Kreisverband Neumünster: Unterschied zwischen den Versionen
Skw (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung Markierung: 2017-Quelltext-Bearbeitung |
|||
(14 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Der '''Kreisverband Neumünster''' der SPD wurde [[1867]] als [[Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein]] ins Leben gerufen. Am [[18. November]] [[1945]] wurde er als Kreisverein (später Kreisverband) Neumünster neu gegründet. Er umfasst aktuell 7 [[Ortsverein|Ortsvereine]] | Der '''Kreisverband Neumünster''' der SPD wurde [[1867]] als [[Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein]] ins Leben gerufen. Am [[18. November]] [[1945]] wurde er als Kreisverein (später Kreisverband) Neumünster neu gegründet. Er umfasst aktuell 7 [[Ortsverein|Ortsvereine]]. | ||
<div style="width:65%; float:left; text-align:justify"> | <div style="width:65%; float:left; text-align:justify"> | ||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
===Vorgeschichte=== | ===Vorgeschichte=== | ||
[[Datei:Neumünster um 1850.png|alternativtext=Altkolorierte Federlithografie "Neumünster" angefertigt um 1850 in der Lithografischen Anstalt von E. Röseler, auf Papier. Dargestellt ist der Blick über eine Schafweide hinweg auf die Stadt Neumünster. Mittig erhebt sich die Vicelinkirche über den Dächern der Stadt. Unter Passepartout. |mini|Neumünster um 1850]]Die SPD in Neumünster ging - wie vielerorts - aus einem Arbeiterbildungsverein hervor. Neumünster war mit seiner traditionellen Textilfabrikation früher von der der Industrialisierung betroffen als andere Teile Schleswig-Holsteins. Hier waren die noch bestimmenden Zünfte tolerant gegenüber freiem Gewerbe. Sie ließen die Beschränkungen über den Tuchhandel fallen, so dass die Tuchfabrikation besonders davon profitieren konnte, als Napoleon mit der Kontinentalsperre von [[1806]] bis [[1813]] verhinderte, dass Tuchwaren aus England und seinen Kolonien eingeführt werden konnten. Ab [[1838]] war Neumünster eine dänische Zollenklave und profitierte von dänischen Schutzzöllen.<ref name=":2">{{Regling-Anfänge-des-Sozialismus|Seite=18}}</ref> | [[Datei:Neumünster um 1850.png|alternativtext=Altkolorierte Federlithografie "Neumünster" angefertigt um 1850 in der Lithografischen Anstalt von E. Röseler, auf Papier. Dargestellt ist der Blick über eine Schafweide hinweg auf die Stadt Neumünster. Mittig erhebt sich die Vicelinkirche über den Dächern der Stadt. Unter Passepartout. |mini|Neumünster um 1850]]Die SPD in Neumünster ging - wie vielerorts - aus einem [[Arbeiterbildungsverein]] hervor. Neumünster war mit seiner traditionellen Textilfabrikation früher von der der Industrialisierung betroffen als andere Teile Schleswig-Holsteins. Hier waren die noch bestimmenden Zünfte tolerant gegenüber freiem Gewerbe. Sie ließen die Beschränkungen über den Tuchhandel fallen, so dass die Tuchfabrikation besonders davon profitieren konnte, als Napoleon mit der Kontinentalsperre von [[1806]] bis [[1813]] verhinderte, dass Tuchwaren aus England und seinen Kolonien eingeführt werden konnten. Ab [[1838]] war Neumünster eine dänische Zollenklave und profitierte von dänischen Schutzzöllen.<ref name=":2">{{Regling-Anfänge-des-Sozialismus|Seite=18}}</ref> Bereits [[1824]] schaffte die Tuchfabrik Renck die erste englische Dampfmaschine an. 150 Arbeiter gab es alleine hier, bei kaum mehr als 3000 Einwohnern. [[1848]] gab es 62 Tuchfabriken mit 800 Arbeitern und langsam entwickelte sich auch eine Maschinenindustrie.<ref name=":2" />[[Datei:Claus Riepen.png|thumb|right|200px|Claus Riepen]] | ||
Die Lage der frühen Arbeiter, der Tuchmacher, Weber und Färber, war allerdings schlecht. Dagegen wollte der Zimmermeister [[Claus Riepen]] etwas tun. Er war [[1848]] Vorsteher (Bürgermeister) des Fleckens Neumünster und gründete [[1850]] den Vaterlandsverein. Dieser hatte als Zweck "die Förderung der materiellen Wohlfahrt und die sittliche Hebung der Arbeiter".<ref name=":0">SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): ''125 Jahre SPD in Neumünster'' (o.O. o.J. [1992])</ref> | Die Lage der frühen Arbeiter, der Tuchmacher, Weber und Färber, war allerdings schlecht. Dagegen wollte der Zimmermeister [[Claus Riepen]] etwas tun. Er war [[1848]] Vorsteher (Bürgermeister) des Fleckens Neumünster und gründete [[1850]] den Vaterlandsverein. Dieser hatte als Zweck "die Förderung der materiellen Wohlfahrt und die sittliche Hebung der Arbeiter".<ref name=":0">SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): ''125 Jahre SPD in Neumünster'' (o.O. o.J. [1992])</ref> | ||
[[1858]] hatte dieser Verein 838 Mitglieder, [[1861]] sogar 1350. | [[1858]] hatte dieser Verein 838 Mitglieder, [[1861]] sogar 1350. Dabei hatte Neumünster kaum ein paar tausend Einwohner. Mit der Zahl seiner Mitglieder weitete der Vaterlandsverein auch seine Aktivitäten aus. So gab es eine Kranken- und eine Sterbekasse. Für einen kleinen wöchentlichen Beitrag übernahm der Verein Kosten für Arzt und Behandlung.<ref>Ipsen, Adolf: ''Neumünster. Ein holsteinischer Fabrikort'' (Kiel 1870)</ref> [[1861]] gründete sich in Neumünster der erste [[Konsumverein Neumünster|Konsumverein]] in Schleswig-Holstein. [[1862]] hatte Neumünster 7000 Einwohner und 82 Fabriken und Manufakturen.<ref name=":2" /> | ||
Regelmäßig veranstaltete der Verein Leseabende. Dabei stieß man auf die Schriften des Gründers des [[Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein|Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins]] (ADAV) [[Ferdinand Lassalle]]. Nicht allen gefielen diese sozialistischen Tendenzen. Einige Mitglieder traten deswegen aus. | Regelmäßig veranstaltete der Verein Leseabende. Dabei stieß man auf die Schriften des Gründers des [[Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein|Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins]] (ADAV) [[Ferdinand Lassalle]]. Nicht allen gefielen diese sozialistischen Tendenzen. Einige Mitglieder traten deswegen aus. | ||
Zeile 16: | Zeile 16: | ||
[[1867]] wurde der Vaterlandsverein wegen dieser sozialistischen Tendenzen verboten.<ref name=":0" /> Schnell gründete der Zigarrenmacher [[Fritz Puck]] als Ersatz einen Leseclub. Dieser Verein traf sich am [[11. März]] [[1867]] im Lokal von [[Casper Lütje]] am Kleinflecken, um mit dem Hamburger Buchhändler [[August Geib]] über ''Lassalle und das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht'' zu diskutieren. Am Ende waren sich die Teilnehmer einig: Der Leseclub sollte aufgelöst und ein Ortsverein des [[Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein|Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins]] (ADAV) gegründet werden.<ref name=":0" /> | [[1867]] wurde der Vaterlandsverein wegen dieser sozialistischen Tendenzen verboten.<ref name=":0" /> Schnell gründete der Zigarrenmacher [[Fritz Puck]] als Ersatz einen Leseclub. Dieser Verein traf sich am [[11. März]] [[1867]] im Lokal von [[Casper Lütje]] am Kleinflecken, um mit dem Hamburger Buchhändler [[August Geib]] über ''Lassalle und das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht'' zu diskutieren. Am Ende waren sich die Teilnehmer einig: Der Leseclub sollte aufgelöst und ein Ortsverein des [[Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein|Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins]] (ADAV) gegründet werden.<ref name=":0" /> | ||
Schnell stieg die Stadt zur sozialdemokratischen Hochburg auf. Bereits [[1869]] war Neumünster einer der größten Ortsvereine des [[ADAV]] und mit 280 Mitgliedern der größte in Schleswig-Holstein.<ref>[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=SC05117&page=2 ''Social-Demokrat'' - Tagesausgabe], | Schnell stieg die Stadt zur sozialdemokratischen Hochburg auf. Bereits [[1869]] war Neumünster einer der größten Ortsvereine des [[ADAV]] und mit 280 Mitgliedern der größte in Schleswig-Holstein.<ref>[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=SC05117&page=2 ''Social-Demokrat'' - Tagesausgabe], 6.10.1869</ref> Der Präsident des [[ADAV]], [[Johann Baptist von Schweitzer]], besuchte deswegen auf seiner Reise durch den Verein im November [[1869]] auch Neumünster.<ref>[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=SC05126&page=1 ''Social-Demokrat'' - Tagesausgabe], 27.10.1869</ref> | ||
Der [[ADAV]] in Neumünster war so gut organisiert, dass die Genossinnen und Genossen auch in der Umgebung agitierten. Der ''Social-Demokrat'' berichtete, dass am Sonntag, dem [[19. Dezember]] [[1869]] ca. 100 [[Genosse / Genossin|Genossen]] aus Neumünster mit dem Hamburger Redner [[Wilhelm Hartmann]] nach [[Ortsverein Großenaspe|Großenaspe]] gingen, um dort eine Versammlung abzuhalten. | Am [[9. Oktober]] kamen 800 bis 900 Interessierte, um den Redner [[Genosse Wolff|Wolff]] zu hören, der über ''Der Arbeiterstand, seine Bedeutung und seine Aufgabe'' sprach. Als er begann, die Militärpolitik der Regierung zu kritisieren, wurde er festgenommen und kam ins Gefängnis. Er wurde am [[26. Oktober]] in Kiel vor Gericht gestellt, aber freigelassen und trat zwei Tage darauf erneut in Neumünster vor 1200 Zuhörern auf.<ref name=":1">''[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=SC05130&page=1 Social-Demokrat - Tagesausgabe]'', 5.11.1869</ref> | ||
Der [[ADAV]] in Neumünster war so gut organisiert, dass die Genossinnen und Genossen auch in der Umgebung agitierten. Der ''Social-Demokrat'' berichtete, dass am Sonntag, dem [[19. Dezember]] [[1869]] ca. 100 [[Genosse / Genossin|Genossen]] aus Neumünster mit dem Hamburger Redner [[Georg Wilhelm Hartmann|Wilhelm Hartmann]] nach [[Ortsverein Großenaspe|Großenaspe]] gingen, um dort eine Versammlung abzuhalten. Auch dieser Redner wurde vom Beobachter der Polizei unterbrochen, als er sich kritisch über stehende Heere äußerte. Die Versammlung zog in die nächste Wirtschaft, "wo wir einen jungen, social-demokratischen Baum pflanzten mit zahlreichen Zweigen, der bald Blüthen zeigen wird". Der Bericht ist von [[Dieter Plambeck|H. D. Plambeck]] gezeichnet, dem Präsidenten des örtlichen [[ADAV]].<ref>[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=SC05150&page=2 ''Social-Demokrat'' - Tagesausgabe], 22.12.1869</ref> | |||
===Aufstieg Neumünsters=== | ===Aufstieg Neumünsters=== | ||
Neumünster war schon damals verkehrsgünstig gelegen: Seit [[1832]] führte hier die Altona-Kieler Chaussee vorbei, die erste Kunststraße in Schleswig-Holstein. [[1844]] kam der Anschluss an die Eisenbahnstrecke Kiel-Altona,[[1845]] an die Eisenbahnstrecke nach [[Ortsverein Rendsburg|Rendsburg]]. [[1861]] erhielt Neumünster das Eisenbahnausbesserungswerk. [[1866]] kam die Eisenbahnstrecke über [[Ortsverein Eutin|Eutin]] nach [[Ortsverein Neustadt|Neustadt/Holstein]] hinzu. Nach dem [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg]] von [[1867]] wurde die Stadt wie ganz Holstein Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein. All das begünstigte die wirtschaftliche Entwicklung. Neumünster wurde zum "Manchester Holsteins".<ref>Heggen, Alfred: ''Industriekultur in Neumünster: das "Manchester Holsteins" im 19. Jahrhundert'' (K. Wachholtz, Neumünster 1988)</ref>[[Datei:Neumünster 1864.png|mini|Neumünster 1864]][[1870]] hatte Neumünster rund 8500 Einwohner und war damit so weit gewachsen, dass es das Stadtrecht bekam. Im gleichen Jahr kamen dort 1000 Menschen zusammen, um die Ergebnisse des [[Schleswig-Holsteinischer Arbeitertag 1870, Kiel|1. Schleswig-Holsteinischen Arbeitertags]] zu diskutieren.<ref name=":02">[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=SC06060&page=1 ''Social-Demokrat'' - Tagesausgabe], 22. | Neumünster war schon damals verkehrsgünstig gelegen: Seit [[1832]] führte hier die Altona-Kieler Chaussee vorbei, die erste Kunststraße in Schleswig-Holstein. [[1844]] kam der Anschluss an die Eisenbahnstrecke Kiel-Altona,[[1845]] an die Eisenbahnstrecke nach [[Ortsverein Rendsburg|Rendsburg]]. [[1861]] erhielt Neumünster das Eisenbahnausbesserungswerk. [[1866]] kam die Eisenbahnstrecke über [[Ortsverein Eutin|Eutin]] nach [[Ortsverein Neustadt|Neustadt/Holstein]] hinzu. Nach dem [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg]] von [[1867]] wurde die Stadt wie ganz Holstein Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein. All das begünstigte die wirtschaftliche Entwicklung. Neumünster wurde zum "Manchester Holsteins".<ref>Heggen, Alfred: ''Industriekultur in Neumünster: das "Manchester Holsteins" im 19. Jahrhundert'' (K. Wachholtz, Neumünster 1988), Seite ?</ref>[[Datei:Neumünster 1864.png|mini|Neumünster 1864]][[1870]] hatte Neumünster rund 8500 Einwohner und war damit so weit gewachsen, dass es das Stadtrecht bekam. Im gleichen Jahr kamen dort 1000 Menschen zusammen, um die Ergebnisse des [[Schleswig-Holsteinischer Arbeitertag 1870, Kiel|1. Schleswig-Holsteinischen Arbeitertags]] zu diskutieren.<ref name=":02">[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=SC06060&page=1 ''Social-Demokrat'' - Tagesausgabe], 22.5.1870</ref> Der [[ADAV]] in Neumünster wurde verboten. Die Mitglieder wichen aus und gründeten den "Volksverein".<ref name=":0" /> | ||
[[1874]] beklagte "ein Neumünsteraner Geistlicher die überraschenden Erfolge der Sozialdemokraten ([[Lassalleaner]]) bei den Wahlen zur Kirchengemeindevertretung in den Jahren [[1869]] und [[1870]], wo die Partei ihre ganze Liste durchgesetzt hätte. [[1872]] sei es dann gelungen, heißt es in dem Bericht weiter, 'durch ein Zusammenreissen aller nicht zur Socialdemokratie haltenden Kreise eine Majorität von 200 Stimmen gegen die socialdemokratische Liste zu erzwingen' [Anm. im Original: [Kirchlicher] Visitationsbericht aus Neumünster vom 13./14.6.1874, in: LAS [Landesarchiv Schleswig] Abt.19 Nr. 109 (4)]. Die Beteiligung des [[ADAV]] an Kirchengemeindewahlen in dieser Zeit verfolgte das Ziel, den kommunalen Einfluß der Partei zu stärken, wobei man davon profitierte, daß bei diesen Wahlen jedes Kirchenmitglied stimmberechtigt war, während bei den Abstimmungen zu den lokalen Parlamenten die Arbeiterschaft aufgrund des [[Wahlrecht bis 1918|Zensuswahlrechtes]] weitgehend ausgeschlossen blieb."<ref>Rüdel, Holger: ''Visitationsberichte als Quellen für die Erforschung der Sozialgeschichte der Arbeiterbewegung Schleswig-Holsteins im 19. Jahrhundert'', in: ''Rundbriefe des Arbeitskreises für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins'', Nr. 3 (April 1979), S. 18</ref> | [[1874]] beklagte "ein Neumünsteraner Geistlicher die überraschenden Erfolge der Sozialdemokraten ([[Lassalleaner]]) bei den Wahlen zur Kirchengemeindevertretung in den Jahren [[1869]] und [[1870]], wo die Partei ihre ganze Liste durchgesetzt hätte. [[1872]] sei es dann gelungen, heißt es in dem Bericht weiter, 'durch ein Zusammenreissen aller nicht zur Socialdemokratie haltenden Kreise eine Majorität von 200 Stimmen gegen die socialdemokratische Liste zu erzwingen' [Anm. im Original: [Kirchlicher] Visitationsbericht aus Neumünster vom 13./14.6.1874, in: LAS [Landesarchiv Schleswig] Abt.19 Nr. 109 (4)]. Die Beteiligung des [[ADAV]] an Kirchengemeindewahlen in dieser Zeit verfolgte das Ziel, den kommunalen Einfluß der Partei zu stärken, wobei man davon profitierte, daß bei diesen Wahlen jedes Kirchenmitglied stimmberechtigt war, während bei den Abstimmungen zu den lokalen Parlamenten die Arbeiterschaft aufgrund des [[Wahlrecht bis 1918|Zensuswahlrechtes]] weitgehend ausgeschlossen blieb."<ref>Rüdel, Holger: ''Visitationsberichte als Quellen für die Erforschung der Sozialgeschichte der Arbeiterbewegung Schleswig-Holsteins im 19. Jahrhundert'', in: ''Rundbriefe des Arbeitskreises für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins'', Nr. 3 (April 1979), S. 18</ref> | ||
[[1875]] vereinigten sich [[ADAV]] und [[SDAP]] zur [[Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands|Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands]] (SAP). Im Anschluss an den [[Provinzialparteitag 1877, Neumünster|Provinzialparteitag 1877]] wurde beschlossen, einen SAP-Ortsverein in Neumünster zu gründen.<ref name=":03">[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=VL02076&page=3 Vorwärts], | [[1875]] vereinigten sich [[ADAV]] und [[SDAP]] zur [[Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands|Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands]] (SAP). Im Anschluss an den [[Provinzialparteitag 1877, Neumünster|Provinzialparteitag 1877]] wurde beschlossen, einen SAP-Ortsverein in Neumünster zu gründen.<ref name=":03">''[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=VL02076&page=3 Vorwärts]'', 1.7.1877</ref> | ||
Die Jahre zwischen [[1878]] und [[1891]] waren die Hochphase der Textilindustrie in Neumünster. Die Zahl der Tuchfabriken stieg von 16 auf 20, die Zahl der Arbeiter verdoppelte sich von 770 auf 1400. Die Gesamtzahl der Einwohner stieg von 11600 im Jahr [[1880]] auf 22400 im Jahr [[1895]]. Gleichzeitig hatten die Unternehmer alle politischen Hebel in der Stadt in der Hand, denn die Sozialdemokratie war in dieser Zeit verboten.<ref>Ingram, Juliet: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_11/Demokratische_Geschichte_Band_11_Essay05.pdf Der Textilarbeiterstreik in Neumünster im Jahre 1888: "Konfliktlösung auf preußische Art"? Streikbewältigung durch Kooperation von Unternehmerschaft, Polizeigewalt und Gerichtsbarkeit]'', in: ''Demokratische Geschichte'' 11(1998), S. 47-72</ref> | Die Jahre zwischen [[1878]] und [[1891]] waren die Hochphase der Textilindustrie in Neumünster. Die Zahl der Tuchfabriken stieg von 16 auf 20, die Zahl der Arbeiter verdoppelte sich von 770 auf 1400. Die Gesamtzahl der Einwohner stieg von 11600 im Jahr [[1880]] auf 22400 im Jahr [[1895]]. Gleichzeitig hatten die Unternehmer alle politischen Hebel in der Stadt in der Hand, denn die Sozialdemokratie war in dieser Zeit verboten.<ref>Ingram, Juliet: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_11/Demokratische_Geschichte_Band_11_Essay05.pdf Der Textilarbeiterstreik in Neumünster im Jahre 1888: "Konfliktlösung auf preußische Art"? Streikbewältigung durch Kooperation von Unternehmerschaft, Polizeigewalt und Gerichtsbarkeit]'', in: ''Demokratische Geschichte'' 11(1998), S. 47-72</ref> | ||
===Sozialistengesetz=== | ===Sozialistengesetz=== | ||
Als die Regierung von Reichskanzler Otto von Bismarck ab [[1878]] die politische Betätigung für Sozialdemokraten unter dem [[Sozialistengesetz]] verbot, organisierten sich die Genossen in Neumünster in der [[Arbeitergesangverein|Liedertafel Eintracht]] - einem Gesangverein. Die Neumünsteraner Genossen hatten schließlich Erfahrung mit Vereinsgründungen. Sie wählten den nicht | Als die Regierung von Reichskanzler Otto von Bismarck ab [[1878]] die politische Betätigung für Sozialdemokraten unter dem [[Sozialistengesetz]] verbot, organisierten sich die Genossen in Neumünster in der [[Arbeitergesangverein|Liedertafel Eintracht]] - einem Gesangverein. Die Neumünsteraner Genossen hatten schließlich Erfahrung mit Vereinsgründungen. Sie wählten den nicht polizeibekannten Sozialdemokraten [[Heinrich Zabel]] zum Vorsitzenden.<ref name=":04" />[[Datei:Heinrich Lienau sen.jpg|mini|Heinrich Lienau]]Jede Veranstaltung der Liedertafel diente Parteizwecken. Das weckte das Misstrauen der Polizei. Daraufhin gründeten sich einfach laufend neue Klubs. [[Heinrich Lienau]] berichtet darüber 50 Jahre später im ''[[Hamburger Echo]]''. Sie hießen "Frohsinn", "Freundschaft" oder "Korkenklub - hest en bi di?" Wenn sich die Polizei erkundigen wollte, war der Klub schon wieder verschwunden und ein neuer gegründet.<ref name=":04" /> | ||
Dabei | Dabei waren die wenigen Polizisten und Nachtwächter in Neumünster offenbar nicht besonders hinter den Sozialdemokraten her. Das änderte sich erst, so erzählt es [[Heinrich Lienau]], als ein scharfer Hund nach Neumünster kam; der Polizist Stüber aus [[Ortsverein Nortorf|Nortorf]]. Der sollte für Bürgermeister Schlichting "das Nest ausräuchern". Stattdessen spielten die Sozialdemokraten ihm Streiche. Sie steckten ihm verbotene Zeitungen zu oder hängten sie ihm in die Wachstube. Einmal klebten sie ihm das Schlafzimmerfenster zu, so dass er in der Dunkelheit verschlief.<ref name=":04" /> | ||
Bei einer Aktion sollte ein Flugblatt mit dem "Hasencleverschen Manifest" verteilt werden. 20.000 Exemplare hatte eine kleine Druckerei in [[Kreisverband Lübeck|Lübeck]] gedruckt. Zwei Neumünsteraner Genossen holten sie in einem Koffer ab. Auf dem Bahnhof ging der Koffer aus dem Leim und nur mit der Hilfe einiger Bahnbeamter wurde er wieder transportfähig. In Neumünster brachten sie den Koffer zum Genossen Grünberg im | Bei einer Aktion sollte ein Flugblatt mit dem "Hasencleverschen Manifest" verteilt werden. 20.000 Exemplare hatte eine kleine Druckerei in [[Kreisverband Lübeck|Lübeck]] gedruckt. Zwei Neumünsteraner Genossen holten sie in einem Koffer ab. Auf dem Bahnhof ging der Koffer aus dem Leim und nur mit der Hilfe einiger Bahnbeamter wurde er wieder transportfähig. In Neumünster brachten sie den Koffer zum [[Genosse Grünberg|Genossen Grünberg]] im Haart. Nur knapp konnten sie der Polizei entkommen, die zu einer Hausdurchsuchung erschienen. Über Buhn- und Brachenfelder Straße flüchteten sie auf eine Buchweizenkoppel auf der bereits 60 alarmierte Genossen warteten. Sie teilen die Flugblätter auf und verteilten sie am nächsten Tag in ganz Mittelholstein. Eines steckte man dem Polizisten Stüber zu und eines legte man dem Bürgermeister auf seinen privaten Schreibtisch.<ref name=":04" /> | ||
In der Umgebung von Neumünster fanden damals | In der Umgebung von Neumünster fanden auch damals jährlich im Herbst Provinzaltagungen statt. Die Sozialdemokraten trafen sich im Geheimen, oft im Wald - etwa im Bönebütteler Gehölz, im Boostedter Krähenholz, auf der Wasbeker Feldmark, im Dosenmoor. Zur [[Reichstagswahl 1887]] fand eine wichtige, geheime Provinzialtagung bei [[Ortsverein Wattenbek|Wattenbek]] statt.<ref name=":04" /> Man kam zum Treffpunkt und ging von ihm auf verschiedenen Wegen. Posten auf Bäumen und Heudiemen sicherten die Tagung vor Überraschungen. Passieren konnte nur, wer die Parole kannte. Auf diesen Treffen traf man die Vorbereitungen zu Wahlen, wählte Kandidaten sowie die Delegierten für die Auslands-Parteitage.<ref>{{Osterroth-100-Jahre}}, Seite 22</ref> | ||
Käme die Polizei hinter so eine Versammlung, wollte man harmlose Ausflügler bei Sang und Spiel vorspielen.<ref name=":05">{{Osterroth-100-Jahre}}, Seite 21</ref> Allerdings schaffte sie das nie. Wenn der Bürgermeister Schlichting vorher etwas von so einem Treffen mitbekam, beorderte er seinen Polizisten Stüber zum Bahnhof, um von dort aus | Käme die Polizei hinter so eine Versammlung, wollte man harmlose Ausflügler bei Sang und Spiel vorspielen.<ref name=":05">{{Osterroth-100-Jahre}}, Seite 21</ref> Allerdings schaffte sie das nie. Wenn der Bürgermeister Schlichting vorher etwas von so einem Treffen mitbekam, beorderte er seinen Polizisten Stüber zum Bahnhof, um von dort aus Verdächtige zu verfolgen. Die Sozialdemokraten tricksten ihn aber jedesmal aus und nötigten ihn zu langen Wanderungen durch die Umgebung Neumünsters.<ref name=":04" /> | ||
So wählte für Schleswig-Holstein Ostern [[1879]] eine geheime Provinztagung in der Umgebung von Neumünster eine dreiköpfige Exekutive, die bis zur Aufhebung des Sozialistengesetzes [[1890]] tätig war: Schriftwart(=Vorsitzender) [[Heinrich Lienau]], [[Friedrich Butenschön]] als Schatzmeister und [[Franz Schneider]]. Alle drei wohnten in | So wählte für Schleswig-Holstein Ostern [[1879]] eine geheime Provinztagung in der Umgebung von Neumünster eine dreiköpfige Exekutive, die bis zur Aufhebung des Sozialistengesetzes [[1890]] tätig war: Schriftwart(=Vorsitzender) [[Heinrich Lienau]], [[Friedrich Butenschön]] als Schatzmeister und [[Franz Schneider]]. Alle drei wohnten in Neumünster.<ref>SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): ''125 Jahre SPD in Neumünster'' (o.O. o.J. [1992])</ref> | ||
Trotzdem war die Verfolgung allgegenwärtig. So wurden beispielsweise Wehrpflichtige, die der [[Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands|SAP]] angehörten, von der Polizei an die Armee gemeldet. Wirte durften ihre Räumlichkeiten nicht mehr an Sozialdemokraten vermieten. Ihnen drohte der Entzug ihrer Konzession. Für Beamte stellt die Teilnahme an sozialdemokratischen Versammlungen eine Verletzung der Amtspflicht dar. | Trotzdem war die Verfolgung allgegenwärtig. So wurden beispielsweise Wehrpflichtige, die der [[Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands|SAP]] angehörten, von der Polizei an die Armee gemeldet. Wirte durften ihre Räumlichkeiten nicht mehr an Sozialdemokraten vermieten. Ihnen drohte der Entzug ihrer Konzession. Für Beamte stellt die Teilnahme an sozialdemokratischen Versammlungen eine Verletzung der Amtspflicht dar. | ||
Zeile 48: | Zeile 50: | ||
Sogar die roten Schleifen an den Kränzen bei Beerdigungen mussten entfernt werden. Gerade einfache Polizeibeamte waren mit der Auslegung der Regeln überfordert. So kam es, dass sie Sozialdemokraten auch willkürlich schikanierten. | Sogar die roten Schleifen an den Kränzen bei Beerdigungen mussten entfernt werden. Gerade einfache Polizeibeamte waren mit der Auslegung der Regeln überfordert. So kam es, dass sie Sozialdemokraten auch willkürlich schikanierten. | ||
Die Arbeiterschaft schmuggelte den | Die Arbeiterschaft schmuggelte den ''[[Sozialdemokrat]]'' aus Zürich und später aus London an verschiedene Zentralen. Eine solche war Neumünster. Auf Dampfern kam die Zeitung aus London nach Hamburg. Dort wurde sie von sozialdemokratischen Hafenarbeitern entladen und aus dem Zollgebiet nach Altona geschmuggelt. Etwa im Kohlentender von Lokomotiven kamen die Zeitungen von Altona nach Neumünster in die Eisenbahnhauptwerkstätte.<ref name=":04">''[https://zeitungen.sub.uni-hamburg.de/recherche-zeitungen/detail-zeitungen?tx_dlf%5Bdouble%5D=0&tx_dlf%5Bhighlight_word%5D=Heinrich%3BLienau&tx_dlf%5Bid%5D=104884&tx_dlf%5Bpage%5D=3&tx_dlf%5Bpagegrid%5D=0&tx_dlf_navigation%5Bcontroller%5D=Navigation&cHash=ee81ea1db88176d8cc717807dbbd7f21 Unter dem Schandgesetz in Schleswig-Holstein]'', ''[[Hamburger Echo]]'', 21.10.1928</ref> | ||
Der Fuhrmann Paustian holte sie doch mit einer Ladung Weißkohl ab und wenn der Ausrufer billigen Weißkohl ausrief, wussten die Genossen, dass die Zeitung da war. Oder die Zeitung kam mit einer Ladung Steingut nach Neumünster - zwei Kaufleute waren dann die Verteilstellen. Zur Weiterverteilung im Land wurden die Zeitungen als Pakete verschickt mit Neumünsteraner Tuchfabriken als | Der Fuhrmann Paustian holte sie doch mit einer Ladung Weißkohl ab und wenn der Ausrufer billigen Weißkohl ausrief, wussten die Genossen, dass die Zeitung da war. Oder die Zeitung kam mit einer Ladung Steingut nach Neumünster - zwei Kaufleute waren dann die Verteilstellen. Zur Weiterverteilung im Land wurden die Zeitungen als Pakete verschickt mit Neumünsteraner Tuchfabriken als fingierten Absendern. Kam ein solches Paket bei Gelegenheit als unzustellbar zurück, fing ein sympathisierender Postschaffner es ab und sorgte dafür, dass es in die richtigen Hände gelangte. Erwischt wurde dabei in den zwölf Jahren nie jemand.<ref name=":04" /> | ||
Trotz des auslaufenden, aber immer noch geltenden [[Sozialistengesetz|Sozialistengesetzes]] kamen bereits am [[2. September]] [[1890]] 1000 Personen zu einer Volksversammlung im Arbeiterlokal "[[Historische Orte der Neumünsteraner Sozialdemokratie|Convent-Garten]]" zusammen. Ein Drittel der Teilnehmenden waren Frauen und Mädchen, denn die Rednerin [[Emma Ihrer]] sprach über das Thema ''Frauen und ihre Rechte''. Der Polizeibericht vermerkt: "Die Ihrer ist eine gehässige Person die sehr redegewand und vorheftig ist und sich in ihren Ausdrücken auf der zulässigen äußersten Grenze hält, und konnte dieserhalb nicht gegen sie eingeschritten werden."<ref>Stadtarchiv Neumünster Nr. 2501 (Magistratsarchiv)</ref> | Trotz des auslaufenden, aber immer noch geltenden [[Sozialistengesetz|Sozialistengesetzes]] kamen bereits am [[2. September]] [[1890]] 1000 Personen zu einer Volksversammlung im Arbeiterlokal "[[Historische Orte der Neumünsteraner Sozialdemokratie|Convent-Garten]]" zusammen. Ein Drittel der Teilnehmenden waren Frauen und Mädchen, denn die Rednerin [[Emma Ihrer]] sprach über das Thema ''Frauen und ihre Rechte''. Der Polizeibericht vermerkt: "Die Ihrer ist eine gehässige Person die sehr redegewand und vorheftig ist und sich in ihren Ausdrücken auf der zulässigen äußersten Grenze hält, und konnte dieserhalb nicht gegen sie eingeschritten werden."<ref>Stadtarchiv Neumünster Nr. 2501 (Magistratsarchiv)</ref> | ||
===Neugründung=== | ===Neugründung=== | ||
Zeile 63: | Zeile 65: | ||
[[1899]] gründeten Arbeiter in Neumünster eine [[Arbeitersport in Neumünster|Freie Turnerschaft]]. | [[1899]] gründeten Arbeiter in Neumünster eine [[Arbeitersport in Neumünster|Freie Turnerschaft]]. | ||
[[1900]] war die Zahl der Mitglieder bereits auf 465 gestiegen, [[1905]] auf 689. Dann nahm die Zahl | [[1900]] war die Zahl der Mitglieder bereits auf 465 gestiegen, [[1905]] auf 689. Dann nahm die Zahl immer schneller zu: 1747 im Jahr [[1910]] und 2338 nur zwei Jahr später.<ref name=":0" /> Da hatte Neumünster ca. 35.000 Einwohner. Die Arbeiterbewegung in der Stadt war inzwischen so stark, dass sie sich [[1911]] ein [[Gewerkschaftshaus Neumünster|Gewerkschaftshaus]] leisten konnte, ein modernes Gebäude, das sichtbar die neue Zeit verkündete. | ||
Bis [[1908]] durften [[Frauen- und Gleichstellungspolitik|Frauen]] nicht Mitglied in politischen Parteien werden. Trotzdem gab es in Neumünster eine aktive Arbeiterinnenschaft. Das hatte Neumünster bspw. Kiel voraus, weil in der Textilindustrie auch viele Frauen arbeiteten. Industrielle Arbeit für Frauen gab es sonst in Schleswig-Holstein viel seltener.<ref name=":06">''[https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1754726119_19040906 Sozialdemokratischer Parteitag]'', ''[[Hamburger Echo]]'', 6.9.1904, Seite 5</ref> | |||
Der [[Lübecker Volksbote]] | Am [[15. Februar]] [[1910]] beteiligte sich die Arbeiterschaft von Neumünster mit 2000 Personen<ref>{{Osterroth-100-Jahre}}, Seite 43</ref> an den reichsweiten Demonstrationen für eine Reform des [[Wahlrecht bis 1918|Wahlrechts]]. Als die Polizei die Menge aufforderte, die Versammlung aufzulösen, war dies nicht sofort möglich. Die Polizei schlug brutal zu - mit Knüppeln und Säbeln.<ref>Schartl, Matthias: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_05/Demokratische_Geschichte_Band_05_Essay13.pdf Die Massen auf der Straße - Schleswig-Holsteins Arbeiter im Kampf gegen das preußische Dreiklassenwahlrecht 1906-1910]'', in: ''[[Demokratische Geschichte]]'' 5 (1990), Seite 153 f.</ref> Der ''[[Vorwärts]]'' berichtete am nächsten Tag sogar auf der Titelseite von der ''Schlacht von Neumünster''.<ref>[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=VW27039&page=0 Ausgabe 39], ''[[Vorwärts]]'', 16.2.1910</ref> | ||
Der ''[[Lübecker Volksbote]]'' berichtete, dass der 50-jährige Arbeiter Theßmann, Vater von vier Kindern, und ein weiterer Arbeiter getötet worden seien. Mehreren Arbeitern seien Körperteile abgeschlagen worden, vielen die Kleider zerrissen. Eine Frau sei zu Fall gekommen und ebenfalls durch einem Säbel schwer verletzt worden. Insgesamt sollten 40 Personen verletzt worden sein. Diese Polizeigewalt versetzte die Arbeiterschaft in große Unruhe. Die SPD-Kommunalvertreter brachten eine förmliche Anfrage in die Städtischen Kollegien ein.<ref>[http://library.fes.de/luebeck/pdf/1910/1910-039.pdf Neumünster], ''[[Lübecker Volksbote]]'', 16.2.1910, Seite 3 f.</ref> | |||
[[1915]] hatte die SPD mindestens drei erfahrene Vertreter in der Stadtverordnetenversammlung, denn wiedergewählt wurden [[Genosse Jürs]], [[Heinrich Lienau]] und [[Walter Hohnsbehn]].<ref>''[https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN689065248_19151130AB/page/7 Aus den Nachbargebieten]'', ''Hamburgischer Correspondent'', 30.11.1915, Seite 7</ref> | |||
===Novemberrevolution=== | ===Novemberrevolution=== | ||
[[Datei:Max Richter ca 1924.jpg|mini|233x233px|Max Richter, ca 1924]]Zum Ende des Kaiserreiches kamen die "[[Kieler Arbeiter- und Matrosenaufstand| | [[Datei:Max Richter ca 1924.jpg|mini|233x233px|Max Richter, ca 1924]]Zum Ende des Kaiserreiches kamen die "[[Kieler Arbeiter- und Matrosenaufstand|roten Matrosen]]" aus dem benachbarten Kiel. Auch die Neumünsteraner bildeten am [[9. November]] [[1918]] einen [[Arbeiter- und Soldatenrat]], der die Organisation der öffentlichen Ordnung in der Stadt übernahm. [[Max Richter]] war Vorsitzender des Arbeiterrates. [[Heinrich Lienau]] wurde dem Oberbürgermeister als Vertreter des [[Arbeiter- und Soldatenrat|Arbeiter- und Soldatenrats]] beigeordnet.<ref>Stadtarchiv Neumünster. Signatur 436 (Besetzung der Kommissionen)</ref> | ||
<blockquote>"Mit dem Ausbruch der Revolution in Kiel schlugen die Wellen derselben sofort nach hier über, trotzdem blieb die hiesige Garnison fest, und war es möglich, zur Unterdrückung resp. Eindämmung des Herdes, von hier Militär nach Kiel zu entsenden. Die Lorbeeren dieses Feldzuges waren aber deprimierend und die Entsendung ein vollständiger Fehlschlag. Erst mit dem Umsturz in Berlin am [[9. November]] kam auch die Sache hier in Neumünster ins Rollen. | <blockquote>"Mit dem Ausbruch der Revolution in Kiel schlugen die Wellen derselben sofort nach hier über, trotzdem blieb die hiesige Garnison fest, und war es möglich, zur Unterdrückung resp. Eindämmung des Herdes, von hier Militär nach Kiel zu entsenden. Die Lorbeeren dieses Feldzuges waren aber deprimierend und die Entsendung ein vollständiger Fehlschlag. Erst mit dem Umsturz in Berlin am [[9. November]] kam auch die Sache hier in Neumünster ins Rollen. | ||
Zeile 77: | Zeile 83: | ||
Zur gleichen Zeit tagten die am Orte noch ansässigen Genossen im [[Gewerkschaftshaus Neumünster|Gewerkschaftshaus]]. Nach einer kurzen Darlegung der augenblicklichen Lage wurde von den den Genossen ein Arbeiterrat von 16 Personen gewählt. Gewählt wurden ausschließlich Mitglieder der SPD, obgleich die [[USPD]] schon den ganzen Tag ihre aus Kiel gesandten Agitatoren hatte arbeiten lassen. Zum Vorsitzenden des Arbeiterrats wurde Genosse [[Max Richter|M. Richter]] gewählt. | Zur gleichen Zeit tagten die am Orte noch ansässigen Genossen im [[Gewerkschaftshaus Neumünster|Gewerkschaftshaus]]. Nach einer kurzen Darlegung der augenblicklichen Lage wurde von den den Genossen ein Arbeiterrat von 16 Personen gewählt. Gewählt wurden ausschließlich Mitglieder der SPD, obgleich die [[USPD]] schon den ganzen Tag ihre aus Kiel gesandten Agitatoren hatte arbeiten lassen. Zum Vorsitzenden des Arbeiterrats wurde Genosse [[Max Richter|M. Richter]] gewählt. | ||
Der [[Arbeiter- und Soldatenrat|A.- und S.-Rat]] trat sofort in Tätigkeit und übernahm die ausführende Macht. Eine nach der Wahl des [[Arbeiter- und Soldatenrat|A.- und S.-Rats]] von diesem erlassene Proklamation | Der [[Arbeiter- und Soldatenrat|A.- und S.-Rat]] trat sofort in Tätigkeit und übernahm die ausführende Macht. Eine nach der Wahl des [[Arbeiter- und Soldatenrat|A.- und S.-Rats]] von diesem erlassene Proklamation setzte die Bevölkerung von den gegebenen Tatsachen in Kenntnis. Die Geschäftsführung des [[Arbeiter- und Soldatenrat|A.- und S.-Rats]] war eingeteilt in die zentrale Militärverwaltung, Gerichtsangelegenheiten, Kommunalverwaltung, Verkehr und Ernährung sowie die Presse. Die Stadtverwaltung suchte sich bald den neuen Verhältnissen anzupassen."<ref>SPD Neumünster: ''"Festschrift zum 60-jährigen Bestehen der Sozialdemokratischen Parteiorganisation Neumünster"'' von 1927. Nachdruck 1987 durch den SPD-Kreisverband Neumünster anläßlich des 120jährigen Bestehens der SPD Neumünster.</ref></blockquote> | ||
===Weimarer Republik=== | ===Weimarer Republik=== | ||
Zeile 95: | Zeile 101: | ||
[[1931]] war die Stadt mittlerweile so stark von Industrie geprägt, dass das Stadtwappen um die fünf Schornsteine ergänzt wurde. Als sich im Herbst die [[Sozialistische Arbeiterpartei (1931)|SAPD]] von der SPD abspaltete, entstand auch in Neumünster eine Ortsgruppe. Sie konnte jedoch keine politische Wirkung entfalten, weil die Arbeiterschaft auch hier weitere Spaltungen der Arbeiterbewegung ablehnte.<ref name=":0" /> | [[1931]] war die Stadt mittlerweile so stark von Industrie geprägt, dass das Stadtwappen um die fünf Schornsteine ergänzt wurde. Als sich im Herbst die [[Sozialistische Arbeiterpartei (1931)|SAPD]] von der SPD abspaltete, entstand auch in Neumünster eine Ortsgruppe. Sie konnte jedoch keine politische Wirkung entfalten, weil die Arbeiterschaft auch hier weitere Spaltungen der Arbeiterbewegung ablehnte.<ref name=":0" /> | ||
Gleichzeitig wurden die Nazis auch in Neumünster immer gefährlicher. <blockquote>"Die hiesige Nazikaserne ist zu einer Gefahr für die ganze Stadt geworden. Die mit schweren Handstöcken bewaffneten SA-Leute unternehmen planmässige Ueberfälle auf Strassenpassanten und, da sich die Führer der Kommunisten und Nationalsozialisten einander zu gut kennen, - sie waren bis vor gar nicht allzulanger Zeit zusammen in einer Partei - sind Schlägereien zwischen den beiden Gruppen an der Tagesordnung. Die städtische Polizei scheint nicht in der Lage zu sein, dem Treiben ein Ende machen zu können, weshalb in der Bevölkerung immer lauter nach einem Kommando der staatlichen Polizei gerufen wird. Das letzte Opfer der Nazis war ein Arbeiter, den 10 SA-Leute überfielen und solange schlugen, bis er bewusstlos liegen blieb. Als dann die Banditen zu ihrer Kaserne zurückkehrten, begegneten sie einem zweiten Trupp, der gerade auf dem Ausmarsch begriffen war. Einer von den Schlägern schrie ihnen zu: "Er ist tot!", worauf die Nazis in ein lautes Gelächter ausbrachen. Wenn nicht bald rücksichtslos durchgegriffen wird, werden sich in Neumünster mit Sicherheit ähnliche Zustände entwickeln wie in den Julitagen."<ref>''[https://library.fes.de/spdpdalt/19311107.pdf Sozialdemokratischer Pressedienst]'', 7.11.1931</ref></blockquote> | |||
===Nazi-Diktatur=== | ===Nazi-Diktatur=== | ||
Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten [[1933]] wurde die politische Arbeit auch in Neumünster immer schwieriger. Am [[2. Mai]] [[1933]] erstürmten SA und Hilfspolizei das [[Historische Orte der Neumünsteraner Sozialdemokratie|Gewerkschaftshaus]] in der Fabrikstraße 11. Sämtliches Vermögen wurde beschlagnahmt und Gewerkschaftsfunktionäre in "Schutzhaft" genommen. | Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten [[1933]] wurde die politische Arbeit auch in Neumünster immer schwieriger. | ||
Vor der [[Kommunalwahl 1933]] zog das [[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold]] ein letztes Mal Kräfte in Neumünster zusammen, um sich einem vermuteten Putsch der Nazis zu widersetzen. Der Sozialdemokrat [[Jonny Rohwer]] aus Innien erinnerte sich später:<blockquote>"Die Wahl am 13. März (sic!) und die Wahlen gleich darauf waren alle von den Nazis auf einen Putsch eingestellt. Die Landbevölkerung wurde von den Nazis eingeschüchtert, ich und mein alter Genosse mußten nach Neumünster flüchten und wurden da unserer Hundertschaft zugeteilt, wo wir dann von unseren Kameraden verpflegt wurden, mußten berichten, was auf dem Lande los sei und warteten, was nun kommen sollte. Die ganzen Nächte lagen wir in unseren Quartieren und auf unseren Sammelplätzen, keiner durfte fortgehen, alle mußten noch mal antreten, es wurde abgezählt. Meldefahrer auf Motorrädern brachten Meldungen in die Hauptquartiere. Radfahrerpatroullien fuhren ohne Licht an den Grenzen der Stadt und beobachteten den Feind. Die einheimischen Nazis hatten die Stadt verlassen und sich den Nazis von auswärts angeschlossen und hatten die Stadt belagert, leisteten aber noch keinen Widerstand und machten auch noch keine Angriffe. Die Straßen waren leer, es herrschte eine Totenstille in den sonst noch nächtlich belebten Straßen. | |||
Unseren jungen Kameraden fehlte es nicht an Kampfesmut. Militärisch ausgebildet waren sie, und unerfahren waren sie auch nicht, das hatten sie von der Not der Zeit gelernt. Alles war ins kleinste vorbereitet, alles war da. Die Stunden wurden uns zu lange, es wurde nichts gerührt. In den nächsten Tagen erfuhren wir, daß in verschiedenen Städten die Häuser der Arbeiterschaft durch Handgranaten und Bomben zerstört waren. Unsere Presse war verboten, Uniformen, Umzüge, alles war verboten, keine Wahlversammlungen, Flugblätter, Plakate - nichts durfte gemacht werden, während die Nazis unumschränkt agitieren konnten. So etwas nannte sich noch immer Republik. | |||
So gelang es dann den Nazis, unsere einst so stolze Republik zu vernichten, und wir mußten zusehen, alles kampflos preisgeben."<ref>Rohwer, Jonny: ''[https://geschichtewiki.aukrug.de/seite/Jonny_Rohwer Der Untergang des deutschen Proletariats]'', ohne Datierung</ref></blockquote>Bei den Kommunalwahlen am [[12. März]] erhielt die NSDAP 15 Sitze, die Nationale Aufbaufront 2 Sitze, die SPD 10 Sitze und die KPD 3 Sitze. Das Wahlergebnis wurde von den Nazis ignoriert und die Ratsmitglieder von SPD und KPD aus der Ratsversammlung ausgeschlossen. | |||
Am [[2. Mai]] [[1933]] erstürmten SA und Hilfspolizei das [[Historische Orte der Neumünsteraner Sozialdemokratie|Gewerkschaftshaus]] in der Fabrikstraße 11. Sämtliches Vermögen wurde beschlagnahmt und Gewerkschaftsfunktionäre in "Schutzhaft" genommen. | |||
Eine letzte geheime Versammlung im SPD-Lokal "Reichsadler" am [[18. Mai]] [[1933]] wurde von der Polizei aufgelöst und die Teilnehmer ebenfalls in "Schutzhaft" genommen. Die Nazis verboten am [[22. Juni]] [[1933]] reichsweit die SPD und alle Parteien außer ihrer eigenen. | Eine letzte geheime Versammlung im SPD-Lokal "Reichsadler" am [[18. Mai]] [[1933]] wurde von der Polizei aufgelöst und die Teilnehmer ebenfalls in "Schutzhaft" genommen. Die Nazis verboten am [[22. Juni]] [[1933]] reichsweit die SPD und alle Parteien außer ihrer eigenen. | ||
Zeile 108: | Zeile 124: | ||
===Neubeginn=== | ===Neubeginn=== | ||
Am [[3. Mai]] [[1945]] wurde Neumünster kampflos an die englischen Truppen übergeben. | |||
Im Sommer [[1945]] fanden erste Treffen alter SPD-Mitglieder statt, die zu einem vorbereitenden Ausschuss führten. Am [[2. September]] wurde zunächst [[Einheitspartei mit den Kommunisten?|gemeinsam mit den Kommunisten]] die "Arbeiterpartei Neumünster" gegründet. Als sich aber der [[Landesvorstand|Bezirksvorstand]] für eine eigenständige SPD aussprach, konzentrierten sich die Sitzungen des vorbereitenden Ausschusses am [[11. Oktober]] und am [[29. Oktober]] auf dieses Ziel. | Im Sommer [[1945]] fanden erste Treffen alter SPD-Mitglieder statt, die zu einem vorbereitenden Ausschuss führten. Am [[2. September]] wurde zunächst [[Einheitspartei mit den Kommunisten?|gemeinsam mit den Kommunisten]] die "Arbeiterpartei Neumünster" gegründet. Als sich aber der [[Landesvorstand|Bezirksvorstand]] für eine eigenständige SPD aussprach, konzentrierten sich die Sitzungen des vorbereitenden Ausschusses am [[11. Oktober]] und am [[29. Oktober]] auf dieses Ziel. | ||
Die Gründungsversammlung des SPD-Kreisvereins Neumünster, an der im Kulturhaus der Firma Simons 372 Personen teilnahmen, fand am [[18. November]] [[1945]] statt. Zum Gründungsvorstand wurden [[Ludwig van Jindelt]] (Vorsitzender), [[Walter Zigelsky]], [[Artur Reincke]], [[Wilhelm Kion]], [[Marie Schmelzkopf]], [[Hartwig Hansen]] und [[Genosse Burmeister]] gewählt.<ref>''[http://library.fes.de/fulltext/sozmit/1946-082.htm#P171_45355 Sozialistische Mitteilungen - News for German Socialists in England]'', Nr. 82, Jan. 1946, S. 20</ref> Die Versammlung ehrte die Toten und Opfer der Nazis. Die Parteifahne, die über die 12 Jahre versteckt gehalten worden war, übergab der Genosse Martienss der Jugend der Partei. Mit dem Lied "Brüder zur Sonne, zur Freiheit" endete die Gründungsversammlung. [[Alfred Schlüter]] erinnerte sich an diesen Abend als sein "tiefstes Erlebnis": | Die Gründungsversammlung des SPD-Kreisvereins Neumünster, an der im Kulturhaus der Firma Simons 372 Personen teilnahmen, fand am [[18. November]] [[1945]] statt. Zum Gründungsvorstand wurden [[Ludwig van Jindelt]] (Vorsitzender), [[Walter Zigelsky]], [[Artur Reincke]], [[Wilhelm Kion]], [[Marie Schmelzkopf]], [[Hartwig Hansen]] und [[Genosse Burmeister]] gewählt.<ref>''[http://library.fes.de/fulltext/sozmit/1946-082.htm#P171_45355 Sozialistische Mitteilungen - News for German Socialists in England]'', Nr. 82, Jan. 1946, S. 20</ref> Die Versammlung ehrte die Toten und Opfer der Nazis. Die Parteifahne, die über die 12 Jahre versteckt gehalten worden war, übergab der Genosse Martienss der Jugend der Partei. Mit dem Lied "Brüder zur Sonne, zur Freiheit" endete die Gründungsversammlung. [[Alfred Schlüter]] erinnerte sich an diesen Abend als sein "tiefstes Erlebnis": | ||
<blockquote>"Nach der Überwindung der 12-jährigen Diktatur und angesichts des Neubeginns standen vielen Genossen die Freudentränen in den Augen…"<ref>Semrau, Marcus: ''Zum Neubeginn des kommunalen Lebens nach 1945 am Beispiel der SPD in Neumünster''. (Facharbeit Leistungskurs Geschichte, Immanuel-Kant-Schule), 1988, zitiert nach: SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): ''125 Jahre SPD in Neumünster'' (o.O. o.J. [1992])</ref></blockquote> | <blockquote>"Nach der Überwindung der 12-jährigen Diktatur und angesichts des Neubeginns standen vielen Genossen die Freudentränen in den Augen…"<ref>Semrau, Marcus: ''Zum Neubeginn des kommunalen Lebens nach 1945 am Beispiel der SPD in Neumünster''. (Facharbeit Leistungskurs Geschichte, Immanuel-Kant-Schule), 1988, zitiert nach: SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): ''125 Jahre SPD in Neumünster'' (o.O. o.J. [1992])</ref></blockquote> | ||
Am [[27. Dezember]] wurde die Gründung des SPD-Kreisvereins von der britischen Militärregierung genehmigt.<ref name=": | Am [[27. Dezember]] wurde die Gründung des SPD-Kreisvereins von der britischen Militärregierung genehmigt.<ref name=":11">Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959'' (Malente 1998), S. 79</ref> | ||
===Bundesrepublik Deutschland=== | ===Bundesrepublik Deutschland=== | ||
Die von der Militärregierung ernannte Ratsversammlung tagte erstmals am [[13. Dezember]] [[1945]]. Ihr gehörte auch [[Marie Schmelzkopf]] an. [[Ludwig van Jindelt]] wurde zum Vorsitzenden gewählt. Die ersten demokratischen [[Kommunalwahl 1946|Kommunalwahlen]] am [[13. Oktober]] [[1946]] brachten der SPD 47,2% der Stimmen. Aufgrund des Wahlrechts führte dies aber nicht zu einer Mehrheit der Sitze in der Ratsversammlung. | Die von der Militärregierung ernannte Ratsversammlung tagte erstmals am [[13. Dezember]] [[1945]]. Ihr gehörte auch [[Marie Schmelzkopf]] an. [[Ludwig van Jindelt]] wurde zum Vorsitzenden gewählt. Die ersten demokratischen [[Kommunalwahl 1946|Kommunalwahlen]] am [[13. Oktober]] [[1946]] brachten der SPD 47,2 % der Stimmen. Aufgrund des Wahlrechts führte dies aber nicht zu einer Mehrheit der Sitze in der Ratsversammlung: SPD 15, CDU 17 Sitze und KPD 1 Sitz. | ||
Bei den [[Landtagswahl 1947|Landtagswahlen]] vom [[20. April]] [[1947]] errang die SPD die absolute Mehrheit. [[Hugo Voß]] wurde für den Wahlkreis Neumünster direkt in den Landtag gewählt. | Bei den [[Landtagswahl 1947|Landtagswahlen]] vom [[20. April]] [[1947]] errang die SPD die absolute Mehrheit. [[Hugo Voß]] wurde für den Wahlkreis Neumünster direkt in den Landtag gewählt. | ||
[[Datei:Paul Lohmann.jpg|links|mini|201x201px|Paul Lohmann]]Bei den zweiten [[Kommunalwahl 1948|Kommunalwahlen]] am [[24. Oktober]] [[1948]] errang die SPD 49,8% der Stimmen und erhielt 19 Sitze in der Ratsversammlung. [[Hugo Voß]] wurde Oberbürgermeister. [[1950]] wurde [[Paul Lohmann]] zum Stadtpräsidenten gewählt, am [[28. April]] [[1950]] der Kieler Oberstadtdirektor [[Walther Lehmkuhl]] einstimmig zum neuen Oberbürgermeister. | [[Datei:Paul Lohmann.jpg|links|mini|201x201px|Paul Lohmann]]Bei den zweiten [[Kommunalwahl 1948|Kommunalwahlen]] am [[24. Oktober]] [[1948]] errang die SPD 49,8 % der Stimmen und erhielt 19 Sitze in der Ratsversammlung. [[Hugo Voß]] wurde Oberbürgermeister. [[1950]] wurde [[Paul Lohmann]] zum Stadtpräsidenten gewählt, am [[28. April]] [[1950]] der Kieler Oberstadtdirektor [[Walther Lehmkuhl]] einstimmig zum neuen Oberbürgermeister. | ||
Die [[Kommunalwahl 1951]] brachte der SPD 48,6% und damit 18 der 35 Ratssitze. Nach dem Rücktritt von [[Paul Lohmann]] wurde [[1952]] [[Max Johannsen]] Stadtpräsident. Er führte das Amt mit kurzer Unterbrechung bis [[1969]]. | Die [[Kommunalwahl 1951]] brachte der SPD 48,6 % und damit 18 der 35 Ratssitze. Nach dem Rücktritt von [[Paul Lohmann]] wurde [[1952]] [[Max Johannsen]] Stadtpräsident. Er führte das Amt mit kurzer Unterbrechung bis [[1969]]. | ||
Die SPD bezog ein neues [[Historische Orte der Neumünsteraner Sozialdemokratie|Büro am Teich]]. Bei der [[Kommunalwahl 1955]] verlor sie ihre absolute Mehrheit. [[Kommunalwahl 1959|1959]] unterlag sie nach Stimmanteilen knapp, errang aber mit 20 von 39 Sitzen wieder die absolute Mehrheit. | Die SPD bezog ein neues [[Historische Orte der Neumünsteraner Sozialdemokratie|Büro am Teich]]. Bei der [[Kommunalwahl 1955]] verlor sie ihre absolute Mehrheit. [[Kommunalwahl 1959|1959]] unterlag sie nach Stimmanteilen knapp, errang aber mit 20 von 39 Sitzen wieder die absolute Mehrheit. | ||
Zeile 127: | Zeile 145: | ||
[[Datei:Uwe Harder 2015.jpg|mini|204x204px|Uwe Harder, 2015]]In der [[Kommunalwahl 1962]] konnte auch prozentual mit 51,4 % und 21 von 39 Sitzen die absolute Mehrheit in der Ratsversammlung zurückgewonnen werden. [[Kommunalwahl 1966|1966]] war das Ergebnis nahezu identisch: 51,2 % und 20 von 39 Sitzen, ebenso wie [[Kommunalwahl 1970|1970]]. In diesem Jahr wählte Neumünster mit [[Uwe Harder]] einen neuen Oberbürgermeister; Einfeld, Gadeland und Tungendorf (Tungendorf Dorf) wurden eingemeindet. Um diese Zeit bekam Neumünster auch seinen Anschluss an die Bundesautobahn 7. | [[Datei:Uwe Harder 2015.jpg|mini|204x204px|Uwe Harder, 2015]]In der [[Kommunalwahl 1962]] konnte auch prozentual mit 51,4 % und 21 von 39 Sitzen die absolute Mehrheit in der Ratsversammlung zurückgewonnen werden. [[Kommunalwahl 1966|1966]] war das Ergebnis nahezu identisch: 51,2 % und 20 von 39 Sitzen, ebenso wie [[Kommunalwahl 1970|1970]]. In diesem Jahr wählte Neumünster mit [[Uwe Harder]] einen neuen Oberbürgermeister; Einfeld, Gadeland und Tungendorf (Tungendorf Dorf) wurden eingemeindet. Um diese Zeit bekam Neumünster auch seinen Anschluss an die Bundesautobahn 7. | ||
Der Absturz kam in der [[Kommunalwahl 1974]]: Die SPD verlor 12,3 % der Stimmen; mit 17 von 43 Sitzen ging sie in der Ratsversammlung in die Opposition. Streit in der Landes-SPD hatte überall die Ergebnisse verschlechtert. [[Kommunalwahl 1978|1978]] konnte sie in Neumünster ihr Ergebnis wieder deutlich verbessern, um 8,9 % auf 47,8 %; mit 20 von 42 Sitzen blieb sie jedoch in der Opposition. | Der Absturz kam in der [[Kommunalwahl 1974]]: Die SPD verlor 12,3 % der Stimmen; mit 17 von 43 Sitzen ging sie in der Ratsversammlung in die Opposition. Streit in der [[Landesverband|Landes-SPD]] hatte überall die Ergebnisse verschlechtert. [[Kommunalwahl 1978|1978]] konnte sie in Neumünster ihr Ergebnis wieder deutlich verbessern, um 8,9 % auf 47,8 %; mit 20 von 42 Sitzen blieb sie jedoch in der Opposition. | ||
[[1980]] zog das [[Historische Orte der Neumünsteraner Sozialdemokratie|Parteibüro in die Kieler Straße]] um. | [[1980]] zog das [[Historische Orte der Neumünsteraner Sozialdemokratie|Parteibüro in die Kieler Straße]] um. | ||
Zeile 146: | Zeile 164: | ||
Am [[1. September]] [[2009]] besetzte zum ersten Mal seit [[1948]] die SPD nicht das Oberbürgermeisteramt, nachdem ihr Kandidat [[Günter Humpe-Waßmuth]] die durch das Ausscheiden von [[Hartmut Unterlehberg]] erforderliche Neuwahl nicht für sich entscheiden konnte. Zur Wahl am [[10. Mai]] [[2015]] trat die SPD mit [[Elke Christina Roeder]] an, die sich gegen den Amtsinhaber jedoch auch nicht durchsetzen konnte. | Am [[1. September]] [[2009]] besetzte zum ersten Mal seit [[1948]] die SPD nicht das Oberbürgermeisteramt, nachdem ihr Kandidat [[Günter Humpe-Waßmuth]] die durch das Ausscheiden von [[Hartmut Unterlehberg]] erforderliche Neuwahl nicht für sich entscheiden konnte. Zur Wahl am [[10. Mai]] [[2015]] trat die SPD mit [[Elke Christina Roeder]] an, die sich gegen den Amtsinhaber jedoch auch nicht durchsetzen konnte. | ||
[[Datei:Kirsten Eickhoff-Weber 2017.jpg|links|mini|203x203px|Kirsten Eickhoff-Weber, 2017]]Seit [[2013]] steht | [[Datei:Kirsten Eickhoff-Weber 2017.jpg|links|mini|203x203px|Kirsten Eickhoff-Weber, 2017]]Seit [[2013]] steht [[Kirsten Eickhoff-Weber]] an der Spitze der Kreispartei, [[Uwe Döring]] wurde zum Vorsitzenden der Ratsfraktion gewählt; Stellvertreter*innen wurden [[Yvonne Zielcke-Rieckmann]] und [[Axel Westphal-Garken|Axel Westphal]]<ref>SPD Neumünster: ''[https://www.spd-neumuenster.de/2013/06/13/spd-fraktion-stellt-sich-neu-auf/ SPD-Fraktion stellt sich neu auf]'', 13.6.2013, abgerufen 24.6.2021</ref>, der [[2015]] von [[Volker Andresen]] abgelöst wurde.<ref>SPD Neumünster: ''[https://www.spd-neumuenster.de/2015/10/11/volker-andresen-zum-stellv-spd-fraktionsvorsitzenden-gewaehlt/ Volker Andresen zum stellv. SPD-Fraktionsvorsitzenden gewählt]'', 11.10.2015, abgerufen 24.6.2021</ref> [[Volker Andresen]] war ab dem [[10. Mai]] [[2016]] Fraktionsvorsitzender, neue Stellvertreterin wurde [[Franka Dannheiser]].<ref>SPD Neumünster: ''[https://www.spd-neumuenster.de/2016/05/11/volker-andresen-neuer-fraktionsvorsitzender/ Volker Andresen neuer Fraktionsvorsitzender]'', 11.5.2016, abgerufen 24.6.2021</ref> | ||
Am [[17. März]] [[2017]] feierte der Kreisverband sein 150-jähriges Bestehen mit einer Veranstaltung in den Holstenhallen und der Herausgabe der Festschrift ''2017 | 150 Jahre SPD in Neumünster'' (Redaktion [[Volker Andresen]]). | Am [[17. März]] [[2017]] feierte der Kreisverband sein 150-jähriges Bestehen mit einer Veranstaltung in den Holstenhallen und der Herausgabe der Festschrift ''2017 | 150 Jahre SPD in Neumünster'' (Redaktion [[Volker Andresen]]). | ||
Zeile 190: | Zeile 208: | ||
===KV-Zeitung ''Roter Schwan''=== | ===KV-Zeitung ''Roter Schwan''=== | ||
[[1992]] erschien die erste Ausgabe der Kreisverbandszeitung ''Roter Schwan - Zeitung der SPD Neumünster''. "Stabile" Mitglieder der Redaktion waren über die Jahre - laut Impressum - [[Hans Peter Holm]], [[Antje Klein (NMS)|Antje Klein]], und [[Torsten Kniep]] und später [[Alexandra Mallon]]. Zunächst erschien sie fünfmal jährlich mit 1000 Exemplaren. Die Redaktion wollte die Zeitung als Angebot verstanden wissen, "das hoffentlich möglichst bald von möglichst vielen genutzt wird", um sich Kompetenzen in vielen | [[1992]] erschien die erste Ausgabe der Kreisverbandszeitung ''Roter Schwan - Zeitung der SPD Neumünster''. "Stabile" Mitglieder der Redaktion waren über die Jahre - laut Impressum - [[Hans Peter Holm]], [[Antje Klein (NMS)|Antje Klein]], und [[Torsten Kniep]] und später [[Alexandra Mallon]]. Zunächst erschien sie fünfmal jährlich mit 1000 Exemplaren. Die Redaktion wollte die Zeitung als Angebot verstanden wissen, "das hoffentlich möglichst bald von möglichst vielen genutzt wird", um sich Kompetenzen in vielen Bereichen zurückzuerarbeiten, Wissen über die eigene (Kreis-)Partei zu erlangen, Informationsaustausch zu verbessern und Transparenz zu schaffen. Sie sollte "mehr als ein Sprachrohr von FunktionärInnen" sein.<ref>''Roter Schwan'' 0/1992, S. 2</ref> | ||
''Roter Schwan'' bestand mindestens bis zum Sommer [[2005]].<ref>Die letzte uns vorliegende Ausgabe ist vom 3. Quartal 2005</ref> | ''Roter Schwan'' bestand mindestens bis zum Sommer [[2005]].<ref>Die letzte uns vorliegende Ausgabe ist vom 3. Quartal 2005</ref> |
Aktuelle Version vom 15. November 2024, 16:59 Uhr
Der Kreisverband Neumünster der SPD wurde 1867 als Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein ins Leben gerufen. Am 18. November 1945 wurde er als Kreisverein (später Kreisverband) Neumünster neu gegründet. Er umfasst aktuell 7 Ortsvereine.
Geschichte
Vorgeschichte
Die SPD in Neumünster ging - wie vielerorts - aus einem Arbeiterbildungsverein hervor. Neumünster war mit seiner traditionellen Textilfabrikation früher von der der Industrialisierung betroffen als andere Teile Schleswig-Holsteins. Hier waren die noch bestimmenden Zünfte tolerant gegenüber freiem Gewerbe. Sie ließen die Beschränkungen über den Tuchhandel fallen, so dass die Tuchfabrikation besonders davon profitieren konnte, als Napoleon mit der Kontinentalsperre von 1806 bis 1813 verhinderte, dass Tuchwaren aus England und seinen Kolonien eingeführt werden konnten. Ab 1838 war Neumünster eine dänische Zollenklave und profitierte von dänischen Schutzzöllen.[1] Bereits 1824 schaffte die Tuchfabrik Renck die erste englische Dampfmaschine an. 150 Arbeiter gab es alleine hier, bei kaum mehr als 3000 Einwohnern. 1848 gab es 62 Tuchfabriken mit 800 Arbeitern und langsam entwickelte sich auch eine Maschinenindustrie.[1]Die Lage der frühen Arbeiter, der Tuchmacher, Weber und Färber, war allerdings schlecht. Dagegen wollte der Zimmermeister Claus Riepen etwas tun. Er war 1848 Vorsteher (Bürgermeister) des Fleckens Neumünster und gründete 1850 den Vaterlandsverein. Dieser hatte als Zweck "die Förderung der materiellen Wohlfahrt und die sittliche Hebung der Arbeiter".[2]
1858 hatte dieser Verein 838 Mitglieder, 1861 sogar 1350. Dabei hatte Neumünster kaum ein paar tausend Einwohner. Mit der Zahl seiner Mitglieder weitete der Vaterlandsverein auch seine Aktivitäten aus. So gab es eine Kranken- und eine Sterbekasse. Für einen kleinen wöchentlichen Beitrag übernahm der Verein Kosten für Arzt und Behandlung.[3] 1861 gründete sich in Neumünster der erste Konsumverein in Schleswig-Holstein. 1862 hatte Neumünster 7000 Einwohner und 82 Fabriken und Manufakturen.[1]
Regelmäßig veranstaltete der Verein Leseabende. Dabei stieß man auf die Schriften des Gründers des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) Ferdinand Lassalle. Nicht allen gefielen diese sozialistischen Tendenzen. Einige Mitglieder traten deswegen aus.
1866 gründete sich die "Allgemeinen Sterbekasse von 1866 zu Neumünster in Holstein" - eine typische Erscheinung der Arbeiterbewegung, um sich gemeinsam gegen die Risiken des Lebens zu versichern. Sie hatte die Unterstützung von Heinrich Lienau.[4]
Gründung des ADAV
1867 wurde der Vaterlandsverein wegen dieser sozialistischen Tendenzen verboten.[2] Schnell gründete der Zigarrenmacher Fritz Puck als Ersatz einen Leseclub. Dieser Verein traf sich am 11. März 1867 im Lokal von Casper Lütje am Kleinflecken, um mit dem Hamburger Buchhändler August Geib über Lassalle und das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht zu diskutieren. Am Ende waren sich die Teilnehmer einig: Der Leseclub sollte aufgelöst und ein Ortsverein des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) gegründet werden.[2]
Schnell stieg die Stadt zur sozialdemokratischen Hochburg auf. Bereits 1869 war Neumünster einer der größten Ortsvereine des ADAV und mit 280 Mitgliedern der größte in Schleswig-Holstein.[5] Der Präsident des ADAV, Johann Baptist von Schweitzer, besuchte deswegen auf seiner Reise durch den Verein im November 1869 auch Neumünster.[6]
Am 9. Oktober kamen 800 bis 900 Interessierte, um den Redner Wolff zu hören, der über Der Arbeiterstand, seine Bedeutung und seine Aufgabe sprach. Als er begann, die Militärpolitik der Regierung zu kritisieren, wurde er festgenommen und kam ins Gefängnis. Er wurde am 26. Oktober in Kiel vor Gericht gestellt, aber freigelassen und trat zwei Tage darauf erneut in Neumünster vor 1200 Zuhörern auf.[7]
Der ADAV in Neumünster war so gut organisiert, dass die Genossinnen und Genossen auch in der Umgebung agitierten. Der Social-Demokrat berichtete, dass am Sonntag, dem 19. Dezember 1869 ca. 100 Genossen aus Neumünster mit dem Hamburger Redner Wilhelm Hartmann nach Großenaspe gingen, um dort eine Versammlung abzuhalten. Auch dieser Redner wurde vom Beobachter der Polizei unterbrochen, als er sich kritisch über stehende Heere äußerte. Die Versammlung zog in die nächste Wirtschaft, "wo wir einen jungen, social-demokratischen Baum pflanzten mit zahlreichen Zweigen, der bald Blüthen zeigen wird". Der Bericht ist von H. D. Plambeck gezeichnet, dem Präsidenten des örtlichen ADAV.[8]
Aufstieg Neumünsters
Neumünster war schon damals verkehrsgünstig gelegen: Seit 1832 führte hier die Altona-Kieler Chaussee vorbei, die erste Kunststraße in Schleswig-Holstein. 1844 kam der Anschluss an die Eisenbahnstrecke Kiel-Altona,1845 an die Eisenbahnstrecke nach Rendsburg. 1861 erhielt Neumünster das Eisenbahnausbesserungswerk. 1866 kam die Eisenbahnstrecke über Eutin nach Neustadt/Holstein hinzu. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg von 1867 wurde die Stadt wie ganz Holstein Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein. All das begünstigte die wirtschaftliche Entwicklung. Neumünster wurde zum "Manchester Holsteins".[9]1870 hatte Neumünster rund 8500 Einwohner und war damit so weit gewachsen, dass es das Stadtrecht bekam. Im gleichen Jahr kamen dort 1000 Menschen zusammen, um die Ergebnisse des 1. Schleswig-Holsteinischen Arbeitertags zu diskutieren.[10] Der ADAV in Neumünster wurde verboten. Die Mitglieder wichen aus und gründeten den "Volksverein".[2]1874 beklagte "ein Neumünsteraner Geistlicher die überraschenden Erfolge der Sozialdemokraten (Lassalleaner) bei den Wahlen zur Kirchengemeindevertretung in den Jahren 1869 und 1870, wo die Partei ihre ganze Liste durchgesetzt hätte. 1872 sei es dann gelungen, heißt es in dem Bericht weiter, 'durch ein Zusammenreissen aller nicht zur Socialdemokratie haltenden Kreise eine Majorität von 200 Stimmen gegen die socialdemokratische Liste zu erzwingen' [Anm. im Original: [Kirchlicher] Visitationsbericht aus Neumünster vom 13./14.6.1874, in: LAS [Landesarchiv Schleswig] Abt.19 Nr. 109 (4)]. Die Beteiligung des ADAV an Kirchengemeindewahlen in dieser Zeit verfolgte das Ziel, den kommunalen Einfluß der Partei zu stärken, wobei man davon profitierte, daß bei diesen Wahlen jedes Kirchenmitglied stimmberechtigt war, während bei den Abstimmungen zu den lokalen Parlamenten die Arbeiterschaft aufgrund des Zensuswahlrechtes weitgehend ausgeschlossen blieb."[11]
1875 vereinigten sich ADAV und SDAP zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP). Im Anschluss an den Provinzialparteitag 1877 wurde beschlossen, einen SAP-Ortsverein in Neumünster zu gründen.[12]
Die Jahre zwischen 1878 und 1891 waren die Hochphase der Textilindustrie in Neumünster. Die Zahl der Tuchfabriken stieg von 16 auf 20, die Zahl der Arbeiter verdoppelte sich von 770 auf 1400. Die Gesamtzahl der Einwohner stieg von 11600 im Jahr 1880 auf 22400 im Jahr 1895. Gleichzeitig hatten die Unternehmer alle politischen Hebel in der Stadt in der Hand, denn die Sozialdemokratie war in dieser Zeit verboten.[13]
Sozialistengesetz
Als die Regierung von Reichskanzler Otto von Bismarck ab 1878 die politische Betätigung für Sozialdemokraten unter dem Sozialistengesetz verbot, organisierten sich die Genossen in Neumünster in der Liedertafel Eintracht - einem Gesangverein. Die Neumünsteraner Genossen hatten schließlich Erfahrung mit Vereinsgründungen. Sie wählten den nicht polizeibekannten Sozialdemokraten Heinrich Zabel zum Vorsitzenden.[14]Jede Veranstaltung der Liedertafel diente Parteizwecken. Das weckte das Misstrauen der Polizei. Daraufhin gründeten sich einfach laufend neue Klubs. Heinrich Lienau berichtet darüber 50 Jahre später im Hamburger Echo. Sie hießen "Frohsinn", "Freundschaft" oder "Korkenklub - hest en bi di?" Wenn sich die Polizei erkundigen wollte, war der Klub schon wieder verschwunden und ein neuer gegründet.[14]Dabei waren die wenigen Polizisten und Nachtwächter in Neumünster offenbar nicht besonders hinter den Sozialdemokraten her. Das änderte sich erst, so erzählt es Heinrich Lienau, als ein scharfer Hund nach Neumünster kam; der Polizist Stüber aus Nortorf. Der sollte für Bürgermeister Schlichting "das Nest ausräuchern". Stattdessen spielten die Sozialdemokraten ihm Streiche. Sie steckten ihm verbotene Zeitungen zu oder hängten sie ihm in die Wachstube. Einmal klebten sie ihm das Schlafzimmerfenster zu, so dass er in der Dunkelheit verschlief.[14]
Bei einer Aktion sollte ein Flugblatt mit dem "Hasencleverschen Manifest" verteilt werden. 20.000 Exemplare hatte eine kleine Druckerei in Lübeck gedruckt. Zwei Neumünsteraner Genossen holten sie in einem Koffer ab. Auf dem Bahnhof ging der Koffer aus dem Leim und nur mit der Hilfe einiger Bahnbeamter wurde er wieder transportfähig. In Neumünster brachten sie den Koffer zum Genossen Grünberg im Haart. Nur knapp konnten sie der Polizei entkommen, die zu einer Hausdurchsuchung erschienen. Über Buhn- und Brachenfelder Straße flüchteten sie auf eine Buchweizenkoppel auf der bereits 60 alarmierte Genossen warteten. Sie teilen die Flugblätter auf und verteilten sie am nächsten Tag in ganz Mittelholstein. Eines steckte man dem Polizisten Stüber zu und eines legte man dem Bürgermeister auf seinen privaten Schreibtisch.[14]
In der Umgebung von Neumünster fanden auch damals jährlich im Herbst Provinzaltagungen statt. Die Sozialdemokraten trafen sich im Geheimen, oft im Wald - etwa im Bönebütteler Gehölz, im Boostedter Krähenholz, auf der Wasbeker Feldmark, im Dosenmoor. Zur Reichstagswahl 1887 fand eine wichtige, geheime Provinzialtagung bei Wattenbek statt.[14] Man kam zum Treffpunkt und ging von ihm auf verschiedenen Wegen. Posten auf Bäumen und Heudiemen sicherten die Tagung vor Überraschungen. Passieren konnte nur, wer die Parole kannte. Auf diesen Treffen traf man die Vorbereitungen zu Wahlen, wählte Kandidaten sowie die Delegierten für die Auslands-Parteitage.[15]
Käme die Polizei hinter so eine Versammlung, wollte man harmlose Ausflügler bei Sang und Spiel vorspielen.[16] Allerdings schaffte sie das nie. Wenn der Bürgermeister Schlichting vorher etwas von so einem Treffen mitbekam, beorderte er seinen Polizisten Stüber zum Bahnhof, um von dort aus Verdächtige zu verfolgen. Die Sozialdemokraten tricksten ihn aber jedesmal aus und nötigten ihn zu langen Wanderungen durch die Umgebung Neumünsters.[14]
So wählte für Schleswig-Holstein Ostern 1879 eine geheime Provinztagung in der Umgebung von Neumünster eine dreiköpfige Exekutive, die bis zur Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890 tätig war: Schriftwart(=Vorsitzender) Heinrich Lienau, Friedrich Butenschön als Schatzmeister und Franz Schneider. Alle drei wohnten in Neumünster.[17]
Trotzdem war die Verfolgung allgegenwärtig. So wurden beispielsweise Wehrpflichtige, die der SAP angehörten, von der Polizei an die Armee gemeldet. Wirte durften ihre Räumlichkeiten nicht mehr an Sozialdemokraten vermieten. Ihnen drohte der Entzug ihrer Konzession. Für Beamte stellt die Teilnahme an sozialdemokratischen Versammlungen eine Verletzung der Amtspflicht dar.
In dieser Zeit bekam man bei Wahlen noch keine Wahlzettel im Wahllokal. Die Parteien mussten die Wahlzettel selbst an die Wahlberechtigten verteilen, damit die dann damit wählen konnten. Landarbeiter, die man beim Austeilen von Wahlzetteln für die SAP antraf, wurden an ihre Gutsbesitzer gemeldet, verloren ihre Anstellung, ihre Wohnung und fanden nur schwer wieder einen Job.
Sogar die roten Schleifen an den Kränzen bei Beerdigungen mussten entfernt werden. Gerade einfache Polizeibeamte waren mit der Auslegung der Regeln überfordert. So kam es, dass sie Sozialdemokraten auch willkürlich schikanierten.
Die Arbeiterschaft schmuggelte den Sozialdemokrat aus Zürich und später aus London an verschiedene Zentralen. Eine solche war Neumünster. Auf Dampfern kam die Zeitung aus London nach Hamburg. Dort wurde sie von sozialdemokratischen Hafenarbeitern entladen und aus dem Zollgebiet nach Altona geschmuggelt. Etwa im Kohlentender von Lokomotiven kamen die Zeitungen von Altona nach Neumünster in die Eisenbahnhauptwerkstätte.[14]
Der Fuhrmann Paustian holte sie doch mit einer Ladung Weißkohl ab und wenn der Ausrufer billigen Weißkohl ausrief, wussten die Genossen, dass die Zeitung da war. Oder die Zeitung kam mit einer Ladung Steingut nach Neumünster - zwei Kaufleute waren dann die Verteilstellen. Zur Weiterverteilung im Land wurden die Zeitungen als Pakete verschickt mit Neumünsteraner Tuchfabriken als fingierten Absendern. Kam ein solches Paket bei Gelegenheit als unzustellbar zurück, fing ein sympathisierender Postschaffner es ab und sorgte dafür, dass es in die richtigen Hände gelangte. Erwischt wurde dabei in den zwölf Jahren nie jemand.[14]
Trotz des auslaufenden, aber immer noch geltenden Sozialistengesetzes kamen bereits am 2. September 1890 1000 Personen zu einer Volksversammlung im Arbeiterlokal "Convent-Garten" zusammen. Ein Drittel der Teilnehmenden waren Frauen und Mädchen, denn die Rednerin Emma Ihrer sprach über das Thema Frauen und ihre Rechte. Der Polizeibericht vermerkt: "Die Ihrer ist eine gehässige Person die sehr redegewand und vorheftig ist und sich in ihren Ausdrücken auf der zulässigen äußersten Grenze hält, und konnte dieserhalb nicht gegen sie eingeschritten werden."[18]
Neugründung
Nach Ende des Verbots zahlte sich das Durchhalten im Gesangsverein aus: Am 11. November 1890 wurde der sozialdemokratische Verein im "Convent-Garten" neu gegründet, jetzt als SPD; 185 Personen traten sofort bei. Die reinen Gesangsfreunde unter den Mitgliedern forderte man auf, zum bürgerlichen Gesangverein "Germania Neumünster" zu wechseln, der durch diese Beitritte mehrheitlich sozialdemokratisch wurden.
Der provisorische Vorstand versäumte allerdings die Eintragung des Vereins. Der zweite Anlauf am 24. November 1890 aber klappte. Vorsitzender wurde D. Kähler. Kurze Zeit später hatte die SPD Neumünster bereits wieder 300 Mitglieder.[2]
Bei der Reichstagswahl 1893 gewann die SPD mit dem Kandidaten Carl Legien erstmals den Wahlkreis Schleswig-Holstein 7 (Kiel-Neumünster-Rendsburg). Zwar wurde er in der Reichstagswahl 1898 nicht gewählt. Ab der Reichstagswahl 1903 aber errang er seinen Wahlkreis wieder und wurde bis zu seinem Tod 1920 immer wiedergewählt.1899 gründeten Arbeiter in Neumünster eine Freie Turnerschaft.
1900 war die Zahl der Mitglieder bereits auf 465 gestiegen, 1905 auf 689. Dann nahm die Zahl immer schneller zu: 1747 im Jahr 1910 und 2338 nur zwei Jahr später.[2] Da hatte Neumünster ca. 35.000 Einwohner. Die Arbeiterbewegung in der Stadt war inzwischen so stark, dass sie sich 1911 ein Gewerkschaftshaus leisten konnte, ein modernes Gebäude, das sichtbar die neue Zeit verkündete.
Bis 1908 durften Frauen nicht Mitglied in politischen Parteien werden. Trotzdem gab es in Neumünster eine aktive Arbeiterinnenschaft. Das hatte Neumünster bspw. Kiel voraus, weil in der Textilindustrie auch viele Frauen arbeiteten. Industrielle Arbeit für Frauen gab es sonst in Schleswig-Holstein viel seltener.[19]
Am 15. Februar 1910 beteiligte sich die Arbeiterschaft von Neumünster mit 2000 Personen[20] an den reichsweiten Demonstrationen für eine Reform des Wahlrechts. Als die Polizei die Menge aufforderte, die Versammlung aufzulösen, war dies nicht sofort möglich. Die Polizei schlug brutal zu - mit Knüppeln und Säbeln.[21] Der Vorwärts berichtete am nächsten Tag sogar auf der Titelseite von der Schlacht von Neumünster.[22]
Der Lübecker Volksbote berichtete, dass der 50-jährige Arbeiter Theßmann, Vater von vier Kindern, und ein weiterer Arbeiter getötet worden seien. Mehreren Arbeitern seien Körperteile abgeschlagen worden, vielen die Kleider zerrissen. Eine Frau sei zu Fall gekommen und ebenfalls durch einem Säbel schwer verletzt worden. Insgesamt sollten 40 Personen verletzt worden sein. Diese Polizeigewalt versetzte die Arbeiterschaft in große Unruhe. Die SPD-Kommunalvertreter brachten eine förmliche Anfrage in die Städtischen Kollegien ein.[23]
1915 hatte die SPD mindestens drei erfahrene Vertreter in der Stadtverordnetenversammlung, denn wiedergewählt wurden Genosse Jürs, Heinrich Lienau und Walter Hohnsbehn.[24]
Novemberrevolution
Zum Ende des Kaiserreiches kamen die "roten Matrosen" aus dem benachbarten Kiel. Auch die Neumünsteraner bildeten am 9. November 1918 einen Arbeiter- und Soldatenrat, der die Organisation der öffentlichen Ordnung in der Stadt übernahm. Max Richter war Vorsitzender des Arbeiterrates. Heinrich Lienau wurde dem Oberbürgermeister als Vertreter des Arbeiter- und Soldatenrats beigeordnet.[25]"Mit dem Ausbruch der Revolution in Kiel schlugen die Wellen derselben sofort nach hier über, trotzdem blieb die hiesige Garnison fest, und war es möglich, zur Unterdrückung resp. Eindämmung des Herdes, von hier Militär nach Kiel zu entsenden. Die Lorbeeren dieses Feldzuges waren aber deprimierend und die Entsendung ein vollständiger Fehlschlag. Erst mit dem Umsturz in Berlin am 9. November kam auch die Sache hier in Neumünster ins Rollen.
Am Abend dieses Tages wurden die Mannschaften in verschiedenen Lokalen zur Bildung eines Soldatenrates zusammengerufen. Die gewählten Mitglieder des Soldatenrates traten gleich darauf zusammen, um sich zu konstituieren. Als Vorsitzender wurde einstimmig der Unteroffizier Katz vom Ersatz-Batl. 163 gewählt. Ein Marineoberfeuerwerker aus Kiel gab einen eingehenden Bericht über die Ursache und Entstehung der Bewegung am 5. und 6. November in Kiel.
Zur gleichen Zeit tagten die am Orte noch ansässigen Genossen im Gewerkschaftshaus. Nach einer kurzen Darlegung der augenblicklichen Lage wurde von den den Genossen ein Arbeiterrat von 16 Personen gewählt. Gewählt wurden ausschließlich Mitglieder der SPD, obgleich die USPD schon den ganzen Tag ihre aus Kiel gesandten Agitatoren hatte arbeiten lassen. Zum Vorsitzenden des Arbeiterrats wurde Genosse M. Richter gewählt.
Der A.- und S.-Rat trat sofort in Tätigkeit und übernahm die ausführende Macht. Eine nach der Wahl des A.- und S.-Rats von diesem erlassene Proklamation setzte die Bevölkerung von den gegebenen Tatsachen in Kenntnis. Die Geschäftsführung des A.- und S.-Rats war eingeteilt in die zentrale Militärverwaltung, Gerichtsangelegenheiten, Kommunalverwaltung, Verkehr und Ernährung sowie die Presse. Die Stadtverwaltung suchte sich bald den neuen Verhältnissen anzupassen."[26]
Weimarer Republik
Der ersten Stadtverordnetenversammlung, die auch von Frauen gewählt werden durfte und für die Frauen wählbar waren, gehörte 1919 Marie Carstens an. Sie hatte sich in politisch schwierigen Zeiten schon früh in der Arbeiter- und Frauenbewegung engagiert. Marie Schmelzkopf war von 1929 bis 1933 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung.[27]
1925 wurde Hermann Lindemann zum zweiten Bürgermeister gewählt. Er bekam fast 5000 Stimmen, sein Mitbewerber nur knapp 600.[28] Für ihn arbeitete zeitweise der Schriftsteller Hans Fallada, der in dieser Zeit in Neumünster lebte. In seinem Roman "Bauern, Bonzen und Bomben" verarbeitete er seine Erfahrungen von hier.[29]Hintergrund des Romans war die Zeit der Landvolk-Proteste. In wirtschaftliche Not geratene Bauern protestierten gegen ihre Lage, radikalisierten sich aber zunehmend und entwickelten sich zur rechtsradikalen Bewegung, die auch Terroranschläge beging. In Neumünster fand im August 1929 eine große Landvolk-Demonstration statt, bei der es zu Zusammenstößen mit der Polizei kam. Die Bauern empfanden das Durchgreifen der Ordnungsmacht als zu hart und boykottierten Neumünster 10 Monate lang. Das führte zu wirtschaftlichen Problemen in der Stadt und als Konsequenz zum Rücktritt von Bürgermeister Hermann Lindemann.
Willi Homfeldt erinnerte sich an die Weimarer Republik:
"Bis 1933 war das Lokal 'Zum Aukrug' im Schleusberg das Arbeiterlokal. Hier traf sich die Freie Turnerschaft, der Arbeiterschachbund, das Reichsbanner, die SPD, die Gewerkschaft, der Invalidenbund […] Wochentags waren Sitzungen, sonntags Tanz der Turnerjugend."[2]
Auch im "Reichsadler" in der Joachimstraße traf sich die Arbeiterschaft. Öffentliche Veranstaltungen fanden im "Tivoli" und im "Convent-Garten" statt.
Siehe auch: Historische Orte der Neumünsteraner Sozialdemokratie
1930 wurde das Friedrich-Ebert-Krankenhaus eingeweiht. Marie Carstens hatte sich sehr für das neue Krankenhaus eingesetzt. Es war das erste Krankenhaus, das nach dem verstorbenen Reichspräsidenten benannt wurde.[30]
1931 war die Stadt mittlerweile so stark von Industrie geprägt, dass das Stadtwappen um die fünf Schornsteine ergänzt wurde. Als sich im Herbst die SAPD von der SPD abspaltete, entstand auch in Neumünster eine Ortsgruppe. Sie konnte jedoch keine politische Wirkung entfalten, weil die Arbeiterschaft auch hier weitere Spaltungen der Arbeiterbewegung ablehnte.[2]
Gleichzeitig wurden die Nazis auch in Neumünster immer gefährlicher."Die hiesige Nazikaserne ist zu einer Gefahr für die ganze Stadt geworden. Die mit schweren Handstöcken bewaffneten SA-Leute unternehmen planmässige Ueberfälle auf Strassenpassanten und, da sich die Führer der Kommunisten und Nationalsozialisten einander zu gut kennen, - sie waren bis vor gar nicht allzulanger Zeit zusammen in einer Partei - sind Schlägereien zwischen den beiden Gruppen an der Tagesordnung. Die städtische Polizei scheint nicht in der Lage zu sein, dem Treiben ein Ende machen zu können, weshalb in der Bevölkerung immer lauter nach einem Kommando der staatlichen Polizei gerufen wird. Das letzte Opfer der Nazis war ein Arbeiter, den 10 SA-Leute überfielen und solange schlugen, bis er bewusstlos liegen blieb. Als dann die Banditen zu ihrer Kaserne zurückkehrten, begegneten sie einem zweiten Trupp, der gerade auf dem Ausmarsch begriffen war. Einer von den Schlägern schrie ihnen zu: "Er ist tot!", worauf die Nazis in ein lautes Gelächter ausbrachen. Wenn nicht bald rücksichtslos durchgegriffen wird, werden sich in Neumünster mit Sicherheit ähnliche Zustände entwickeln wie in den Julitagen."[31]
Nazi-Diktatur
Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 wurde die politische Arbeit auch in Neumünster immer schwieriger.
Vor der Kommunalwahl 1933 zog das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold ein letztes Mal Kräfte in Neumünster zusammen, um sich einem vermuteten Putsch der Nazis zu widersetzen. Der Sozialdemokrat Jonny Rohwer aus Innien erinnerte sich später:Bei den Kommunalwahlen am 12. März erhielt die NSDAP 15 Sitze, die Nationale Aufbaufront 2 Sitze, die SPD 10 Sitze und die KPD 3 Sitze. Das Wahlergebnis wurde von den Nazis ignoriert und die Ratsmitglieder von SPD und KPD aus der Ratsversammlung ausgeschlossen."Die Wahl am 13. März (sic!) und die Wahlen gleich darauf waren alle von den Nazis auf einen Putsch eingestellt. Die Landbevölkerung wurde von den Nazis eingeschüchtert, ich und mein alter Genosse mußten nach Neumünster flüchten und wurden da unserer Hundertschaft zugeteilt, wo wir dann von unseren Kameraden verpflegt wurden, mußten berichten, was auf dem Lande los sei und warteten, was nun kommen sollte. Die ganzen Nächte lagen wir in unseren Quartieren und auf unseren Sammelplätzen, keiner durfte fortgehen, alle mußten noch mal antreten, es wurde abgezählt. Meldefahrer auf Motorrädern brachten Meldungen in die Hauptquartiere. Radfahrerpatroullien fuhren ohne Licht an den Grenzen der Stadt und beobachteten den Feind. Die einheimischen Nazis hatten die Stadt verlassen und sich den Nazis von auswärts angeschlossen und hatten die Stadt belagert, leisteten aber noch keinen Widerstand und machten auch noch keine Angriffe. Die Straßen waren leer, es herrschte eine Totenstille in den sonst noch nächtlich belebten Straßen.
Unseren jungen Kameraden fehlte es nicht an Kampfesmut. Militärisch ausgebildet waren sie, und unerfahren waren sie auch nicht, das hatten sie von der Not der Zeit gelernt. Alles war ins kleinste vorbereitet, alles war da. Die Stunden wurden uns zu lange, es wurde nichts gerührt. In den nächsten Tagen erfuhren wir, daß in verschiedenen Städten die Häuser der Arbeiterschaft durch Handgranaten und Bomben zerstört waren. Unsere Presse war verboten, Uniformen, Umzüge, alles war verboten, keine Wahlversammlungen, Flugblätter, Plakate - nichts durfte gemacht werden, während die Nazis unumschränkt agitieren konnten. So etwas nannte sich noch immer Republik.
So gelang es dann den Nazis, unsere einst so stolze Republik zu vernichten, und wir mußten zusehen, alles kampflos preisgeben."[32]
Am 2. Mai 1933 erstürmten SA und Hilfspolizei das Gewerkschaftshaus in der Fabrikstraße 11. Sämtliches Vermögen wurde beschlagnahmt und Gewerkschaftsfunktionäre in "Schutzhaft" genommen.
Eine letzte geheime Versammlung im SPD-Lokal "Reichsadler" am 18. Mai 1933 wurde von der Polizei aufgelöst und die Teilnehmer ebenfalls in "Schutzhaft" genommen. Die Nazis verboten am 22. Juni 1933 reichsweit die SPD und alle Parteien außer ihrer eigenen.
1938 wurden die Umlandsgemeinden Brachenfeld, Wittorf, Teile von Gadeland und Tungendorf (Tungendorf Stadt) eingemeindet.
In der Aktion Gewitter 1944 verhafteten die Nazis Walter Hohnsbehn, Rudolf Henning, Marie Schmelzkopf und Max Richter. Walter Hohnsbehn und Max Richter brachten sie zunächst ins KZ Neuengamme, dann auf das Gefängnisschiff CAP ARCONA in der Neustädter Bucht, bei dessen Untergang sie ums Leben kamen. Weitere von den Nazis umgebrachte Neumünsteraner Sozialdemokraten waren Ludwig Tamm und Konrad Matzke.Siehe auch: Widerstand in der NS-Zeit
Neubeginn
Am 3. Mai 1945 wurde Neumünster kampflos an die englischen Truppen übergeben.
Im Sommer 1945 fanden erste Treffen alter SPD-Mitglieder statt, die zu einem vorbereitenden Ausschuss führten. Am 2. September wurde zunächst gemeinsam mit den Kommunisten die "Arbeiterpartei Neumünster" gegründet. Als sich aber der Bezirksvorstand für eine eigenständige SPD aussprach, konzentrierten sich die Sitzungen des vorbereitenden Ausschusses am 11. Oktober und am 29. Oktober auf dieses Ziel.
Die Gründungsversammlung des SPD-Kreisvereins Neumünster, an der im Kulturhaus der Firma Simons 372 Personen teilnahmen, fand am 18. November 1945 statt. Zum Gründungsvorstand wurden Ludwig van Jindelt (Vorsitzender), Walter Zigelsky, Artur Reincke, Wilhelm Kion, Marie Schmelzkopf, Hartwig Hansen und Genosse Burmeister gewählt.[33] Die Versammlung ehrte die Toten und Opfer der Nazis. Die Parteifahne, die über die 12 Jahre versteckt gehalten worden war, übergab der Genosse Martienss der Jugend der Partei. Mit dem Lied "Brüder zur Sonne, zur Freiheit" endete die Gründungsversammlung. Alfred Schlüter erinnerte sich an diesen Abend als sein "tiefstes Erlebnis":
"Nach der Überwindung der 12-jährigen Diktatur und angesichts des Neubeginns standen vielen Genossen die Freudentränen in den Augen…"[34]
Am 27. Dezember wurde die Gründung des SPD-Kreisvereins von der britischen Militärregierung genehmigt.[35]
Bundesrepublik Deutschland
Die von der Militärregierung ernannte Ratsversammlung tagte erstmals am 13. Dezember 1945. Ihr gehörte auch Marie Schmelzkopf an. Ludwig van Jindelt wurde zum Vorsitzenden gewählt. Die ersten demokratischen Kommunalwahlen am 13. Oktober 1946 brachten der SPD 47,2 % der Stimmen. Aufgrund des Wahlrechts führte dies aber nicht zu einer Mehrheit der Sitze in der Ratsversammlung: SPD 15, CDU 17 Sitze und KPD 1 Sitz.
Bei den Landtagswahlen vom 20. April 1947 errang die SPD die absolute Mehrheit. Hugo Voß wurde für den Wahlkreis Neumünster direkt in den Landtag gewählt.
Bei den zweiten Kommunalwahlen am 24. Oktober 1948 errang die SPD 49,8 % der Stimmen und erhielt 19 Sitze in der Ratsversammlung. Hugo Voß wurde Oberbürgermeister. 1950 wurde Paul Lohmann zum Stadtpräsidenten gewählt, am 28. April 1950 der Kieler Oberstadtdirektor Walther Lehmkuhl einstimmig zum neuen Oberbürgermeister.Die Kommunalwahl 1951 brachte der SPD 48,6 % und damit 18 der 35 Ratssitze. Nach dem Rücktritt von Paul Lohmann wurde 1952 Max Johannsen Stadtpräsident. Er führte das Amt mit kurzer Unterbrechung bis 1969.
Die SPD bezog ein neues Büro am Teich. Bei der Kommunalwahl 1955 verlor sie ihre absolute Mehrheit. 1959 unterlag sie nach Stimmanteilen knapp, errang aber mit 20 von 39 Sitzen wieder die absolute Mehrheit.
In der Kommunalwahl 1962 konnte auch prozentual mit 51,4 % und 21 von 39 Sitzen die absolute Mehrheit in der Ratsversammlung zurückgewonnen werden. 1966 war das Ergebnis nahezu identisch: 51,2 % und 20 von 39 Sitzen, ebenso wie 1970. In diesem Jahr wählte Neumünster mit Uwe Harder einen neuen Oberbürgermeister; Einfeld, Gadeland und Tungendorf (Tungendorf Dorf) wurden eingemeindet. Um diese Zeit bekam Neumünster auch seinen Anschluss an die Bundesautobahn 7.Der Absturz kam in der Kommunalwahl 1974: Die SPD verlor 12,3 % der Stimmen; mit 17 von 43 Sitzen ging sie in der Ratsversammlung in die Opposition. Streit in der Landes-SPD hatte überall die Ergebnisse verschlechtert. 1978 konnte sie in Neumünster ihr Ergebnis wieder deutlich verbessern, um 8,9 % auf 47,8 %; mit 20 von 42 Sitzen blieb sie jedoch in der Opposition.
1980 zog das Parteibüro in die Kieler Straße um.
Die Kommunalwahl 1982 brachte wieder Verluste: 39,5 % und 18 von 43 Sitzen, die Kommunalwahl 1986 dafür die absolute Mehrheit zurück.
1987 zog das Parteibüro erneut um, diesmal in den Großflecken 75, wo es auch heute noch ist.
Am 31. Mai 1988 ging Uwe Harder als Oberbürgermeister in den Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wurde Franz-Josef Pröpper gewählt. 1989 riefen Hartmut Unterlehberg, Arno Jahner und andere den Rote Grütze Treff als regelmäßige Veranstaltung der Rathausfraktion für zwanglose Gespräche mit Persönlichkeiten aus Neumünsters Politik und Gesellschaft ins Leben.[36] 2016 wurde im Rahmen der Traditionsveranstaltung der neu gewählte Stadtrat Carsten Hillgruber begrüßt[37], und 2019 konnte zum 30. Rote Grütze Treff eingeladen werden[38].Auch 1990 hielt die absolute Mehrheit in der Ratsversammlung.
1991 schied Oberbürgermeister Franz-Josef Pröpper durch Abwahl vorzeitig aus dem Amt; die Wahl seines Nachfolgers Hartmut Unterlehberg stabilisierte die Kreispartei, obwohl diese gleichzeitig ihren Vorsitzenden Jürgen Oldenburg durch eine tödliche Krankheit verlor. Dessen Stellvertreter Hauke Behnk und dann der neu gewählte Kreisvorsitzende Hans-Werner 'Hannes' Zahnow übernahmen die Arbeit.[39]
1994 brachten gegen Ende der Wahlperiode die Ratsfraktion und der zuständige Sozialdezernent Heinz Dieter Olbrich die Umwandlung des Friedrich-Ebert-Krankenhauses in eine gemeinnützige kommunale GmbH unter Dach und Fach.[40] Fraktionsvorsitzender Uwe Döring wies auch auf erhebliche Erfolge bei der Wirtschaftsansiedlung (bisher ca. 100 Betriebe mit ca. 1500 Arbeitsplätzen), Schaffung bzw. Planung von bezahlbarem Wohnraum, Ausbau der städtischen Kindertagesstätten, die Eröffnung der Integrierten Gesamtschule Faldera, die Entwicklung Neumünsters zur "heimlichen Umwelthauptstadt" des Landes sowie gute Erfolge bei der Haushaltssanierung hin.[41]Das 21. Jahrhundert
Am 1. September 2009 besetzte zum ersten Mal seit 1948 die SPD nicht das Oberbürgermeisteramt, nachdem ihr Kandidat Günter Humpe-Waßmuth die durch das Ausscheiden von Hartmut Unterlehberg erforderliche Neuwahl nicht für sich entscheiden konnte. Zur Wahl am 10. Mai 2015 trat die SPD mit Elke Christina Roeder an, die sich gegen den Amtsinhaber jedoch auch nicht durchsetzen konnte.
Seit 2013 steht Kirsten Eickhoff-Weber an der Spitze der Kreispartei, Uwe Döring wurde zum Vorsitzenden der Ratsfraktion gewählt; Stellvertreter*innen wurden Yvonne Zielcke-Rieckmann und Axel Westphal[42], der 2015 von Volker Andresen abgelöst wurde.[43] Volker Andresen war ab dem 10. Mai 2016 Fraktionsvorsitzender, neue Stellvertreterin wurde Franka Dannheiser.[44]Am 17. März 2017 feierte der Kreisverband sein 150-jähriges Bestehen mit einer Veranstaltung in den Holstenhallen und der Herausgabe der Festschrift 2017 | 150 Jahre SPD in Neumünster (Redaktion Volker Andresen).
Die Kommunalwahl 2018[45] brachte der SPD auch in Neumünster ein "enttäuschendes" Ergebnis, dessen Ursachen im "negativen Bundes- und Landestrend für die SPD" gesehen wurden.[46] Sie konnte als zweitstärkste Fraktion 12 der 43 Ratssitze für sich gewinnen.[47] Im September 2022 verstärkten die beiden Ratsmitglieder der aufgelösten Linken-Fraktion, Johnny Griese und June Boysen, durch ihren Wechsel die SPD-Fraktion.[48]
Auf dem Kreisparteitag vom 8. November 2019 wurde Kirsten Eickhoff-Weber von 88 % der Delegierten bestätigt.[49]
Am 9. Mai 2021 trat Tobias Bergmann für die SPD als Kandidat ums Oberbürgermeisteramt an. Mit 26,9 % der abgegebenen Stimmen kam er auf Platz zwei hinter dem Amtsinhaber in die Stichwahl am 30. Mai, die er mit 50,8 % knapp für sich entscheiden konnte.[50] Damit war zum ersten Mal ein in Direktwahl gewählter Oberbürgermeister von Neumünster im Amt abgewählt. Tobias Bergmann wurde am 3. August 2021 vor der Ratsversammlung vereidigt.Am 31. März 2022 trat überraschend die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Franka Dannheiser aus persönlichen Gründen von allen Ämtern zurück.[51]
Vor der Kommunalwahl 2023 wechselten Franka Dannheiser und der Ratsherr Hasan Horata zur CDU. In der Wahl konnte die SPD zwei Sitze hinzugewinnen und hält 14 der 56 Sitze in der Ratsversammlung. Fraktionsvorsitzender wurde Frank Matthiesen als Nachfolger von Volker Andresen, der sich aus der aktiven Politik zurückzog.
Auf dem Kreisparteitag am 23. November 2023 wurde Kirsten Eickhoff-Weber, Kreisvorsitzende seit 2013, erneut bestätigt. Geehrt wurden der ausscheidende Volker Andresen für seine langjährige kommunalpolitische Arbeit, Uwe Döring für 27 Jahre als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Holstenhallen AG sowie diverse weitere Ehrenämter, und Henning Möbius für 25 Jahre im Vorsitz des Runden Tisches für Toleranz und Demokratie.[52]
AGs
Folgende Arbeitsgemeinschaften und Arbeitskreise sind im Kreisverband aktiv:
AG 60plus
Die Arbeitsgemeinschaft SPD 60 plus wird seit 2012 von Arno Jahner geleitet, der Bernd Grothkopp ablöste.[53][54]
Siehe auch AG 60plus Neumünster
AfA
Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeit Neumünster ist seit ca. 2011 Thorsten Klimm, seine Stellvertreterin von mindestens 2013 bis Februar 2022 Almut Auerbach.[55][56][57]
Siehe auch AfA Neumünster
ASF
Die ASF Neumünster wurde 2012 unter dem Vorsitz von Franka Dannheiser wiedergegründet. Seit dem 6. Juni 2018 ist Monika Schmidt Vorsitzende, Ilse Milkert ihre Stellvertreterin.[58] Ziel der ASF ist es, "das Leben der Menschen vor Ort ganz konkret zu verbessern" - etwa durch regelmäßige Stadtteilrundgänge, bei denen Mängel festgestellt und Verbesserungen vorgeschlagen werden.[59]
Siehe auch ASF Neumünster
Arbeitskreis Bildung
Am 30. September 2015 gründete sich im Kreisverband der Arbeitskreis Bildung, wobei Bildung alle Bereiche umfasst, von Kindertagesstätten über alle Schularten und die Regionalen Berufsbildungszentren bis zur VHS und anderen Weiterbildungsangeboten. Damit soll hervorgehoben werden, dass gute schulische und berufliche Bildungsmöglichkeiten für die Zukunft einer Stadt wie Neumünster außerordentlich wichtig sind. Die Leitung des AK übernahmen Philipp Beutler und Bernd Delfs.[60]
Mit einer großen Forderung konnte sich die SPD bislang nicht durchsetzen: Neumünster soll nach ihrer Vorstellung Hochschulstandort werden (was es als einzige kreisfreie Stadt in Schleswig-Holstein nicht ist). In der ehemaligen Hindenburg-Kaserne soll ein attraktiver und moderner Bildungscampus geschaffen werden. Die Landesregierung lehnte diese Vorstellungen bisher ab.[61] Oberbürgermeister Tobias Bergmann setzt sich vehement dafür ein, dass Neumünster endlich eine Hochschule bekommt.[62]
Jusos
Kreisvorsitzende der Jusos Neumünster sind seit 2022 Yaren Talia Özgür und Lasse Zöllner.[63]
Siehe auch Jusos Neumünster
KV-Zeitung Roter Schwan
1992 erschien die erste Ausgabe der Kreisverbandszeitung Roter Schwan - Zeitung der SPD Neumünster. "Stabile" Mitglieder der Redaktion waren über die Jahre - laut Impressum - Hans Peter Holm, Antje Klein, und Torsten Kniep und später Alexandra Mallon. Zunächst erschien sie fünfmal jährlich mit 1000 Exemplaren. Die Redaktion wollte die Zeitung als Angebot verstanden wissen, "das hoffentlich möglichst bald von möglichst vielen genutzt wird", um sich Kompetenzen in vielen Bereichen zurückzuerarbeiten, Wissen über die eigene (Kreis-)Partei zu erlangen, Informationsaustausch zu verbessern und Transparenz zu schaffen. Sie sollte "mehr als ein Sprachrohr von FunktionärInnen" sein.[64]
Roter Schwan bestand mindestens bis zum Sommer 2005.[65]
Kreisparteitage
- 23. November 2023 - Ordentlicher Kreisparteitag. Kirsten Eickhoff-Weber wird im Amt bestätigt.
- 10. November 2021 - Ordentlicher Kreisparteitag. Kirsten Eickhoff-Weber wird im Amt bestätigt.
- 27. Februar 2020 - Außerordentlicher Kreisparteitag zum Thema "SPD gestaltet Zukunft – Neumünster 2040", Teil 2, zu den Themen "Sport", "Grünflächenpflege" und "Stärkung der Stadtteilbeiräte".[66]
- 5. September 2019 - Außerordentlicher Kreisparteitag zum Thema "SPD gestaltet Zukunft – Neumünster 2040": Eine gute Zukunft für die Menschen braucht eine durchdachte, langfristige Planung und große Ideen. Mit dieser Veranstaltung sollte der Diskussionsprozess in Gang gebracht werden, zunächst zu "gut und sicher leben", "neue Perspektiven in der Bildung", "Stadtentwicklung" sowie "Mobilität für Alle".[67]
- 20. September 2018 - Außerordentlicher Kreisparteitag zum Thema Europa mit einer Rede von Uwe Döring zur Zukunft Europas und der Vorstellung der fünf Bewerber*innen um die Kandidatur für die Europawahl 2019 (Kiek In!)[68]
- 9. November 2017 - Ordentlicher Kreisparteitag mit einem Vortrag von Jürgen Weber zur Novemberrevolution und Wahlen; Kirsten Eickhoff-Weber wird mit über 90 % als Kreisvorsitzende bestätigt.[69]
- 29. Juni 2016 - Außerordentlicher Kreisparteitag zum Thema Bildung mit einer Rede von Landesbildungsministerin Britta Ernst, einem Leitantrag des Kreisvorstandes zur kommunalen Bildungsplanung sowie Anträgen zur Beruflichen Bildung und Unterstützung der Regionalen Berufsbildungszentren, zum Digitalen Lernen in Schulen und zur Demokratiebildung in KiTas und Grundschulen (Holstenhallenrestaurant)[70]
- 29. November 2012 - Außerordentlicher "Bürgerparteitag": Allen Interessierten sollte die Möglichkeit gegeben werden, ihre Wünsche, Ideen und Anregungen ins Kommunalwahlprogramm der SPD einzubringen.[71]
- 12. März 1993 - Ordentlicher Kreisparteitag mit Wahlen und Eröffnung des Bundestagswahlkampfes 1994.[72]
- November 1991 - Außerordentlicher Kreisparteitag mit Nachwahl zum Kreisvorstand. Für den verstorbenen Jürgen Oldenburg wird Hans-Werner Zahnow zum Kreisvorsitzenden gewählt.[73]
Literatur
- Blunck, Werner: Die Entwicklung der Industrie in Neumünster bis zum Anschluß Schleswig-Holsteins an den deutschen Zollverein; Dissertation Kiel 1927
- Döhring, Rolf: Die Anfänge der Freien Turnerschaft Neumünster, in: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 173-179
- Dwars, Marianne: Die Blütezeit einer bedeutenden Industriestadt, in: Dwars, Marianne und Alfred Heggen(Hrsg.): Stadtgeschichte Neumünster. Neumünster 2012, S. 37ff.
- Grothe, Hermann (Hrsg.): "Wißt ihr noch?" Ehemalige Neumünsteraner Falken erinnern sich an die Jugendarbeit der ersten Nachkriegsjahre (Oberhausen 1978)
- Heggen, Alfred: Der Arbeiter- und Soldatenrat 1918/19, in: Heggen, Alfred und Friedhelm Hammes (Hrsg.): Neumünster. - Vom Kaiserreich zur Inflation. Eine Dokumentation der Jahre 1910 bis 1923. Neumünster 1983.
- Heggen, Alfred: Politische Unruhen 1930 – 1932, in: Heggen, Alfred und Friedhelm Hammes (Hrsg.): Neumünster. - Vom Kaiserreich zur Inflation. Eine Dokumentation der Jahre 1910 bis 1923. Neumünster 1983.
- Heggen, Alfred und Tidow, Klaus (Hrgs.): Industriekultur in Neumünster - Das „Manchester Holsteins" im 19. Jahrhundert, (Neumünster 1988)
- Ingram, Juliet: Der Textilarbeiterstreik in Neumünster im Jahre 1888: "Konfliktlösung auf preußische Art"? Streikbewältigung durch Kooperation von Unternehmerschaft, Polizeigewalt und Gerichtsbarkeit, in: Demokratische Geschichte 11(1998), S. 47-72
- Ipsen, Adolf: Neumünster. Ein holsteinischer Fabrikort. Kiel (1870)
- Obst, Carsten: Der demokratische Neubeginn in Neumünster 1947 bis 1950 anhand der Arbeit und Entwicklung des Neumünsteraner Rates (Frankfurt/M. 1992)
- Rüdel, Holger: Der große Tuchmacherstreik von 1888 - ein Kapitel aus der Geschichte der Neumünsteraner Arbeiterbewegung, in: Treffpunkt Neumünster, 12 (1979)
- Schliep, Jo: Die frühe Gewerkschaftsentwicklung im Tuchmachergewerbe Neumünsters gegen Ende des 19. Jahrhundert, (Kiel 1985)
- SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): Festschrift zum 60jährigen Bestehen der sozialdemokratischen Parteiorganisation Neumünster 1867 – 1927 (nachgedruckt 1987 anläßlich des 120jährigen Bestehens der SPD Neumünster)
- SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): 125 Jahre SPD in Neumünster (o.O. o.J. 1992)
- SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): 150 Jahre SPD in Neumünster (o.O. o.J. 2017)
- Suhren, Heinrich: Die Hauptindustrien in Neumünster. Ein Beitrag zur Frage der inneren und äußeren Finanzierung einer Provinzstadt, Kiel 1928
Links
Kreisverband Neumünster |
Gegründet: 1867 als Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein |
Wiedergegründet: 1945 |
Vorsitzende/r: Kirsten Eickhoff-Weber |
Homepage: http://spd-neumuenster.de |
Überblick
Gremien
Ortsvereine
Aktuell: Einfeld | Faldera | Gadeland | Schwale | Süd | Tungendorf | West
Historisch: Ost | Mitte | Wittorf
Arbeiterbewegung
Personen
- Kreisvorsitzende: Kirsten Eickhoff-Weber (seit 2013) | Fred Brocksema (2011-2013) | Andreas Hering (2007-2011) | Jutta Schümann (2005-2007) | Uwe Döring (1999-2005) | Hans-Werner Zahnow (1991-1999) | Jürgen Oldenburg (1987-1991) | Rudolf Johna (1985-1987) | Volker Andresen (1981-1985) | Jürgen Oldenburg (1971-1981) | Walter Tiemann (1962-1971) | Max Johannsen (19??-19??) | Gustav Hohnsbehn (1947-19??) | Ludwig van Jindelt (1945-1947) | ? (19??-1933) | Gustav Hohnsbehn (1919-19??)
- Oberbürgermeister*innen: Tobias Bergmann (seit 2021) | Hartmut Unterlehberg (1991-2009) | Franz-Josef Pröpper (1988-1991) | Uwe Harder (1970-1988) | Walther Lehmkuhl (1950-1970) | Hugo Voß (1948-1950)
- Stadtpräsident*innen: Helga Hein (2002-2003) | Helmut Loose (1986-2002) | Herbert Winkler (1978-1982) | Walter Jansen (1969-1974) | Max Johannsen (1952-1955, 1956-1957, 1957-1969) | Paul Lohmann (1950-1952)
- Landtagsabgeordnete: Kirsten Eickhoff-Weber (2012-2022) | Jutta Schümann (2000-2009) | Arno Jahner (2000-2005) | Uwe Döring (1996-1998) | Rudolf Johna (1979-1996) | Hans Wiesen (1975-1998) | Jürgen Oldenburg (1971-1975) | Paul Lohmann (1947-1953) | Marie Schmelzkopf (1. Ernannter Landtag)
- Bundestagsabgeordnete: Kristian Klinck (seit 2021) | Birgit Malecha-Nissen (2013-2017) | Michael Bürsch (1997-2009) | Horst Jungmann (1976-1994) | Elisabeth Orth (1969-1976)
Orte
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Regling, Heinz Volkmar: Die Anfänge des Sozialismus in Schleswig-Holstein (Wachholtz Verlag, Neumünster 1965), Seite 18
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): 125 Jahre SPD in Neumünster (o.O. o.J. [1992])
- ↑ Ipsen, Adolf: Neumünster. Ein holsteinischer Fabrikort (Kiel 1870)
- ↑ Er verfasste 1916 zur Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Kasse ein Geleitwort.
- ↑ Social-Demokrat - Tagesausgabe, 6.10.1869
- ↑ Social-Demokrat - Tagesausgabe, 27.10.1869
- ↑ Social-Demokrat - Tagesausgabe, 5.11.1869
- ↑ Social-Demokrat - Tagesausgabe, 22.12.1869
- ↑ Heggen, Alfred: Industriekultur in Neumünster: das "Manchester Holsteins" im 19. Jahrhundert (K. Wachholtz, Neumünster 1988), Seite ?
- ↑ Social-Demokrat - Tagesausgabe, 22.5.1870
- ↑ Rüdel, Holger: Visitationsberichte als Quellen für die Erforschung der Sozialgeschichte der Arbeiterbewegung Schleswig-Holsteins im 19. Jahrhundert, in: Rundbriefe des Arbeitskreises für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins, Nr. 3 (April 1979), S. 18
- ↑ Vorwärts, 1.7.1877
- ↑ Ingram, Juliet: Der Textilarbeiterstreik in Neumünster im Jahre 1888: "Konfliktlösung auf preußische Art"? Streikbewältigung durch Kooperation von Unternehmerschaft, Polizeigewalt und Gerichtsbarkeit, in: Demokratische Geschichte 11(1998), S. 47-72
- ↑ 14,0 14,1 14,2 14,3 14,4 14,5 14,6 14,7 Unter dem Schandgesetz in Schleswig-Holstein, Hamburger Echo, 21.10.1928
- ↑ Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 22
- ↑ Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 21
- ↑ SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): 125 Jahre SPD in Neumünster (o.O. o.J. [1992])
- ↑ Stadtarchiv Neumünster Nr. 2501 (Magistratsarchiv)
- ↑ Sozialdemokratischer Parteitag, Hamburger Echo, 6.9.1904, Seite 5
- ↑ Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 43
- ↑ Schartl, Matthias: Die Massen auf der Straße - Schleswig-Holsteins Arbeiter im Kampf gegen das preußische Dreiklassenwahlrecht 1906-1910, in: Demokratische Geschichte 5 (1990), Seite 153 f.
- ↑ Ausgabe 39, Vorwärts, 16.2.1910
- ↑ Neumünster, Lübecker Volksbote, 16.2.1910, Seite 3 f.
- ↑ Aus den Nachbargebieten, Hamburgischer Correspondent, 30.11.1915, Seite 7
- ↑ Stadtarchiv Neumünster. Signatur 436 (Besetzung der Kommissionen)
- ↑ SPD Neumünster: "Festschrift zum 60-jährigen Bestehen der Sozialdemokratischen Parteiorganisation Neumünster" von 1927. Nachdruck 1987 durch den SPD-Kreisverband Neumünster anläßlich des 120jährigen Bestehens der SPD Neumünster.
- ↑ SPD Neumünster: AsF Neumünster "Wählen verboten" – Veranstaltung zum Internationalen Frauentag 2019, 10.3.2019, abgerufen 24.6.2021
- ↑ Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 91
- ↑ Walther, Peter: Hans Fallada - Die Biographie (Aufbau Verlag, Berlin 2017)
- ↑ Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 90
- ↑ Sozialdemokratischer Pressedienst, 7.11.1931
- ↑ Rohwer, Jonny: Der Untergang des deutschen Proletariats, ohne Datierung
- ↑ Sozialistische Mitteilungen - News for German Socialists in England, Nr. 82, Jan. 1946, S. 20
- ↑ Semrau, Marcus: Zum Neubeginn des kommunalen Lebens nach 1945 am Beispiel der SPD in Neumünster. (Facharbeit Leistungskurs Geschichte, Immanuel-Kant-Schule), 1988, zitiert nach: SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): 125 Jahre SPD in Neumünster (o.O. o.J. [1992])
- ↑ Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998), S. 79
- ↑ SPD Neumünster: 30 Jahre Rote Grütze Treff – Aus Tradition gut!, 22.6.2019, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: Rote Grütze Treff rundum gelungen, 6.7.2016, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: 30 Jahre Rote Grütze Treff – Aus Tradition gut!, 22.6.2019, abgerufen 24.6.2021
- ↑ Rechenschaftsbericht zum ordentlichen Kreisparteitag am 12. März 1993, abgedruckt in Roter Schwan 1/93, S. 13 f.
- ↑ Nötges, Ingo: Die Kuh ist vom Eis. Privatisierung des FEK, Roter Schwan 1/94, S. 5
- ↑ Döring, Uwe: Leistungen für Neumünster. Sozialdemokratische Politik von 1990 - 1994, Roter Schwan 1/94, S. 3
- ↑ SPD Neumünster: SPD-Fraktion stellt sich neu auf, 13.6.2013, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: Volker Andresen zum stellv. SPD-Fraktionsvorsitzenden gewählt, 11.10.2015, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: Volker Andresen neuer Fraktionsvorsitzender, 11.5.2016, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: Eine gute Mischung: Unsere Kandidatinnen und Kandidaten für Neumünster, 30.1.2018, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: Volker Andresen weiterhin Fraktionschef der SPD, 9.5.2018, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: Fraktionsvorstand im Amt bestätigt, 19.1.2021, abgerufen 24.6.2021
- ↑ Geil, Thorsten: Seit 15 Jahren keine feste Koalition, Kieler Nachrichten, Regionalausgabe Neumünster, 13.5.2023
- ↑ Wir in Schleswig-Holstein, vorwärts extra 6/2019, S. IV
- ↑ Geil, Thorsten: Neumünsters Rathaus ist wieder rot, Kieler Nachrichten, 30.5.2021
- ↑ Ratsfrau Dannheiser tritt zurück, Kieler Nachrichten, Regionalausgabe Neumünster, 1.4.2022
- ↑ Neumünster: SPD-Chefin bleibt im Amt, Kieler Nachrichten, Regionalausgabe Neumünster, 30.11.2023
- ↑ SPD Neumünster: Neuer Vorstand bei der Arbeitsgemeinschaft 60plus, 20.9.2012, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: Gratulation an den neuen Vorstand der AG60plus, 21.7.2017, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen wählt neuen Vorstand, 29.1.2013, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: AfA Neumünster – Neuer Vorstand gewählt, 18.6.2015, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: Vorstand der AfA Neumünster, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: AsF Neumünster wählte neuen Vorstand, 21.6.2018, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: Tatkräftig und zugewandt – die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, 6.12.2017, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: Gründung des SPD-Arbeitskreises Bildung, 3.10.2015, abgerufen 25.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: SPD will Bildungscampus in der Hindenburg-Kaserne, 22.5.2019, abgerufen 25.6.2021
- ↑ Vgl. Ausbildung & Hochschule. Das neue Neumünster ist die Stadt der Fachkräfte, abgerufen 15.11.2022
- ↑ Vgl. Vorstand der Jusos Neumünster, abgerufen 15.11.2022
- ↑ Roter Schwan 0/1992, S. 2
- ↑ Die letzte uns vorliegende Ausgabe ist vom 3. Quartal 2005
- ↑ SPD Neumünster: Kreisparteitag "SPD gestaltet Zukunft – Neumünster 2040", 2.3.2020, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: Neumünster neu denken: Mehr Solidarität für unsere Stadt, 19.9.2019, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: Europa-Kreisparteitag der SPD Neumünster, 25.9.2018, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: Kreisparteitag der SPD Neumünster, 24.11.2017, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: Kreisparteitag zum Thema Bildung, 4.10.2016, abgerufen 24.6.2021
- ↑ SPD Neumünster: Bürgerparteitag lädt ein zum Mitmachen!, 27.11.2012, abgerufen 24.6.2021
- ↑ Vgl. Rechenschaftsbericht zum ordentlichen Kreisparteitag am 12. März 1993, abgedruckt in Roter Schwan 1/93, S. 13 f.
- ↑ Rechenschaftsbericht zum ordentlichen Kreisparteitag am 12. März 1993, abgedruckt in Roter Schwan 1/93, S. 13 f.
Kreisverbände: Dithmarschen | Flensburg | Herzogtum Lauenburg | Kiel | Lübeck | Neumünster | Nordfriesland | Ostholstein | Pinneberg | Plön | Rendsburg-Eckernförde | Schleswig-Flensburg | Segeberg | Steinburg | Stormarn