arbeiterturnvereine

  • Gaardener Turnverein "Jahn" von 1901 in Gaarden,
  • Turnverein "Vorwärts" in Alt-Heikendorf,
  • Kieler Turnverein "Jahn" von 1893 in Kiel,
  • Neumühlener Arbeiterturnverein in Neumühlen und
  • Wiker Turnerschaft von 1899 in der Wik
Die Vorturnerschaft der Schüler-Abteilung 5 der Freien Turnerschaft an der Kieler Förde 1912. Vorne links: Ernst Busch

erklärten sich bereit, sich am 31. Dezember 1901 aufzulösen. Ihre Mitglieder traten der zum 1. Januar 1902 gegründeten "Freien Turnerschaft an der Kieler Förde" bei. Mit 540 Männermitgliedern, 50 Zöglingen und 200 Schülern nahm sie ihre Tätigkeit auf. Paul Greß wurde der erste Vorsitzende, die turnerische Oberleitung lag bei Eduard Adler, der über eine Turnlehrerausbildung verfügte.

Die Freie Turnerschaft gliederte sich in Männer-, Frauen-, Zöglings- und Schülerabteilungen. Die erste Frauenabteilung entstand am 6. November 1902. Die Mitgliederzahl stieg bis zum Beginn des ersten Weltkriegs stetig an: 790 Mitglieder waren es bei der Gründung, 1905 bereits 1.700, 1910 2.075 und 1914 2.372.

Im Mittelpunkt der Vereinsarbeit standen zunächst turnerische Veranstaltungen. Dabei ging es nicht um individuelle, sondern um kollektive Leistungsvergleiche. In einem Beschluss der Freien Turnerschaft aus dem Jahre 1905 heißt es dazu:

"Jedes Turnen um Preise oder materielle Vorteile ist verwerflich. Jedes Turnen, bei dem die Leistungen einzelner Turner für sich verglichen werden, ist verwerflich. Jedes Turnen, mit oder ohne Gerät, sowie jedes Spiel, bei dem die kollektive Arbeit von Gruppen durch Vergleichung mit anderen oder Wertungen von Gruppenleistungen festgestellt wird, wie z.B. bei Musterriegen und Wettspielen, ist nicht allein zulässig, sondern zu fördern."

Im Laufe der Zeit kamen Spiele auf dem "grünen Rasen" hinzu: Schlagball, Handball, Faustball, Trommelball und seit 1912 Fußball.

Anstecker des Arbeiter Turn- und Sportbunds

Der Verein hatte von Anfang an mit ständigen Schikanen durch die städtischen Ämter, die Polizei und die Justiz zu kämpfen. So wurde zeitweise die Benutzung der städtischen Turnhallen untersagt und den Turnwarten die Übungslizenz entzogen. Ständig stand der Vorwurf "sozialdemokratischer Umtriebe" im Raum, was ja auch nicht ganz falsch war. August Rathmann berichtet:

"[Wir hatten] den begründeten Verdacht, daß die Absicht bestand, die "Freie Turnerschaft" für politisch zu erklären, womit diese automatisch gezwungen worden wäre, ihre zahlreichen Jugend- und Kinderabteilungen aufzulösen. Auf Vorschlag Adlers gründeten deshalb Andreas Gayk, Hermann Brennecke und ich im Herbst 1912 den "Kieler Turn- und Wanderclub von 1912", der, falls sich unser Verdacht bestätigen sollte, die Jugend- und Kinderabteilungen der "Freien Turnerschaft" übernehmen würde. Die Operation gelang in vollem Umfang."[2]

Allerdings verbot die Stadt Mitte 1914 dem Turn- und Wanderclub die Nutzung der Turnhallen, wogegen der Sozialdemokratische Verein Protest erhob.[3]

Turnerinnen der Freien Turnerschaft MA IX (Kronshagen), um 1926 auf dem Sportplatz hinter der Volksschule in Kronshagen. Das Mädchen in der ersten Reihe, 2. von links ist Hildegard Weskamp.

Die Haltung der staatlichen Organe änderte sich erst mit Kriegsbeginn 1914, als der Kaiser "keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche" kannte. Der Vereinsbetrieb wurde in den Kriegsjahren aufrecht erhalten, so gut es ging. Viele Turngenossen starben als Soldaten im Krieg. Die Zahl der Vereinsmitglieder ging aber nur leicht zurück, auf 1937 im Jahre 1916.

Nach Kriegsende und der Revolution im November 1918 begann die Aufbauarbeit. Trotz aller politischen, insbesondere aber wirtschaftlichen Probleme in der neuen Republik wuchs die Freie Turnerschaft. Ihren Höhepunkt erreichte sie 1923 mit 4.720 Mitgliedern. Vielleicht wegen des großen Zulaufs wurde die Trennung in Männer-, Frauen- und Kinderabteilungen nicht aufrecht erhalten. 1921 übernahm Theo Sakmirda, der 1908 als Sechsjähriger seine erste Turnstunde bei der FT erhalten hatte, die Leitung der Mädchenabteilung von seinem Vater Theodor Sakmirda. Rosa Wallbaum erinnerte sich jedoch, dass sie schon vor 1925 in Kiel-Süd in der Kindergruppe der "Männerabteilung VI" turnte.[4] Auch Walter Weskamp aus Kronshagen berichtet, dass er und seine Geschwister nach dem 1. Weltkrieg regelmäßig zum Turnen zur MA IX der Freien Turnerschaft gingen (siehe Foto).[5]

Es kam auch etwas Neues hinzu: der Wassersport.[6]

Gustav Garbe und Frau Emma auf der Brücke, wohl bei der Benennung 1930

Wassersport

Mitglieder der Freien Turnerschaft gründeten am 2. Mai 1919 eine Wassersportabteilung, einen Segel- und Ruderverein für Arbeiter. Die Boote kamen, zum Teil leihweise, von der Marine. Sie hießen "Lust" und "Liebe", "Frei", "Stark", "Treu" und "Friedrich Ebert". Die Abteilung wurde von prominenten Gästen besucht, etwa von Reichstagspräsident Paul Löbe und Reichsjustizminister Gustav Radbruch.

Am 12. Mai 1929 weihte der Verein sein erstes Klubhaus an der Wiker Bucht (heute Kiellinie) ein. Im oberen Geschoss war die Jugendherberge untergebracht. 1930 bauten die Arbeiter-Wassersportler eine Anlegebrücke für ihre Boote. "Der altbekannte und verdiente Sportler Gustav Garbe hielt die Weihrede und gab der Brücke den Namen Gustav-Garbe-Brücke".[7] Die Ratsversammlung der Landeshauptstadt Kiel beschloss 2015 mit großer Mehrheit, der neuen Brücke des Sportboothafens Wik wieder den Namen Gustav-Garbe-Brücke zu geben. Die Wiederbenennung fand am 3. November 2016 statt.

1930 trennte sich eine Gruppe Segler von der Wassersportabteilung und gründete den Verein "Freie Segler Kiel", FSK.[8]

Mit klingendem Spiel

Mit der Geschichte der Freien Turnerschaft verknüpt sind die Trommler- und Pfeiferkorps. Bereits vor 1914 gab es bei ihr kleinere Spielkorps. Nach dem 1. Weltkrieg fanden sich wieder Turngenossen zusammen, die diese Tradition fortsetzten. Am 21. Juli 1919 wurde die "Musikabteilung der Freien Turnerschaft an der Kieler Förde" gegründet, die sich reger Beteiligung erfreute.[9]

Radsport

Der prunkvolle Anstecker stammt vermutlich aus den 1920-iger Jahren
Die Traditionsfahne, Vor- und Rückseite, und die Spitze des Fahnenstocks der Radsportgemeinschaft Kiel aus dem Jahr 1921

1896 gründete sich - als Ortsgruppe des ebenfalls 1896 gegründeten "Arbeiterrad- und Kraftfahrerbundes Solidarität" - der Verein "Frischauf" in Kiel. Gründungsmitglieder waren, soweit heute noch bekannt, Theodor Sakmirda, Theo Röstel und Hermann Langfeld.

1903 wurde der Arbeiter-Radfahrerverein "Freiweg" gegründet. Der Vereinszweck war Übung und Förderung des Radfahrens in der Arbeiterschaft. Das Vereinsgebiet erstreckte sich auf die Orte Kopperpahl, Steenbeck, Kiel und Suchsdorf, mit Sitz in Kopperpahl.[10] 1925 war Gustav Baasch Vorsitzender des Radfahrvereins “Freiweg".[11]

Unter dem Dachverband der "Solidarität" sammelten sich zeitweise etwa 5.000 Ortsgruppen mit bis zu 350.000 Mitgliedern in ganz Deutschland. Dem Verband gehörte in Offenbach die Fahrradfabrik "Frischauf".[12]. Man pflegte das Radwandern, in den Sälen von Gaststätten das Kunstfahren, daneben Straßenrennen und sogar Rasenradball. Nach dem 1. Weltkrieg nahm der Radsport einen großen Aufschwung. Fast 900 Radsportler gab es zeitweise in Kiel. Es bildeten sich in den Stadtteilen mehrere Abteilungen, so in Dietrichsdorf, Gaarden und Winterbek.

Fußball

Im 3. Kreis des ATSB (Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg) gehörte Kiel zum 2. Bezirk, der grob umrissen das ganze Land nördlich der heutigen Kreise Ostholstein, Segeberg und Steinburg umfasste. [13] In den 1920er Jahren spielten fast 50 Mannschaften um die Bezirksmeisterschaft.[14] Die Bezirksmeister spielten um die Kreismeisterschaft, deren Sieger wiederum um regionale Verbandsmeisterschaften“ und die vier Verbandsmeister um die deutsche Meisterschaft. Verbands- oder gar deutscher Meister wurde keine Kieler Mannschaft, aber 1921 konnte von der FT Friedrichsort und 1932 von der FTSVgg an der Kieler Förde Abt. Ost zweimal die Kreismeisterschaft nach Kiel geholt werden.[15] „Abo“-Bezirksmeister war der FC Hansa Kiel.

Das Ende 1933

Die Machtübernahme der Nazis 1933 läutete das Ende auch der Arbeitersportbewegung ein. Die "Freie Turnerschaft an der Kieler Förde" wurde, wie auch alle anderen Arbeiterorganisationen der Stadt, aufgelöst. Die Heime und das Vermögen wurden beschlagnahmt.

Die Wassersportabteilung durfte unter neuer Führung als "Kieler Wassersportvereinigung", die Freien Segler Kiel als "Kieler Fahrtensegler" weiterbestehen.[16]

Die Abteilung der Freien Turn- und Sportvereinigung schloss sich dann dem V.F.B Teutonia an, um hier zu turnen oder Handball oder Tischtennis zu spielen. Theodor Sakmirda war damals für den gesamten Turnbetrieb zuständig und erinnert sich:

"Später mußte ich unter Aufsicht eines HJ-Führers die Turnstunden durchführen. Der Plan des HJ-Führers, das Kommando zu übernehmen, schlug aber fehl. Ich ließ ihn nur am Schluß der Turnstunden 5 Minuten Zeit für Bekanntmachungen."[17]

Der Radsportverein "Frischauf" wurde aufgelöst. Als "Radfahrer-Verein von 1934" durfte er unter neuer Leitung weitermachen. Theo Sakmirda, der Enkel des Mitgründers von "Frischauf", erinnert sich:

"Nach dem Verbot der Arbeitersportvereine durch die Nazi-Diktatur blieben viele Mitglieder miteinander verbunden. In Wrohe, am Westensee, wurde während der Schulferien ein Zeltlager aufgebaut. Die Zelte und weiteres Zubehör wie z.B. Brennhexen zum Essenkochen wurden mit einem Lkw transportiert. Alle anderen kamen mit dem Fahrrad. Mein Vater hatte auf der Stange des Herrenrades zwei Sättel montiert für mich und meine zwei Jahre jüngere Schwester. Die Männer waren ja meist berufstätig und kamen nur zum Wochenende. An drei Namen kann ich mich erinnern: Eichberger, Husemann und Willrodt. Der Begrüßungsruf, wenn man auf dem Zeltplatz ankam, war "ratatata". Damit konnte man sich identifizieren. Meine Eltern haben nach Beginn des Krieges 1939 nicht mehr gezeltet, aus Sorge, die Engländer könnten die Zelte als Militärlager ansehen."[18]

Neubeginn 1945

Eine eigenständige Organisation der Arbeitersportverbände entstand nach dem Ende der Nazizeit nicht mehr. Die "Freie Turnerschaft an der Kieler Förde" wurde nicht wiederbegründet, sondern teilte sich in mehrere kleinere, nicht mehr parteigebundene Vereine auf. Der ehemalige Vorsitzende der Freien Turnerschaft Adler, Kurt Luckau, schrieb dazu 1953:

"Die Ideale unserer alten Arbeiterturner haben wir mitgenommen in den Deutschen Turnerbund. Wir sind auch nicht bereit, von diesen erprobten und anerkannten Erfahrungen unserer alten Turnerei abzulassen. In sehr vielen Zusammenkünften und Sitzungen haben die ehemaligen ATUS-Vereine (Arbeiter-Turn- und Sport-Vereine) Diskussionen und Verhandlungen geführt. Bis auf den heutigen Tag gibt es noch sehr viele Punkte im Gesamtturnerleben, sowie darüber hinaus im Sportleben, die sich in keiner Weise mit unseren alten Sportidealen vereinbaren lassen. Aber aus der Entwicklung der ersten Jahre nach 1945 ergab sich nur diese Möglichkeit. Ehrlich wollen wir bekennen, dass wir uns auch unter den gegebenen Verhältnissen zur Mit- und Zusammenarbeit erklärt haben. Im Kreis Kiel und darüber hinaus ist es zu einer guten Zusammenarbeit gekommen."[19]

Freie Turn- und Sportvereinigung "Holsatia" v. 1893 e.V.

1948 wurde die Freie Turn- und Sportvereinigung "Holsatia" v. 1893 wiedergegründet. Der Verein schloss sich im Mai 1973[20] mit dem Neumühlen-Dietrichsdorfer Turnverein zur Neumühlen-Dietrichsdorfer Turn- und Sportvereinigung Holsatia v. 1887 e.V -NDTSV- zusammen.

Freie Turnerschaft Ellerbek v. 1905 e.V.

1946 wurde die Freie Turnerschaft Ellerbek v. 1905 wiedergegründet. In den 1970er Jahren trat sie geschlossen in die Ellerbeker Turnvereinigung von 1868 e.V. über.

Freie Turnerschaft von Friedrichsort u. U. v. 1903 e.V.

1945 wurde die Freie Turnerschaft von Friedrichsort und Umgebung v. 1903 wiedergegründet. Sie schloß sich mit dem Sport-Club Friedrichsort v. 1890 und dem Sportverein von 1908 zunächst zum Reichsbund für Leibesübungen und ab 1950 zum Sportverein Friedrichsort zusammen.

2016 führten noch drei Kieler Vereine als Nachfolgevereine der "Freien Turnerschaft an der Kieler Förde" das "FT" im Vereinsnamen:

FT Adler von 1893 e.V.

1946 wurde die Freie Turnerschaft Adler v. 1893, die MA V (Männerabteilung 5) der Freien Turnerschaft an der Kieler Förde, wieder gegründet. Zu den Männern der erste Stunde gehörte auch Theodor Sakmirda, der als Oberturnwart bis 1963 die Geschicke des Vereins mit steuerte. Mit dabei war mittlerweile auch sein Sohn Theo Sakmirda, als dritte Generation der Zugehörigkeit zur Freien Turnerschaft.

Feier zum 75-Jährigen Bestehen, 1968

Auf der Jahreshauptversammlung am 15. Januar 1949 wurde beschlossen, dass der Verein künftig "Freie Turnerschaft ADLER von 1893" heißen solle. In der Chronik seines Zeltlagers "Adlerhorst" heißt es dazu:

"Eduard Adlers Gesamtwirken für die Öffentlichkeit und vor allem seine großen Verdienste um die Bildung und Erhaltung der "Freien Turnerschaft an der Kieler Förde" bewogen uns anlässlich der Wiedergründung 1946, den Verein FT Adler zu nennen. Unser Vereinsname wird uns immer an Eduard Adler und sein Wirken erinnern."[21]

1950 wurde mit dem Bau des Zeltlagers "Adlerhorst" am Behler See begonnen. Theodor Sakmirda erinnert sich:

"Zusammen mit vielen Helfern wurde der "Adlerhorst" in den folgenden Jahren, z.T. unter meiner technischen Leitung, auf- und ausgebaut. Als eines der besten Zeltlager ist es weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt geworden."[22]

Auf der 75-Jahr-Feier der FT am 13. Oktober 1968 wurde Theodor Sakmirda zum Ehrenmitglied des Vereins gewählt.

FT Eiche von 1901 e.V.

Vereinsheim des FT Eiche, 1973

1947 wurde die Freie Turnerschaft Eiche v. 1901 wiedergegründet. 1973 bekam der Verein ein neues Vereinsheim auf der Schwarzlandwiese in Gaarden. Das Gebäude hatte während der Olympischen Spiele in Kiel 1972 an der Kiellinie gestanden.




FT Vorwärts Kiel von 1901 e.V.

Musiker des FT Vorwärts, 1975

Bereits 1945 wurde die Freie Turnerschaft Vorwärts v. 1901 wiedergegründet. Ihr Vereinsheim steht auf der Moorteichwiese in Kiel-Süd.






Segler-Vereinigung Kiel e.V. - SVK

1950 schlossen sich die "Kieler Wassersportvereinigung", die ehemalige Wassersportabteilung der Freien Turnerschaft, und die "Kieler Fahrtensegler" zur "Segler-Vereinigung Kiel e.V SVK" zusammen.[23] Sie bauten am alten Ort an der Kösterallee ein neues Vereinsheim.

Radsportgemeinschaft Kiel von 1896 e.V.

Die erste Zusammenkunft überlebender Kieler Arbeiter-Radsportler nach dem 2. Weltkrieg fand am 21. Oktober 1945 in der Gaststätte "Zur neuen Welt" (später "Zauberlehrling") in der Lutherstraße statt. Als "Kieler Radsportgemeinschaft Solidarität e.V." fanden sich Radsportler aus den alten Vereinen "Frischauf Kiel", "Radsportgemeinschaft Solidarität Eckernförde" und dem "Rendsburger Bicycle-Club" wieder zusammen. Ziele der Vereinsarbeit waren das Radwandern, Hallenradsport, Radrennen und Rasensport. Die Radsportgemeinschaft sollte nach demokratischen Regeln geführt werden, man wollte frei sein von allen politischen Bindungen. Als Sportgruß wurde das traditionelle "Frisch auf" festgelegt. Die Anrede unter den Vereinsmitgliedern wurde von "Sportgenosse" zu "Sportfreund" geändert. 1949 beschlossen die Kieler Radsportler, dem "Bund Deutscher Radfahrer" (BDR), nicht dem "Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität von 1896" (RKB), beizutreten. Der Vereinsname wurde geändert in "Radsportgemeinschaft Kiel von 1896".

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Heed, Levke: Arbeitersport in Kiel, Demokratische Geschichte 13(2000), S. 147-198
  2. August Rathmann: Ein Arbeiterleben. Erinnerungen an Weimar und danach (Wuppertal 1983), S. 13
  3. Hamburger Echo 4.7.1914
  4. Kalweit, Susanne: "Ich hab mich niemals arm gefühlt!" Die Kielerin Rosa Wallbaum berichtet aus ihrem Leben (Hamburg/Berlin 2010), S. 35
  5. Weskamp, Walter: Damals in Kronshagen (unveröffentlicht), S. 1
  6. Erinnerungsschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens der Freien Turnerschaft an der Kieler Förde 1902-1926
  7. So Peter Ebert, der Abteilungs-Fahrwart, in einem Bericht aus dem Juli 1930
  8. 75 Jahre Segler-Vereinigung Kiel e.V. (Kiel 1994)
  9. Erinnerungsschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens der Freien Turnerschaft an der Kieler Förde 1902-1926
  10. LASH Abt. 309, Nr. 12531
  11. Verzeichnis der in Kronshagen bestehenden Vereine; 1925; Gemeindearchiv Kronshagen, 3-582
  12. Krüger, Michael: 150 Jahre SPD - 150 Jahre Arbeiterturn- und Sportbewegung, Bundeszentrale für politische Bildung, 16.12.2013
  13. Christian Wolter: https://www.arbeiterfussball.de/historisches/kreise-bezirke/
  14. Wolfgang Reimers: https://www.fussball-in-kiel.de/kiels-fusballgeschichte/
  15. https://www.arbeiterfussball.de/statistik/meisterschaften/atsb-kreismeister/
  16. Heed, Levke: Arbeitersport in Kiel, Demokratische Geschichte 13(2000), S. 175
  17. Sakmirda, Theodor: "Onkel Theo wird 75"; unveröffentlichte Erinnerungen (1977), S. 3
  18. Sakmirda, Theodor: Stichworte aus meiner Erinnerung 1933, 20.1.2016
  19. Freie Turnerschaft Adler v. 1893: Festschrift zum 75jährigen Bestehen
  20. Lt. Sönke Petersen im Poggendörper 2/2014, nach anderen Informationen 1971
  21. Zeltlager Adlerhorst
  22. Sakmirda, Theodor: "Onkel Theo wird 75"; unveröffentlichte Erinnerungen (1977), S. 4
  23. Geschichte der SVK