Ortsverein Pinneberg
Der Ortsverein Pinneberg ist eine Gliederung im Kreisverband Pinneberg. Er wurde am 19. März 1865 als Gemeinde des ADAV gegründet.[1]
Im Dezember 2000 vergab der Ortsverein den Boschen-Schmitt-Geick-Preis für Zivilcourage. Er ist nach Heinrich Boschen, Wilhelm Schmitt und Heinrich Geick benannt, die während der NS-Herrschaft in Pinneberg Widerstand leisteten und dies mit ihrem Leben bezahlten. Der mit 2000 € dotierte Preis wurde an einen Taxifahrer vergeben, der am Pinneberger Bahnhof einem Afrikaner zu Hilfe gekommen war, als der von einer Gruppe angegriffen wurde.[2]
Vorsitz
- seit 30.10.2013 - Kai Vogel
- Mai 1986-2013 - Herbert Hoffmann
- 1984 - Lutz Glandt
- 15.3.1978 - Horst Hager
- 17.3.1976 - Hartmut Wrocklage
- 23.2.1974 - Monika Piwon
- 1969 - Hans-Ulrich Brand
- um 1959 - Heinz Lange
- 1933-1945 - Verbot der SPD
- März 1914 - Otto Plettenberg
- ? - Heinrich Knuth
- 1908 - Richard Köhn
- 1906 - Johannes Knaack
- 1905 - Ernst Fliegner
- Weitere Vorstände siehe Ortsverein Pinneberg - Vorstände
Ehrenvorsitzende
- Herbert Hoffmann (2013 bis zu seinem Tod 2020)
- Emma Bohnemann (1976 bis zu ihrem Tod 1993)
Weitere bekannte Mitglieder
- Emma Bohnemann
- Emilie Helm
- Anna Ipsen
- Alice Larm
- Bruno Möwius (ehem. Bürgervorsteher)
- Bernd Schröder MdL
- Olaf Schwencke (ehem. Kreistagsabgeordneter)
- Dieter Tietz
- Angela Trabold
- Willi Wulf (ehem. Ortsvereinsvorsitzender und Bürgervorsteher)
BürgermeisterInnen
- 2008-2012 - Kristin Alheit
- 1990-1996 - Jan Nevermann
- 17. Januar 1963 - Hans-Hermann Kath (parteilos, von der SPD unterstützt; nach ihm ist die Hans-Hermann-Kath-Brücke benannt[3])
- 24. April 1950 - Henry Glissmann
- Dezember 1945 - Richard Köhn (ehrenamtlich) (nach ihm ist die Richard-Köhn-Straße benannt)
- 19. August 1923-1933 - Wilhelm Burmeister († 1965; nach ihm wurde durch Beschluss der RV am 29. November 1972 die Burmeisterallee benannt, bis 1972 Burmeisterpromenade)[4]
Geschichte
Eine ausführliche Geschichte des Ortsvereins war bis etwa 2024 auf dessen Homepage unter Geschichte des Ortsvereins zu finden, 2025 leider nicht mehr.
Dort nicht enthalten war, dass Mitte 1911 die bürgerliche Politik in Pinneberg versuchte, durch Erhöhung der Einkommensgrenzen im Dreiklassenwahlrecht ihre Mehrheiten vor den sozialdemokratischen Wählerschichten am unteren Ende des Einkommensspektrums zu schützen.
"Und die Herren haben gleich ganze Arbeit gemacht, sie beschlossen, den Wahlzensus auf die nach der Städteordnung höchst zulässige Einkommensgrenze von 1500 M. zu erhöhen. Seit 1905 ist das schon die zweite Zensuserhöhung, damals wurde der Zensus von 600 auf 1050 M. heraufgesetzt. [Trotzdem] war es unseren Genossen doch mit der Zeit gelungen, drei Sozialdemokraten ins Stadtparlament hineinzuwählen. Nun drohte der Stadt natürlich der Untergang, denn, so sagte der Bürgermeister [...], daß ein sehr großer Zuwachs von stimmberechtigten Bürgern zu verzeichnen sei. Dieser Zuwachs komme hauptsächlich der Sozialdemokratie zugute. Er müsse deshalb an die Mitglieder der städtischen Kollegien die Mahnung richten, jetzt, wo sie noch die Macht in Händen hätten, den Zensus auf 1500 M. zu erhöhen. Die bürgerlichen Vertreter hörten die zornige Protestrede unseres Genossen gegen den beabsichtigten Wahlrechtsraub mit gesenkten Häuptern an, wußten kein Wort der Erwiderung zu sagen, stimmten dann aber geschlossen für den Wahlrechtsraub."[5]
Am 8. Juli 1869 fand eine Mitgliederversammlung mit Gästen aus Hamburg, Ottensen und Altona statt. Der Verein bekannte sich an diesem Tag deutlich zum ADAV.[6]
1909 bestand der Verein aus zehn Bezirken, von denen sieben die Umlandgemeinden Rellingen, Halstenbek, Thesdorf, Egenbüttel, Tangstedt, Borstel und Appen betrafen, wobei nicht für alle Bezirke Bezirksführer gewählt werden konnten.[7]
1990-2008
Am 17. Januar 1990 erlag Bürgermeister Hans-Hermann Kath um 5 Uhr im Harburger Krankenhaus einem Herzversagen. Der Verwaltungschef war, vom Tage seines Todes an zurückgerechnet, vor genau 27 Jahren zum Bürgermeister der Kreisstadt gewählt worden. Er hinterließ nicht nur im Rathaus eine große Lücke. Der Erste Stadtrat Herbert Hoffmann übernahm die Amtsgeschäfte. Am 27.März 1990 schrieb die Pinneberger Zeitung: „Zu viele Direktmandate: Pinneberger SPD ohne Hoffmann und Nevermann“. Der Grund: Weder der wieder als Bürgervorsteher vorgesehene SPD-Grand-Seigneur Jan Nevermann, noch der agile Erste Stadtrat und amtierende Bürgermeister Herbert Hoffmann waren in der neuen Ratsversammlung vertreten. Beide kandidierten in je einem der insgesamt drei pechschwarzen Wahlkreise, welche die SPD anders als die restlichen 16 nicht gewinnen konnte. Da wegen der vielen Direkt-Mandate die SPD-Liste nicht zum Zuge kam, hatten Hoffmann und Nevermann das Nachsehen. Am 26. April 1990 wurde Bruno Möwius einstimmig zum Bürgervorsteher gewählt und löste damit Jan Nevermann ab. Erster Stadtrat wurde der spätere Landtagsabgeordnete Bernd Schröder. Die Ernennungsurkunden überreichte der scheidende Erste Stadtrat, Herbert Hoffmann. Nach einer Phase, in der die Sozialdemokratie ihre Position in den Ländern zwar ausbauen konnte, doch bundespolitisch in der Opposition verblieb, konnte die SPD unter der Führung von Oskar Lafontaine und Gerhard Schröder am 27. September 1998 erstmals wieder die Bundestagswahl gewinnen. "Innovation und Gerechtigkeit" waren die die Leitbegriffe dieser Zeit. Der neue Bundeskanzler Gerhard Schröder und seine Koalition aus Sozialdemokraten und Grünen nahmen sich ein ehrgeiziges Reformprogramm vor, das auf die Korrektur sozialer Ungerechtigkeiten, die Ordnung der zerrütteten Staatsfinanzen, einer umfassende Steuerreform und Investitionen in Zukunftsaufgaben abzielte. Nach dem Rücktritt Oskar Lafontaines von allen seinen Ämtern wurde Gerhard Schröder im April 1999 zum Parteivorsitzenden gewählt. Der Berliner Parteitag im Dezember 1999 bestätigte ihn in diesem Amt und wählte Franz Müntefering zum neuen Generalsekretär der Partei. Die Pinneberger Ratsversammlung setzte sich 2005 aus 19 Mitgliedern der CDU, zehn Mitgliedern der SPD, vier Mitgliedern der GAL, zwei der FDP, zwei der UfW und zwei Mitgliedern der Bürgerlichen zusammen. Bürgermeister wurde Horst Werner Nitt. Diese Zusammensetzung änderte sich bei der Kommunalwahl 2008. Pinnebergs Christdemokraten wurden zwar erneut stärkste Kraft der Stadt, mussten aber ein Minus von fast 14 Prozentpunkten gegenüber 2003 verkraften. Zulegen konnten die Bürgernahen, SPD und Grüne. Die Ergebnisse: CDU = 32,80 %, SPD = 31,61 %, FDP = 9,51 %, GAL = 14,45 %; die Bürgernahen erzielten 11,54 %. Dieter Tietz würde in der kommenden Wahlperiode nicht mehr als SPD-Fraktionsvorsitzender in der Pinneberger Ratsversammlung kandidieren, schreib das Pinneberger Tageblatt am 26.05.2008. Seit März 1978 war er ununterbrochen Fraktionsvorsitzender und damit Dienstältester Fraktionschef in Schleswig-Holstein gewesen. „Seine langjährige Erfahrung und sein Wissen über Verwaltungsabläufe in jeder Art waren nicht nur für die SPD Fraktion von großem Wert“, sagte der Ortsvereinsvorsitzender Herbert Hoffmann. Zu seiner Nachfolgerin wählte die SPD Fraktion Angela Traboldt.
2008-2018
2008-heute 2008 kandidierte Kristin Alheit für die SPD als Bürgermeisterin von Pinneberg und wurde im ersten Wahlgang klar mit 58,4 % gewählt. Am 12.06.2012 wurde Kristin Alheit zur Ministerin für Soziales, Gesundheit, Familie und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein ernannt. Am 22. September 2011 wurde Kai Vogel im Rahmen einer Mitglieder-/Wahlkreisversammlung als Kandidat für die kommende Landtagswahl nominiert. Er setzte sich im zweiten Wahlgang mit 37 zu 23 Stimmen gegen Karsten Rahlf, ebenfalls aus Pinneberg durch. Nach dem ersten Wahlgang hatten die beiden Mitbewerber aus Halstenbek, Christoph Bittner und Helmuth Janke ihre Kandidatur zurückgezogen. Nach seiner Nominierung gab Vogel das Ziel aus, den Wahlkreis direkt zu gewinnen. Sein Vorgänger Bernd Schröder war mit Blick auf die Landtagswahl siegessicher. Die Wahl zum 18. Landtag von Schleswig-Holstein fand am 06. Mai 2012 statt. Sie war eine vorzeitige Wahl, die nach Abbruch der Legislaturperiode durch ein Urteil des Landesverfassungsgerichts vom 30. August 2010 nötig geworden war. Es war nach der Wahl im Jahr 2009, als in Folge einer Vertrauensfrage des Ministerpräsidenten der Landtag aufgelöst worden war, die zweite vorgezogene Landtagswahl in Folge. Kai Vogel gewann seinen Wahlkreis souverän mit 37,9 % der Erststimmen und holte 32 % der Zweitstimmen. Seine Kontrahentin Natalina Boenigk von der CDU erhielt 37 % der Erststimmen, während der Zweistimmenanteil der Christdemokraten in Pinneberg bei 29,4 % lag. Am 11. November 2012 wurde die parteilose Urte Steinberg in einer Direktwahl mit 57,46 % der Stimmen zur neuen Bürgermeisterin von Pinneberg gewählt. Sie war von CDU und SPD als gemeinsame Kandidatin nominiert worden. Urte Steinberg trat das Bürgermeisteramt im Januar 2013 an. Das Wahlergebnis der Gemeindewahl in der Stadt Pinneberg am 26. Mai 2013 brachte keine große Veränderung. Die CDU erreichte zwölf Sitze, die SPD elf, die Grünen sieben, die FDP zwei und die Bürgernahen erreichten drei Sitze. Zur Fraktionsvorsitzenden der SPD wurde erneut Angela Traboldt gewählt. Am 23. September 2013 verstarb der ehemalige Landtagsabgeordnete Bernd Schröder im 63. Lebensjahr. Er starb nach langer schwerer Krankheit. Bernd Schröder hatte mehr als ein Jahrzehnt tapfer gegen eine heimtückische Krankheit angekämpft. Ein Jahr nach seinem Rückzug aus der Politik verlor er diesen Kampf. Die Nachricht vom Tod Bernd Schröders machte viele Menschen betroffen. Der Ortsvereinsvorsitzende Herbert Hoffmann sprach von einem „verlässlichen und sachkundigen Weggenossen und Freund“, der die SPD „plötzlich und viel zu früh“ verlassen habe. Er würdigte das Engagement seines Parteikollegen – nicht nur das politische, sondern vor allem auch das karikative. Hoffmann erinnerte dabei an Bernd Schröders Leitsatz: „Die Politik muss menschlich bleiben, politische Gestaltung und die Umsetzung politischer Vorhaben geht in einer demokratischen Gesellschaft nur mit den Menschen, niemals gegen sie.“ Auf der Jahreshauptversammlung der SPD Pinneberg am 30. Oktober 2013 verabschiedete sich Herbert Hoffmann vom Amt des Ortsvereinsvorsitzenden. „Das Gesicht der SPD sagt Tschüss“, schreibt das Pinneberger Tageblatt. Seinem Nachfolger Kai Vogel wünschte Hoffmann alles Gute. Dessen Aufgabe wird es auch künftig sein, die Interessen junger und älterer Sozialdemokraten gleichermaßen zu berücksichtigen. Erfreulicherweise verfügt Pinneberg über jungen und engagierten Nachwuchs im Ortsverein und in der Fraktion. Herbert Hoffmann wurde auf der Jahreshauptversammlung zum Ehrenvorsitzenden auf Lebenszeit gewählt. Am 07. Mai 2017 fand in Schleswig-Holstein die neunzehnte Wahl zum Schleswig-Holsteinischen Landtag statt. Über 2,3 Millionen Schleswig-Holsteiner waren zur Abgabe ihrer Stimme berechtigt, dabei stieg die Wahlbeteiligung landesweit auf 64,2 Prozent. In Pinneberg konnte der sich erneut um das Amt des Landtagsabgeordneten bewerbende Kandidat der SPD, Kai Vogel, als bis dahin amtierender Landtagsabgeordneter Pinnebergs und Vorsitzender des Ortsvereins der SPD Pinneberg über seinen Wiedereinzug entgegen des Landestrendes freuen. Zudem waren am 06. Mai 2018 die Stimmen zur Gemeindewahl abzugeben. Bei der neuen Sitzverteilung in der Ratsversammlung erhielt die CDU 14 Sitze, die SPD und die Grünen jeweils zehn Sitze, die Bürgernahen vier Sitze und die FDP drei Sitze. Fraktionsvorsitzende der SPD Fraktion bleibt weiterhin die bisher amtierende Vorsitzende Angela Traboldt. Am 05. April 2018 verstarb Horst Hager im Alter von 85 Jahren. Der langjährige Landtagsabgeordnete, Bürgervorsteher und Ratsherr war über die Parteigrenzen hinweg für sein vorbildliches soziales Engagement bekannt. 1966 wurde er erstmals Ratsherr in der Ratsversammlung in Pinneberg, von 1975 bis 1996 war er Landtagsabgeordneter für die Gemeinden Halstenbek, Schenefeld und Pinneberg. Überdies war er ab 1992 Kinder- und Jugendbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein und engagierte sich auch nach seiner aktiven politischen Karriere in örtlichen Projekten wie den „Pinosauriern“. Bei der Bürgerinitiative war das Ziel Kinder aus sozial benachteiligten Familien ein Mittagessen in den Kitas zu ermöglichen. Am 10. Juni 2018 verstarb zudem Jan Nevermann im Alter von 82 Jahren. Der langjährige Weggefährte der SPD Pinneberg war Pinneberger Ratsherr und von 1990 bis 1996 Bürgermeister der Stadt Pinneberg. Neben seiner Arbeit in nahezu jedem städtischen Gremium engagierte sich Jan ebenso wie sein Parteifreund Horst Hager für die „Pinosaurier“ und andere soziale Projekte vor Ort. „Er konnte sich in die Sorgen der Bürger hineindenken und war demzufolge ein begehrter und vor allem verlässlicher Ansprechpartner“, so Ortsvereinsvorsitzender Kai Vogel, Fraktionschefin Angela Traboldt und Ehrenvorsitzender Herbert Hoffmann.
Literatur
- Daebeler, Andreas: Wer im Pinneberger Rathaus das Sagen hatte, Hamburger Abendblatt, 6.9.2018 (Bezahlschranke)
- Daebeler, Andreas: Die "Saurier" aus Pinneberg sagen Tschüs, Pinneberger Tageblatt, 9.1.2015
- Engler, Katja: Pinneberg trauert um früheren Bürgermeister Jan Nevermann, Hamburger Abendblatt, 21.6.2018 (Bezahlschranke)
- Erdbrügger, René: Trauer um Jan Nevermann, Pinneberger Tageblatt, 20.6.2018
- Seifert, Johannes: Pinneberg zur Zeit des Nationalsozialismus, VHS-Geschichtswerkstatt Pinneberg (2000), Seite 21ff
Links
- SPD Pinneberg: Homepage
Einzelnachweise
- ↑ Auf der Homepage des Ortsvereins wird irrtümlich die Abkürzung SAP verwendet; aus dem dazu gezeigten Zeitungsausschnitt wird aber deutlich, dass es um eine Gemeinde des ADAV ging.
- ↑ SPD ehrte Klaus Wegener mit dem Boschen-Schmitt-Geick-Preis, Hamburger Abendblatt, 5.12.2000
- ↑ Daebeler, Andreas/Willhuhn, Julian: Ja zur Bürgermeister-Brücke, Pinneberger Tageblatt, 30.3.2013
- ↑ Aus: Pinneberg-Lexikon, abgerufen 17.3.2025
- ↑ Noch ein Wahlrechtsraub in Schleswig-Holstein,Vorwärts, 19.7.1911
- ↑ Social-Demokrat - Tagesausgabe, 25.7.1869
- ↑ Hamburger Echo 17.1.1909, S. 6
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