Wilhelm Kuklinski

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Wilhelm Kuklinski
Geboren: 28. Juni 1892
Gestorben: 1. Dezember 1963

Wilhelm Kuklinski, * 28. Juni 1892 in Kiel, † 1. Dezember 1963 in Kiel; Schriftsetzer, Jurist. Mitglied der SPD ab 1911.

Leben & Beruf

Wilhelm Kuklinski wuchs im "roten" Kieler Süden auf. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er eine Lehre zum Schriftsetzer und nahm anschließend als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Nach Kriegsende legte er die Begabtenprüfung ab und studierte drei Semester Rechts- und Staatswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität Kiel.

Seine erste Ehefrau Paula, geb. Döbel, starb 1938. Die zweite Ehe schloss er mit Else Riechers; sie hatten ein Kind. Sie lebten in Kronshagen - laut Amtsblatt vom 20. April 1947 in der Ulmenallee 13.

Partei & Politik

Wilhelm Kuklinski gehörte zu den Mitbegründern der Sozialistischen Arbeiterjugend. Am 1. April 1911 trat er in die SPD ein, zunächst in Kiel. Von 1919[1] bis 1926 war er hauptamtlicher Parteisekretär der SPD und zuständig für die Jugendarbeit. Karl Rickers erinnert sich:

"Die Partei war es auch, die damals in Kiel für den Landesbezirk einen speziellen Jugendsekretär anstellte. Dieser Jugendsekretär hieß Wilhelm Kuklinski. Er war gelernter Schriftsetzer und entstammte, wie Rathmann, Gayk und viele andere, der Sozialistischen Arbeiterjugend aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Kuklinski besaß unser volles Vertrauen. Er gängelte uns nicht, wir standen zu ihm wie Gleiche unter Gleichen. Wir gingen auch gerne einmal zu ihm in sein Büro, wenngleich der wichtigste Ort der Begegnung die Heime in Kiel und Gaarden waren. Sein Büro lag in der Flämischen Straße in der Kieler Altstadt, als eines der etwa fünf oder sechs Büroräume des SPD-Bezirks; der Ortsverein Kiel der SPD residierte hingegen im angestammten Gewerkschaftshaus. Der Bezirksverband aber hatte Räume in einem der alten, dunklen Häuser aus der Barock- oder Nachbarockzeit gemietet, die es damals noch gab. Es ging durch ein altes Treppenhaus in engem Viereck nach oben. Wir wußten, daß hier alle Parteisekretäre ihre Büros hatten, z.B. Theodor Werner, der die Gemeindepolitik und gleichzeitig die Parteikasse betreute - vielleicht auch war letzteres in den Händen von Andratzke [sic!]. Ich jedenfalls war da nicht sehr genau im Bilde, kannte jedoch den Bezirksvorsitzenden Willi Verdieck [sic!], der später in Konzentrationslagern einsaß und auf einem der "KZ-Schiffe" beim Kriegsende in der Neustädter Bucht ums Leben kam. Aber wie gesagt, im Zentrum unseres Interesses stand Wilhelm Kuklinski. Ich kann heute noch sagen, daß er einer der gebildetsten Menschen war, die ich kennengelernt habe. Er wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in der Regierung Lüdemann Kultusminister und scheiterte hier am Widerstand der CDU gegen die sechsjährige Grundschule, deren Einführung er hartnäckig vertrat. Wer aufgewachsen ist wie er und wir alle in der Arbeiterjugend, der wird wissen, was ihn hierbei angetrieben hat. Kuklinski also machte in den zwanziger Jahren Bildungsarbeit nicht von oben her, sondern er war mitten unter uns, auch bei den Wanderungen am Wochenende. Wenn wir bei ihm in seinem Untermietezimmer an der Melanchthonstraße und später an der Stiftstraße zu Gast waren, zeigte er sich stets begierig auf Gespräche, die dann wohl den Charakter von Volkshochschulkursen hatten. Das kann man übrigens generell auch von den Heimabenden am Jägersberg und im Haus der Konsumvereinszentrale in Kiel-Gaarden sagen; Abende, die mit einem regen Gemisch aus Ernst und Heiterkeit Verstand und Gemüt gleichermaßen anregten."[2]

Bei der Gründung der Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Schleswig-Holstein war er 1920 als erster Geschäftsführer tätig, gab dieses Amt dann an Theodor Werner ab.[3]

1928 war er im Landratsamt Stormarn, 1929 bis 1933 beim Hamburger Arbeitsamt beschäftigt. Gleichzeitig studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in Kiel und Berlin. 1933 wurde er entlassen und musste das Studium abbrechen. 1934 war er in Kiel als Schriftsetzer tätig, später als Archivar bei den Deutschen Werken, und wohnte in Kronshagen bei Kiel.[4]

Nach dem Ende der NS-Herrschaft vertrat er am 6./7. Oktober 1945 gemeinsam mit Karl Ratz und Richard Schenck den Bezirk Schleswig-Holstein auf der Konferenz von Wennigsen, die die Neugründung der SPD auf Reichsebene einleitete.[5]

Erst am 16. Dezember 1945 erneuerte er im OV Kronshagen, wo er weiterhin lebte, seine SPD-Mitgliedschaft.[6] Zunächst war er Stellvertreter des Bezirksvorsitzenden Theodor Werner, spätestens ab 26. August 1945 gleichberechtigter Bezirksvorsitzender.[7] Diese Doppelspitze wurde von der inoffiziellen Bezirkskonferenz am 27. und 28. Oktober 1945 in Kiel bestätigt.[8] Der erste offizielle Bezirksparteitag wählte Wilhelm Kuklinski zum alleinigen Bezirksvorsitzenden; dies blieb er bis zum Bezirksparteitag am 8. und 9. März 1947. Danach wurde er noch mindestens zweimal als Beisitzer in den Bezirksvorstand gewählt.

Landtag

Wilhelm Kuklinski gehörte von 1946 bis 1950 dem schleswig-holsteinischen Landtag an. Von Februar bis November 1946 war er Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion und von April bis November 1946 Vorsitzender des Volksbildungsausschusses.

Er gehörte schon den beiden ernannten Landtagen an und kam nach der ersten Landtagswahl 1947 als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Rendsburg-Nord in den Landtag.

Gleich in der ersten Landtagssitzung 1946 wies Wilhelm Kuklinski auf die ehemaligen NSDAP-Mitglieder unter den Abgeordneten hin und forderte eine Untersuchung. Der ernannte Ministerpräsident Theodor Steltzer, in der NS-Zeit im Widerstand, jetzt aber Mitglied der CDU, wollte jedoch über diese Frage nicht diskutieren.[9]

Landesregierung

Am 11. April 1946[10] wurde Wilhelm Kuklinski als Minister für Volksbildung in das von Theodor Steltzer geleitete Kabinett berufen. Dieses Amt behielt er auch 1947 in der ersten gewählten Landesregierung unter Ministerpräsident Hermann Lüdemann (SPD). Am 24. Januar 1949 schied er aus dem Amt.

Literatur & Links

  • Fischer, Rolf: Hermann Lüdemann und die deutsche Demokratie (Neumünster 2006)
  • Martens, Holger: Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 - 1959 (2 Bde., Malente 1998)
  • Rickers, Karl: Erlebte Weimarer Republik. Erinnerungen eines Kielers aus den Jahren zwischen 1918 und 1933, in: Paetau, Rainer / Rüdel, Holger (Hrsg.): Arbeiter und Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein im 19. und 20. Jahrhundert (Neumünster 1987) ISBN 3-529-02913-0, S. 347-364
  • Wikipedia: Wilhelm Kuklinski
  • Landtagsinformationssystem: Wilhelm Kuklinski

Einzelnachweise

  1. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 83
  2. Rickers, Karl: Erlebte Weimarer Republik. Erinnerungen eines Kielers aus den Jahren zwischen 1918 und 1933. in: Paetau, Rainer / Rüdel, Holger (Hrsg.): Arbeiter und Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein im 19. und 20. Jahrhundert (Neumünster 1987) ISBN 3-529-02913-0, S. 351 f.
  3. Liebler, Karoline: Vom Parteiausschuss zum Mitgliederverband mit eigener Unternehmensgruppe - die Organisationsstruktur der AWO Schleswig-Holstein, in: Auge, Oliver (Hrsg.): Mit Herz! 100 Jahre Arbeiterwohlfahrt in Schleswig-Holstein 1919 - 2019, (Kiel/Hamburg 2019), S. 15
  4. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998), Band 2, S. 554
  5. Wikipedia: Wennigser Konferenz, abgerufen 28.8.2023
  6. Mitgliederdatei des Ortsvereins Kronshagen von 1945 bis 1950
  7. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998) S. 61
  8. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998) S. 107
  9. Albers, Vivien: 1946: Ein Parlament für Schleswig-Holstein – die Briten geben den Ton an In: Der Landtag 01/2016
  10. Laut Angaben im Landtagsinformationssystem. Es erscheint jedoch wenig wahrscheinlich, dass Kuklinski gleichzeitig Ausschussvorsitzender und Minister für Volksbildung war.


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