Kreisverband Kiel

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Der Kreisverein, heute Kreisverband Kiel der SPD besteht seit 1945. Seine Vorgängerorganisation war der Sozialdemokratische Verein Groß-Kiel, der von 1911 bis zur Zerschlagung durch die Nationalsozialisten 1933 bestand.

Wiederaufbau

Spendenmarken, 1989

Bereits seit Januar 1945 trafen sich alte Mitglieder in so genannten "Stubenzirkeln", um die Wiedergründung der Partei vorzubereiten. Mit dabei waren unter anderem Wilhelm Kuklinski, Otto Engel und Albert Witte. Nachdem am 5. Mai britische Truppen die Stadt erreichten und den Krieg beendeten, gründeten sie wie vielerorts im Land einen Gewerkschaftsausschuss - eine "Antifa" - mit Gewerkschaftern und Kommunisten und besetzten das Gewerkschaftshaus.[1] Zur Antifa gehörten auch die früheren SPD-Funktionäre Bruno Diekmann, Theodor Werner und Karl Ratz - Führungspersonen aus der Zeit vor 1933 standen allerdings nicht zur Verfügung. So gab es keine natürlichen Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters. Gertrud Völcker schlug den Österreicher Dr. Otto Tschadek vor. Der hatte beim Wiederaufbau der SPD in Kiel mitgewirkt, wurde jedoch in seiner Heimat Wien in Abwesenheit ins Parlament gewählt und wurde später österreichischer Justizminister. So war er nur für knapp einen Monat eingesetzter Oberbürgermeister von Kiel.

Otto Tschadek war ein ausgesprochener Gegner einer Einheitspartei aus SPD und Kommunisten, die zu dieser Zeit als Idee kursierte. Er kritisierte vor allem das Demokratieverständnis der Kommunisten: "Die Demokratie ist nicht nur ein taktisches Mittel, um zum Sozialismus zu gelangen, sie ist Teil des Zieles, für das wir kämpfen." - Dr. Otto Tschadek [2]


Politische Betätigung hatte die britische Militärregierung nach der deutschen Kapitulation untersagt. Trotzdem trieb der Gewerkschaftsausschuss den Wiederaufbau der Parteistrukturen weiter voran. Erste öffentliche Veranstaltungen fanden rasch statt, so dass sich Ortsvereine und Kreisverband schon vor der offiziellen Zulassung durch die Briten Ende 1945 konstituieren konnten.

Am 6. Dezember 1945 wurde auch die erste Ratsversammlung von den Briten ernannt. Der SPD-Ratsfraktion gehörten u.a. Bruno Diekmann, Andreas Gayk, Toni Jensen und Gertrud Völcker an. Auf der politischen Tagesordnung von Partei und Fraktion standen unter anderem die Behebung der Wohnungsnot und der wirtschaftliche Wiederaufbau, nicht zuletzt durch die Reaktivierung der Werften.[3]

Kreisvorsitzende seit 1945

Vorstand

Bis 1968 umfasste der Kreisvorstand 16 Mitglieder. Auf dem Kreisparteitag vom Januar 1969 wurde neben erforderlichen Satzungsänderungen auch der Antrag der Jungsozialisten - mit großer Mehrheit - beschlossen, den Kreisvorstand auf 7 Mitglieder zu reduzieren.[4] Heute bilden 11 Mitglieder den Kreisvorstand.

Mitglieder in früheren Kreisvorständen waren u. a. Hans-Peter Bartels, Leo Langmann, Wilhelm Marschner (1960-1969).

Ortsvereine im Kreisverband Kiel zur Zeit

Kreisfrauengruppe

In der Nachkriegsorganisation wurde auch die politische Frauenarbeit wieder aufgenommen, zunächst im wesentlichen von Frauen, die auch vor dem Verbot der SPD aktiv gewesen waren. In Hassee war das etwa Dora Damm (*1891), die die dortige Ortsfrauengruppe bereits 1925-1933 geleitet hatte und unter den Nationalsozialisten wegen "illegaler" Betätigung in Haft gewesen war. 1952 übernahm Rosa Wallbaum (*1915) ihre Nachfolge und wurde auch Stellvertreterin von Frieda Bendfeldt.

Frieda Bendfeldt (*1904) leitete die Kreisfrauengruppe ca. 1949-1968.[5] Zwar war sie bereits 1926 der SPD beigetreten, zählte aber 1945 zu den Nachwuchsfrauen der Partei. Ihr folgte 1969 als Leiterin der Kreisfrauengruppe Trudel Hempel.

Ende der 60er Jahre veränderte sich die politische Mitwirkung der Frauen: "Daß wir nicht mehr soviel Zuspruch von jungen Frauen hatten, lag in der gesellschaftspolitischen Entwicklung. Die politische Frauenarbeit in den Parteien stützte sich auf die Hausfrauen. [...] Die berufstätigen Mütter waren nicht mehr imstande, beides zu vereinbaren: den Beruf, den Haushalt und die politische Arbeit. Es war also nicht so sehr, daß die jungen Frauen andere Inhalte wollten oder andere Formen, sondern daß sie einfach gar nicht mehr kamen. [...] Dann kam die feministische Frauenbewegung, [...] eine ganz andere Generation, die wollten ganz andere Frauenarbeit machen."[6]

Presse

In den letzten 70 Jahren haben eine ganze Reihe von Ortsvereinen eigene OV- oder Stadtteilzeitungen herausgegeben. Aus einem Schreiben des Kreisgeschäftsführers vom August 2002 lassen sich folgende Titel entnehmen:

Noch nicht enthalten sind dort

Zur Zeit existieren der Poggendörper, das 2014 wieder aufgenommene Rund um den Kreienbarg, die Suchsdorfer Rundschau und das vierteljährlich erscheinende Unser RUSSEE.

Parteijubiläum

Zum 150jährigen Bestehen der SPD im Jahr 2013 gab es von Gruppierungen und Personen aus dem Kreisverband eine Reihe von Aktionen, zum Teil verbunden mit dem Kommunalwahlkampf. Sie sind auffindbar unter Kreisverband Kiel - 150 Jahre SPD.

Literatur

  • Fischer, Rolf: "Der Bahn, der kühnen, folgen wir ...". Stephan Heinzel und der Aufstieg der Kieler SPD (Geschichte der Kieler Sozialdemokratie Band I, 1863-1900)(Malente 2010) ISBN 3-933862-42-6
  • Fischer, Rolf: Mit uns die neue Zeit! Kiels Sozialdemokratie im Kaiserreich und in der Revolution (Geschichte der Kieler Sozialdemokratie Band 2, 1900-1920)(Kiel 2013) ISBN 978-3-86935-196-4

Links

Quellen

<references>

  1. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959. Malente 1998, S. 33
  2. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959. Malente 1998, S. 37
  3. Kreisvorsitzender Rolf Fischer 2005 in seiner Rede zur Mitgliederehrung und zur Erinnerung an die Wiedergründung der Partei 1945
  4. Kieler Nachrichten, 06.01.1969
  5. Kieler Nachrichten, 17.07.1969
  6. Kalweit, Susanne (Hg.): "Ich hab mich niemals arm gefühlt". Die Kielerin Rosa Wallbaum berichtet aus ihrem Leben (Berlin/Hamburg 2010), S. 151 f.