Ortsverein Bredstedt: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Ortsverein Bredstedt''' gehört zum [[Kreisverband Nordfriesland]].
Der '''Ortsverein Bredstedt''' gehört zum [[Kreisverband Nordfriesland]].



Version vom 14. Dezember 2015, 23:34 Uhr

[[Datei:{{#setmainimage:Bredstedt.jpg}}|right|180px]] Der Ortsverein Bredstedt gehört zum Kreisverband Nordfriesland.

Gründung in der Kaiserzeit

Nachdem sich bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts vereinzelt Handwerker und Arbeiter, meist zugezogene Zigarrenarbeiter der beiden Tabakfabriken Gress und Preisler in Bredstedt, zur Sozialdemokratie bekannten, meldete der Zigarrenarbeiter Berthold Reinecke am 21. November 1905 auf dem Rathaus zu Bredstedt den neu gegründeten "Sozialdemokratischen Verein" an. Im Originaltext von 1905 schrieb der Bredstedter Bürgermeister Langreen "an den Königlichen Herrn Landrat im Schloss vor Husum":

"Es erscheint der Zigarrenarbeiter Berthold Reinecke von hier und meldet einen Ortsverein des Sozialdemokratischen Vereins für die hiesige Stadt an. Mitgliederversammlungen finden jeden letzten Sonnabend in Reimer Hotel, bei Gastwirt Paulsen, abends um 6 Uhr statt."

Am 29. Januar 1906 übersandte der Bürgermeister das eingereichte Mitgliederverzeichnis und Statut des Sozialdemokratischen Vereins an den Landrat. Als Gründungsmitglieder waren aufgeführt: H. Boisen, H. Ender, P. Ermeling, J. Hahn, R. Hatzki, J. Kleinfeld, W. Koppenhöfer, O. Koschitzke, R. Mehnert, H. Mertzig, H. Otto, G. Paulsen, J. Rehpern, B. Reinecke, G. Roßkothen, A. Schmerbitz, H. Spränger, H. Stahl, W. Voß, A. v. Zarwersky.

Einer, der sich in diesen ersten Jahren um die Partei besonders verdient machte, war der Rohproduktenhändler ("Plünnemann") Johannes Detlev Carl Feddersen (21. März 1875 - 29. Juni 1947), der 1909 nach Bredstedt kam und später Vorsitzender des Ortsvereins wurde. Dieses Amt hatte er bis zum Verbot der Partei 1933 inne.

Ab April 1907 fanden die Mitgliederversammlungen nicht mehr in der Friesenhalle, sondern in der Guttemplerwirtschaft statt, heißt es in einer Notiz der Stadtverwaltung vom 8. April 1907. Während des Kaiserreichs wurden alle Zusammenkünfte der SPD und der Gewerkschaften vom örtlichen Polizeisergeanten überwacht.

1919

Mit Beginn des Jahres 1919 organisierte der Ortsverein unter seinem Vorsitzenden Johannes Feddersen mehrere öffentliche Versammlungen vor den Wahlen zur deutschen Nationalversammlung und zum preußischen Landtag. Der Einsatz trug Früchte: In den Wahlen zur Nationalversammlung, bei denen erstmals auch Frauen das Wahlrecht hatten, errang die SPD in Bredstedt 36% der Stimmen. Die SPD hat diesen Anteil von rund einem Drittel der Wählerstimmen lange halten können. In den Reichs- und Landtagswahlen am 20. Mai 1928 erhielt die SPD noch 32%. Sie war damit stärkste Partei, eine Folge der inzwischen herrschenden Parteienvielfalt im "bürgerlichen" Lager.

In den Wahlen zur Bredstedter Stadtvertretung nach dem 1. Weltkrieg am 2. März 1919 erhielt die SPD 35%. In die zwölfköpfige Stadtvertretung rückte sie mit 4 Stadtverordneten ein. Die ersten Stadtverordneten der SPD in Bredstedt waren: der Schneider Christian Jessen, der Händler Johannes Feddersen, der Oberpostassistent Albert Schütt und der Zigarrensortierer Otto Koschitzke.

Ihre Fraktionsstärke von einem Drittel der Stadtvertreter konnte die SPD bis zu ihrem Verbot 1933 halten. In dieser Zeit waren neben Johannes Feddersen und Christian Schütt der Leiter der Bredstedter AOK, Caspar Albert, und der Leiter des Arbeitsamtes, Friedrich Blöhs, als Stadtvertreter tätig.

Über die politische Arbeit der sozialdemokratischen Stadtvertreter in der Zeit der ersten Republik ist nur wenig bekannt. Damalige Zeitzeugen erinnerten sich daran, dass die SPD beispielsweise bei den Wegeverpachtungen zur Gräsung für die "kleinen Kuhhalter" eingetreten war und dass die Errichtung der ersten einfachen Wohnhäuser in der Süderstraße für Minderbemittelte einer Initiative der Bredstedter Sozialdemokraten zu verdanken war.

Fahnenweihe 1930

Ein Höhepunkt in der Geschichte des Ortsverein Bredstedt war das 25-jährige Stiftungsfest mit der Fahnenweihe am 24. August 1930. Die Lokalzeitung Friesen-Courier berichtete:

„Unter starker Beteiligung auswärtiger Ortsvereine fand gestern das 25-jährige Stiftungsfest und die Fahnenweihe des hiesigen sozialdemokratischen Ortsvereins statt. Aus allen Richtungen kamen vollbesetzte Schnelllast- und Personenkraftwagen, um an der Feier teilzunehmen. Ein gemeinsames Mittagessen fand in den "Städtischen Gärten" statt. Nach Beendigung desselben wurde zum Sammeln nach dem Sportplatz geblasen, woselbst die Formation des Festzuges vor sich gehen sollte. Vor dem Rathause neben dem festlich geschmückten Rednerwagen wurde angehalten. Als erster bestieg Parteigenosse Feddersen, hier, den Wagen und hieß die Anwesenden im Namen des hiesigen Ortsvereins herzlich willkommen. Alsdann trat Landtagsabgeordneter Brecour, Kiel, auf. Er schloss seine Ausführungen mit dem Weiheakt der Fahne. Die Fahne als ein heiliges Symbol der sozialdemokratischen Idee, möge sie nicht nur für unsere Parteigenossen getragen werden, sondern möge es ihr auch vergönnt sein, der heranwachsenden Jugend eine Richtschnur zu sein. Mit dem Motto: "Freiheit und Gerechtigkeit" wurde die Fahne übergeben."[1]

Nationalsozialismus

Die Nationalsozialisten verfügten in Bredstedt schon vor 1933 über eine starke Verankerung in der ländlichen Bevölkerung. Schon zu Beginn des Jahres war erfolglos versucht worden, die Zahl der SPD-Stadtvertreter in Bredstedt auf drei zu verringern (neben 6 bürgerlichen und 3 der NSDAP). Am 26. April 1933 trat die Stadtvertretung im festlich geschmückten Sitzungssaal des Rathauses zusammen. Der Friesen-Courier beschrieb die Szenerie:

"Für die sozialdemokratischen Abgeordneten verlief diese Sitzung alles andere als festlich. Am Schluss brachte die NSDAP eine Dringlichkeitsantrag ein, der die Beseitigung der SPD-Mitglieder aus den Kommissionen forderte. Carsten Steenholdt betonte, dass die SPD-Mitglieder keinen Anspruch auf Objektivität mehr haben, müssen vielmehr als Bürger zweiter Klasse angesehen werden."[2]

Die Fraktion "Volksgemeinschaft" beschloss die Entfernung der drei sozialdemokratischen Abgeordneten Johannes Feddersen, Wilhelm Schnoor und Johann Wamers aus der Stadtvertretung. Mit dem Schreiben vom 17. August 1933 verkündete der Kreisausschuss in Husum:

"Die zwangsweise Entfernung aller SPD-Vertreter und aller mit Hilfe der SPD gewählten Vertreter aus den Gemeinde-Dorfschafts-Vertretungen erfordert eine Nachprüfung dahingehend, ob noch genügend Vertreter in den Vertretungen geblieben sind. Die Berufung der Nachfolger in die Vertretungen geschieht von der Aufsichtsbehörde..."

Das war das Ende der Demokratie in Deutschland. Die SPD wurde verboten. Eine Massenflucht in die NSDAP und ihre Unterorganisationen (Arbeitsfront) setzte ein; viele wurden mehr zwangsweise in die NS-Organisationen getrieben. Mit dem Ende jeglicher Form legaler Parteiarbeit in Deutschland gab es für Sozialdemokraten im Kampf gegen den Hitler-Faschismus nur noch den Weg in den Untergrund oder ins Exil. Dabei ist eine kleinstädtischen Struktur wie Bredstedt ungünstig für Widerstandsaktionen. Wo jeder jeden kennt, überwacht und kontrolliert, ist Widerstand um einiges schwieriger als in Großstädten. Nach dem Attentat auf Hitler 1944 wurden die Genossen Feddersen, Hansen und Schnoor im Rahmen der Aktion Gitter verhaftet und eingesperrt. Die Traditionsfahne wurde während des Weltkrieges im Hause des Genossen Johann Wamers aufbewahrt.

Ein Stolperstein erinnert seit dem 23. November 2010 in der Süderstraße 6 in Bredstedt an den Zigarrenmacher und Sozialdemokraten Andreas Carlsen, der am 5. Juni 1936 infolge von Verfolgung durch die Nazis starb.

Neuanfang ab Sommer 1945

Als Neuanfang kann man in Bredstedt die Kontaktaufnahme alter Genossen, der sozialdemokratisch gesinnten Evakuierten und Flüchtlinge untereinander bezeichnen. Diese Kontakte, die bereits im Sommer 1945 begannen, führten noch vor der Zulassung der Partei durch die Engländer zu erster politischer Tätigkeit. Am 8. Dezember 1945 fand eine Vorbesprechung zum Neuanfang des Ortsvereins nach der Aufhebung des Verbotes statt.

Aus dem Kreis alter Sozialdemokraten kamen auch Vorschläge für eine Stadtvertretung, die von den Engländern ernannt wurde. Eine der ersten Tätigkeiten der Stadtvertretung in Zusammenarbeit mit den Engländern war die Unterbringung der vielen Flüchtlinge; dazu wurden Wohnungen besichtigt und auch Wohnraum beschlagnahmt. Diese Tätigkeit stieß nicht immer auf Verständnis. Aber sie zeigte auch, dass Sozialdemokraten in einer für alle schweren Zeit bereit sind, unpopuläre Maßnahmen zu unterstützen.

Betroffen waren vor allem Kinder und Jugendliche, für die es keinerlei Betreuung gab. Da zu dieser Zeit Parteien noch nicht zugelassen waren, gründeten alte Genossen eine Jugendgruppe, den "Bredstedter Jugendheimatring" und eröffneten ein Jugendheim. Unter der Leitung der Genossen Paul Herzberger, Fritz Fischer und Walter Engel fanden hier Heimatabende und Vorbereitungen für größere Veranstaltungen statt. Nach der Wiederzulassung der SPD wurde der Jugendheimatring in "Sozialistische Jugendbewegung Deutschlands, SJD - Die Falken" umbenannt. Obwohl sie zeitweise 180 Mitglieder hatte, wurde diese Organisation 1950 wieder aufgelöst.

Am 15. Januar 1947 gab der Vorstand bekannt, dass die Partei von der Militärregierung zugelassen worden sei. Der Genosse Herbert Mölck wurde einstimmig zum Bürgermeister (heute das Amt des Bürgervorstehers) gewählt und von der Militärregierung bestätigt. Der Stadtvertretung gehörten für die SPD Paul Lebert, Matthias Lorenzen, Peter Schilling, Wilhelm Schnoor, Albert Schwarz und Johann Wamers an.

Am 14. Februar 1947 wurde Wilhelm Schnoor 1. Vorsitzender. Emmi Schwarz war für die Frauenarbeit zuständig. Die Mitgliederzahl wurde zu dieser Zeit mit 175 angegeben.

1950er Jahre

Die in den 50er Jahren einsetzende Umsiedlung der Heimatvertriebenen schwächte auch die Parteiorganisation. In der Stadtvertretung, in die die SPD nach der Kommunalwahl 1948 noch mit 6 Vertretern eingezogen war, hatte sie 1951 nur noch 3 Sitze.

1955 wurde der Ortsverein 50 Jahre alt. Auf Wunsch des Vorstandes gab es keine Feierstunde.

Die Mitgliederversammlungen waren in den 50er und 60er Jahren stets gut besucht; es wurde kontrovers diskutiert. War es zunächst um Fragen wie Torf-Aktionen, Wohnungsprobleme, AWO, Krankenhaus und Umsiedlung gegangen, so standen jetzt Themen wie Kanalisation, Badeanstalt, Vergrößerung des E-Werkes oder Straßenausbau auf der Tagesordnung. Andere Themen, die ein Stück Zeitgeschichte widerspiegeln, waren brennende Zukunftsprobleme wie Automation, Atomenergie und Rationalisierungen; es wurde auch über die Konzentrations-und Vernichtungslager und die Untaten unter dem Nationalsozialismus diskutiert.

In der Versammlung am 20. Januar 1958 wurde Wilhelm Schnoor zum Ehrenvorsitzenden auf Lebenszeit gewählt. Neuer Vorsitzender wurde Willy Kuster.

1960er Jahre

Im Bundestagswahlkampf 1961 konnte Wilhelm Schnoor den Regierenden Bürgermeister von Berlin und Kanzlerkandidaten Willy Brandt auf dem Bredtstedter Marktplatz begrüßen. Bei der Wahl erhielt die SPD 45,6% der Stimmen.

Bei den Kommunalwahlen 1962 und 1966 wurde die SPD stärkste Partei in Bredstedt.

Wilhelm Schnoor leitete den Ortsverein kommissarisch bis 1969. Mit ihm trat ein Mann von der kommunalpolitischen Bühne ab, der in beispiellosem Einsatz über 40 Jahre lang als Ortsvereinsvorsitzender, Stadtvertreter, Stadtrat, stellvertretender Bürgermeister, Mitglied des Kreistages und Magistratsmitglied für die Ideen der Sozialdemokratie eingetreten war. In Kiel erhielt er vom Innenminister die "Freiherr-vom-Stein-Medaille" verliehen. Der Lehrer Jochen Kuchenbecker wurde zu seinem Nachfolger gewählt.

Es gibt keinen Bereich der Politik, in dem die direkte Mitarbeit und Mitgestaltung wichtiger ist als in der Kommunalpolitik. Sie steht im ständigen unmittelbaren Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern. Die Politik im Ort wird täglich beobachtet und gespürt, sie ist überprüfbar und konkret. Die Kommunalpolitiker und -politikerinnen sind Nachbarn, sie machen sozusagen Politik zum Anfassen. Das ist die Chance und der Reiz der Kommunalpolitik.

Die herausragenden Themen dieser Jahre waren Verkehrsfragen (Umgehungsstraße, Ortsdurchfahrt), der Volksschulneubau, Anliegerbeiträge, die Planung eines Schwimmbades, die geplante Einrichtung einer Bundeswehrgarnison, Erweiterung der Kläranlage. Wesentliche Entscheidungen der Stadtvertretung und des Magistrats beruhten auf Initiativen der SPD.

1970er Jahre

Die Kommunalwahl 1970 brachte der SPD einen Zuwachs von 7,1%. Sie zog mit 7 Abgeordneten in das Stadtparlament ein.

1972 fand der schon fast legendäre Bundestagswahlkampf unter dem Motto "Willy wählen" statt. Willy Brandt wurde neuer Bundeskanzler und die SPD erlebte den größten Wahlsieg in ihrer Geschichte. Dieses positive Ergebnis schlug sich auch in den Ortsvereinen nieder; zahlreiche Menschen setzten Vertrauen in die neue Reformpolitik und traten in die SPD ein.

Regelmäßig fanden Sitzungen statt, in der alle anstehenden bundes-, landes- und kommunalpolitischen Themen diskutiert wurden. Aber auch das gesellige Beisammensein pflegten die Bredstedter. Es gab neben politischen Frühschoppen Lotto- oder Kegelabende, Adventskaffees oder Tagesausflüge. Besonders hervorzuheben ist die schon traditionelle "Schinkentour" am Himmelfahrtstag.

1980er Jahre

Am 30./31. August 1980 beging der Ortsverein sein 75-jähriges Bestehen.

1982 startete die SPD eine erfolgreiche Unterschriftenaktion gegen den Abriss des Bahnhofes. Er wurde restauriert und ist bis heute ein Wahrzeichen für Bredstedt.

Nach 17 Jahren engagierter Parteiarbeit legte Jochen Kuchenbecker im Mai 1986 seine Ämter nieder.[3] Neuer Ortsvereinsvorsitzender wurde der Lehrer Hans-Heinrich 'Harry' Christiansen.

Bei der Kommunalwahl 1986 durchbrach die SPD die Vormachtstellung der CDU in Bredstedt und wurde stärkste Partei. Joachim Rieckhoff wurde stellvertretender Bürgermeister, Uwe Naundorf Bürgervorsteher. Den Fraktionsvorsitz übernahm Rudi Grube.

In dieser Zeit wurden u.a. mehrere Straßen und der Bahnhof saniert und behindertengerecht gestaltet. Auch die alte Volksschule wurde mit Mitteln aus dem Westküstenprogramm saniert und dem Nordfriesischen Institut (Nordfriisk Instituut) zur Verfügung gestellt. Das Bürgerhaus wurde Domizil für Bücherei und Theater.

Am 9. November 1989 fiel die Mauer. Die SPD Bredstedt leistete dem Ortsverein Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern Wahlkampfhilfe. 20.000 SPD-Info-Hefte wurden in Bredstedt auf eigenen Druckmaschinen gedruckt und gefaltet. Die Genossen Harry Christiansen, Uwe Naundorf und Reinhard Malinowski fuhren zweimal nach Güstrow, um vor Ort zu helfen. Der Zuspruch an den Info-Ständen dort war überwältigend. Doch die Ernüchterung kam nach der Bundestagswahl. Nach CDU und PDS wurde die SPD nur drittstärkste Partei.

1990er Jahre

Der Beschluss des Bundesparteitages von 1990, einen Solidarbeitrag von 2 DM zur Unterstützung der Partei in den neuen Bundesländern zu erheben, auch in Bredstedt zu Parteiaustritten.

Von 1991 bis 1993 war Harry Christiansen Kreisvorsitzender der SPD Nordfriesland.

Gegen Widerstand aus unterschiedlichen Richtungen unterstützte die SPD 1992 die Pläne der Bredstedter Lebenshilfe, in der Stadt eine Wohn- und Tagesstätte für Schwerstbehinderte zu bauen. Noch im selben Jahr verkaufte die Stadt Bredstedt den Baugrund zum symbolischen Preis von einer Mark an die Lebenshilfe, und 1995 wurde das "Haus am Mühlenteich" eröffnet.

Zur Kommunalwahl 1994 trat zum ersten Mal die Wählergemeinschaft Bredstedt zur Wahl an und errang mit 7 Sitzen die Mehrheit in der Stadtvertretung. Seit dieser Zeit bildet die SPD die Opposition.

In Anerkennung seiner besonderen Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung erhielt Uwe Naundorf am 29. Oktober 1999 die Freiherr-vom-Stein-Gedenkmedaille aus der Hand des Landesinnenministers.

1998 wurde nach langer Auseinandersetzung mit dem Bund die Schule des Bundesgrenzschutzes in Bredstedt geschlossen. Der Stadt ging damit ein großer Teil der Kaufkraft verloren; Häuser und Wohnungen standen leer. Die SPD-Fraktion gehörte zu denen, die viel Arbeit in den Kampf gegen die Schließung investiert hatten.

Das 21. Jahrhundert

Das neue Jahrtausend fing für die SPD nicht gut an. Zum 100-jährigen Bestehen der Stadt Bredstedt wurde dem Ortsverein vom Hauptausschuss die Teilnahme am Jubiläumsumzug verwehrt. Dann wurde der Ortvereinsvorsitzende und Stadtvertreter Wolfgang Wichmann wegen Veruntreuung fremden Eigentums verurteilt. Er legte auf Druck des Ortsvereins seine Funktionen in Partei und Fraktion nieder; sein Mandat als Stadtvertreter gab er jedoch nicht auf. Ein bitterer Beigeschmack blieb, und das unehrenhafte Verhalten von Wichmann schädigte und traf die SPD Bredstedt hart. Neuer Vorsitzender wurde Reinhard Malinowski.

Im Dezember 2000 votierte die Stadtvertretung einstimmig für die planungsrechtliche Weichenstellung zum Bau einer Müllverbrennungsanlage (MVA) auf dem BGS-Gelände. Der Ortsverein diskutierte das Für und Wider sehr kontrovers und spaltete sich in zwei Lager. In der Stadt und im Umland formierte sich massiver Widerstand. Es bildeten sich Bürgerinitiativen gegen den Bau, die erheblichen Druck auf die Verantwortlichen in den Parteien und auf die Stadtvertreter_innen ausübten. Diskussionen waren von Unsachlichkeit und emotionalen Ausbrüchen geprägt, die Toleranz gegenüber anderen Meinungen blieb dabei auf der Strecke. Die Stadtvertretung beschloss auf Antrag der SPD ein Bürgerbegehren. Am 20. Mai 2001 entschied sich die Mehrheit der Bürger und Bürgerinnen gegen den Bau der MVA.

Weitere Themen, mit denen sich die SPD zu befassen hatte, waren der Erwerb der Sporthalle auf dem BGS-Gelände, die Übertragung der Abwasserbeseitigung und damit auch des Klärwerks samt Rohrnetz an den Wasserverband Nord sowie der Bau einer Fußgängerbrücke über die Bahn. Die SPD bevorzugte die "Tunnellösung", die erheblich billiger gewesen wäre. Uwe Naundorf brachte mit seinen ständigen Fragen und Anmerkungen die anderen Fraktionen so zur Verzweiflung, dass ein Kollege von der Wählergemeinschaft den Ausschluss des Kollegen Naundorf forderte. - Auch das ist eine Facette der Kommunalpolitik.

Die Bredstedter Jusos machten sich 3 Jahre lang für eine Skaterbahn stark. Sie sammelten 200 Unterschriften, die Patrik Seidel 2001 dem Bürgermeister überreichte. Inzwischen ist die Bahn realisiert.

Einen erdrutschartigen Einbruch erlebte die SPD bei den Kommunalwahlen 2003. Zum einen wurde die Partei abgestraft für die bundes- und landespolitische Großwetterlage, zum anderen gelang es ihr nicht, für 5 Wahlbezirke in Bredstedt 10 Kandidatinnen oder Kandidaten aufzustellen. Es traten nur 7 Bewerberinnen und Bewerber an, so dass zahlreiche Stimmen verloren gingen.

Mit einer Festveranstaltung beging der Ortsverein Bredstedt am 25. November 2005 sein 100-jähriges Bestehen. Dazu der Ortsvereinsvorstand:

" ... 100 Jahre alt ist unsere Partei in Bredstedt geworden. Sie blickt auf Erfahrungen zurück, die in keiner anderen deutschen Partei versammelt sind. Daraus wächst unsere Kraft - geschichtliche Kraft, die wir nutzen können und nutzen wollen. Wir blicken nach vorne, und deshalb machen wir uns immer wieder klar, woher wir kommen: eine Partei, die vor mehr als einem Jahrhundert angetreten ist, Menschen aus der Not zu befreien, ihnen wirtschaftlichen Aufstieg und politisches Mitspracherecht zu verschaffen, in Deutschland die Demokratie zu verankern, Freiheit durchzusetzen. Und während wir die Geschichte der SPD in Bredstedt lesen und uns erinnern, fragen wir uns natürlich auch: Gibt es Versäumnisse, aus denen heute Lehren für morgen zu ziehen sind? Der Blick zurück jedenfalls kann uns in der Gewissheit bestärken, dass diese, unsere SPD eins immer bleiben muss: eine freiheitliche, sozial fortschrittliche Volkspartei, nahe an den Sorgen und Nöten der Menschen..."

2006 übergab Reinhard Malinowski aus gesundheitlichen Gründen den Vorsitz des Ortsvereins an Jutta Böcker, die am 15. März 2007 auf der Jahreshauptversammlung regulär zur 1. Vorsitzenden gewählt wurde.

Zu den Aktivitäten 2007 gehörten eine öffentliche Veranstaltung mit MdL Dr. Henning Höppner zur Weiterentwicklung des Schulwesens, ein Gespräch vor Ort über die Situation des Bredstedter Jugendzentrums, ein Referat von Ortsvereinsmitglied Dr. Gitta Trauernicht zur Sozial- und Familienpolitik oder eine Lichtbilderreise durch das Bredstedt der 50er Jahre in Zusammenarbeit mit dem Bredstedter Geschichtsverein. Im Mai startete der Ortsverein die Aktion "Bücher für einen guten Zweck". Monatlich informierte er mit einem Info-Stand auf dem Wochenmarkt über allgemeine und aktuelle Themen und verkaufte die von Mitgliedern gespendeten Bücher. Der Gesamterlös wurde zum Jahresende sozialen Einrichtungen in Bredstedt zur Verfügung gestellt.

Ortsvereinsmitglied Werner Nicolaisen wurde zum Kreisvorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft 60plus, Horst Deyerling zum stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisparteiausschusses gewählt und für die Kreistagswahl 2008 als Direktkandidat im Wahlkreis 15 (Bredstedt Stadt und Reußenköge) nominiert. Damit konnte der Ortsverein seit langer Zeit wieder einen Bredstedter Bürger ins Rennen schicken.

Zur Kommunalwahl 2008 gelang es auch wieder, pro Wahlbezirk 2 Kandidat_innen aufzustellen. Die Kommunalwahl am 25. Mai war geprägt von einer Wahlbeteiligung unter 50% und Verlusten der SPD auf Kreis- und Landesebene. Der Ortsverein konnte leicht zugewinnen und erlangte drei Mandate für Monika Neuenfeldt-Petersen, Horst Deyerling und Andrea Hansen-Lühr.

2009 verließ Uwe Naundorf nach fast 40 Jahren aktiver Mitarbeit den Vorstand. Horst Deyerling übernahm den Vorsitz. Sein Stellvertreter wurde Jörg Abelt, Andrea Hansen-Lühr blieb Schriftführerin. Mit 5 Beisitzer_innen (Jutta Böcker, Monika Neuenfeldt-Petersen, Werner Nicolaisen und den jungen Genoss_innen Ann Kristin Hahn und Christian Grüter wurde der Vorstand vergrößert. Er wurde auch ermächtigt, die Zusammenarbeit mit den umliegenden Ortsvereinen zu intensivieren und ggf. über Kooperationen oder Zusammenschlüsse zu verhandeln.

Am 1. Mai starb der ehemalige Vorsitzende Reinhard Malinowski. Er hatte sich als Stadtvertreter viele Jahre um die Belange der Menschen in Bredstedt gekümmert.

Am 9. Mai wurde Horst Deyerling mit überwältigender Mehrheit zum Kreisvorsitzenden von Nordfriesland gewählt. Er ist der zweite Kreisvorsitzende (nach Harry Christiansen, 1991–1993), der aus Bredstedt kommt.

Vorstände

Von Bis Vorsitz Weitere
1905 ? Berthold Reinecke ?
? 1933 Johannes Feddersen ?
1933 1947 --- ---
14. Februar 1947 20. Januar 1958 Wilhelm Schnoor Emmi Schwarz (Frauenarbeit)
20. Januar 1958 1961 Willy Kuster Wilhelm Schnoor (Ehrenvorsitzender)
1961 1962 Uwe Jensen ?
1962 7. November 1969 Wilhelm Schnoor (kommissarisch) ?
7. November 1969 Mai 1986 Jochen Kuchenbecker Uwe Naundorf
Mai 1986 1995 Harry Christiansen Uwe Naundorf
1995 [2001] Wolfgang Wichmann Uwe Naundorf
2001 2003 Sven-Olaf Hansen Uwe Naundorf
2003 2006 Reinhard Malinowski Uwe Naundorf
2006 15. März 2007 Jutta Böcker (kommissarisch) Uwe Naundorf
15. März 2007 1. September 2008 Jutta Böcker Horst Deyerling (Stellvertreter), Uwe Naundorf
1. September 2008 26. März 2009 Horst Deyerling (kommissarisch) Andrea Hansen-Lühr (Schriftführerin), Uwe Naundorf
26. März 2009 heute Horst Deyerling Jörg Abelt (Stellvertreter), Andrea Hansen-Lühr (Schriftführerin); Beisitzer_innen: Jutta Böcker, Christian Grüter, Ann Kristin Hahn, Monika Neuenfeldt-Petersen,Werner Nicolaisen
aktuell Horst Deyerling Kay-Peter Christophersen (Stellvertreter), Andrea Hansen-Lühr (Schriftführerin), Karl-Heinz Sodemann (Kassierer); Beisitzer_innen: Jörg Abelt, Kerrin Dallmann, Monika Neuenfeldt-Petersen,Werner Nicolaisen

Kommunalwahlen seit 1919

Wahl & Mandate Gewählt
2. März 1919 35% 4 Johannes Feddersen, Christian Jessen, Otto Koschitzke, Albert Schütt
? 12. März 1933 ? ? u. a. Johannes Feddersen, Wilhelm Schnoor, Johann Wamers (am 26. April aus der Stadtvertretung ausgeschlossen)
13. Oktober 1946 ? (stärkste Partei) 6 Paul Lebert, Matthias Lorenzen, Peter Schilling, Wilhelm Schnoor, Albert Schwarz, Johann Wamers
24. Oktober 1948 ? 6 verm. Paul Lebert, Matthias Lorenzen, Peter Schilling, Wilhelm Schnoor, Albert Schwarz, Johann Wamers
29. April 1951 ? (Opposition) 3 ?
24. April 1955 ? ? ?
25. Oktober 1959 ? ? ?
11. März 1962 ? (stärkste Partei) ? ?
13. März 1966 31,7 (stärkste Partei) ? ?
26. April 1970 38,8 (stärkste Partei) 7 ?
24. März 1974 ? (Opposition) ? ?
5. März 1978 ? (Opposition) ? ?
7. März 1982 ? (Opposition) ? ?
2. März 1986 44,4 (stärkste Partei) 9 von 19 u. a. Rudi Grube, Uwe Naundorf, Joachim Rieckhoff
25. März 1990 ? (stärkste Partei) ? ?
20. März 1994 ? (Opposition) ? u.a. Uwe Naundorf (Vorsitz), Harry Christiansen
22. März 1998 33,9 (Opposition) 6 u.a. Uwe Naundorf (Vorsitz), Wolfgang Wichmann
2. März 2003| ? (Opposition) 2 u.a. Monika Neuenfeld-Petersen (Vorsitz)
25. Mai 2008 ? (Opposition) 3 Monika Neuenfeld-Petersen (Vorsitz), Horst Deyerling, Andrea Hansen-Lühr
26. Mai 2013 ? ? Horst Deyerling (Vorsitz), Andrea Hansen-Lühr, Monika Neuenfeld-Petersen

Literatur

Links

Quellen

  1. Friesen-Courier, 25.8.1930
  2. Friesen-Courier, 27.4.1933
  3. Hanns-Joachim Kuchenbecker (1924-1996): Ortsvereinsvorsitzender, Stadtvertreter, Mitglied im Kreistag NF, Vorsitzender der Kreistagsfraktion. Seine besondere Unterstützung galt der Jugend und dem Jugendzentrum.