Ortsverein Schmalensee

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Der Ortsverein Schmalensee war eine Gliederung im Kreisverband Segeberg. Wann er gegründet wurde, ist nicht ermittelt; von der Gründung oder Wiedergründung 1945/1946 ist auszugehen. 2004 löste er sich auf.

Arbeit

Über die Arbeit des Ortsvereins im einzelnen ist nur ermittelt, was in die Schmalenseer Ortschronik aufgenommen wurde. Neben

Eine Besonderheit wies die SPD-Landschaft um Bornhöved auf: Im Februar 1981 gründeten die Ortsvereine Bornhöved, Schmalensee, Stocksee und Trappenkamp einen Gebietsverband der SPD. Sie behielten zwar ihre Eigenständigkeit, wollten aber bestimmte Aufgaben bündeln. Vorsitzender des Gebietsverbandes wurde Siegfried Pape aus Schmalensee.[1]

Vorsitz

Einige Vorsitzende lassen sich aus der Gemeindechronik herausziehen, allerdings nicht durchgehend, da die örtliche Presse über lange Zeiträume offenbar stärker auf die dörfliche Oberschicht und ihre Repräsentanten, vor allem aus der Landwirtschaft, als auf die "Roten" orientiert war.

Kommunalpolitik

Bürgermeister

Geschichte

Kaiserreich

Schmalensee hatte Ende des 19. Jahrhunderts etwa 300 Einwohner. Wahlberechtigt waren in der Regel um die 50 Einwohner, davon viele Landwirte sowie selbstständige Handwerker oder Händler, die entsprechend konservativ waren. Während des Kaiserreichs lag der Ort im 6. Schleswig-Holsteinischen Wahlkreis (Segeberg, Pinneberg). Wie er wählte, ist zuerst für die Reichstagswahl 1878 dokumentiert: In Schmalensee stimmten für den nationalliberalen Kandidaten 35, den Linksliberalen 8, den Sozialdemokraten Max Stöhr 1 Wähler.[13] Aus den nächsten Wahlen liegen für Schmalensee keine Zahlen vor.

In der Reichstagswahl 1890 entfielen dort auf den Sozialdemokraten Hermann Molkenbuhr 5 von 58 Stimmen.[14] 1893 lag dieser zunächst vorn, konnte sich aber in der Stichwahl gegen den nationalliberalen Kandidaten, der auch von den anderen bürgerlichen Parteien unterstützt wurde, nicht durchsetzen. In Schmalensee gewann der Sozialdemokrat eine Stimme hinzu, bei insgesamt nur 54 abgegebenen Stimmen.[15] Im Vorfeld war in einem anonymen Zeitungskommentar gewarnt worden: "Wählt keinen Sozialdemokraten!"[16]

Die Wahl wurde später wegen Formfehlern für ungültig erklärt und musste am 13. Juni 1894 wiederholt werden. Diesmal trat für die SPD Adolf von Elm an und setzte sich in der Stichwahl am 23. Juni 1894 gegen den Kandidaten der Konservativen durch. In Schmalensee erhielt er zunächst 5 von 50 Stimmen, in der Stichwahl keine einzige, der Konservative noch 42.[17] Auch in der Reichstagswahl 1898 trat für die SPD Adolf von Elm an, konnte den Wahlkreis jedoch nicht gewinnen. In Schmalensee stimmten für ihn 5 von 47 Wählern.[18]

Die Arbeitgeber spürten offenbar Druck durch die zunehmend erfolgreicher werdende Sozialdemokratie: Am 1. April 1900 nahm eine von ihnen gegründete freiwillige Dienstbotenkrankenkasse für Bornhöved, Gönnebek und Schmalensee die Arbeit auf.[19]

In der Reichstagswahl 1903 holte Adolf von Elm den Wahlkreis für die SPD zurück. In Schmalensee stimmten für ihn 7 von 64 Wählern.[20] 1907 verlor er ihn in der Stichwahl an den Kandidaten der Freisinnigen; in Schmalensee stimmten zunächst 13, im 2. Wahlgang 9 der 67 Wähler für ihn.[21] Auch 1912 musste er sich in der Stichwahl dem Freisinnigen, hinter dem sich die bürgerlichen Parteien sammelten, geschlagen geben; in Schmalensee erhielt er 11, im 2. Wahlgang 10 von 70 Stimmen.[22] Während des 1. Weltkrieges fanden aufgrund der "Burgfriedenspolitik" keine Wahlen statt; die nächste sollte 1919 die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung sein.

Kurz vorher fand auch Schmalensee den Anschluss an die neue Zeit. Für den 22. November 1918 vermerkt die Chronik:

"Aufgrund der politischen Lage und der Aktivitäten der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerräte in der Provinz bildet sich auch in Schmalensee ein Bauernrat: Weite Teile der Dorfbevölkerung versammeln sich und wählen in gleicher und geheimer Wahl den vierköpfigen Bauernrat. Dieser besteht aus dem bisherigen Amtsvorsteher Heinrich Christian Saggau, dem Landmann W. Harder, dem Kaufmann P. Landschoof und dem Arbeiter J. Hansen. Die Aufgaben werden wie folgt definiert: Unterstützung der Ortsbehörden in allen wirtschaftlichen Maßnahmen der Übergangszeit, Zurückführung der heimkehrenden Krieger in gesicherte Erwerbsverhältnisse, Versorgung der städtischen Bevölkerung mit Lebensmitteln und Schutz der Bewohner gegen willkürliche Übergriffe. Der Schmalenseer Bauernrat beabsichtigt, mit den Arbeiter- und Soldatenräten (der Städte) zusammen zu arbeiten."[23]

Die ersten drei Namen gehörten zu Familien, die im Ort zum Teil über Generationen zum Kreis der Entscheider gehörten - bis in die heutige Zeit. Über den Arbeiter ist nichts ermittelt. Sein Name fällt in der Chronik nicht wieder; ob er der SPD oder der USPD angehörte, wird nicht erwähnt.

Weimarer Republik

Auflösung

Zur Kommunalwahl 2003 stellte die SPD Schmalensee keine eigene Liste mehr auf: Einige ihrer Mitglieder hatten mit Grünen und parteipolitisch bisher Unabhängigen am 19. April 2002 den Verein "Rot-Grüne Basis ULS" (Unabhängige Liste Schmalensee) gegründet. Dessen Vorsitz übernahm Brunhilde Cuwie, Beisitzer waren u. a. Rüdeger Cuwie und Werner Geest.[24]. Die ULS erhielt bei 20,1 % zwei der neun Sitze in der Gemeindevertretung. Einer ihrer Vertreter war Rüdeger Cuwie.[25]

Im März 2004 beschloss der Schmalenseer SPD-Ortsverein seine Auflösung. Letzter Vorsitzender war Werner Geest, der nicht nur die fehlenden Mitglieder, sondern auch die von der Bundespartei initiierte "Agenda 2010" als Grund dafür angab. "Dieses Programm sei mit dem sozialdemokratischen Grundwert der sozialen Gerechtigkeit nicht vereinbar und führe nicht zu mehr Arbeitsplätzen."[26] Wohin die vier verbliebenen Mitglieder gingen, ist nicht ermittelt - zum Ortsverein Trappenkamp, zum Ortsverein Bornhöved, oder verließen sie die SPD ganz?

Rüdeger Cuwie saß auch nach den Kommunalwahlen 2008[27] und 2013[28] für die ULS im Gemeinderat; zur Kommunalwahl 2018 trat diese nicht mehr an[29].

Literatur & Links

  • Göttsch, Heinrich: Chronik von Schmalensee (Bad Segeberg 1948)
  • Gemeinde Schmalensee: Jahreschroniken

Einzelnachweise

  1. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1981, 04.02.
  2. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1999, 20.08.
  3. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1997, 27.08.
  4. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1997, 31.03.
  5. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1994, 31.01.
  6. 6,0 6,1 Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1983, 17.09.
  7. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1981, 08.01.
  8. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1977, 28.05.
  9. 9,0 9,1 Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1952, 19.04.
  10. Segeberger Zeitung (verm.), 11.11.1948, zitiert in der Jahreschronik 1948 der Gemeinde Schmalensee
  11. Segeberger Zeitung (verm.), 23.5.1951, zitiert in der Jahreschronik 1951 der Gemeinde Schmalensee
  12. Segeberger Zeitung (verm.), 23.5.1951, zitiert in der Jahreschronik 1955 der Gemeinde Schmalensee
  13. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1878, 30.07.
  14. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1890, 20.02.
  15. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1893, 16.06. und 24.06.
  16. "Wählt keinen Sozialdemokraten!", Segeberger Kreis- und Wochenblatt, 10.6.1893, zitiert in der Jahreschronik 1893 der Gemeinde Schmalensee
  17. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1894, 13.06. und 23.06.
  18. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1898, 16.06.
  19. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1900, 01.04.
  20. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1903, 16.06.
  21. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1907, 20.01. und 03.02.
  22. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1912, 12.01. und 20.01.
  23. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1918, 22.11.
  24. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 2002, 19.04.; die Chronik verschweigt, dass wohl zumindest ein CDU-Mitglied unter ihnen war.
  25. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 2003, 02.03.
  26. Segeberger Zeitung (verm.), 24.3.2004, zitiert in der Jahreschronik 2004 der Gemeinde Schmalensee
  27. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 2008, 25.05.
  28. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 2013, 26.05.
  29. Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 2018, 06.05.