Ortsverein Preetz

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Der Ortsverein Preetz ist eine Gliederung im Kreisverband Plön. Erster Kern war eine 1867 gegründete Frauengruppe.

Geschichte

Der Verein wurde wohl vor 1898 gegründet, denn da hatte er im April schon 40 Mitglieder.[1]

Die erste Frauengruppe

1867 versuchte die Leiterin des Hamburger Frauenvereins, die Genossin Hetzel, auch in Schleswig-Holstein Frauen zusammenzuführen, doch nur in Preetz kam es, unter der Leitung der Arbeitsfrau Adamina Quisdorf, zur Gründung einer Frauengruppe.[2]

Weimarer Republik

Viele der in diesen Jahren ca. 5000 Einwohner von Preetz waren auf den Werften des Kieler Ostufers beschäftigt. SPD und KPD erhielten in den Wahlen regelmäßig eine sichere Mehrheit. Die Reichstagswahl am 14. September 1930 schien daran nichts zu ändern; die SPD erlitt kaum Verluste, die KPD konnte ihren Stimmenanteil sogar verdoppeln. Dass die NSDAP auch in Preetz zweitstärkste Partei wurde, schwächte DNVP, DVP und die örtliche Wirtschaftspartei.[3]

Auch in Preetz kam es jedoch zu immer gewalttätigeren Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Kräften, nicht zuletzt durch einen aggressiven jungen NS-Kreisleiter.

"Zu einer äußerst gewalttätigen Eskalation kam es am 25. November 1930 bei einer Veranstaltung der NSDAP [sic] im "Deutschen Haus", wo Gauleiter Lohse als Redner auftrat. Nachdem der sozialdemokratische Gegenredner Langebeck geendet hatte und der Kommunist Schmidt zu Wort kommen sollte, brach eine Schlägerei los und verwandelte den Saal in wenigen Minuten zu einem "wüsten Trümmerhaufen"[4]. Über 25 Personen wurden verletzt [...]."[3]

Es gab mehrere Verhaftungen, neun Personen wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt.[3] Leider erfährt man nichts über deren politische Zugehörigkeit - noch darüber, wer oder was die Saalschlacht ausgelöst hatte. Es erscheint auch wenig wahrscheinlich, dass auf einer NSDAP-Veranstaltung Sozialdemokraten oder Kommunisten die Gelegenheit zu offiziellen Redebeiträgen erhielten.

Insgesamt "fanden in Preetz Übergriffe und Schlägereien zwischen den politischen Lagern nicht nur häufiger statt, sondern sie verliefen auch wesentlich heftiger" als etwa in der benachbarten Kreisstadt Plön.[3]

Bei der Reichspräsidentenwahl am 10. April 1932 lagen die 47 % für Hitler in Preetz weit über dem Reichsdurchschnitt von 36 %. Zwar erzielte die Preetzer SPD in der Landtagswahl und den Reichstagswahlen vom Juli und November immer noch über dem Reichsdurchschnitt liegende Ergebnisse. Jedoch wuchs der Anteil der NSDAP mit jeder Wahl.[3]

NS-Herrschaft, Auflösung und Neugründung

Die Kommunalwahl am 12. März 1933

"belegte dann die politische Kräfteverschiebung zugunsten der Nazis auch im Rathaus: Eine Liste aus bürgerlichen Parteien und der NSDAP erhielt sieben, die SPD nur noch fünf Mandate. Damit war nicht nur der lange, traditionell sozialdemokratische Einfluß im Preetzer Rathaus gebrochen, sondern auch der Auftakt für die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in Preetz gemacht."[3]

Als die drei Stadträte der SPD, Peters, Brodthagen und Trepkau, den Dienst verweigerten, solange auf dem Rathaus die Hakenkreuzfahne wehte, war dies ein willkommener Vorwand für die NSDAP, sie abzusetzen. [3]

Der Ortsverein löste sich am 7. Mai 1933 selbst auf, um Polizeiaktionen der Nazis zuvorzukommen.[5] Unterlagen des Ortsvereins wurden um diese Zeit von den Nazis (oder in ihrem Auftrag von der Polizei) beschlagnahmt und befinden sich heute im Bestand des Landesarchivs Schleswig-Holstein, Abt. 384.1.[6]

Erst Monate nach Ende der NS-Herrschaft, am 1. September 1945, trafen sich erstmals wieder offiziell Sozialdemokraten in Preetz, um über die Neugründung des Ortsvereins zu diskutieren. Wenig später fanden die ersten Sitzungen statt.[7]

Hermann Lüdemann lebte in Preetz und war von 1950 bis 1958 OV-Vorsitzender.

Im September 1964 reisten 60 Mitglieder der Preetzer SPD zu einem Freundschaftsbesuch mit kommunalpolitischen Gesprächen, Besichtigungen und einem "Bunten Abend" zur SPD Elmschenhagen. Es handelte sich um die Erwiderung eines Besuchs der Elmschenhagener im Juni des Jahres. In der kurzen Meldung der VZ wird Stadtrat Krug als Vorsitzender genannt, möglicherweise der ehemalige Bürgermeister und Stadtdirektor Friedrich Krug.[8]

1978 leitete der Ortsvereinsvorstand ein Parteiordnungsverfahren gegen den ehemaligen Landesvorsitzenden Jochen Steffen ein. Die Mitgliederversammlung im März aber stoppte das Verfahren wieder. Jochen Steffen hatte öffentlich über eine "Vierte Partei" gesprochen.[9]

Das neue Jahrtausend

Beim Neujahrsempfang am 28. Januar 2011 wurden Walter Schneevoigt (60 Jahre), Eckart Droste (50 Jahre), Jürgen Michalski (45 Jahre), Hans-Peter Weide und Gert Vogel (40 Jahre), Manfred Holub und Norbert Maroses (30 Jahre) und Monika Dirschauer (25 Jahre) vom Ortsverein "für ihr ausdauerndes und aktives Engagement in der Kommunalpolitik" geehrt.[10]

Wenig später, auf der Jahreshauptversammlung am 24. März 2011 im "Schützenhof", gab Norbert Maroses den Vorsitz an Matthias Neumann ab. Von Ralf Stegner wurde er für seine langjährige Tätigkeit mit der Willy-Brandt-Medaille ausgezeichnet.[10]

Am 16. September 2013 beteiligte sich der Ortsverein am Tag zur "Integration durch Sport" auf dem Preetzer Markt. Neben einer Rede von Innenminister Andreas Breitner stellten sich mehrere Sportprojekte vor, außerdem spielten zwei Schülerbands und Gerd Sell.[11]

Am 29. September 2013 übernahm zum erstenmal seit Adamina Quisdorf nach fast 150 Jahren mit Katy Hagelberg wieder eine Frau den Vorsitz des Ortsvereins.

Zur Weihnachtsfeier am 14. Dezember 2014 wurden Walter Schneevoigt (65 Jahre), Otto Wendland (50 Jahre), Heidemarie und Gerd Templin, Bärbel Vogel (alle 40 Jahre) sowie Helmut Albrecht (35 Jahre) für langjährige Mitgliedschaft geehrt.[12]

Weitere Ehrungen für insgesamt 574 Jahre Mitarbeit in der Partei waren am 18. November 2015 fällig: Eberhard Stahl (30 Jahre), Norbert Maroses und Manfred Holub (je 35 Jahre), Gert Vogel (45 Jahre) und Annemarie Rogge, die stolze 64 Jahre dabei war. Weitere 10 Genossinnen und Genossen wurden in Abwesenheit geehrt.[13]

Am 1. April 2017 löste Anke Johanßon im Vorsitz Katy Hagelberg ab. Am 1. Dezember konnte der Ortsverein den 150. Jahrestag seines Bestehens feiern.[14]

Am 10. November 2018 lud der Ortsverein zu einem historischen Vortrag ins Landhaus Schellhorn ein: Rolf Fischer sprach über 1918: 100 Jahre Matrosenaufstand in Kiel und der Beginn der Demokratie in Deutschland. Dabei berücksichtigte er auch den Preetzer Arbeiter- und Soldatenrat.[15]

Zur Bundestagswahl 2021 wurde Kristian Klinck als Bewerber nominiert und errang den Wahlkreis mit 31,4 % der Erststimmen.

Vorsitzende

Spendenmarke zur Kommunalwahl 1998

Kommunalpolitik

Spendenmarke zur Kommunalwahl 1994

In der Kommunalwahl 2023 erreichte die SPD sechs der 27 Sitze in der Stadtvertretung und wurde mit den Grünen (ebenfalls sechs Sitze) zweitstärkste Kraft.[16] Anke Johanßon wurde zur 2. stellv. Bürgermeisterin gewählt, Wolfgang Schneider zum stellv. Bürgervorsteher und Tobias Fechner zum Vorsitzenden des Ausschusses für Kinder, Jugend, Schule, Soziales, Gleichstellung.[17]

Die Kommunalwahl 2018 brachte der SPD 26,9 % und sieben der 27 Sitze in der Stadtvertretung. Damit war sie zweitstärkste Fraktion knapp nach der CDU (28,1 %, 8 Sitze). Gegenüber 2013 bedeutete dies einen Verlust von 3,7%, wohl hauptsächlich an die Grünen.[18]

Aus der Kommunalwahl 2013 ging die SPD mit zehn der vierzehn Direktmandate und einem Stimmenanteil von 30,6 Prozent als stärkste Kraft in der 32-köpfigen Preetzer Stadtvertretung hervor. An der Fraktionsspitze standen Kristian Klinck, Katy Hagelberg und Anke Johanßon.[19]

Bürgermeister

Literatur & Links

Einzelnachweise

  1. Bericht von der Konferenz des 7. Reichstagswahlkreises im Hamburger Echo, Dienstag 30. August 1898, S. 3
  2. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), S. 10, der sie "Quistorf" schreibt.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 Mertens, Ralf: "... eine neue Machtposition für die Bewegung zu schaffen." Preetz im Nationalsozialismus. In: AKENS e.V.: Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte, Heft 33/34, September 1998
  4. Preetzer Zeitung, 26.11.1930
  5. Michalski, Jürgen: Ursprung einer Entwicklung: Geschichten aus der Geschichte um die Kiel-Plöner Sozialdemokraten (Preetz 1979), S. 83
  6. Schreiben 395/2016 des Leitenden Archivdirektors Prof. Dr. Dr. Rainer Hering an den SPD-Landesverband vom 10.2.2016
  7. Martens, Holger: Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 - 1959 (Malente 1998), ISBN 3-933862-24-8 , S. 56
  8. nk: [Meldung ohne Überschrift, aber mit Foto], VZ, 14.9.1964, , abgerufen 15.7.2022
  9. Personalien, in: WIR, 3/4 1978
  10. 10,0 10,1 OV Preetz: Meldungen 2008-2011, abgerufen 15.7.2022
  11. SPD Preetz: Archiv 2013, abgerufen 15.7.2022
  12. SPD Preetz: Ehrungen und Bürgermeisterkandidat, 15.12.2014, abgerufen 10.7.2022
  13. SPD Preetz: Archiv 2015, abgerufen 15.7.2022
  14. SPD Preetz: Archiv, abgerufen 15.7.2022
  15. SPD in Preetz, 18.10.2018, abgerufen 10.7.2022
  16. Behn, Jorid: Preetz: Das Los hat für Marco Koll entschieden, Kieler Nachrichten, Regionalausgabe Ostholstein, 24.5.2023
  17. Rönnau, Silke: Fast alles beim Alten, Kieler Nachrichten, Regionalausgabe Ostholstein, 22.6.2023
  18. Wikipedia: Preetz, abgerufen 10.7.2022
  19. Fraktion 2013-2018, abgerufen 15.7.2022
  20. Vgl. Die Preetzer SPD nominiert und unterstützt Björn Demmin, abgerufen 10.7.2022
  21. Preetzer Bürgermeister hat Klima und Verkehr im Fokus, kn-online, 1.9.2021 (Bezahlschranke), abgerufen 15.7.2022
  22. Ehrenamtlicher Bürgermeister, dann Stadtdirektor. Vgl. Wikipedia: Preetz, abgerufen 10.7.2022. Es ist noch nicht ermittelt, ob er mit dem Stadtrat und Vorsitzenden um 1964, Genosse Krug, identisch ist und der SPD zugerechnet werden kann.