Ortsverein Eckernförde

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Der Ortsverein Eckernförde ist eine Gliederung im Kreisverband Rendsburg-Eckernförde. Er wurde vermutlich 1873 gegründet.

Geschichte

Die Anfänge

1868 gab es in Eckernförde zwei Abonnenten der Zeitung Der Sozialdemokrat. Von einer Versammlung des ADAV in Eckernförde wird zuerst im Februar 1873 berichtet; bis 1878 fanden ca. 50 Versammlungen statt. Angemeldet und geleitet wurden diese Versammlungen von den Maurergesellen Johannes Tödter, Jacob Clement und Johannes Reiß, die den Vorstand bildeten. Ab Mitte der 80er Jahre gehörte auch Daniel Jebe dazu.

Bereits 1869 erließ die preußische Bezirksregierung in Schleswig eine erste Verfügung zur Unterbindung "sozialistischer Umtriebe". 1878 folgte das lange geplante "Sozialistengesetz". Seine Auslegung führte zur Auflösung der Parteiorganisationen und der Parteipresse, auch der Gewerkschaften. Die einzig legale Betätigung der Sozialdemokratie blieb die Beteiligung an den Reichstags- und einzelnen Landtagswahlen. Der Staat wurde als Unterdrückungsinstrument der herrschenden Klasse angesehen, die verstärkte Hinwendung zu den Lehren von Marx und Engels folgte.

Die staatlichen Repressionen richteten sich in dieser Zeit vor allem gegen die Vorstandsmitglieder, da ihre Namen bekannt waren. "Von Zeit zu Zeit" wurden "Hausdurchsuchungen ... bei den verdächtigen Persönlichkeiten" vorgenommen und Bücher und Protokolle beschlagnahmt.[1]

Heinrich Oldenburg und Stephan Heinzel waren 1874 bzw. 1877/78 Reichstagskandidaten des Wahlkreises 3 (Eckernförde/Schleswig). Stephan Heinzel hatte den größten Einfluß auf den Eckernförder Verein. Er konnte durch seine große Erfahrung und seine politischen Beziehungen den Eckernförder Genossen gerade in der Zeit des Sozialistengesetzes wertvolle taktische Ratschläge geben.

Neben Organisatoren und Agitatoren waren auch die der Arbeiterbewegung offenstehenden Versammlungslokale ausschlaggebend. Die Wirte standen deshalb im Visier der Polizei. Druck auf die Wirte war eine Möglichkeit der Obrigkeit, gegen die Sozialdemokratie vorzugehen. Die Eckernförder Arbeiter versammelten sich in wechselnden Gaststätten, bevor ab 1912 das "Etablissement Germania" im Vogelsang Vereinslokal und später auch Gewerkschaftshaus wurde.

Gründung des Ortsvereins Eckernförde

Erst nach der Aufhebung des Sozialistengesetzes konnte mit einem wirklichen Aufbau des Ortsvereins in Eckernförde begonnen werden. Nach dem Bericht von Stephan Heinzel über den Hallenser Parteitag 1890 gab es bereits vor dem 14. Dezember 1890 einen sozialdemokratischen Wahlverein. Mit Sicherheit wurde am 11. Oktober 1891 ein Wahlverein gegründet, der am 25. Oktober einen Vorstand wählte und Statuten verabschiedete. Die sozialdemokratischen Versammlungen wurden von Mitgliedern, die zugleich aktive Mitglieder der Maurergewerkschaft waren, angemeldet. Redner waren sozialdemokratische Agitatoren aus den großen Städten der Provinz.

Während die SPD bei den Reichstagswahlen vom 20. Februar 1890 insgesamt 19.7 % der Stimmen erhielt und damit stärkste Fraktion im Reichstag wurde, ging der Stimmenanteil im ländlichen Wahlkreis 3 von 9,2 % auf 7,6 % zurück. 1901 gab es in Schleswig-Holstein und der Stadt Lübeck 45 Ortsvereine mit zusammen 12.000 Mitgliedern. 1912 wurde die SPD mit 110 Abgeordneten stärkste Fraktion im Reichstag, 1913 waren fast eine Million Menschen Mitglied in der SPD.

In Eckernförde brachte der Wegfall des Sozialistengesetzes noch nicht den Erfolg. Auch jetzt war es nicht viel einfacher, sich als Sozialdemokrat zu bekennen. Wie vorher bestimmte die Repressionspolitik der Herrschenden die Organisation der Partei. Überörtliche Zusammenschlüsse blieben noch bis 1899 verboten. Verbindungen zwischen Organisationen vor Ort und Leitung wurden von einem Vertrauensleutesystem aufrecht erhalten. Die örtliche Vertrauensperson ernannten die Parteimitglieder unabhängig vom Ortsverein.

Die Frauen, denen politische Betätigung offiziell noch bis 1908 verboten war, hatten ab 1905 eine eigene Vertrauensperson. Seit eine Rednerin aus Hamburg am 1. Mai 1892 in einer "Öffentlichen Frauen- und Männerversammlung" über die Bedeutung des 1. Mai referiert hatte, traten häufiger auch Frauen als Rednerinnen in öffentlichen Versammlungen auf. Die Generalversammlung 1912 räumte den Frauen ein gesondertes Vorschlags- und Wahlrecht für Vorstandskandidatinnen ein.

Nach der Aufhebung des Koalitionsverbotes 1899 löste sich 1905 der Arbeiterbildungsverein Eckernförde, Borby und Umgegend auf; der Ortsverein des Sozialdemokratischen Zentralvereins für den 3. Schleswig-Holsteinischen Wahlkreis konstituierte sich. Erster Vorsitzender wurde Peter Christensen. Der spätere Abgeordnete und Fraktionsgeschäftsführer im preußischen Landtag Jürgen Jürgensen führte ab 1909 zusammen mit Peter Petersen, ab 1914 zusammen mit Richard Vosgerau den Ortsverein[2].

1. Weltkrieg

Der 1. Weltkrieg brachte Konflikte innerhalb der SPD an die Oberfläche, die 1917 schließlich zur Abspaltung der USPD führten. Die Eckernförder SPD folgte zunächst der allgemeinen Stimmung der Partei. Anfang 1915 machte der Vorsitzende den Vorschlag, "unsere Stellungnahme bis nach dem Krieg zu verschieben, da bei uns noch keine Zwistigkeiten in der Partei entstanden sind. Die Versammlung ist damit einverstanden."[3] Ende des Jahres kritisierte der Vorsitzende Jürgen Jürgensen "unsere Volksvertretung im Reichstag". Er "gibt seiner Meinung dahin Ausdruck, daß die sogenannte Mehrheit sich voll und ganz den Anfragen Liebknechts [der 1916 aus der Partei ausgeschlossen wurde] hätte anschließen sollen. In der Diskussion wird ihm zugestimmt."[4]

Anfang 1917 wurde eine Resolution verabschiedet, in der es hieß: "... erhebt mit größter Entschiedenheit Protest gegen das parteischädigende Vorgehen des Parteivorstandes ..." Die Versammelten stünden nach wie vor zum Parteiprogramm und erklärten, "die Politik der Arbeitsgemeinschaft nach Kräften fördern zu wollen".[5] Versuche der in die Minderheit geratenen Eckernförder SPD, diesen Schritt in Richtung USPD abzuwenden, blieben erfolglos. In Eckernförde war ab Sommer 1917 die neu gegründete USPD die dominierende Kraft; ca. 80% der Mitglieder wechselten zu ihr[6].

Die Novemberrevolution 1918 schlug sich im Protokollbuch des geschrumpften Ortsvereins kaum nieder. Immerhin gehörte Jürgen Jürgensen dem ersten Eckernförder Arbeiter-und Soldatenrat als stellvertretender Vorsitzender an und war bis 1921 Beigeordneter beim Landrat des Kreises.[6]

Im Januar 1919 gedachte die Mitgliederversammlung der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts; im September 1919 forderte sie den Genossen Scharfenberg auf, das für die USPD erlangte Reichstagsmandat zurückzugeben, da er jetzt Kommunist sei.[7]

1919 bis 1933

Am 19. Januar 1919 wurde die verfassunggebende deutsche Nationalversammlung gewählt. Zum ersten Mal durften auch die Frauen in Deutschland an die Wahlurne. Friedrich Ebert wurde das erste demokratisch gewählte deutsche Staatsoberhaupt.

Während des Kapp-Putsches im März 1920 versuchten auch in Eckernförde Marinetruppen und Großgrundbesitzer das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Auf Arbeiterführer wie Richard Vosgerau und Jürgen Jürgensen wurde Jagd gemacht; Letzterer vorübergehend festgenommen. Die Arbeiter Max Allewelt und Franz Langel starben bei den Auseinandersetzungen. Die Arbeiterbewegung organisierte den Widerstand und setzte sich letztlich auch durch.

Im selben Jahr wurde in Eckernförde heftig um das parlamentarisch-demokratische Selbstverständnis der USPD gestritten, da sie plante, der von Moskau gesteuerten III. Internationale beizutreten. Man wollte sich nicht dem kommunistischen Führungsanspruch unterwerfen, verurteilte aber auch die Zusammenarbeit der MSPD mit weiter rechts stehenden Bündnissen. Im Juli 1922 meinte Richard Vosgerau, dass durch die Koalitionspolitik die bürgerlichen Parteien in der Lage seien, die meisten Lasten auf die Arbeiter abzuwälzen. "Wenn wir nun dieselbe Politik mitmachen wollen, so hätten wir als Partei die Existenzberechtigung verloren, und es bliebe uns nichts anderes übrig, als entweder zur Mehrheit oder zur Kommunistischen Partei überzutreten."[8] Der Eckernförder Ortsverein mit Richard Vosgerau zog die Konsequenz, mit der großen Mehrheit der USPD in die SPD zurückzukehren.

Bei den Kommunalwahlen 1929 erhielt die SPD vier der neun Sitze in der Gemeindevertretung. Richard Vosgerau wurde zum Bürgermeister gewählt. Nach dem Wahlerfolg der Radikalen beider Seiten im September 1930 sah sich die SPD in doppelter Frontstellung gegen die Diktatur von rechts (NSDAP) und links (KPD).

Am 10. Juli 1932 feierten die Nazis ihren "Deutschen Tag" in Eckernförde. Aus der ganzen Umgebung waren hunderte Nazis gekommen.[9] Im Anschluss stürmten hunderte SA- und SS-Männer das Gewerkschaftshaus, in dem gerade Landarbeiter tagten. Sie zerstörten die Einrichtung, die Fahnen der Arbeiterbewegung, schlugen die Scheiben ein und erstachen den 19-jährigen Landarbeiter und Reichsbanner-Mann Hinrich Junge; ein zweiter junger Mann wurde mit Lungenstichen ins Krankenhaus gebracht. Der 40-jährige Landarbeiter und Reichsbanner-Mann Johann Buhs wurde so schwer mit einem Messer verletzt und geschlagen, dass er kurz darauf starb. Vor Ort waren nur zwei überforderte Beamte der Ortspolizei.[10][11][12][13]

Später geriet der Kommunist Karl Kock in eine Gruppe abmarschierender Nazis an der Holzbrücke. Sie fielen sofort über ihn her. Er konnte sich nur mit einem Sprung in den Hafen retten, während die Menge brüllte "Schlagt ihn tot!"[14]

Die beiden Opfer des Nazi-Überfalls wurden am 14. Juli in Karby beigesetzt. Aus ganz Schleswig-Holstein und Hamburg kamen über 7000 Menschen und nahmen am Trauerzug vom Gewerkschaftshaus zum Friedhof im rund 20 km entfernten Karby teil. Auf dem vollkommen überfüllten Friedhof sprach unter anderem der Vorsitzende des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold für Schleswig-Holstein, Richard Hansen.[9]

Die beiden Gräber wurden 30 Jahre lang von den Familien gepflegt, dann weitere 30 Jahre wohl zunächst vom SPD-Ortsverein, später vom SPD-Kreisverband betreut. Schließlich waren die Gräber in Vergessenheit geraten, ihre Steine wurden entfernt. Seit 2010 erinnert wieder ein Gedenkstein auf dem Karbyer Friedhof an die beiden Opfer der Nazis.[15]

Im Prozess vor einem der ersten Sondergerichte wurden 1932 29 Nazis angeklagt; keiner wegen Mordes. Sechs von ihnen wurden freigesprochen, drei zu zwölf bzw. fünfzehn Monaten und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Die anderen bekamen zwischen drei und neun Monaten. Das Gericht blieb damit sogar noch unter den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Vier Reichsbanner-Leute, die das Gewerkschaftshaus verteidigt hatten, wurden wegen Körperverletzung zu drei bis fünf Monaten Gefängnis verurteilt.[14] Durch die Amnestie im Dezember 1932 dürfte keiner die volle Strafe abgesessen haben.[9]

Jonny Rohwer aus Innien schrieb später heimlich seine Erinnerungen an die Ereignisse auf:

"Immer, wenn die Nazi in einer Stadt einen Aufmarsch hatten, gab es auf unserer Seite Tote, denn sie waren ja in der Übermacht. So möchte ich hier nur einen Fall anführen, der mir unvergeßlich bleibt.

In Eckernförde hatten die Nazi eine Kundgebung. Von unserer Seite wurde die Polizei gebeten, genügend polizeilichen Schutz anzufordern, was aber kein Gehör fand. Nun hatten am selben Sonntag, es war im Juli oder August 1932, im Gewerkschaftshaus zu Eckernförde die Funktionäre vom Landarbeiterverband eine Sitzung. Ohne jeden Anlaß stürmten die Nazi von hinten und vorne auf das Haus ein, das ganze Haus glich einem Trümmerhaufen. Der Erfolg war: Viele Schwerverwundete und zwei von unseren Kameraden wurden viehisch abgeschlachtet. Die Namen sind mir entfallen. Sie waren beide aus Angeln. Ein alter Genosse und ich sind beide mit dem Fahrrad von Innien nach Eckernförde und später nach Karby zur Beerdigung gefahren, wo 3000 Mann teilnahmen. Die Beerdigung wurde zur schönsten Kundgebung, die ich je erlebt habe. Es waren Arbeiter aus Hamburg-Barmbek, aus allen Orten und Städten Schleswig-Holsteins gekommen, ob Kommunisten oder Kameraden von der Eisernen Front, alles durcheinander, alle brüderlich vereint. Ich habe geglaubt, jetzt wäre der Tag gekommen, wo das geeinte Proletariat unzertrennlich beieinanderbleiben wollte, aber es war leider nicht der Fall.

Die Särge der toten Kameraden standen zwischen den Trümmern des Gewerkschaftshauses. Kameraden von der Sportriege gaben den Toten mit erhobenen Fäusten das Geleit zu den Autos, die unsere Toten in die Heimat nach Karby brachten. Unzählige Lastautos und Motorräder gaben das Geleit, Tausende umflorte Fahnen und Kränze wurden mitgeführt. Kommunisten in russischen Nationaltrachten trugen einen großen Kranz mit einer roten Schleife mit der Aufschrift: Unseren toten Reichsbannerkameraden ein letztes Rot-Front!"[16]

NS-Herrschaft

Mit der Machtübergabe an die Nazis am 30. Januar 1933 begann die Zerschlagung der Organisationen der Arbeiterbewegung. Die Zerstörung des Gewerkschaftshauses durch SS und SA im Juli 1932 setzte in Eckernförde erste Zeichen. Als Bürgermeister Richard Vosgerau sich im April 1933 weigerte, die Hakenkreuzfahne auf das Amtsgebäude zu setzen, wurde er in "Schutzhaft" genommen. Verleumdungen waren an der Tagesordnung, die politischen Gegner wurden eingesperrt, misshandelt und ermordet.

Auf Betreiben des Nazi-Bürgermeisters und späteren Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein Helmut Lemke, wurde Borby am 1. April 1934 eingemeindet.

Entwicklung seit 1945

Parteibucheinlage, 1946

Dann waren NS-Herrschaft und Krieg beendet. Eine erste Zusammenkunft der alten Genossen im Eckernförder Gewerkschaftshaus löste die britische Militärpolizei unter Berufung auf das Verbot zur Bildung von Parteien auf. Nach der Lockerung dieser Beschränkungen für Gewerkschaften und Parteien kam die Neugründung voran. Im August 1945 wurde eine Frauengruppe der SPD gegründet; die britische Militärverwaltung setzte in Stadt und Kreis die ersten kommunalen Vertretungen ein.

Der "Vorläufige Ratsausschuß" als beratende Körperschaft konstituierte sich am 29. November 1945, Peter Matthiesen sen. wurde zum Stadtrat gewählt. Am 8. März 1946 wurde der Kommunist und Eckernförder DGB-Vorsitzende Schumacher zum Bürgermeister gewählt, der Sozialdemokrat Karl Potent zu seinem Stellvertreter. Wilhelm Stöcken wurde als Landrat eingesetzt, die Leitung der Verwaltung übernahm Kreisdirektor Scheel (SPD). In den Kreistag wurden für die SPD Eugen Lechner und Wilhelm Conradsen berufen.

Am 15. September 1946 fanden die ersten Gemeindewahlen statt, die ersten Kreistagswahlen am 14. Oktober 1946. In Eckernförde bestimmten konservative Politiker die Geschicke der Stadt, einige von ihnen mit erheblichen Vorbelastungen aus der NS-Diktatur.

Andreas Gayk, Kurt Schulz, Franz Osterroth, Richard Hansen und Kurt Pohle, um nur einige zu nennen, versuchten in hunderten von Versammlungen die Bevölkerung aufzurütteln, Mut zuzusprechen, Hoffnung zu verbreiten und die Basis der Partei zu stärken. Hunderte brauchten Wohnungen, Arbeit, Verpflegung und Kleidung. Sozialdemokraten gründeten den Verein Schleswig-Holstein-Hilfe für Kriegsopfer. Über ihn organisierten Eckernförder SPD-Mitglieder Wohltätigkeitsveranstaltungen; Wehrmachtsgut wurde requiriert und Mittel vom Kreis eingefordert. Kurt Schulz war bis zu seiner Pensionierung Geschäftsführer des Vereins.

Hermann Dombrowski war es zu verdanken, dass das erste Haus der Jugend im Sandkrug eingerichtet und der Bau einer Jugendherberge angeregt wurde. Lina Schaertl, die sich besonders um die Belange der weiblichen Flüchtlingsjugend kümmerte, brachte die Gründung eines Jugendaufbauwerkes und die soziale Arbeit der Arbeiterwohlfahrt voran. Kurt Pohle setzte sich für diejenigen ein, die durch den Krieg persönliche Schäden erlitten hatten, und wurde dafür als der "Sanitäter auf dem Schlachtfeld der Kriegsopfer" bezeichnet.[17] Eugen Lechner kümmerte sich besonders um den Erhalt bestehender und die Ansiedlung neuer Arbeitsplätze. Unter anderem wird ihm die Abwendung der drohenden Demontage der Truppenversuchsanstalt (TVA) und der Einsatz der Anlage für die notwendige Friedensproduktion zugeschrieben. Der Straßenbau, die Schaffung von Wohnungen und der Bau von Schulen machten Fortschritte. Jede Maßnahme bedeutete Arbeit, jeder Arbeitsplatz verbesserte die Situation der Menschen.

Ganz allmählich begann sich die politische Lage zu ändern. Auf der Jahreshauptversammlung im Januar 1963 erstattete der Vorsitzende Kurt Schulz Bericht über erfolgreiche Vorstandsarbeit. Der Ortsverein hatte über 600 Mitglieder. Mitte des Jahres begannen Jürgen 'Jonny' Anbuhl und Peter 'Hoppe' Schröder die Jusos in Eckernförde aufzubauen. Beide waren zeitweise Kreisvorsitzende der Jusos, Jonny Anbuhl später auch stellvertretender Landesvorsitzender. Als Peter Schröder ein Stipendium in England bekam, setzte u.a. Klaus Buß seine Arbeit fort.

1966 stellte die SPD die stärkste Fraktion in der Ratsversammlung, 1968 erreichte sie durch den Übertritt von zwei FDP-Ratsherren, die mit dem Kurs ihrer Landespartei unzufrieden waren, die absolute Mehrheit. 1970 reichte es aus eigener Kraft zur absoluten Mehrheit, die auch in den folgenden Jahrzehnten mehrfach wieder gewonnen werden konnte. In diesen Jahrzehnten war die SPD stärkste politische Kraft in Eckernförde. Die Zusammenarbeit in der Ratsversammlung war - mit wenigen Ausnahmen - in all den Jahren gut. Die wichtigsten Entscheidungen wurden meist nicht durch Kampfabstimmung, sondern mit einer breiten Mehrheit gefällt. Die Fraktionen redeten miteinander. Aus politischen Gegnern wurden keine Feinde, Freundschaften wurden über Parteigrenzen hinweg gepflegt.

21. Jahrhundert

Bis Oktober 2020 wurde der Ortsverein geleitet von Petra Neumann. Sie und ihr Stellvertreter traten im Oktober 2020 aus beruflichen Gründen von ihren Parteiämtern und Ratsmandaten zurück.

"Neumann besaß Gewicht in der SPD. Sie führte seit knapp vier Jahren den Ortsverein und leitete den Umweltausschuss. [Sie] hatte schon im vergangenen Jahr bekanntgegeben, dass sie nicht erneut für den SPD-Vorsitz kandidieren wolle. Vorsitzender soll jetzt Schriftführer Peter Skowron werden."[18]

Der Schriftführer übernahm den Vorsitz jedoch nur kommissarisch; am 16. Juli 2021 wurde Sönke Rix zum Vorsitzenden gewählt.[19].

Bei der Kommunalwahl 2023 wurde die SPD nach 20 Jahren entgegnen dem Landestrend wieder stärkste Kraft in Eckernförde. [1]

Stadtregierungen

Iris Ploog im Juni 2023

Von 1969 bis zum 30. Oktober 1987 stand Kurt Schulz als erster sozialdemokratischer Bürgermeister an der Spitze der Eckernförder Verwaltung. Zu seinem Nachfolger wurde Klaus Buß gewählt, der das Amt bis 1998 ausfüllte. Ihm folgte für einige Monate die Erste Stadträtin Ingrid Ehlers als kommissarische Bürgermeisterin, im Anschluss wurde 1999 Susanne Jeske-Paasch in das Amt gewählt.

Die Serie der SPD-Bürgermeister*innen brach ab, als sich die Eckernförder 2006 für einen parteilosen Bürgermeister entschieden. In der Wahl vom 8. Mai 2022 schaffte es dann Iris Ploog in die Stichwahl. Mit 31,8 % der Stimmen lag sie knapp vor der von CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP unterstützten Kandidatin mit 30,1 % und weit vor zwei Einzelbewerbern mit 20,7 % und 17,4 %.[20] Am 29. Mai konnte sie sich mit 58,6 % gegen ihre Mitbewerberin durchsetzen. Sie trat ihr Amt am 1. Januar 2023 an.

eckernförder kurier (Ortsvereinszeitung)

1. Ausgabe 1976

1976 gab der Ortsverein zum ersten Mal den eckernförder kurier heraus. Er startete mit einer Auflage von 11.000 Exemplaren unter der Redaktionsleitung von Joachim Kandzora.

Aktuell ist seit 2008 Jonas Kramer Redakteur und Layouter des Eckernförder SPD-Blattes, dessen aktueller Titel lautet eckernförder kurier - Sozialdemokratische Bürgerinnen- und Bürgerzeitung.

Vorsitzende

Kurt Schulz, Jonny Anbuhl und Jochen Kandzora, 2012

Weitere Vorstände: Ortsverein Eckernförde - Vorstände

Vor 1933

Literatur

  • Hamer, Kurt/Schunck, Karl-Werner/Schwarz, Rolf: Vergessen + Verdrängt - Eine andere Heimatgeschichte, Arbeiterbewegung und Nationalsozialismus in den Kreisen Rendsburg und Eckernförde (Druckhaus Schwensen, Eckernförde 1984)
  • Dürkop, Rainer (Hrsg.): Sozialdemokratie in Eckernförde. Texte, Bilder und Dokumente aus 100 Jahren. (Druckhaus Schwensen, Eckernförde 1991(

Links

Einzelnachweise

  1. Protokoll der Mitgliederversammlung vom ?
  2. Der Name soll zu dieser Zeit "Ortsverein Eckernförde, Borby und Windeby" gelautet haben. Vgl. Wikipedia: Jürgen Jürgensen, abgerufen 16.8.2020
  3. Protokoll der Mitgliederversammlung am 27.7.1915
  4. Protokoll der Mitgliederversammlung vom Dezember 1915
  5. Protokoll der Mitgliederversammlung am 17.2.1915
  6. 6,0 6,1 Vgl. Wikipedia: Jürgen Jürgensen, abgerufen 16.8.2020
  7. Ein Abgeordneter dieses Namens konnte bisher weder für die Weimarer Nationalversammlung noch für die Verfassunggebende Preußische Landesversammlung ermittelt werden.
  8. Protokoll der Mitgliederversammlung vom ?
  9. 9,0 9,1 9,2 Schunck, Karl-Werner: Der Sturm auf das Gewerkschaftshaus in Eckernförde - Wie die Nazis die Landarbeiter Buhs und Junge ermordeten. In: Hamer, Kurt/Schunck, Karl-Werner/Schwarz, Rolf: Vergessen + Verdrängt - Eine andere Heimatgeschichte, Arbeiterbewegung und Nationalsozialismus in den Kreisen Rendsburg und Eckernförde (Druckhaus Schwensen, Eckernförde 1984), S. ?
  10. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 104
  11. Vorwärts vom 11.07.1932, Nummer: 322, Jahrgang: 49
  12. Vorwärts vom 15.09.1932, Nummer: 436, Jahrgang: 49
  13. Vorwärts vom 16.09.1932, Nummer: 438, Jahrgang: 49
  14. 14,0 14,1 Vorwärts vom 20.09.1932, Nummer: 443, Jahrgang: 49
  15. Erinnerung in Stein gemeißelt, Eckernförder Zeitung, 17.07.2010, abgerufen 4.12.2022
  16. Rohwer, Jonny: Der Untergang des deutschen Proletariats, ohne Datierung
  17. Eckernförder Zeitung, ??.??.????
  18. Umbruch in der SPD-Fraktion Eckernförde, Kieler Nachrichten, 16.10.2020
  19. OV Eckernförde: Der neue Ortsvorstand, 23.7.2021, abgerufen 5.6.2022 (nicht mehr abrufbar)
  20. eckernfoerde.de: Ergebnis 1. Wahlgang - Wahl der Bürgermeisterin/des Bürgermeisters - Stichwahl am 29. Mai 2022, 8.5.2022