1927

Jahreskalender

<< < 1922 | 1923 | 1924 | 1925 | 1926 | 1927 | 1928 | 1929 | 1930 | 1931 | 1932 > >>

Das Deutsche Reich wird seit 1. Februar von einer bürgerlichen Koalition aus Zentrum, DDP, BVP, DVP und DNVP unter Reichskanzler Wilhelm Marx regiert; die SPD unterstützt die Außenpolitik von Außenminister Gustav Stresemann.

Parteivorsitzende sind Arthur Crispien, Hermann Müller und Otto Wels, Distriktsvorsitzender in Schleswig-Holstein ist Willy Verdieck.

Der Reichstag verabschiedet am 16. Juli das Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung; dies begründet einen Rechtsanspruch auf Arbeitslosengeld.

Mit dem sogenannten "Hindenburgdamm" schafft das Deutsche Reich eine seit vor dem 1. Weltkrieg geplante feste Bahnverbindung zur Insel Sylt, die am 1. Juni eröffnet wird.

In den USA werden am 23. August trotz weltweiter Proteste die anarchistischen Arbeiter Sacco und Vanzetti auf dem Elektrischen Stuhl hingerichtet; 50 Jahre später werden sie postum rehabilitiert.

Der erste Tonfilm The Jazz Singer feiert Premiere und wird sehr erfolgreich.

April

• Ernst Hinnerwisch übernimmt den Vorsitz der SPD Schönberg, vermutlich von Hermann Rusch.

Mai

Ausflug im Rahmen des SPD-Parteitags in Kiel

• Otto Eggerstedt verlässt Kiel und wird preußischer Beamter in Wandsbek. Wilhelm Schweizer übernimmt von ihm den Vorsitz der Kieler SPD.
• 22.-27. Mai - Parteitag der SPD in Kiel. Das Motto: "Heran an das Volk". Laut Protokoll gibt es zu dieser Zeit in Schleswig-Holstein etwa 47.000 Parteimitglieder.
• Reichspräsident Paul von Hindenburg besucht in den letzten Maitagen die Stadt Kiel, wo nach einer Vereinbarung mit der Stadtverwaltung noch die roten Fahnen des SPD-Reichsparteitages hängen.
• 29.-31. Mai - Reichskonferenz des Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt im Gewerkschaftshaus Kiel.

Juni

• 26.-27. Juni - Bezirksparteitag in Oldesloe.
• 30. Juni - Walter Damm schließt sein Studium an der Akademie der Arbeit in Frankfurt/M. ab.

Juli

• 17. Juli - Die Kinderrepublik Seekamp wird eröffnet; sie dauert bis Mitte August. Organisiert und durchgeführt wird sie unter der Leitung von Andreas Gayk, unterstützt unter anderen von Niels Brodersen und Richard Grune. Neben der Kieler SPD helfen die AWO, die Falken und der Konsum bei der Durchführung. Als Kinder dabei sind unter anderen Rosa Obloch und die beiden Jüngsten von Josef Weskamp, als Helferin Ida Rüffler. Österreichische Jusos bringen vermutlich das neue Lied Die Arbeiter von Wien mit, das im Zeltlager zu Die Arbeiter von Kiel umgedichtet wird.

August

• In diesem Sommer reist Richard Grune nach Norwegen und besucht in Oslo Edvard Munch, bei dem er sich als "Künstler der neuen Generation" einführt und dem er eine seiner Zeichnungen schenkt.
• 7. August - In Travemünde findet eine Kundgebung des Reichsbanners gegen "Schwarzweißrot" - die rückwärtsgewandten, republikfeindlichen Kräfte - mit einer Rede von Julius Leber statt; 1.800 Menschen nehmen teil.
• 21. August - Der Distrikt Kiel-Ost begeht, vermutlich im Werftpark, seine Bannerweihe. Das Banner wird bis heute im Ortsverein aufbewahrt.
• 26. August - Hanne Henkens kommt in Mildstedt zur Welt.

September

Einladung zur Ebert-Gedenkfeier 1927

• 10./11. September - Die Reichsbanner-Ortsgruppe stellt mit Genehmigung des Magistrats in Eutin einen Gedenkstein für den verstorbenen Reichspräsidenten Friedrich Ebert auf. Die Weiherede im Rahmen der zweitägigen Feier hält Friedrich Stampfer.

Oktober

• 2. Oktober - Ewald Breitkopf wird in Kiel geboren.

November

• 6. November - Kommunalwahlen im Landesteil Lübeck
• 28. November - Erika Balzersen kommt zur Welt.

Dezember

• 22. Dezember - Hermann Molkenbuhr stirbt mit 76 Jahren in Berlin.
• 27. Dezember - Eine alte Forderung der SPD wird endlich umgesetzt: Durch eine Änderung des Gemeinderechts wird die Aufhebung der Gutsbezirke ab 30. September 1928 beschlossen. Sie wird erhebliche Auswirkungen auf die Ausbreitung der SPD unter den Landarbeitern haben, wie etwa die Geschichte des OV Klausdorf zeigt.

Nicht datiert

• Julius Bredenbeck, Paul Bromme, Wilhelm Esser, Elly Linden, Ida Rüffler, Otto Sandvoß und Walter Schütt treten der SPD bei, Heinrich Fischer der SAJ und dem Reichsbanner, Karl Wüstenberg der SAJ und Rosa Obloch den Roten Falken.
• Eduard Clasen besucht die Akademie der Arbeit in Frankfurt/Main.
• Andreas Gayk wird Mitglied der Kieler Stadtverordnetenversammlung, Erich Hagenah Mitglied der Stadtvertretung von Cuxhaven.
• Wilhelm Gülich schließt sich dem Kieler Republikanischen Klub an.
• Hermann Lüdemann wird zum Regierungspräsidenten von Lüneburg gewählt.
• Else und Jack Meitmann ziehen mit der Familie von Kiel nach Altona.
• Heinz Salomon kommt mit seiner Frau nach Kiel und schließt sich dort der jüdischen Gemeinde an.
• Gustav Schatz übernimmt den Vorsitz der SAJ in Kiel.
• Emma Schmidt wird erste Geschäftsführerin der Kieler AWO.
• Hermann Schwieger beteiligt sich an der Gründung des Arbeiter-Turn- und Sportvereins Marne.
• Hans Stade wird zum Amtsvorsteher in Bad Dürrenberg (Sachsen-Anhalt) gewählt.
• Willy Verdieck wird ehrenamtlicher Stadtrat für Wohnungsbau für die Kieler SPD.
• Alma Wartenberg muss nach einem Schlaganfall alle Ämter niederlegen.
• Albert Witte übernimmt die Leitung der Kieler Arbeiterjugend.
• Der FTSV Elmshorn feiert nach dem Bau einer eigenen Sportanlage an der Wilhelmstraße erstmals sein Stiftungsfest. Die Nutzung der Traditionsanlage an der Rennbahn für eine Fahnenweihe wird dem Verein verweigert.
• Die Fahne der SPD Kiel-Süd wird geweiht.
• In Kronshagen gründet sich der "Kleinkaliber-Schützenverein Republik, Ortsverein Kronshagen" als Ableger des Reichsbanners; Vorsitzender ist Franz Piehozki.