Kreisverband Herzogtum Lauenburg
Der Kreisverband Herzogtum Lauenburg ist eine Gliederung der SPD Schleswig-Holstein. Er umfasst zur Zeit 34 Ortsvereine.
Frühe Geschichte
"Die Anfänge der Sozialdemokratie in Lauenburg liegen nach wie vor im dunkeln", schrieb Hansjörg Zimmermann 1987.[1] Ob sich das seither geändert hat, konnten wir noch nicht herausfinden. Er stellt als früheste Spuren der Sozialdemokratie in Lauenburg einen Wahlverein für Mölln und Schwarzenbek fest, der 1877 und 1878 erwähnt wird. Vermutlich hat man sich hier aber nur zusammengetan, um gemeinsam für die beiden Reichstagswahlen in den Jahren für die Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) zu werben.[1]
Angetreten ist sie im damaligen Reichstagswahlkreis 10 der Provinz Schleswig-Holstein aber bereits zur Reichstagswahl 1875. Sie erreichte 23,7% - beachtlich in einem Wahlkreis mit nur 8% Industriearbeiter. Seither trat die Sozialdemokratie in Lauenburg regelmäßig bei Reichstagswahlen an.[1]
Seit jeher hatte sie dabei gegen Obrigkeit, Oberschicht und Presse zu kämpfen. Als die Sozialdemokratie von 1878 bis 1890 verboten war, schaffte es diese Phalanx, die Bewegung und ihre Wähler so einzuschüchtern, dass die Wahlergebnisse auf zwischenzeitlich 0,5% fielen. In der Reichstagswahl 1890 konnte die SPD allerdings direkt wieder 23,7% holen und baute den Stimmenanteil in den folgenden Wahlen deutlich aus.[1]
Einen eigenen Kreisverband konnte es damals noch nicht geben. Das "Verbindungsverbot" erlaubte nur Ortsvereine und überregionale Wahlvereine zu den Reichstagswahlen. Die lokalen Organisationen vernetzten sich über ein System aus Vertrauenspersonen.
Die gesamte Zeit des Kaiserreichs wurde Lauenburg organisatorisch aus dem Wahlverein des schleswig-holsteinischen Reichstagswahlkreises 8 (Altona-Stormarn) mitversorgt. 1893/94 gab es Diskussionen, die Lauenburger vor allem wegen der finanziellen Belastung loszuwerden und sie einen eigenen Verein gründen zu lassen. Dagegen aber wehrten sich die Lauenburger erfolgreich. Die Sozialdemokratie kam somit aus Altona und Hamburg nach Lauenburg.[1]
Bis 1900 aber gab es keine richtigen Ortsvereine im Kreis. "Der Grund dafür liegt in einer Überwachungspraxis und Unterdrückung, wie sie den Hochzeiten des Sozialistengesetzes alle Ehre gemacht hatte."[1] Stattdessen gründeten Sozialdemokraten andere Vereine, um sich auszutauschen. "Im Jahre 1913 bestanden mindestens 5 Radfahrvereine, 4 Arbeitergesangsvereine und 2 Pfeifenclubs, die insbesondere zu Zeiten der Reichstagswahlen Aktivitäten entwickelten."[2]
Der erste Ortsverein wurde am 1. Oktober 1900 im damaligen Arbeiterwohnort Grünhof-Tesperhude (heute Teil von Geesthacht) gegründet. Bei der Reichstagswahl 1903 konnte die Sozialdemokratie im Kreis zum ersten Mal ihren Kandidaten Friedrich Lesche durchsetzen. Beflügelt von diesem Erfolg wurden in der Folge weitere Ortsvereine in Schwarzenbek (1903), Wentorf (1904), Ratzeburg (1906), Besenhorst (heute Geesthacht) (1907), Gülzow (1909) und 1911 in Hamwarde, Börnsen und Wohltorf gegründet.[1]
1906 stellte die SPD im Kreis zum ersten Mal einen Parteisekretär an, professionalisierte sich damit und machte sich ein wenig unabhängiger von Altona.[1]
Geschichte
Wiedergründung 1945
Direkt nach der Befreiung von der Nazi-Diktatur 1945 begannen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Kreis Herzogtum Lauenburg mit der Wiedergründung der SPD - auf Ebene der Ortsvereine aber auch auf Kreisebene. Eine Gruppe wählte Walter Krause zum Vorsitzenden. In Absprache mit dem provisorischen Bezirksvorstand in Kiel bemühten sie sich bei der britischen Militärregierung um Zulassung des Kreisvereins. Gleichzeitig versuchte der Genosse Krauss aus Neu Pampau ebenfalls einen Kreisverein genehmigen zu lassen. Aus Aumühle gab es eine weitere unabgesprochene Initiative in dieser Richtung.[2]
Siehe auch: Wiedergründung der SPD Schleswig-Holstein
Kreisvorstände
von | bis | Name | Stellvertreter.innen |
---|---|---|---|
4. November 2017 | Nina Scheer | Manfred Börner, Matthias Esche | |
30. November 2015 | 4. November 2017 | Birgit Wille | |
26. Oktober 2013 | 30. November 2015 | Kirsten Patzke | |
6. Oktober 2007 | 26. Oktober 2013 | Peter Eichstädt | |
1. Juli 1994 | 6. Oktober 2007 | Claudia Preuß-Boehart | |
13. Juni 1992 | 1. Juli 1994 | Henning Besser | |
11. Juni 1988 | 13. Juni 1992 | Matthias Esche | |
27. März 1982 | 11. Juni 1988 | Jürgen Hinz | |
1971 | 27. März 1982 | Udo Lumma | |
1967 | 1971 | Rudolf Donath | |
Juni 1947 | 1967 | Erich Wendicke | |
März 1946 | Juni 1947 | Carl Bung | |
1. Februar 1946 | März 1946 | Walter Krause[3] | |
Juni 1933 | 1945 | --- | Verbot der SPD |
? | Juni 1933 | Hans Michel[4] |
Abgeordnete
Bundestagsabgeordnete
-
Friedrich Beermann, ca. 1972
-
Eckart Kuhlwein, 2013
-
Gabi Hiller-Ohm, 2013
-
Nina Scheer, 2017
von | bis | Name | Bemerkung |
---|---|---|---|
2013 | Nina Scheer | Wahlkreis 10 – Herzogtum Lauenburg – Stormarn-Süd | |
2002 | Gabriele Hiller-Ohm | Wahlkreis 11 – Lübeck | |
1998 | 2005 | Thomas Sauer | Wahlkreis 10 |
1976 | 1998 | Eckart Kuhlwein | |
1969 | 1975 | Friedrich Beermann | |
1961 | 1969 | Fritz Sänger | |
1949 | 1961 | Wilhelm Gülich | 1949-1950 auch Landesfinanzminister |
Landtagsabgeordnete
-
Jan Sierks, 1982
-
Peter Eichstädt, 2012
-
Olaf Schulze, 2018
-
Kathrin Wagner-Bockey, 2017
Literatur & Links
- Zimmermann, Hansjörg: Die Sozialdemokratie im Kreis Herzogtum Lauenburg von den Anfängen bis 1933 in: Paetau, Rainer / Rüdel, Holger (Hrsg.): Arbeiter und Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein im 19. und 20. Jahrhundert (Neumünster 1987) ISBN 3-529-02913-0
- Stichworte, Namen und Bilder zum Kreisverband Herzogtum Lauenburg
- Homepage: Kreisverband Herzogtum Lauenburg
Kreisverband Herzogtum Lauenburg |
Wiedergegründet: 1945 |
Vorsitzende/r: Nina Scheer |
Homepage: http://www.spd-rz.de/ |
Übersicht
Ortsvereine
Alt-Mölln | Aumühle | Berkenthin | Bliestorf | Börnsen | Breitenfelde | Büchen | Dassendorf | Escheburg | Geesthacht | Groß Grönau | Gudow | Gülzow | Güster | Hamwarde | Hollenbek | Klein-Pampau/Müssen | Kröppelshagen | Krummesse | Labenz | Lauenburg | Linau | Lütau | Mölln | Mustin | Nusse | Ratzeburg | Rosenburg | Schwarzenbek | Siebenbäumen | Sterley | Wentorf bei Hamburg | Witzeeze | Wohltorf
Kreisvorsitzende
Nina Scheer (Seit 2017) | Birgit Wille (2015-1017) | Kirsten Patzke (2013-2015) | Peter Eichstädt (2007-2013) | Claudia Preuß-Boehart (1994-2007) | Henning Besser (1992-1994) | Matthias Esche (1988-1992) | Jürgen Hinz (1982-1988) | Udo Lumma (1971-1982) | Rudolf Donath (1967-1971) | Erich Wendicke (1947-1967) | Carl Bung (1946-1947) | Walter Krause (1945-1946) | Hans Michel (?-1933)
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Zimmermann, Hansjörg: Die Sozialdemokratie im Kreis Herzogtum Lauenburg von den Anfängen bis 1933 in: Paetau, Rainer / Rüdel, Holger (Hrsg.): Arbeiter und Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein im 19. und 20. Jahrhundert (Neumünster 1987) ISBN 3-529-02913-0
- ↑ 2,0 2,1 Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998) Bd.1 S. 88
- ↑ Trat bereits im März wegen Arbeitsüberlastung zurück
- ↑ Hans Michel, Mölln †, VZ, 29.6.1948
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