1948
Der Parlamentarische Rat nimmt im September seine Arbeit am Grundgesetz auf.
In Schleswig-Holstein regiert die SPD unter Ministerpräsident Hermann Lüdemann.
Der Kalte Krieg zwischen Ost und West wird auch in Deutschland geführt. Mit der Währungsreform am 20. Juni wechseln die Westzonen - auch das unter Viermächteverwaltung stehende West-Berlin - zur Deutschen Mark ("D-Mark"), die überleitet von der Mangelwirtschaft der Nachkriegsjahre zum "Wirtschaftswunder" der 1950er Jahre. Die Sowjetunion reagiert auf die drohende Inflation für die sowjetische Zone am 24. Juni mit der Sperrung der Stromversorgung sowie aller Land- und Wasserwege in die Westzonen. Die Berlin-Blockade dauert fast ein Jahr; nur mit Hilfe der legendären "Luftbrücke" der Westalliierten wird die Eingliederung der Stadt in den sowjetischen Machtbereich verhindert.
Die Währungsreform ist eine Voraussetzung dafür, dass Deutschland Finanzhilfen aus dem Europäischen Wiederaufbauprogramm ("Marshallplan") erhält, das die USA seit April für Europa anbieten. Die Sowjetunion untersagt den von ihr abhängigen Staaten jede Beteiligung.
Im Nahen Osten ruft Israel nach Beendigung des britischen Mandats seine Unabhängigkeit aus; es kommt zum ersten Krieg mit den arabischen Nachbarstaaten.
Januar
- 14. Januar - Erich Arp tritt als Minister für Ernährung und Landwirtschaft zurück.
Februar
- 2. Februar - Wirtschafts- und Verkehrsminister Bruno Diekmann übernimmt nach dem Rücktritt von Erich Arp aus dem Kabinett zusätzlich dessen Ressort Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
- 2. Februar - Der Landtag beschließt zwei Maßnahmen zur Bildungspolitik: das Gesetz über die Änderung der Grundschulpflicht auf 6 Jahre und das Lehrerausbildungsgesetz, das die gemeinsame Ausbildung der Lehrer*innen aller allgemeinbildenden Schulen vorsieht. Nach dem Regierungswechsel 1950 gehören diese zur Einheitsschule hinführenden Gesetze zu den ersten Maßnahmen, die der Wahlblock rückgängig macht.
- 4. Februar - Anni Krahnstöver scheidet aus dem Landtag aus.
- 8. Februar - Johannes Rohwer stirbt mit 44 Jahren in Büdelsdorf.
- 11. Februar - Die Kieler Ratsversammlung macht die Straßenbenennung Wilhelm-Spiegel-Weg auf Wunsch der Familie Spiegel rückgängig.
- 25. Februar - Hermann Lüdemann sagt als Zeuge im Nürnberger "Wilhelmstraßen-Prozess" aus und berichtet Einzelheiten der schweren Misshandlungen während seiner verschiedenen KZ-Haftzeiten.
März
- Elisabeth Fritz wird an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim zur Dr. agr. promoviert. Im selben Jahr heiratet sie.
April
- 1. April - Günther Bantzer tritt in die SPD ein.
- 3. April - Die erste Ausgabe der Politischen Rundschau des Kreisverbandes Kiel erscheint als Beilage der VZ.
- 24. April - Reinhard Ueberhorst wird in Elmshorn geboren.
Mai
- 3. Mai - Wilhelm Schmehl rückt für Anni Krahnstöver in den Landtag nach.
- 7. Mai - Holger Astrup kommt in Flensburg zur Welt.
- 9. Mai - Astrid Scheer wird in Bad Segeberg geboren.
- 18. Mai - Der Wiedergutmachungsausschuss der Militärregierung stimmt der Rückgabe des - stark zerstörten - Zentralgeländes Sörensenstraße an den Kieler Konsum zu.
- 22.-24. Mai - Ordentlicher Bezirksparteitag in Schleswig. Andreas Gayk wird mit 124 zu 33 Stimmen gegen Erich Arp zum Landesvorsitzenden gewählt. Er löst Heinrich Fischer ab. Anni Krahnstöver wird 2., Karl Ratz 3. Vorsitzender und Theodor Werner Schatzmeister im Bezirksvorstand. Max Kukielczynski wird 1. Bezirkssekretär.
Juni
- In diesem Monat erreicht das Hamburger Echo seine bisher höchste Auflage von 244.000 Exemplaren. Wenig später bricht der Verkauf allerdings ein, vor allem durch wachsende Konkurrenz nach der Währungsreform.
- 13. Juni - Günter Neugebauer kommt in Rendsburg zur Welt.
Juli
- In Strande findet die Kinderrepublik Kieler Förde statt.
- 1. Juli - Die sozialdemokratische Landesregierung von Schleswig-Holstein gibt Willy Brandt die deutsche Staatsbürgerschaft zurück, die ihm die Nazis genommen hatten.
- 3. Juli - Renate Blum wird in Lübeck geboren.
August
- Wilhelm Gülich tritt als Landrat des Kreises Herzogtum Lauenburg zurück.
- 6. August - Hermann Lüdemann beruft Ludwig Preller als Nachfolger von Bruno Diekmann zum Minister für das (erweiterte) Ressort Arbeit, Wirtschaft und Verkehr seines Kabinetts.
- 6. August - In Quickborn wird der Barackenweg auf Antrag eines KPD-Vertreters in Wiesengrund umbenannt - wohl, um die Erinnerung daran zu tilgen, dass Bewohner der dortigen Barackensiedlung 1895 den SPD-Ortsverein gründeten.
- 10. August - Ludwig Onken wird zum Ehrenvorsitzenden des OV Schacht-Audorf ernannt.
- 11. August - Wilhelm Ernst Piecyk kommt in München zur Welt.
September
[[Datei:{{#setmainimage:KA020290.jpg}}|thumb|180px|right|Plakat zum Parteikongress]]
- 1. September - Der Parlamentarische Rat zur Ausarbeitung des Grundgesetzes konstituiert sich. Aus der schleswig-holsteinischen SPD gehören ihm Andreas Gayk und Rudolf Katz an.
- 6. September - Julius Bredenbeck wird in der sowjetischen Besatzungszone wegen "antisowjetischer Hetze" (d.h. Verbindung zum Ostbüro der SPD) verhaftet und später zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt.
- 11.-14. September - Bundesparteitag der SPD in Düsseldorf. Andreas Gayk verliest die Rede des erkrankten Kurt Schumacher. "Die deutsche Demokratie darf nicht wieder gefährdet werden durch den politischen Mißbrauch wirtschaftlicher Macht, sie wird nur dann von der großen Mehrheit des Volkes als eine höhere Lebensform anerkannt, wenn sie zugleich die soziale Gerechtigkeit verwirklicht."[1]
- 16. September - Außerordentlicher Bezirksparteitag in Kiel.
- 22. September - Gründungsversammlung der Arbeitsrechtlichen Vereinigung im Kieler Rathaus. Erster Vorsitzender wird ihr Initiator Walther Lehmkuhl.
Oktober
- Im OV Bünningstedt wird beklagt, dass die Versammlungen "sehr schlecht" besucht seien. Es müsse mehr Propaganda betrieben werden.
- 24. Oktober - Kommunalwahl in Schleswig-Holstein. Franz Osterroth schreibt dafür das Lied Zum Wahlkampf.
November
- 10. November - Steffen Etzel wird in Hilders (Rhön) geboren.
- 12. November - Hermann Schwieger scheidet aus der Funktion des ehrenamtlichen Landrats von Süderdithmarschen aus.
- 12. November - Stadtrat Hugo Voß wird zum ehrenamtlichen Oberbürgermeister von Neumünster gewählt.
Dezember
- 25. Dezember - Rudolf Buschmann kommt in Lüdenscheid zur Welt.
- 30. Dezember - Wilhelm Schweizer wird hauptamtlicher Bürgermeister von Neuwied und verläßt Kiel endgültig.
- 31. Dezember - Helmut Klute gibt das Amt des ehrenamtlichen Bürgermeisters von Friedrichsgabe an Hermann Klingenberg ab.
Nicht datiert
- Heinz Adler vertritt die SPD im Verwaltungsrat des Nordwestdeutschen Rundfunks.
- Otto Auhagen gibt den Vorsitz des Kreisverbandes Segeberg ab - an wen, ist bisher nicht ermittelt.
- Fritz Baade wird zum Professor für Wirtschaftliche Staatswissenschaften der CAU Kiel und Direktor des Instituts für Weltwirtschaft berufen.
- Marta Bartsch, Leo Langmann, Heinz Meier, Reinhold Rehs und Friedemar Thiel treten in die SPD ein.
- Siegfried Berger tritt in die Berliner SPD ein und versucht in Zusammenarbeit mit dem Ostbüro der SPD, die SPD in Ostberlin im Untergrund zu erhalten.
- Karl Behnk löst Walter Raabke im Vorsitz des OV Ellerbek/Wellingdorf ab.
- Hein Blomberg kehrt aus der Kriegsgefangenschaft nach Kiel zurück und arbeitet wieder als Schlosser.
- Niels und Anne Brodersen kehren aus Berlin nach Kiel zurück.
- Niels Brodersen entwirft das Plakat für die erste Kieler Woche der Nachkriegszeit.
- Paul Bromme kehrt aus der schwedischen Emigration nach Lübeck zurück und übernimmt schon bald den Vorsitz des Kreisverbandes von Karl Albrecht.
- Helmut Grünewald löst Karl Knickrehm im Vorsitz des OV Eutin ab.
- Richard Grunes Kinderbuch, vom Leben und Treiben in den Heimen und Erholungsstätten der Arbeiter-Wohlfahrt nach Briefen und Erzählungen von Kindern wird durch die AWO veröffentlicht; Richard Grune wandert in diesem Jahr nach Spanien aus.
- Richard und Lisa Hansen kehren aus der schwedischen Emigration nach Kiel zurück. Richard Hansen wird Geschäftsführer der Landtagsfraktion.
- Peter Henkens folgt Heinrich Jäger im Vorsitz des OV Mildstedt/Rosendahl.
- Waldemar Horst übernimmt den Vorsitz des OV Süderbrarup von Hermann Windel.
- Franz Osterroth kommt als Parteisekretär für Kultur und Frauenarbeit zum Bezirksverband.
- August Scharnweber löst den Genossen Hartung im Vorsitz des OV Ahrensburg ab.
- Gustav Schatz wird Geschäftsführer der im städtischen Besitz befindlichen Kieler Wohnungsbaugesellschaft (KWG).
- Wilhelm Schmehl wird ehrenamtlicher Bürgermeister von Harrislee.
- Louise Schroeder wird Stellvertreterin des Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter in Berlin.
- Hermann Schwieger übernimmt den Vorsitz des Kreisvereins Süderdithmarschen.
- Paul Stech übernimmt den Vorsitz der "Arbeitsgemeinschaft Ostdeutscher Hilfsgemeinschaften" in Kiel.
- Jochen Steffen kommt als "Leiter der Jüngerenarbeit" in den Vorstand des Kreisverbandes Kiel.
- Bruno Verdieck wird DGB-Vorsitzender von Kiel.
- Die Freie Turn- und Sportvereinigung "Holsatia" v. 1893 wird wiedergegründet.
- Die Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten (AvS) gründet sich.
- Seit diesem Jahr gibt der Kreisverband Kiel die Politische Rundschau zur Förderung von Demokratie und Sozialismus in Stadt und Land, kurz Politische Rundschau, als Mitteilungsblatt für seine Mitglieder heraus.
- Der OV Kiel-Ellerbek hat 560 Mitglieder, darunter 180 Frauen. Er wählt eine Fahnendeputation aus Paul Verdieck und den Genossen Hachmann und Stengel, deren Aufgabe es ist, mit der Traditionsfahne an der Beisetzung verstorbener Parteimitglieder teilzunehmen.
- Der OV Kiel-Nord-West gründet sich und hat nach Angaben des Kassierers Adolf Wiese 922 Mitglieder.
- In Kiel wird die Freie Turn- und Sportvereinigung "Holsatia" v. 1893 wiedergegründet.
- ↑ Osterroth, Franz / Schuster, Dieter: Chronik der deutschen Sozialdemokratie. Band 1: Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975. Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001