Aktion Gewitter: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Aktion Gewitter''', fälschlich auch als "Aktion Gitter" bezeichnet, nannten die Nazis eine reichsweite Verhaftungswelle vom [[22. August|22.]] bis [[24. August]] [[1944]] im Gefolge des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler am [[20. Juli]].  
'''Aktion Gewitter''', fälschlich auch als "Aktion Gitter" bezeichnet, nannten die Nazis eine reichsweite Verhaftungswelle vom [[22. August|22.]] bis [[24. August]] [[1944]] im Gefolge des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler am [[20. Juli]].  


==Verlauf==
==Verlauf==
Der Gestapo-Befehl vom [[17. August]] [[1944]] unter dem Decknamen "Aktion Gewitter" stellte keine Reaktion auf das Attentat dar, sondern diente lediglich als Vorwand und Auslöser für die längst geplanten Verhaftungen.<ref>Vgl. Sebastian Haffner: ''Anmerkungen zu Hitler'' (München 1978), S. 188</ref> Ohne Bezug auf das Attentat wurde als "Präventivmaßnahme" befohlen, alle früheren Funktionäre der SPD und KPD, vor allem ehemalige Abgeordnete gleich welcher Ebene, seien festzunehmen, "gleichgültig ..., ob diesen im Augenblick etwas nachzuweisen ist oder nicht"; ausgenommen waren nur Menschen über 70 Jahre, Kranke oder solche, die offensichtlich zu den Nazis übergegangen waren.<ref>Vgl. Korte, ''Präventivmaßnahme'', S. 521; dort auch das Zitat.</ref> Insgesamt wurden im ganzen Reich 5000 bis 6000 Menschen inhaftiert. Damit sollten die letzten Gegnerinnen und Gegner des Regimes beseitigt werden. Betroffen waren neben Sozialdemokraten und Kommunisten auch Geistliche.
Der Gestapo-Befehl vom [[17. August]] [[1944]] unter dem Decknamen "Aktion Gewitter" stellte keine Reaktion auf das Attentat dar, sondern diente lediglich als Vorwand und Auslöser für die längst geplanten Verhaftungen.<ref>Vgl. Haffner, Sebastian: ''Anmerkungen zu Hitler'' (München 1978), S. 188</ref> Ohne Bezug auf das Attentat wurde als "Präventivmaßnahme" befohlen, alle früheren Funktionäre der SPD und KPD, vor allem ehemalige Abgeordnete gleich welcher Ebene, seien festzunehmen, "gleichgültig ..., ob diesen im Augenblick etwas nachzuweisen ist oder nicht"; ausgenommen waren nur Menschen über 70 Jahre, Kranke oder solche, die offensichtlich zu den Nazis übergegangen waren.<ref>Vgl. Korte, ''Präventivmaßnahme'', S. 521; dort auch das Zitat.</ref>


Die meisten der in Schleswig-Holstein Verhafteten - ca. 15 Frauen und ca. 150 Männer - fanden sich am [[22. August|22.]]/[[23. August]] zunächst im Kieler Polizeigefängnis wieder, das damit hoffnungslos überfüllt war; daher wurde auch die Polizeibaracke am Drachensee belegt.<ref>Vgl. Korte, ''Präventivmaßnahme'', S. 522 f.</ref> Die Frauen entließ man innerhalb der nächsten zwei Monate nach und nach wieder. Die Männer wurden nach Hamburg ins KZ Neuengamme "überstellt". 42 von ihnen kamen im September nach Überprüfung ihrer politischen Zuverlässigkeit und einer schriftlichen Verpflichtung, "nie wieder gegen den nationalsozialistischen Staat und seine Einrichtungen" zu arbeiten, ebenfalls wieder frei. Einige, wie [[Heinrich Boschen]] und [[Otto Linke]], überlebten ihre Entlassung allerdings nur um wenige Tage.<ref>Vgl. Korte, ''Präventivmaßnahme'', S. 525; dort auch das Zitat.</ref>
Insgesamt wurden im ganzen Reich 5000 bis 6000 Menschen inhaftiert. Damit sollten die letzten Gegnerinnen und Gegner des Regimes beseitigt werden. Betroffen waren neben Sozialdemokraten und Kommunisten auch Geistliche.
 
Die meisten der in Schleswig-Holstein Verhafteten - ca. 15 Frauen und ca. 150 Männer - fanden sich am [[22. August|22.]]/[[23. August]] zunächst im Kieler Polizeigefängnis wieder, das damit hoffnungslos überfüllt war; daher wurde auch die Polizeibaracke am Drachensee belegt.<ref>Vgl. Korte, ''Präventivmaßnahme'', S. 522 f.</ref>  
 
Die Frauen entließ man innerhalb der nächsten zwei Monate nach und nach wieder. Die Männer wurden nach Hamburg ins KZ Neuengamme "überstellt". 42 von ihnen kamen im September nach Überprüfung ihrer politischen Zuverlässigkeit und einer schriftlichen Verpflichtung, "nie wieder gegen den nationalsozialistischen Staat und seine Einrichtungen" zu arbeiten, ebenfalls wieder frei.  
 
Einige, wie [[Heinrich Boschen]] und [[Otto Linke]], überlebten ihre Entlassung allerdings nur um wenige Tage.<ref>Vgl. Korte, ''Präventivmaßnahme'', S. 525; dort auch das Zitat.</ref>


Von den übrigen kehrten nur wenige zurück; etwa 80 von ihnen waren schon Ende Oktober des Jahres nicht mehr am Leben.  
Von den übrigen kehrten nur wenige zurück; etwa 80 von ihnen waren schon Ende Oktober des Jahres nicht mehr am Leben.  


Nach Auflösung des KZ kurz vor Ende des Krieges wurden die verbleibenden Gefangenen auf Todesmärsche Richtung Lübeck geschickt. Um die Spuren der Naziverbrechen in Neuengamme zu verwischen, brachte man die Überlebenden auf Schiffe in der Lübecker Bucht, die möglicherweise versenkt werden sollten.<ref>Es gibt mehrere Theorien dazu, was die Nazis mit den Schiffen planten. Für eine Übersicht vgl. [[Cap Arcona|CAP ARCONA]].</ref> Zwei der Schiffe, die [[Cap Arcona|CAP ARCONA]] und die THIELBEK, wurden am [[3. Mai]] [[1945]] von alliierten Fliegern möglicherweise für Truppentransporter gehalten und versenkt. Ein großer Teil der Menschen an Bord kam ums Leben, darunter einige Schleswig-Holsteiner ([[Liste der sozialdemokratischen Todesopfer 1933-1945|Namen]]); von ca. 7.000 Häftlingen überlebten nur etwa 600. Die anderen kamen im Feuer um, ertranken oder erfroren in der kalten Ostsee, oder sie wurden von Bewachern aus SS und Marine erschossen, die von Booten und vom Ufer aus Rettungsversuche verhinderten.
Nach Auflösung des KZ kurz vor Ende des Krieges wurden die verbleibenden Gefangenen auf Todesmärsche Richtung Lübeck geschickt. Um die Spuren der Naziverbrechen in Neuengamme zu verwischen, brachte man die Überlebenden in der Lübecker Bucht auf Schiffe, die möglicherweise versenkt werden sollten.<ref>Es gibt mehrere Theorien dazu, was die Nazis mit den Schiffen planten. Für eine Übersicht vgl. [[Cap Arcona|CAP ARCONA]].</ref>  
 
Zwei der Schiffe, die [[Cap Arcona|CAP ARCONA]] und die THIELBEK, wurden am [[3. Mai]] [[1945]] von alliierten Fliegern möglicherweise für Truppentransporter gehalten und versenkt. Ein großer Teil der Menschen an Bord kam ums Leben, darunter einige Schleswig-Holsteiner ([[Liste der sozialdemokratischen Todesopfer 1933-1945|Namen]]); von ca. 7.000 Häftlingen überlebten nur etwa 600. Die anderen kamen im Feuer um, ertranken oder erfroren in der kalten Ostsee, oder sie wurden von Bewachern aus SS und Marine erschossen, die von Booten und vom Ufer aus Rettungsversuche verhinderten. [[Paul Stassek]] und [[Willi Neurath]] waren unter denen, die [[Cap Arcona|CAP-ARCONA-Katastrophe]] in der Neustädter Bucht überlebten.<ref>{{Osterroth-100-Jahre}}, Seite 117</ref>


Die Schwierigkeiten bei der Recherche nach den Opfern beschreibt Rudi Goguel:
Die Schwierigkeiten bei der Recherche nach den Opfern beschreibt Rudi Goguel:
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===Verhaftet===
===Verhaftet===
*[[Karl Baade]] aus [[Ortsverein Neustadt|Neustadt]]<ref>Korte: ''Präventivmaßnahme'', S. 523</ref>
*[[Karl Baade]] aus [[Ortsverein Neustadt|Neustadt]]<ref>Korte: ''Präventivmaßnahme'', S. 523</ref>
*[[Johannes Basedau|Johann Basedau]] aus [[Ortsverein Geesthacht|Düneberg]]
*[[Louis Biester]] aus [[Ortsverein Hoisdorf|Hoisdorf]]
*[[Louis Biester]] aus [[Ortsverein Hoisdorf|Hoisdorf]]
*[[Heinrich Boschen]] aus [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]]
*[[Heinrich Boschen]] aus [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]]
*[[Heinrich de Buhr]] aus [[Ortsverein Heide|Heide]]
*[[Carl Bung]] aus [[Ortsverein Geesthacht|Geesthacht]]
*[[Carl Bung]] aus [[Ortsverein Geesthacht|Geesthacht]]
*[[Marie Clasing]] aus [[Ortsverein Elmshorn|Elmshorn]]
*[[Marie Clasing]] aus [[Ortsverein Elmshorn|Elmshorn]]
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*[[Hans Flatterich]] aus [[Ortsverein Schleswig|Schleswig]]
*[[Hans Flatterich]] aus [[Ortsverein Schleswig|Schleswig]]
*[[Berta Friedrichsen]] aus [[Ortsverein Neustadt|Neustadt]]<ref>SPD-Ortsverein Neustadt: ''1903-3002 100 Jahre SPD Neustadt in Holstein'' (2003)</ref>
*[[Berta Friedrichsen]] aus [[Ortsverein Neustadt|Neustadt]]<ref>SPD-Ortsverein Neustadt: ''1903-3002 100 Jahre SPD Neustadt in Holstein'' (2003)</ref>
*[[Otto Güldensupp]] aus [[Ortsverein Oldenburg|Oldenburg]]
*[[Genosse Hansen]] aus [[Ortsverein Bredstedt|Bredstedt]]
*[[Genosse Hansen]] aus [[Ortsverein Bredstedt|Bredstedt]]
*[[Emilie Helm]] aus [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]]
*[[Emilie Helm]] aus [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]]
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*[[Carl Jessen]] aus [[Ortsverein Westerland|Westerland/Sylt]]
*[[Carl Jessen]] aus [[Ortsverein Westerland|Westerland/Sylt]]
*[[Thord Jibsen]] aus [[Ortsverein Heide|Heide]]
*[[Thord Jibsen]] aus [[Ortsverein Heide|Heide]]
*[[Robert Kersten]] aus [[Ortsverein Bad Oldesloe|Bad Oldesloe]]
*[[Richard Köhn]] aus [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]]
*[[Richard Köhn]] aus [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]]
*[[Heinrich Köster]] aus [[Ortsverein Kappeln|Kappeln]]
*[[Peter Krey]] aus [[Ortsverein Schleswig|Schleswig]]
*[[Peter Krey]] aus [[Ortsverein Schleswig|Schleswig]]
*[[Heinrich Lempfert]] aus [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]]
*[[Heinrich Lempfert]] aus [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]]
*[[Johann Lerchl]] aus [[Ortsverein Geesthacht|Geesthacht]]
*[[Johann Lerchl]] aus [[Ortsverein Geesthacht|Geesthacht]]
*[[Georg Leu]] aus Danzig (früher [[Ortsverein Bad Schwartau|Schwartau]])
*[[Otto Linke]] aus [[Ortsverein Kellinghusen|Kellinghusen]]<ref>Korte: ''Präventivmaßnahme'', S. 525</ref>
*[[Otto Linke]] aus [[Ortsverein Kellinghusen|Kellinghusen]]<ref>Korte: ''Präventivmaßnahme'', S. 525</ref>
*[[Peter Lohmann]] aus [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]]
*[[Peter Lohmann]] aus [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]]
*[[Hermann Lüdemann]] aus Berlin und seine Ehefrau Margarete
*[[Hermann Lüdemann]] aus Berlin und seine Ehefrau Margarete
*[[Friedrich Martens]] aus [[Ortsverein Bad Schwartau|Bad Schwartau]]<ref>Manfred Bannow-Lindtke, Spurensuche – Weltwirtschaftskrise und Nationalsozialismus in Bad Schwartau-Rensefeld (1929-1945), Bad Schwartau 1993</ref>
*[[Friedrich Martens]] aus [[Ortsverein Bad Schwartau|Bad Schwartau]]<ref>Bannow-Lindtke, Manfred: ''Spurensuche – Weltwirtschaftskrise und Nationalsozialismus in Bad Schwartau-Rensefeld (1929-1945)'' (Bad Schwartau 1993)</ref>
*[[Konrad Matzke]] aus [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]]
*[[Ernst Möller]] aus [[Ortsverein Schleswig|Schleswig]]
*[[Ernst Möller]] aus [[Ortsverein Schleswig|Schleswig]]
*[[Andreas Nielsen]] aus [[Ortsverein Westerland|Westerland/Sylt]]
*[[Andreas Nielsen]] aus [[Ortsverein Westerland|Westerland/Sylt]]
*[[Karl Nolte]] aus [[Ortsverein Bad Schwartau|Bad Schwartau]]<ref>Hans Nolte, Jg. 1928: „Mir war das alles verhasst!“ in: Geschichtswerkstatt Herrenwyk, „Das war eine wunderschöne Zeit“ – Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus, Lübeck 2002</ref>
*[[Karl Nolte]] aus [[Ortsverein Bad Schwartau|Bad Schwartau]]<ref>Nolte, Hans, Jg. 1928: ''„Mir war das alles verhasst!“''. In: Geschichtswerkstatt Herrenwyk: ''„Das war eine wunderschöne Zeit“ – Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus'' (Lübeck 2002)</ref>
*[[Wilhelm Ott]] aus [[Ortsverein Schleswig|Schleswig]]
*[[Wilhelm Ott]] aus [[Ortsverein Schleswig|Schleswig]]
*[[Karl Panitzki]] aus [[Ortsverein Oldenburg|Oldenburg]]
*[[Karl Panitzki]] aus [[Ortsverein Oldenburg|Oldenburg]]
*[[Karl Peters]] aus [[Ortsverein Westerland|Westerland/Sylt]]
*[[Karl Peters]] aus [[Ortsverein Westerland|Westerland/Sylt]]
*[[Hans Prox]] aus [[Wilster]]
*[[Hans Prox]] aus [[Ortsverein Wilster|Wilster]]
*[[Carl Quaas]] aus [[Ortsverein Westerland|Westerland/Sylt]]
*[[Otto Ralfs]] aus [[Ortsverein Kellinghusen|Kellinghusen]]
*[[Otto Ralfs]] aus [[Ortsverein Kellinghusen|Kellinghusen]]
*[[Karl Quaas]] aus [[Ortsverein Westerland|Westerland/Sylt]]
*[[Max Richter]] aus [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]]
*[[Max Richter]] aus [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]]
*[[August Roßburg]] aus [[Ortsverein Neustadt|Neustadt/Holstein]]
*[[August Roßburg]] aus [[Ortsverein Neustadt|Neustadt/Holstein]]
*[[Emil Schmekel]] aus [[Ortsverein Heide|Heide]]
*[[Emil Schmekel]] aus [[Ortsverein Heide|Heide]]
*[[Marie Schmelzkopf]] aus [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]]
*[[Wilhelm Schmitt]] aus [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]]
*[[Wilhelm Schmitt]] aus [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]]
*[[Wilhelm Schnoor]] aus [[Ortsverein Bredstedt|Bredstedt]]
*[[Wilhelm Schnoor]] aus [[Ortsverein Bredstedt|Bredstedt]]
*[[Albert Schulz]] aus Rostock
*[[Albert Schulz]] aus Rostock
*[[Karl Seewe]] aus [[Ortsverein Bad Schwartau|Bad Schwartau]]<ref>Manfred Bannow-Lindtke, Spurensuche – Weltwirtschaftskrise und Nationalsozialismus in Bad Schwartau-Rensefeld (1929-1945), Bad Schwartau 1993</ref>
*[[Karl Seewe]] aus [[Ortsverein Bad Schwartau|Bad Schwartau]]<ref>Bannow-Lindtke, Manfred: ''Spurensuche – Weltwirtschaftskrise und Nationalsozialismus in Bad Schwartau-Rensefeld (1929-1945)'' (Bad Schwartau 1993)</ref>
*[[August Streufert]] aus [[Ortsverein Raisdorf|Raisdorf]]
*[[August Streufert]] aus [[Ortsverein Raisdorf|Raisdorf]]
*[[Carl Ullrich]] aus [[Ortsverein Eutin|Eutin]]
*[[Carl Ullrich]] aus [[Ortsverein Eutin|Eutin]]
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*[[Johannes Weiss]] aus [[Ortsverein Schleswig|Schleswig]]
*[[Johannes Weiss]] aus [[Ortsverein Schleswig|Schleswig]]
*[[Heinrich Wilckens]] aus [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]]
*[[Heinrich Wilckens]] aus [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]]
*[[Wilhelm Wohltmann]] aus [[Ortsverein Geesthacht|Düneberg]]


===Anderes===
===Anderes===
*[[Walter Damm]] aus Hamburg und [[Hans Schröder]] aus [[Kreisverband Kiel|Kiel]] wurden zur Wehrmacht eingezogen.
*[[Walter Damm]] aus Hamburg und [[Hans Schröder]] aus [[Kreisverband Kiel|Kiel]] wurden zur Wehrmacht eingezogen.
*[[Richard Reuter]] wurde nach Aussage des NS-Bürgermeisters von [[Ortsverein Lauenburg|Lauenburg]] nur deswegen nicht verhaftet, weil [[1941]] sein einziger Sohn als Soldat gestorben war.
*[[Richard Reuter]] wurde nach Aussage des NS-Bürgermeisters von [[Ortsverein Lauenburg|Lauenburg]] nur deswegen nicht verhaftet, weil [[1941]] sein einziger Sohn als Soldat gestorben war.
*[[Karl Jahr]] wurde gewarnt und konnte vor einer möglichen Verhaftung flüchten.
==Siehe auch==
*[[Liste der sozialdemokratischen Todesopfer 1933-1945]]
*[[Widerstand|Widerstand in der NS-Zeit]]


==Literatur & Links==
==Literatur==
*Bauche, Brüdigam, Eiber, Wiedey: ''Widerstand in Hamburg 1939–1945.'' In: ''Arbeit und Vernichtung. Das Konzentrationslager Neuengamme 1938–1945.'' Katalog zur ständigen Ausstellung im Dokumentenhaus (VSA-Verlag, Hamburg 1991) <nowiki>ISBN 3-87975-532-9</nowiki>, S. 48
*Wickert, Christl: ''Widerstand und Verfolgung deutscher Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im 20. Jahrhundert.'' In: Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Hrsg.): ''Der Freiheit verpflichtet. Gedenkbuch der deutschen Sozialdemokratie im 20. Jahrhundert.'' Mit einem Vorwort von [[Gerhard Schröder]]. (Schüren, Marburg 2000) <nowiki>ISBN 3-89472-173-1</nowiki>, S. 363–402
*Fest, Joachim: ''Staatsstreich. Der lange Weg zum 20. Juli'' (btb-verlag, Berlin 2004) <nowiki>ISBN 3-442-72106-7</nowiki>.
*Gedenkstätte Buchenwald (Hrsg.): ''Aktion „Gitter“ („Gewitter“).'' In: ''Konzentrationslager Buchenwald 1937–1945.'' Begleitband zur ständigen historischen Ausstellung (Wallstein Verlag, Göttingen 2005), S. 168–169
*Gedenkstätte Dachau (Hrsg.): ''Deutsche Regimegegner der „Aktion Gewitter“.'' In: ''Konzentrationslager Dachau 1933 bis 1945.'' Text- und Bilddokumente zur Ausstellung, mit CD (Comité Internationale de Dachau, 2005) <nowiki>ISBN 3-87490-750-3</nowiki>, S. 162
*Goguel, Rudi: ''Cap Arcona. Report über den Untergang der Häftlingsflotte in der Lübecker Bucht am 3. Mai 1945'' (2. Auflage Frankfurt/M. 1982) ISBN 3-87682-756-6
*Goguel, Rudi: ''Cap Arcona. Report über den Untergang der Häftlingsflotte in der Lübecker Bucht am 3. Mai 1945'' (2. Auflage Frankfurt/M. 1982) ISBN 3-87682-756-6
*Kißener, Michael: ''Die Aktion „Gewitter“.'' In: Becker, Manuel / Studt, Christoph (Hrsg.): ''Der Umgang des Dritten Reiches mit den Feinden des Regimes''. XXII. Königswinterer Tagung (Februar 2009) (= ''Schriftenreihe der Forschungsgemeinschaft 20. Juli e. V.'' Bd. 13). (W. Hopf, Berlin 2010) <nowiki>ISBN 978-3-643-10525-7</nowiki>, S. 185–197
*[[Detlef Korte|Korte, Detlef]]: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay40.pdf "Aktion Gewitter" in Schleswig-Holstein. Eine Präventivmaßnahme der Gestapo: Verhaftung von Sozialdemokraten und Kommunisten im August 1944]'', ''Demokratische Geschichte'' 3(1988), S. 521-526
*[[Detlef Korte|Korte, Detlef]]: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay40.pdf "Aktion Gewitter" in Schleswig-Holstein. Eine Präventivmaßnahme der Gestapo: Verhaftung von Sozialdemokraten und Kommunisten im August 1944]'', ''Demokratische Geschichte'' 3(1988), S. 521-526
*Lange, Wilhelm: ''Cap Arcona'' (Eutin 1988) ISBN 3-923457-08-1
*Lange, Wilhelm: ''Cap Arcona'' (Eutin 1988) ISBN 3-923457-08-1
*[[Liste der sozialdemokratischen Todesopfer 1933-1945]]
 
*[[Widerstand|Widerstand in der NS-Zeit]]
==Links==
*[http://www.stadt-neustadt.de/Freizeit_Kultur/Museum_Cap_Arcona/Kurzinformationen/ Museum Cap Arcona in Neustadt/Holstein]
*[http://www.stadt-neustadt.de/Freizeit_Kultur/Museum_Cap_Arcona/Kurzinformationen/ Museum Cap Arcona in Neustadt/Holstein]
*{{Wikipedia}} mit weiterer Literatur
*{{Wikipedia}} mit weiterer Literatur


== Einzelnachweise ==
==Einzelnachweise==
<references />
<references />


[[Kategorie:Widerstand|Aktion Gewitter]]
[[Kategorie:Widerstand]]

Aktuelle Version vom 29. Oktober 2024, 17:30 Uhr

Aktion Gewitter, fälschlich auch als "Aktion Gitter" bezeichnet, nannten die Nazis eine reichsweite Verhaftungswelle vom 22. bis 24. August 1944 im Gefolge des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli.

Verlauf

Der Gestapo-Befehl vom 17. August 1944 unter dem Decknamen "Aktion Gewitter" stellte keine Reaktion auf das Attentat dar, sondern diente lediglich als Vorwand und Auslöser für die längst geplanten Verhaftungen.[1] Ohne Bezug auf das Attentat wurde als "Präventivmaßnahme" befohlen, alle früheren Funktionäre der SPD und KPD, vor allem ehemalige Abgeordnete gleich welcher Ebene, seien festzunehmen, "gleichgültig ..., ob diesen im Augenblick etwas nachzuweisen ist oder nicht"; ausgenommen waren nur Menschen über 70 Jahre, Kranke oder solche, die offensichtlich zu den Nazis übergegangen waren.[2]

Insgesamt wurden im ganzen Reich 5000 bis 6000 Menschen inhaftiert. Damit sollten die letzten Gegnerinnen und Gegner des Regimes beseitigt werden. Betroffen waren neben Sozialdemokraten und Kommunisten auch Geistliche.

Die meisten der in Schleswig-Holstein Verhafteten - ca. 15 Frauen und ca. 150 Männer - fanden sich am 22./23. August zunächst im Kieler Polizeigefängnis wieder, das damit hoffnungslos überfüllt war; daher wurde auch die Polizeibaracke am Drachensee belegt.[3]

Die Frauen entließ man innerhalb der nächsten zwei Monate nach und nach wieder. Die Männer wurden nach Hamburg ins KZ Neuengamme "überstellt". 42 von ihnen kamen im September nach Überprüfung ihrer politischen Zuverlässigkeit und einer schriftlichen Verpflichtung, "nie wieder gegen den nationalsozialistischen Staat und seine Einrichtungen" zu arbeiten, ebenfalls wieder frei.

Einige, wie Heinrich Boschen und Otto Linke, überlebten ihre Entlassung allerdings nur um wenige Tage.[4]

Von den übrigen kehrten nur wenige zurück; etwa 80 von ihnen waren schon Ende Oktober des Jahres nicht mehr am Leben.

Nach Auflösung des KZ kurz vor Ende des Krieges wurden die verbleibenden Gefangenen auf Todesmärsche Richtung Lübeck geschickt. Um die Spuren der Naziverbrechen in Neuengamme zu verwischen, brachte man die Überlebenden in der Lübecker Bucht auf Schiffe, die möglicherweise versenkt werden sollten.[5]

Zwei der Schiffe, die CAP ARCONA und die THIELBEK, wurden am 3. Mai 1945 von alliierten Fliegern möglicherweise für Truppentransporter gehalten und versenkt. Ein großer Teil der Menschen an Bord kam ums Leben, darunter einige Schleswig-Holsteiner (Namen); von ca. 7.000 Häftlingen überlebten nur etwa 600. Die anderen kamen im Feuer um, ertranken oder erfroren in der kalten Ostsee, oder sie wurden von Bewachern aus SS und Marine erschossen, die von Booten und vom Ufer aus Rettungsversuche verhinderten. Paul Stassek und Willi Neurath waren unter denen, die CAP-ARCONA-Katastrophe in der Neustädter Bucht überlebten.[6]

Die Schwierigkeiten bei der Recherche nach den Opfern beschreibt Rudi Goguel:

"Etwa 450 [Verhaftete] kamen nach Neuengamme, aber nach der Befreiung konnten nur noch die Namen von 107 und deren Schicksal festgestellt werden. Von diesen kamen auf den Schiffen allein dreizehn namentlich bekannte [...] Häftlinge um [...]. Von ihnen gehörten acht der SPD und einer der KPD an. Die meisten stammten aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen [...]. Diese Gefangenen, denen die Naziorgane keinerlei staatsfeindliche Tätigkeit nachweisen konnten, mußten unter den gleichen fürchterlichen Bedingungen im Lager vegetieren wie die übrigen Lagerinsassen. Nur einige wenige wurden vor der Zeit entlassen, den meisten war die Vernichtung zugedacht wie allen übrigen Häftlingen. [Auch] fünf Jahre nach der Katastrophe blieb das Schicksal von fast 350 Menschen ungeklärt."[7]

"Hauptsorge [des Lagerkommandanten] war, in Neuengamme sorgfältig die Spuren seiner und seiner Komplicen Verbrechen zu verwischen. Auf seinen Befehl und unter der Kontrolle von SS-Leuten mußte, nach dem Abgang der Transporte, das im Lager verbliebene Häftlingskommando sämtliche belastenden Akten - Namenslisten, Totenscheine, Gestapoakten, insgesamt etwa vierhundert Kilogramm - im Krematorium verbrennen."[8]

Hermann Lüdemann lebte bei seiner Verhaftung in Berlin. Er gehörte zu den ganz wenigen, die vom Volksgerichtshof aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurden; allerdings wurde er anschließend sofort ins KZ Sachsenhausen gebracht, überlebte später den Todesmarsch nach Mecklenburg und wurde 1947 Schleswig-Holsteins erster gewählter Ministerpräsident.[9]

Betroffene

Zu den wegen "politischer Unzuverlässigkeit" Verhafteten oder zur Wehrmacht Eingezogenen, die für die Geschichte der SPD in Schleswig-Holstein eine Rolle spielen, gehörten u.a.:

Verhaftet

Anderes

Siehe auch

Literatur

  • Bauche, Brüdigam, Eiber, Wiedey: Widerstand in Hamburg 1939–1945. In: Arbeit und Vernichtung. Das Konzentrationslager Neuengamme 1938–1945. Katalog zur ständigen Ausstellung im Dokumentenhaus (VSA-Verlag, Hamburg 1991) ISBN 3-87975-532-9, S. 48
  • Wickert, Christl: Widerstand und Verfolgung deutscher Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im 20. Jahrhundert. In: Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Hrsg.): Der Freiheit verpflichtet. Gedenkbuch der deutschen Sozialdemokratie im 20. Jahrhundert. Mit einem Vorwort von Gerhard Schröder. (Schüren, Marburg 2000) ISBN 3-89472-173-1, S. 363–402
  • Fest, Joachim: Staatsstreich. Der lange Weg zum 20. Juli (btb-verlag, Berlin 2004) ISBN 3-442-72106-7.
  • Gedenkstätte Buchenwald (Hrsg.): Aktion „Gitter“ („Gewitter“). In: Konzentrationslager Buchenwald 1937–1945. Begleitband zur ständigen historischen Ausstellung (Wallstein Verlag, Göttingen 2005), S. 168–169
  • Gedenkstätte Dachau (Hrsg.): Deutsche Regimegegner der „Aktion Gewitter“. In: Konzentrationslager Dachau 1933 bis 1945. Text- und Bilddokumente zur Ausstellung, mit CD (Comité Internationale de Dachau, 2005) ISBN 3-87490-750-3, S. 162
  • Goguel, Rudi: Cap Arcona. Report über den Untergang der Häftlingsflotte in der Lübecker Bucht am 3. Mai 1945 (2. Auflage Frankfurt/M. 1982) ISBN 3-87682-756-6
  • Kißener, Michael: Die Aktion „Gewitter“. In: Becker, Manuel / Studt, Christoph (Hrsg.): Der Umgang des Dritten Reiches mit den Feinden des Regimes. XXII. Königswinterer Tagung (Februar 2009) (= Schriftenreihe der Forschungsgemeinschaft 20. Juli e. V. Bd. 13). (W. Hopf, Berlin 2010) ISBN 978-3-643-10525-7, S. 185–197
  • Korte, Detlef: "Aktion Gewitter" in Schleswig-Holstein. Eine Präventivmaßnahme der Gestapo: Verhaftung von Sozialdemokraten und Kommunisten im August 1944, Demokratische Geschichte 3(1988), S. 521-526
  • Lange, Wilhelm: Cap Arcona (Eutin 1988) ISBN 3-923457-08-1

Links

Einzelnachweise

  1. Vgl. Haffner, Sebastian: Anmerkungen zu Hitler (München 1978), S. 188
  2. Vgl. Korte, Präventivmaßnahme, S. 521; dort auch das Zitat.
  3. Vgl. Korte, Präventivmaßnahme, S. 522 f.
  4. Vgl. Korte, Präventivmaßnahme, S. 525; dort auch das Zitat.
  5. Es gibt mehrere Theorien dazu, was die Nazis mit den Schiffen planten. Für eine Übersicht vgl. CAP ARCONA.
  6. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 117
  7. Goguel: Cap Arcona, S. 87 f.
  8. Goguel: Cap Arcona, S. 31
  9. Fischer, Rolf: Hermann Lüdemann und die deutsche Demokratie (Neumünster 2006), S. 118 ff.
  10. Korte: Präventivmaßnahme, S. 523
  11. SPD-Ortsverein Neustadt: 1903-3002 100 Jahre SPD Neustadt in Holstein (2003)
  12. Spurensuche Kreis Pinneberg und Umgebung: Hermann Hinrichs – Verhaftung nach dem Attentat auf Hitler
  13. Döring, Uwe: Ehrung für Walter Hohnsbehn, Roter Schwan 3/95, S. 12
  14. Korte: Präventivmaßnahme, S. 525
  15. Bannow-Lindtke, Manfred: Spurensuche – Weltwirtschaftskrise und Nationalsozialismus in Bad Schwartau-Rensefeld (1929-1945) (Bad Schwartau 1993)
  16. Nolte, Hans, Jg. 1928: „Mir war das alles verhasst!“. In: Geschichtswerkstatt Herrenwyk: „Das war eine wunderschöne Zeit“ – Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus (Lübeck 2002)
  17. Bannow-Lindtke, Manfred: Spurensuche – Weltwirtschaftskrise und Nationalsozialismus in Bad Schwartau-Rensefeld (1929-1945) (Bad Schwartau 1993)
  18. Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie, Eckernförder Zeitung, 3.5.2010